Projekt 25788/01

Fachsymposium Welchen Naturschutz wollen wir? – Von der Vielfalt des Lebens und der menschlichen Kulturen

Projektträger

Deutscher Naturschutzring (DNR) e. V. Bundesgeschäftsstelle
Marienstr. 19-20
10117 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Unstrittig sind die vielen Erfolge und Errungenschaften, die im technischen Umweltschutz in Deutschland erreicht wurden. Tatsache ist aber auch, dass der klassische Naturschutz, Artenschutz, die biologische Vielfalt auf der Strecke geblieben sind. Der Schwund der Biodiversität geht unaufhörlich weiter. Allein in Europa sind bis zu 40 % der Pflanzenarten durch Wirtschaftswachstum und Klimaveränderungen bedroht.
In den letzten Jahren waren bedingt durch anthropogene Einflüsse Biodiversitätsverluste auf allen Ebenen so hoch wie noch nie in der menschlichen Geschichte.
In den letzten 100 Jahren waren die Aussterberaten von Arten etwa 100 mal größer als die natürlichen Aussterberaten in den Zeiten davor. Für die Zukunft werden sogar Aussterberaten prognostiziert, die 1.000 bis 10.000 mal größer sind. Von den in Deutschland vorkommenden Biotypen sind 69 % gefähr-det. Von den heimischen Tierarten sind 36 % von 48.000 Tierarten ausgestorben und verschollen. Mit diesen Zahlen erreicht Deutschland mit die höchste Gefährdungsrate in Europa.
Ein bedeutsames Problem ist dabei die Zerstückelung der Landschaft durch Straßenbau und Zersiedlung. Es gibt nur noch wenige zusammenhängende naturnahe Landschaften.
Die 9. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt wird 2008 in Deutschland stattfinden. Dabei werden insbesondere die potentiellen ökonomischen Werte genetischer Ressourcen eine große Rolle in der globalen Kompromissbildung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern spielen.
Biodiversität wird neben der Klimafrage zur zweitwichtigsten Säule künftiger Nachhaltigkeitspolitik.
Um so dringender ist die Vorlage einer nationalen Naturschutzstrategie. Die Strategie muss sowohl mit den Anforderungen der Biodiversitätskonvention als auch mit der Biodiversitätsstrategie der EU kompatibel sein.
Es bedarf mehr Mut zur Wildnis, anstatt die Politik einzelner Biotope weiterzuführen. Jeder Quadratmeter unseres Landes ist technokratisch oder als Biotop verplant, zum Beispiel als Wirtschaftsraum, als Entwicklungssachse, als Nutzfläche oder als Baugebiet. Zukzession ist ein schutzwürdiges Gut, Freiräume sichern Evolutionsmöglichkeiten, z. B. die Entwicklung von Brachland zu Waldgebieten oder der Erhalt von Auenlandschaften zum Schutz gegen Hochwasser.
Wildnis ist eine Kultur wider des gradlinigen, planenden Denkens. Sie ist eine Denkweise.
Die Frage Welchen Naturschutz wollen wir ist ein neuer Denkansatz. Der Begriff ist mit neuen Inhalten zu füllen. Wildnis ist ein Ort des Aufbruchs zu einer neuen Gesellschaftspolitik.
Der DNR möchte in einem zweitägigen Seminar an ein im Oktober letzten Jahres stattgefundenen Symposiums Mehr Wildnis, die Zeit ist reif anknüpfen . Die Veranstaltung war auf sehr große und positive Resonanz gestoßen. Auf dringenden Wunsch der Teilnehmer/innen haben die Veranstalter eine Veranstaltung mit der Erweiterung des Themas Wildnis zugesagt. Spricht man über Wildnis, so kommt man schnell zu der Frage, welchen Naturschutz wollen bzw. brauchen wir.
Das soll der zentrale Diskussionspunkt dieser Veranstaltung werden. Dabei geht es auch um die Fragen der Kulturen, der biologischen Vielfalt und der Verantwortung Deutschlands bezüglich des Artenschutzes/ Erhaltung der Artenvielfalt. Dies beinhaltet auch ein verstärktes Engagement zu Fragen der Lebens- und Wirtschaftssituation in der Weltpolitik.
Die Ergebnisse sollen in die vielfältigen Vorbereitungsdiskussionen und - Papiere zur COP 9 eingebracht werden, um die nationale und internationale Umweltbewegung, die Medien (incl. Fachmedien) die Öffentlichkeit, Wissenschaft und Politik zu informieren. Damit sollen Bildungs- und Überzeugungsarbeit geleistet werden.

Der Konflikt zwischen den kurzfristigen, ökonomisch orientierten Nutzungsinteressen und Biodiversität ist nach wie vor ungelöst. Daher gilt als größte Herausforderung, die Reform der internationalen Handels- und Umweltregulierungen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNamhafte Referent/innen werden gebeten, zu dem Themenkomplex Informations- und Positionspapiere zu erstellen, sowie diese dem Plenum vorzutragen.
So sind Beiträge u.a. zu den folgenden Themen vorgesehen:
- Gedanken zu einer Biodiversitätsstrategie in Deutschland
- Mit den Menschen für die Menschen: Biodiversitätsschutz in Ökosystemen
- Der Kampf um die Fläche: Landnutzung contra Naturschutz, Naturschutz für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung

Die Positionspapiere und Ergebnisse der Veranstaltung sollen in einer Dokumentation veröffentlicht werden
Es ist gegebenenfalls auch eine Übersetzung in englischer Sprache vorgesehen, um die Ergebnisse auch international bei der Vertragsstaatenkonferenz (COP 9) in 2008 in Bonn einsetzen zu können.
Das Thema Welchen Naturschutz wollen wir- Von der Vielfalt des Lebens und der menschlichen Kulturen soll nicht nur theoretisch bearbeitet werden, sondern auch einen direkten praktischen Bezug in Form von Erleben und Gestalten haben. Nichts überzeugt und bildet mehr als das, was der Mensch er-lebt und aktiv mitgestaltet.
Vorgesehen sind dabei neben den Positionspapieren und Vorträgen auch
- Exkursion im Naturschutzgebiet Weiherlandschaft um Wiesenfelden
- Exkursion in die Große Wildnis des Böhmisch-Bayerischen Nationalpark
- Thema Ernährung im Sinne der Nachhaltigkeit
- Literarische Reportage durch den halbwilden Wald am Beispiel der Region zwischen Donau und Moldau

Alle diese Beiträge sollen in einer Dokumentation wiedergegeben und auf der DNR Homepage eingestellt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Welchen Naturschutz wollen wir? war die Frage, die angesichts dramatischer Umweltzerstörungen, vor allem auch des Klimawandels, bei diesem Symposium den Schwerpunkt bildete. Mit der Runde höchst angesehener Fachleute sind wir auf Standortsuche gegangen mit dem Ziel Denkanstöße für eine zeitgemäße Positionierung der Umweltbewegung zu geben.
Die Ergebnisse des Symposiums sollten als Zukunftsperspektiven in die aktuelle Diskussion um eine nationale Biodiversitätsstrategie eingebracht werden. Nachdem die Bundesrepublik Deutschland im Mai 2008 Gastgeberin der Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über die biologische Vielfalt war, haben unsere Positionen vor der Fachwelt besonderes Augenmerk erfahren.

Dieses Symposium knüpfte an das Symposium Mehr Wildnis-die Zeit ist reif aus dem Jahre 2006 nahtlos an. Fünfunddreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer hörten hochwertige Vorträge und diskutier-ten auf hohem fachlichem Niveau. Das Thema wurde jedoch nicht nur in Worte gefasst und gesprochen, sondern begleitet und unterstrichen durch verschiedene andere praxisorientierte Maßnahmen in der näheren und weiteren Umgebung des Tagungsortes , so z. B. Exkursion im Naturschutzgebiet Weiherlandschaft um Wiesenfelden, Exkursion in die groß Wildnis des Böhmisch-Bayerischen Nationalpark, Darbietung des Themas Ernährung im Sinne der Nachhaltigkeit und eine literarische Reportage durch den halbwilden Wald am Beispiel der Region zwischen Donau und Moldau.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

All diese Beiträge sind in der Dokumentation enthalten und dargestellt. Sie fand großes Interesse auf der im Mai stattgefundenen Vertragsstaatenkonferenz zur Erhaltung der biologischen Vielfalt in Bonn bei na-tionalen und internationalen Gästen. Die Ergebnisse des Symposiums sind in die Presseverlautbarun-gen und in die vielfältigen Diskussionen eingeflossen.

Die Dokumentationen wurden auf Wunsch der Teilnehmer/Innen für die Verteilung auf der COP9 im Mai 2008 besonders ansprechend und in angemessener Auflagenhöhe kostenneutral hergestellt


Fazit

Damit war die Veranstaltung ein schöner Erfolg. Ihre vorgegebenen Ziele hat sie erreicht und die Aufgabe voll erfüllt.

Alle Teilnehmer/Innen haben sich für eine Fortsetzung des Themas ausgesprochen und weitere Dialog und Diskussionsveranstaltungen angeregt

Übersicht

Fördersumme

9.487,00 €

Förderzeitraum

27.06.2007 - 26.12.2007

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation