Projekt 25281/01

Flussufer im urbanen Raum: Potenzial für Naturschutz & Erholung und Empfehlungen zu Konfliktmanagement & Unterhaltung

Projektträger

NABU-Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz (ILN) Bühl
Sandbachstr. 2
77815 Bühl
Telefon: 07223 / 94860

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Rhein und seine Auen werden v.a. in urbanen Räumen von Erholungssuchenden aufgesucht. Dabei können Konflikte mit der Nutzung als Wasserstraße und der Naturschutzfunktion auftreten. Ziele des Pro-jektes sind, Empfehlungen abzugeben, wie sich diese Konflikte lösen lassen, Anwohner für den Lebens-raum Fluss, Erholungsmöglichkeiten und Konfliktpotenziale zu sensibilisieren und Ihnen – wo sinnvoll - konkrete Strände für die konfliktarme Nutzung aufzuzeigen. Darüber hinaus sollen Kommunen für die Aufwertung von Ufern im urbanen Raum gewonnen und durch Hilfestellungen bei der Planung und Um-setzung von Revitalisierungsprojekten unterstützt werden, z.B. indem Bedenken der Wasser- und Schiff-fahrtsverwaltung gegenüber Revitalisierungsmaßnahmen ausgeräumt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Projektbearbeitung erfolgt in 3 Bausteinen, die parallel bearbeitet werden.
Baustein 1: Mithilfe von Befliegungen, Besucherbefragungen und Auswertung vorhandener Unterlagen wird eine Bestandserfassung der vorhandenen Flussufer durchgeführt und Nutzungen analysiert. Auf-grund der erhobenen Daten und Literaturangaben wird eine Konfliktanalyse zwischen Erholungsnutzung, Naturschutz und Unterhaltung durchgeführt.
Baustein 2: Um den Erfolg von Revitalisierungsprojekten am Rhein zu analysieren und bewerten, werden Biotopkartierungen und aspektweise vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen an bereits realisierten Abschnitten und noch bestehenden Ufersicherungen durchgeführt. Aus dem räumlichen Vergleich der gesicherten Strecke mit der Revitalisierungsstrecke wird der Erfolg der Maßnahmen abge-leitet. Darüber hinaus werden vorhandene Unterlagen zu Uferstrukturen ausgewertet und die strukturelle Veränderung des Ufers anhand von Profilen analysiert. Abschließend werden Wechselwirkungen zwi-schen strukturellen und ökologischen Veränderungen der Ufer analysiert und bewertet.
Baustein 3: Als Folge von vielen Projektbezogenen Terminen und Gesprächen im Rahmen von Arbeits-gruppen konnte eine positive Stimmung hinsichtlich der Umsetzung von Maßnahmen erzielt werden. Im Rahmen dieses Projektes sollen durch weitere Abstimmungsgespräche mindestens 2 Kommunen pro Rheinabschnitt für die Aufwertung von Ufern im urbanen Raum gewonnen und konkrete Vorhaben zur Schaffung naturnaher Ufer angestoßen werden.



Ergebnisse und Diskussion

Am Oberrhein wurden ca. 8% der vorhandenen Naturufer durch die Projekte „Revitalisierung degradierter Uferabschnitte des Rheins“ und „Flussufer im urbanen Raum“ neu geschaffen, am Mittel- und Inselrhein waren es ca. 5 %. Die meisten Naturufer am Rhein liegen in Schutzgebieten (Natura 2000, NSG) und werden am Insel- und Niederrhein von bis zu 200 Besuchern pro 100 m Ufer aufgesucht. Dabei kommt es zu Konflikten zwischen Naturschutz und Erholung. Für ökologisch wertvolle Gebiete sollte der Zugang physisch erschwert werden oder durch Information und Besucherlenkung reduziert werden.
Bei sieben Uferrevitalisierungs-Maßnahmen und einer ökologischen Leitwerks-Umgestaltung wurde eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Bei allen Revitalisierungsmaßnahmen fand eine naturschutzfachliche Auf-wertung statt, ohne dass negative Auswirkungen auf die Schifffahrt zu erkennen waren. Eine abschlie-ßende Bewertung steht jedoch überwiegend aufgrund nicht ausreichender Hochwasser noch aus und die Erfolgskontrollen sind noch nicht abgeschlossen.
Die Projektpartner erarbeiteten für 16 Kommunen Maßnahmenvorschläge, von denen zwei bereits um-gesetzt und für weitere eine günstige Basis für die Umsetzung geschaffen wurden.
Es wird empfohlen, abschnittsweise den Leinpfad aufzugeben oder im Bereich von „Sackgassen“ zu ver-kürzen, nicht mehr benötigte Uferbefestigungen zurückzubauen und Totholz am Ufer zu belassen bzw. ggf. mit Kabeln zu fixieren.
Auf der Bundesebene begleitete ein Projektbeirat aus Vertretern der maßgeblichen Verwaltungen und zugeordneten Facheinrichtungen das Projekt. Er stellte sehr direkt und unmittelbar die Verbindung zur Verwaltung her. Die intensive ressortübergreifende Diskussion der Naturschutzmaßnahmen förderte das gegenseitige Verständnis der Vertreter und damit auch die Bereitschaft, Erkenntnisse und Ergebnisse auf die Verwaltungspraxis rückwirken zu lassen.
In der Kooperation zwischen den drei Facheinrichtungen des NABU e.V. und der Wasser- und Schiff-fahrtsverwaltung konnte insgesamt eine positive, vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen werden, durch die der Spielraum für mehr Flussnatur erweitert wurde. Bedenken gegenüber Revitalisierungsmaßnahmen konnten mit der Beweissicherung in einigen Fallbeispielen verringert werden, da in keinem Fall negative Auswirkungen auf die Schifffahrt festzustellen waren.



Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des Projektes wurde ein „Rheinstrandführer“ erstellt, der versucht, die Anwohner für den Le-bensraum Fluss, seine Erholungsmöglichkeiten und Konfliktpotentiale zu sensibilisieren, aber auch kon-krete Uferabschnitte für die konfliktarme Erholungsnutzung aufzuzeigen. Der Rheinstrandführer sowie sechs Fallbeispiele können auf die Homepage www.lebendiger-rhein.de heruntergeladen werden. In den Fallbeispielen werden Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Revitalisierungsprojekte genannt. Darüber hinaus wurde das Projekt regelmäßig auf Veranstaltungen mittels Vorträgen, Führungen und Tagungs-beiträgen der Fachöffentlichkeit und der allgemeinen Öffentlichkeit präsentiert


Fazit

Das Projekt hat substantiell zur Verbesserung der ökologischen Situation am Rhein beigetragen. Uferbe-festigungen wurden streckenweise rückgebaut oder die Ufer naturnah umgestaltet, so dass eine eigen-dynamische Entwicklung der Ufer möglich ist. In einem Modellprojekt wurde ein Leitwerk ökologisch auf-gewertet.
Ohne weitere Revitalisierungsprojekte oder Umgestaltung der Ufer im Rahmen von Unterhaltungsmaß-nahmen durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung kann das gute ökologische Potenzial gemäß der WRRL und die Erhöhung der Strukturvielfalt im Uferbereich auf 800 km Uferlänge des Rheins bis 2020, wie es das Programm 2020 der IKSR fordert, nicht erreicht werden. Es bestehen jedoch aufgrund der neusten Erlasse der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung große Hoffnungen, dass in Zukunft deutlich mehr Flussnatur geschaffen werden kann, da die Unterhaltung sich explizit an den Bewirtschaftungszie-len der WRRL ausrichten muss und erforderliche Ressourcen (Personal- und Sachmittel) zur Verfügung gestellt werden.
Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte im Umfeld des Rheins und einer intensiven Nutzung der Rheinstrände, kommt es verbreitet zu Konflikten zwischen Erholungsnutzung und Naturschutz. Diesem kann durch Information und Besucherlenkung in Form eines Naturschutzdienstes zwar begegnet werden, für die einzelnen Rheinabschnitte fehlen jedoch bisher integrierte Unterhaltungspläne, die die wasserwirt-schaftliche Unterhaltung mit den Zielen des Naturschutzes und der Erholungsnutzung verbindet. Es soll-ten weitere Strände im urbanen Raum außerhalb von Schutzgebieten geschaffen werden, um eine Alter-native für sensible Strände in Schutzgebieten anzubieten.

Übersicht

Fördersumme

124.950,00 €

Förderzeitraum

01.01.2008 - 31.10.2011

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik