Projekt 26549/01

Energetische Machbarkeitsstudie zum Neubau des Sportinternates einschließlich Sporthalle des LandesSportBundes Niedersachsen e. V. in Passivhausbauweise

Projektträger

LandesSportBund Niedersachsen e. V.
Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10
30169 Hannover
Telefon: 0511/1268-150

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der LandesSportBund Niedersachsen e.V. plant auf seinem Gelände in Hannover die Erweiterung des Sportinternats um einen Neubau sowie die Neuerrichtung einer Dreifeldsporthalle. Um den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß gegenüber einem konventionellen Neubau nach EnEV deutlich zu reduzieren, ist die Umsetzung im Passivhausstandard geplant. Dabei soll vor allem der Einsatz ökologischer Baustoffe geprüft und der Behaglichkeitsgewinn für die Nutzer untersucht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer geplante Gebäudestandard soll sowohl ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig ausgeführt werden. Es sollen nachwachsende bzw. recycelte Rohstoffe und Baumaterialien zum Einsatz kommen. Über eine wirtschaftliche Machbarkeitsstudie wird vorab die Amortisationszeit und die Rendite des Neu-baus im Passivhausstandard gegenüber einem konventionellen Gebäude nach EnEV überprüft und dargestellt. Diese Machbarkeitsstudie soll verschiedene Systeme vergleichen und die optimale Kombination der geplanten Maßnahmen ermitteln. Um nicht nur in der Gesamtbilanz ein energetisch hochwertiges Gebäude zu erstellen, sondern auch die einzelnen Bauteile unter einem ökologischen Gesichtspunkt zu betrachten, ist geplant, in verschiedenen Bereichen Details mit innovativen und ökologischen Baustoffen zu entwickeln - beispielsweise Schaumglasschotter zur Dämmung der Sohlplatte, Zellulose und Mine-ralschaumplatten anstelle von Polystyrol-Dämmung. Durch den Einbau einer hochwertigen Lüftungsan-lage mit Wärmerückgewinnung in Verbindung mit einer Bauteilaktivierung, die auf einem System zur Betonkernkühlung mit Zuluft beruht, kann das Passivhaus aufgrund seines geringen Energiebedarfs mit ei-nem System belüftet, beheizt und gekühlt werden. Durch den Einbau von CO2- und Feuchtesteuerung, Messtechnik und ein begleitendes Monitoring kann die Regelung der Anlage für die Nutzer optimiert und zudem eine zusätzliche Einsparung von Energie erreicht werden. Das Nutzerverhalten soll durch unter-schiedliche Ausstattung der einzelnen Etagen (mit/ohne Heizkörper) untersucht werden. Neben der Wärmerückgewinnung aus der Abluft der Lüftungsanlage soll bei diesem Gebäude auch geprüft werden, inwieweit das Abwasser (Übertragung der Wärme auf Frischwasser) und Energiepfähle als Wärmetau-scher genutzt werden können. Weitere Fragestellungen sind die Nutzung von Lichtlenksystemen für Bereiche, die sonst nur künstlich belichtet werden könnten und die Vermeidung sommerlicher Überhitzung.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden zwei Planungsvarianten verglichen, die grundsätzlich verschiedene Konzepte, Baukosten und Energieverbräuche beinhalten: Variante 1 mit einer Realisierung des Gebäudes nach den Minimalvorgaben der EnEV in der derzeit gültigen Fassung, Variante 2 mit einer Realisierung im Passivhausstandard nach den Vorgaben des Passivhausinstituts Darmstadt. Um für den Energiebedarf vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, wurde die Variante 1 nicht nur nach EnEV, sondern zusätzlich auch mit dem für Passivhäuser obligatorischen Berechnungsverfahren nach PHPP berechnet. Es ergibt sich nach PHPP ein rechnerischer Heizwärmebedarf von 106 kWh/m²a (Variante 1) bzw. 15 kWh/m²a (Variante 2). Dies bedeutet für das Gebäude im Passivhausstandard eine Einsparung an Heizwärme von ca. 85% gegenüber einem konventionellen Neubau nach EnEV. Der Jahresendenergiebedarf sinkt von 129 kWh/m²a (Variante 1) auf 30,7 kWh/m²a (Variante 2). Die Einsparung liegt damit bei ca. 76%. Im Rahmen der Berechnungen wurde auch die Einsparung an CO2 untersucht. Während das Gebäude als Neubau nach EnEV einen jährlichen CO2-Ausstoß von ca. 7034 kg hat, kann dies durch einen Neubau im Passivhausstandard auf ca. 995 kg/Jahr reduziert werden.
Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde auf Grundlage einer Kostenschätzung und der oben genannten energetischen Kennwerte über einen Betrachtungszeitraum von 20 Jahren angestellt. Dabei wurde für die Variante im Passivhausstandard auch berücksichtigt, dass teilweise ökologische und innovative Materialien anstelle konventioneller Baumaterialien eingesetzt werden sollen: Unter der Bodenplatte wurde eine Dämmung aus 30cm Schaumglasschotter eingeplant, zwei Lüftungsanlagen mit hochwertiger Wärmerückgewinnung (80-90%) sollen das gesamte Passivhaus CO2- und temperaturgesteuert be- und entlüften und ein Erdreichwärmetauscher soll die Außenluft im Sommer kühlen und im Winter vorwärmen. Zur Qualitätssicherung sind außerdem mindestens zwei Blower-Door-Messungen zur Leckageortung und Zertifizierung vorgesehen. Der Einsatz weiterer innovativer und ökologischer Baustoffe bzw. technischer Konzepte, beispielsweise Mineralschaumplatten als WDVS oder Bauteilaktivierung und Lüftung mit einem Verteilsystem, wurde in der Machbarkeitsstudie vorgestellt und soll im weiteren Planungsverlauf berücksichtigt werden. Die Restwärmeversorgung soll über den am Grundstück vorhandenen Fernwärmeanschluss bereitgestellt werden. Aufgrund des hohen KWK-Anteils von Fernwärme in Hannover (ca. 80%) soll zusätzlich keine Wärmepumpe oder Solaranlage zum Einsatz kommen.
Durch diese Maßnahmen sowie den erhöhten Dämmstandard ergeben sich für den Passivhausstandard Mehrkosten in Höhe von ca. 793.500 EUR netto bzw. 6,9%. Durch Fördermittel und deutlich geringere Energiekosten kann dieser Betrag jedoch vollständig aufgefangen werden. Die jährliche Belastung für Zinsen, Tilgung, Energie- und Nebenkosten ist niedriger als bei einem Neubau nach EnEV. Zugrunde gelegt wurde dabei eine Inflation von 2% p.a. und eine Energiekostensteigerung von 7% p.a. über Infla-tion. Eine Amortisation der Maßnahmen stellt sich unter diesen Bedingungen nach 15 Jahren ein. Es ergibt sich eine Rendite von 9,15%. Weitere Szenarien zur Energiepreissteigerung und dem Anteil an För-dermitteln wurden in der Studie ebenfalls simuliert. Bei allen Berechnungen ist mit einer Amortisations-zeit von deutlich unter 20 Jahren zu rechnen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Machbarkeitsstudie wurde dem Landessportbund und den Architekten in einer Präsentation vorgestellt und erläutert.


Fazit

Der Vergleich zwischen zwei Planungsvarianten für das Gebäude - eine nach den gesetzlichen Mindestanforderungen der EnEV, eine im Passivhausstandard - zeigt, dass energetisch hochwertige Ge-bäude auch wirtschaftlich umgesetzt werden können. Die Betrachtung bezieht nicht nur die höheren Investitionskosten, sondern auch die langfristig anfallenden Energie- und Nebenkosten mit ein. Für den Landessportbund liegen die jährlichen Belastungen für Zinsen, Tilgung, Energie- und Nebenkosten sogar unter denen eines konventionellen Gebäudes nach EnEV. Es ist außerdem zu beachten, dass der Gebäudestandard als Passivhaus einen deutlich höheren Gebäudewert darstellt und der Komfort im Gebäude beispielsweise durch wärmere Bauteil-Innenoberflächen und die hohe Luftqualität deutlich steigt. Zudem bedeutet eine bessere Wärmedämmung auch gleichzeitig einen besseren Schallschutz und geringere Temperaturschwankungen im Sommer und Winter.

Übersicht

Fördersumme

9.223,00 €

Förderzeitraum

07.04.2008 - 07.10.2008

Internet

www.lsb-niedersachsen.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik