Projekt 26291/01

Bionik-Industriekongress 2008 – 2010

Projektträger

BIOKON - ForschungsgemeinschaftBionik-Kompetenznetz e. V.
Ackerstr. 76
13355 Berlin
Telefon: 030/46 06 84 84

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bionik vereint Biologie und Technik - oder anders ausgedrückt: sie führt Biowissenschaften mit technischen Disziplinen zusammen. Bislang sind Unternehmen häufig nur begrenzt in der Lage, Innovationsprojekte aus der Bionik zu verfolgen. Mit zwei Bionik-Wirtschaftsforen wurde eine Kommunikationsplattform etabliert, die an genau an diesem Punkt ansetzt. Ziel war es, den Transfer bionischen Wissens in die unternehmerische Praxis voranzutreiben und so Wissen in Nutzen zu verwandeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen einer Bionik-Allianz mit allen wesentlichen Akteuren der Bionik in Deutschland wurden zwei Bionik-Wirtschaftsforen konzipiert, mit denen die Projektpartner einerseits die Leistungsfähigkeit bionischer Produkte und Prozesse vorstellten und andererseits industrielle Anforderungen an marktgängige bionische Lösungen vermittelten. Beide Veranstaltungen fanden im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) statt. Der Veranstaltungstermin im Frühjahr 2008 wurde so gewählt, dass Synergien mit der seinerzeit noch im ZUK präsentierten Gemeinschaftsausstellung Inspiration Natur - Patentwerkstatt Bionik von DBU und BIOKON genutzt werden konnten.
Hinsichtlich ihrer Durchführung haben sich die Wirtschaftsforen deutlich voneinander unterschieden:
Das erste Bionik-Wirtschaftsforum 2008 zielte besonders auf eine partizipative und diskursive Interaktion der Teilnehmer und enthielt drei parallele Workshops als zentrales Element. In diesen Workshops diskutierten Spitzenforscher der Bionik mit Vertretern aus der Wirtschaft die Anforderungen der Industrie an bionische Lösungen und wie Strategien für marktfähige Lösungen entwickelt werden können. Dadurch wurde der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft befördert. Das zweite Bionik-Wirtschaftsforum 2010 wurde als Plenarveranstaltung mit Tandemvorträgen von Bionik-Forschern mit ihren industriellen Anwendungspartnern durchgeführt. Seine Funktion war es, bionische Erfolgsbeispiele öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Mit dem betont diskursiven Veranstaltungskonzept und den Tandemvorträgen wurden die Möglichkeiten der Bionik für den industriellen Anwender deutlich herausgestellt.
Die Bionik-Wirtschaftsforen richteten sich an Entwickler aus der Forschung, an Anwender aus der Wirtschaft und an alle, die innerhalb dieses Spektrums mit dem Ziel agieren, bionische Problemlösungen in Innovationsprozesse der Wirtschaft zu integrieren. Die Mitglieder der adressierten Zielgruppe sind ihrerseits wichtige Multiplikatoren, welche der Bionik in ihren Unternehmen zum Einsatz verhelfen können bzw. die Forschung in ihrer Organisation anwendungsorientiert vorantreiben können.


Ergebnisse und Diskussion

Die wesentlichen Ergebnisse des Bionik-Wirtschaftsforums lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Bionik bietet bereits ein beeindruckendes Produktspektrum; sie liefert allerdings selten ganz schnelle Erfolge und fertige Produkte. Hier herrscht oftmals, insbesondere auch in der Industrie, eine falsche Erwartungshaltung vor.
Bionik liefert neue Denkansätze. Zu den großen Herausforderungen zählt die Analyse der hochkomplexen biologischen Konstruktionen auf allen Hierarchie-Ebenen, vom Nano- bis in den Makro-Bereich, vom Werkstoff bis hin zum System. Nicht minder weit gespannt ist dabei das Übertragungspotenzial in alle Anwendungsbereiche. Ambitioniertes Ziel ist nicht selten die Entwicklung neuer Konzepte und Produkte, die über alles hinausgehen, was heute technologisch machbar erscheint.
Für technische Fragestellungen findet man vielfältige Lösungsansätze sowohl aus dem Pflanzen- als auch aus dem Tierreich. Bei spezifischen technischen Problemen oder bei spezifischen zu optimierenden Eigenschaften eines Produktes gibt es zumeist sogar ein konkretes Vorbild, bei welchem sich im Laufe der Evolution Strukturen und Funktionen herausgebildet haben, die vergleichbare Anforderungen erfüllen. Hier findet man auf Grund der Multifunktionalität biologischer Strukturen - aber auch wegen der Ungerichtetheit der Evolutionsprozesse - durchaus auch völlig unerwartete Lösungen der Natur, deren Implementierung in die Technik bedeutende Innovationssprünge nach sich zieht.
Bionik überwindet die Grenzen traditioneller Disziplinen; sie bedarf daher eines intensiven inter- und transdisziplinäre Dialogs. Inhaltlich wie methodisch erfordert dies eine starke Vernetzung und Kooperation mit klassischen Verfahren bzw. Technologiefeldern.
In der industriellen Forschung und Entwicklung wird die Bionik zunehmend als Kreativtechnik geschätzt und genutzt. Bionische Ideen und Konzepte spielen in vielen Entwicklungs- und Optimierungsprozessen eine Rolle und finden sich mittlerweile auch in den Endprodukten wieder. Allerdings wird der Beitrag der Bionik oftmals nicht explizit erwähnt. Auch die Bionik muss selbstverständlich damit leben, dass ein Produkt oder Verfahren, einmal erfolgreich am Markt, ganz selbstverständlich dem Stand der Technik einverleibt wird.
Bionische Produkte zeichnen sich durch eine breite Anwendbarkeit über Branchengrenzen hinweg aus. Sie münden nicht in eine einzige Produktlinie, sondern in ein breit gefächertes Produktportfolio, oftmals in ganz unterschiedlichen Branchen.
Nachhaltigkeit ist zentraler Treiber für die Anwendung bionischer Problemlösungen. Die bei der Bionik vorliegende enge Kombination von Innovation und Nachhaltigkeit führt dazu, dass Nachhaltigkeitsbewertungen als integraler Bestanteil und nicht nur als Zusatz zu Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen verstanden werden; Nachhaltigkeitsbewertungen werden damit zunehmend zum Standard in Wissenschafts- und Industriewirklichkeit.
Bionik bietet einen geeigneten Rahmen für den gezielten und effizienten Wissenstransfer von der Grundlagenforschung bis hin zur technischen Anwendung. Dieser Wissenstransfer ist unerlässlich, um den technologischen Wissensvorsprung, den wir am Standort Deutschland aktuell haben, auf Dauer zu halten. Zeitlicher Engpassfaktor ist häufig der Innovationstransfer an der Schnittstelle Wissenschaft-Wirtschaft; die Transferzeiten (Time to market) müssen verkürzt werden.
Auf dem Weg zu praktikablen Lösungen können Wissenschaftler und Unternehmen auf verschiedenen Stufen des Entwicklungsprozesses (Auswahl der Vorbilder, Aufklärung des Prinzips/Abstraktion, Umsetzung in technische Anwendung, Patentierung, Produktentwicklung) ihre Zusammenarbeit aufnehmen.
Es gilt, die Anzahl und die Sichtbarkeit bionischer Markterfolge weiter zu erhöhen. Hier bedarf es der konzertierten Unterstützung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eingebettet in beide Veranstaltungen fand jeweils sehr öffentlichkeitswirksam die festliche Verleihung des Bionic Award statt, eines mit 10 T EUR dotierten Nachwuchspreises, gestiftet von der Schauenburg-Stiftung. Basierend auf der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit sind sehr zahlreiche Presseberichte und Interviews erschienen und es wurde eine Filmdokumentation für arte produziert.


Fazit

Die beiden Bionik-Wirtschaftsforen haben dazu beigetragen, die öffentliche Wahrnehmung für Bionik zu steigern und Entscheidungsträger in Wirtschaft und Gesellschaft auf bionische Innovationen aufmerksam zu machen. Es ist gelungen, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen zu bringen, um über Innovationspartnerschaften zu diskutieren und die Weichen für anschlussfähige und zukunftsweisende neue Entwicklungen zu stellen. Es wurde gezeigt: Bionik bietet bereits ein beeindruckendes Produktspektrum. Wichtige Zukunftsaufgaben bleiben, den Innovationstransfer weiter zu stärken, die Entwicklungs- bzw. Transferzeiten zu verkürzen und die Sichtbarkeit bionischer Produkte und Beiträge zu erhöhen.

Übersicht

Fördersumme

65.000,00 €

Förderzeitraum

27.11.2007 - 27.11.2010

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation
Umwelttechnik