Projekt 26266/01

Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften

Projektträger

UnternehmensGrün e. V.
Wielandstr. 17
10629 Berlin
Telefon: 030 325 99 683

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das in der ökologisch ausgerichteten Berufsbildung verankerte Projekt fördert bei Schülern und Auszubildenden (Junioren) unternehmerisches Denken und Handeln unter dem Leitbild nachhaltigen Wirtschaftens. Es vermittelt ihnen bereits vor Berufseintritt ein Verständnis über die Vereinbarkeit von Wirtschaft, Umwelt und sozialer Gerechtigkeit. Das Projekt trägt dem Umstand Rechnung, dass die angesprochene Generation in besonderem Maße gefordert ist, ökonomische Prozesse nicht mehr ohne ihre ökologische Relevanz zu betrachten.
Die Arbeit in Juniorenfirmen ermöglicht den teilnehmenden Jugendlichen, berufliche Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit zu erfahren bzw. zu erlernen. Aus Anlass der Notwendigkeit, die Umweltrelevanz unternehmerischen Handelns bereits in den Lernprozess von Heranwachsenden zu integrieren, setzt UnternehmensGrün vermehrt auf umweltpolitische Initiativen im Bildungsbereich.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNach einer Auswahl von Schulen und Junioren, einer Konkretisierung der Juniorenfirmen-Konzepte und der Erstellung von Informations- und Arbeitsmaterialien zur Durchführung der die Juniorenfirmen begleitenden Workshops eröffnet eine Gründungsveranstaltung die Arbeit in den Juniorenfirmen. Es werden Vernetzungsstrukturen und weitere Mittel des Austauschs entwickelt, um den Wissenstransfer der Junioren zu gewährleisten. Lehrer von Schulen erweisen sich als eine äußerst hilfreiche Unterstützung organisatorischer und fachlicher Absprachen. In Begleitung der Arbeit der Junioren in den von ihnen zu etab-lierenden Juniorenfirmen erfolgt eine stetige Betreuung aus dem Büro Berlin. Sechs Workshop-Module werden über den Zeitraum von einem halben Jahr, verteilt an vier Standorten, in der Nähe zu den Junioren, angeboten. Die Projektmitwirkung und die Projektergebnisse werden umfassend in Einzelgesprächen und ersatzweise über Fragebögen ausgewertet. Ergebnisse und Auswertung werden in das in der Nachbereitungsphase erstellten Handbuch - Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften - aufgenommen. Die Arbeit in den Juniorenfirmen und die Teilnahme an den von UnternehmensGrün angebotenen Workshops führt für die Junioren zur Erlangung einer sog. Nachhaltigkeitsqualifikation (teilweise auch mit Nachhaltigkeitstraining betitelt), die den jeweiligen Junioren im Rahmen einer Abschlusstagung überreicht wird. Die Projekt-Nachbereitung beinhaltet die Erarbeitung von Leitfäden zur Etablierung von Juniorenfirmen und hierbei zu berücksichtigender Detailfragen, die Erstellung von Selbstbewertungskriterien für nachhaltiges Wirtschaften in Juniorenfirmen sowie die Erstellung des Handbuch - Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften. Das Projekt schließt mit einer Tagung (Abschlussveranstaltung), u. a. zur Präsentation der Ergebnisse.
Da es dem Selbstverständnis des Projekts entspricht, fortgesetzt zu werden, ist für den Zeitraum der Nachbereitung die Durchführung bzw. Vorbereitung einer sog. zweiten Generation auf der Basis von Anschlussförderungen bzw. -kooperationen vorgesehen.


Ergebnisse und Diskussion

Bereits kurz nach dem Start im Sommer 08, wurde das Projekt als UN-Dekaden-Projekt ausgezeichnet. Nachdem die zunächst für das erste Halbjahr (01.07.08-31.12.08) angedachte Vorbereitungszeit verkürzt wurde, begannen die in Baden-Württemberg gefundenen Junioren - Auszubildende, Wirtschafts-Gymnasiasten und Hauptschüler - bereits nach der Gründungsveranstaltung (14.10.08) mit der Arbeit in ihren Juniorenfirmen in den ökologisch ausgerichteten Unternehmen (Kooperationspartner im Rahmen des Projekts). Ab Januar 09 begannen in Berlin Junioren - Schüler aus Oberstufenzentren - mit ihrer Arbeit bei vier Kooperationspartnern. Anders als in Baden-Württemberg, wurde in Berlin aus schulorganisatorischen Gründen teilweise die Arbeit in der für die Junioren angedachten dreimonatigen Praktikumszeit aufgenommen. In diesen Fällen arbeiteten die Junioren allerdings nicht lediglich zwischen 1 und 3 Stunden in dem Unternehmen, sondern Vollzeit. Die anfänglich auch mit Grünkauf (München), next move IT und XS Möbel für Kinder angedachte Kooperation konnte leider aus organisatorischen und räumlichen Gründen nicht fortgeführt werden.

Im ersten Halbjahr 2009 wurden sechs Workshop-Module, jeweils an den vier Standorten Leutkirch, Stuttgart, Freiburg und Berlin, mithin 24 Workshops, durchgeführt, die von Seiten der Junioren umfänglich mit Begeisterung aufgenommen wurden. Das Lehrangebot der Workshops umfasste: Team- und Kompetenzentwicklung (Theo Prax und Uwe Demele), Unternehmensinterne und - externe Bilanzierung, Finanzen/Kapitalbeschaffung/Investitionen, unternehmensspezifisches Steuerrecht, nach Rechtsformen unterschieden (Ralf-Ingo Krüger, Ute Stöffler, Ursula Maurer-Härle), Privatrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht (Dr. Nina Scheer), Ökologisches Wirtschaften im eigenen Unternehmen (Florian Prange), Ökologische Bilanzierung (Michael Ziegler), Ökologisches Wirtschaften im Branchenvergleich als Orientierungshilfe für die Berufswahl der Junioren (Florian Prange) und Umweltrecht (Dr. Nina Scheer). Die Dozenten der Workshops - größtenteils selbst Unternehmer - vermittelten den Junioren Einsicht in Aspekte nachhaltiger Wirtschaftsweisen.

Ende Juli 2009 endete die Arbeit der sog. ersten Generation in Baden-Württemberg. Einzelheiten zu den jeweiligen Juniorenfirmen können unter www.nachhaltige-juniorenfirmen.de nachgelesen werden, einer projekteigenen Homepage, die während der Durchführungsphase des Projekts erstellt und im Januar 2009 online geschaltet wurde. Über die Homepage erreichten die Geschäftsstelle zahlreiche Projekt-Anfragen mit Blick auf eine mögliche Mitwirkung in einer Juniorenfirma aber auch der Frage nach einer Teilnahme an den Workshops.

Aufgrund ihrer erfolgreichen Teilnahme, wie diese sich aus der Mitwirkung in den Juniorenfirmen und einer Teilnahme am Workshopangebot gestaltete, erhielten von den anfänglich 48 Junioren, die in den Juniorenfirmen bei den oben genannten Kooperationspartnern (Unternehmen) ihre Arbeit aufnahmen (zu den Juniorenfirmen im Einzelnen vgl. www.nachhaltige-Juniorenfirmen.de), 32 eine Nachhaltigkeitsqualifikation und 10 eine Urkunde über ein erfolgreich absolviertes Nachhaltigkeitstraining. Die Urkunden wurden im Rahmen einer Abschlussveranstaltung Ende Juni 2009 in Leutkirch überreicht. Die Veranstal-tung, die auch in den örtlichen Medien Erwähnung fand, bot zudem ein Forum zum Austausch über den Zwischenstand des Projekts bzw. die Ergebnisse der ersten Juniorengeneration, eingeführt durch einen Vortrag von Konrad Kutt und einer referierten Bestandsaufnahme von Dr. Nina Scheer. Im Anschluss daran präsentierten einige Junioren die Projektergebnisse aus der Arbeit in ihren Juniorenfirmen.

In der Folgezeit wurden Fragebögen erstellt, um möglichst umfassend die Erfahrungen und Ergebnisse der ersten Juniorengeneration zu erfassen und auswerten zu können. Die Fragebögen konnten aufgrund der Ergebnisse, wie sie aus einem Evaluationsgespräch mit den Berliner Junioren unter Leitung von Konrad Kutt zusammen zu fassen waren, ergänzt werden. Um eine möglichst präzise Auseinandersetzung mit den Fragebögen zu gewährleisten und damit auch umfassende Erkenntnisse aus den Erfahrungen der Junioren zu ziehen, wurde die Befragung der Junioren größtenteils auf der Grundlage von Einzelinterviews mit den Junioren durchgeführt. Diese sehr zeitintensive Vorgehensweise bietet die Grundlage für eine bedarfsorientierte Fortentwicklung der Projektmethoden und -inhalte.

Im Anschluss begann die Vorbereitung einer sog. zweiten Generation Junioren, die teilweise in den bereits bei den Kooperationspartnern eingerichteten Juniorenfirmen ihre Arbeit aufnehmen sollte, für die teilweise aber auch bei weiteren Unternehmen bzw. neuen Kooperationspartnern eine Juniorenfirma eingerichtet wurde. Die zweite Generation Junioren nahm in Berlin im Januar 2009 ihre Arbeit in den Juniorenfirmen auf. In Berlin konnte das Oberstufenzentrum (OSZ) Bürowirtschaft und Dienstleistungen als Kooperationspartner zu Realisierung der Workshops gefunden werden.

Mit dem 1. Juli 2010 fand das Projekt seine Fortsetzung in einer Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg. Den Auftakt bildetet eine im Juli im Umweltministerium veranstaltete sog. Gründungsveranstaltung (vgl. unter www.unternehmensgruen.de), die als Programmpunkt auch den Einführungsworkshop für die teilnehmenden Junioren enthielt. Noch in der Nachbereitungsphase und dem baden-württembergischen Projektbeginn konnten mitwirkende Unternehmen für die zweite Generation gefunden werden. Mit acht Unternehmen (vgl. im Einzelnen unter www.nachhaltige-juniorenfirmen.de) konnten hier im Spätsommer-Herbst 2010 weitere Juniorenfirmen ihre Arbeit bei den Kooperationspartnern aufnehmen. In Vorbereitung ist zudem der Beginn der Projektteilnahme von Junioren am OSZ Bürowirtschaft und Dienstleistungen Berlin der nunmehr bereits dritten Generation, die zum 1. Januar 2011 ihre Arbeit bei den kooperierenden Unternehmen aufnehmen werden. Damit konnte das Projekt erfolgreich fortgesetzt werden.

Im Rahmen der Nachbereitungsphase wurden Auswertungen der Projektergebnisse vorgenommen und dokumentiert. Im Rahmen einer Abschlussveranstaltung (Tagung) am 29. September 2010 in Berlin wurden Projektverlauf, -inhalte und -ergebnisse erörtert und diskutiert.

Entsprechende Inhalte wurden parallel für das Handbuch - Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhal-tigen Wirtschaften aufbereitet, in dem auch die Abschlussveranstaltung Erwähnung findet. Das Handbuch erschien im Dezember 2010, herausgegeben von UnternehmensGrün.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Gute Resonanz fand die bereits erwähnte und im Januar freigeschaltete projekteigene Homepage www.nachhaltige-juniorenfirmen.de. Hier werden der Verlauf des Projekts, aber auch die Inhalte sowohl der Juniorenfirmen-Geschäftsideen als auch der Workshops dargestellt. Eine zusammenfassende Darstellung des Projekts, dessen Zwischenstände und Ergebnisse ist regelmäßig in der Verbandszeitschrift von UnternehmensGrün UnternehmensGrün Journal nachzulesen. Die Aufarbeitung der Projektergeb-nisse enthält auch ein mit den Berliner Junioren durchgeführtes Evaluationsgespräch, das Konrad Kutt leitete und von Wiebke Hampel vor- und nachbereitet wurde.

Es konnten die Erfahrungen der Junioren zusammengetragen werden, ergänzt durch fragebogenbasierte Telefonate mit jedem einzelnen aller teilnehmenden Junioren.
Die Gründungsveranstaltung zum Start der ersten Juniorengeneration im September 2008 wurde mit einer Pressemitteilung begleitet. Die Präsentation der Projektergebnisse durch einige Junioren fand im Rahmen einer Abschlussveranstaltung am 24. Juli 2009 in (Leutkirch) statt, die auch von der regionalen Presse aufgenommen wurde. Hier erhielten die Junioren eine ihre erfolgreiche Projektteilnahme bestätigende Nachhaltigkeitsqualifikation. Die Urkunde testiert den Junioren ausweislich ihrer Projekt-Teilnahme, dass sie umfassende und vertiefte Einblicke in Funktionsweisen und Rahmenbedingungen einer ökologisch ausgerichteten Wirtschaft gewinnen konnten. Bedauerlicherweise blieben nicht alle Junioren die gesamte Teilnahmezeit dabei. Teilweise konnte ihnen aufgrund fehlender Workshop-Teilnahme bzw. weil sie die Arbeit in den Juniorenfirmen nicht weiterverfolgten, keine Nachhaltigkeitsqualifikation überreicht werden.

Eine Gesamtpräsentation der Ergebnisse fand im Rahmen der Gründungsveranstaltung im Juli 2010 zum Auftakt der Projektfortsetzung in Kooperation mit dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr Baden-Württemberg statt sowie im Rahmen der Abschlussveranstaltung Ende September 2010 (vgl. oben) in Berlin.

Eine weitergehende Aufarbeitung und hiermit verbundene Präsentation der Projektergebnisse ist mit dem von UnternehmensGrün in der Nachbereitungsphase erstellten und herausgegebenen Handbuch - Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften, das im Dezember 2010 erschein, gegeben.


Fazit

Die meisten der mitwirkenden Junioren konnten sowohl durch ihre Arbeit in den Unternehmen als auch die Teilnahme an den Workshops Erfahrungen sammeln, die ihnen die Relevanz ökologischen Wirtschaftens klar werden ließ. Es erscheint wahrscheinlich, dass sich viele der teilgenommen habenden Junioren beruflich im Nachhaltigkeitsbereich orientieren werden. Es konnten aber auch Schwächen festgestellt werden, die verhinderten, dass weitergehende Ergebnisse erreicht wurden. Diese sind teilweise auf Lücken in der allgemeinen Schulbildung zurückzuführen, aber auch auf die äußerst knapp angesetzte Zeit, die den Junioren neben ihrer Ausbildung bzw. ihren schulischen Verpflichtungen verbleibt. Festzuhalten ist dabei, dass eine Mehrarbeit allein schon aufgrund der fortwährenden schulischen Verpflichtungen nicht durchsetzbar wäre und insofern dazu veranlasst, einer etwaigen produktbezogenen Betrachtung oder auf kaufmännische Qualifikationen ausgerichteten Wertung des Erfolges der Juniorenfirmenarbeit nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Im Mittelpunkt sollten vielmehr der Erfahrungsgewinn und die berufliche Orientierung stehen, den die Junioren aus ihrer Projektteilnahme ziehen. Mit der Erstellung des Handbuch - Juniorenfirmen auf dem Weg zum nachhaltigen Wirtschaften ist es UnternehmensGrün gelungen darzulegen, vor welche Herausforderungen und Aufgaben sich sowohl die Bildungsebene als auch alle mit nachhaltigen Bildungsinhalten befassten Institutionen gestellt sehen. Ein im Handbuch enthaltender Leitfaden gibt vor, welche Arbeitsschritte aus den unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Institutionen zur Etablierung von- und Arbeit in Juniorenfirmen zu leisten sind.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

01.07.2008 - 30.09.2010

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation