Projekt 24928/01

Entwicklung eines urbanen Biotopverbunds im Rahmen des Freiraumkonzepts Metropole Ruhr

Projektträger

Technische Universität Dortmund Fakultät Raumplanung Lehrstuhl Landschaftsökologie und Landschaftsplanung
August-Schmidt-Str. 10
44227 Dortmund
Telefon: 0231-755-2285

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Regionalverband Ruhr (RVR) erarbeitet derzeit ein Freiraumkonzepts Metropole Ruhr für sein Verbandsgebiet mit einem Schwerpunkt im Entwicklungsraum Stadtlandschaft. Das Konzept dient der Entwicklung eines vernetzten Freiraumsystems, das sich von der offenen Landschaft über die regionalen Grünzüge bis in die Wohngebiete zieht. Der Prozess der Erarbeitung des Freiraumkonzepts Metropole Ruhr wurde unter dem Aspekt eines urbanen Freiraum- und Biotopverbunds durch eine Kooperation mit dem Lehrstuhl Landschaftsökologie und Landschaftsplanung der Technischen Universität Dortmund wissenschaftlich vorbereitet und begleitet. Die wissenschaftliche Begleitung diente folgenden Zielen:
1. Erhöhung der fachlichen Qualität und des innovativen Charakters naturschutz- und freiraumorientierter Forschung, auch als Vorbild für andere europäischen Regionen
2. Verbesserung der politischen Überzeugungskraft und der Realisierungschancen des Freiraumkonzepts Metropole Ruhr


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt war in fünf Module gegliedert, die iterativ bearbeitet wurden. Ergänzt wurden diese Module durch eine Startphase zur vertiefenden Einarbeitung und Datenbeschaffung sowie Workshops. Die ange-wandten Methoden reichen von statistisch-analytischen Methoden und dem Least-Cost-Ansatz bis hin zu aktions- bzw. handlungsorientierten Vorgehensweisen. Damit konnte zugleich den wissenschaftlichen wie auch den praxisorientierten Anforderungen entsprochen werden. Das Projekt enthielt folgende Module:
Modul 1: Entwicklung von Entscheidungsgrundlagen für ein räumliches Leitbild
Modul 2: Evaluation bestehender Konzepte
Modul 3: Entwicklung eines politikfähigen Leitbilds
Modul 4: Entwicklung optionaler planerischer Konzepte
Modul 5: Planspiel


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse der regionalen Raumanalyse zeigen u. a., dass im Bereich des Regionalverbands Ruhrgebiet eine erhebliche Variation hinsichtlich des Freiraumversorgungsgrads der Bevölkerung besteht (Indikator: Freiraum pro Einwohner). Auch der Anteil der SGB II-Empfänger zeichnet sich durch eine hohe räumliche Variation aus und scheint eng negativ mit dem Freiraumversorgungsgrad zu korrelieren, d. h. SGB II-Empfänger wohnen vor allem in Stadträumen, die durch Freiraummangel gekennzeichnet sind. Dies offenbart die Notwendigkeit, bestehende Freiräume innerhalb des RVR-Gebiets, z. B. in Form der Regionalen Grünzüge zu sichern und fortzuentwickeln. Die durchgeführte Umfrage zu Freiraumverhalten und Freiraumbedarf zeigt, dass sich die Mehrheit der Befragten gerne in der Natur, insbesondere in Wäldern aufhält und sich für eine Verbindung einzelner Grünflächen zu einem durchgängigen zusammenhängenden Grünflächennetz ausspricht.
Mit Hilfe von Least-Cost-Analysen wurden günstigste Korridore für mehrere, den strukturellen Verbund zusammenhängender Freiflächen repräsentierende Anspruchstypen (z. B. Amphibien) ermittelt. Der Verlauf nahezu aller in den Ergebnisrastern der Analysen des strukturellen Verbunds dargestellter günstiger Korridore weist eine hohe unmittelbar augenscheinliche Übereinstimmung mit den ausgewiesenen Regionalen Grünzügen, insbesondere den Flächen, welche bereits im Gebietsentwicklungsplan von 1966 ausgewiesenen wurden, auf. Durch die Aggregation der Ergebnisraster aller ökologischen Anspruchstypen wurden günstige Korridore ermittelt, die das berücksichtigte Spektrum von 15 Anspruchstypen gleichermaßen berücksichtigen. Die Regionalen Grünzüge haben zwar den Charakter von strukturell zusammenhängenden Freiraumkorridoren, entsprechen jedoch nur stellenweise den ermittelten Korridoren eines die ökologischen Anspruchstypen übergreifenden funktionalen Biotopverbunds. Die günstigen Korridore der Aggregation aller ökologischen Anspruchstypen verlassen in vielen Bereichen die ausgewiesenen Regionalen Grünzüge und durchqueren stattdessen bebaute Bereiche. Diese Teile eines funktionalen Biotopverbundsystems sind nicht gleichzeitig als Teile eines strukturellen Freiraumverbunds geeignet. Die ackerbaulich genutzten Teile des strukturellen Freiraumverbundsystems bzw. der Regionalen Grünzüge haben aufgrund ihrer mangelnden Habitatfunktion für einen funktionalen Biotopverbund keine (positive) Bedeutung. Sie wirken für die meisten Tierarten als Barrieren. Größere ackerbaulich genutzte Bereiche haben eine funktionale Entwertung der regionalplanerisch gesicherten Freiraumkorridore zur Folge. Die Freiraumkorridore werden daher von den günstigsten Korridoren des funktionalen Biotopverbunds verlassen. Auf der Grundlage der erarbeiteten Ergebnisse wurden generelle Planungshinweise zur Sicherung von universellen funktionalen Biotopverbundkorridoren in Bezug auf eine analytisch abgegrenzte Suchraumkulisse abgeleitet. Hierdurch konnten Eignungsräume für eine zusätzliche Sicherung als Regionaler Grünzug ausgewiesen werden.
Im Rahmen der Erstellung eines Regionalplans Metropole Ruhr bzw. im Rahmen eines integrierten Regionalmanagements ergeben sich für den Regionalverband Ruhr die folgenden drei Handlungsfelder:
1. Die Kulisse der Regionalen Grünzüge muss in einer Art und Weise ergänzt werden, die gewährleistet, dass Defizite durch Unterbrechungen, Schmalstellen usw. an die landesweiten Verbundkorridore beseitigt werden.
2. Die Landnutzungsstruktur der regionalplanerisch gesicherten Freiraumkorridore muss so entwickelt werden, dass ihre Habitatfunktion verbessert und Matrixwiderstände ausgeschaltet werden. Künftige Least-Cost-Analysen können der Maßnahmenevaluation dienen: Entsprechende Maßnahmen sind erfolgreich, sobald die veränderte Flächennutzungsstruktur dazu führt, dass die günstigsten funktionalen Biotopverbundkorridore den ausgewiesenen Regionalen Grünzügen folgen.
3. Wo sich die Verbesserung der funktionalen Konnektivität innerhalb der Regionalen Grünzüge als nicht möglich erweist, muss die Kulisse der Regionalen Grünzüge dort, wo günstige funktionale Biotopverbundkorridore die Kulisse der regionalplanerisch gesicherten Freiraumkorridore verlassen, entsprechend ergänzt werden. Die Folge wäre jedoch, dass Regionale Grünzüge stellenweise auch außerhalb von aktuell in der Flächennutzungsstruktur existierenden Freiraumkorridoren - d. h. durch bebaute Gebiete hindurch - ausgewiesen werden müssten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die zum Ende des Vorhabens geplante Öffentlichkeitsarbeit konnte vor allem aus personellen Gründen (Mitarbeiterwechsel) nicht wie ursprünglich geplant noch im Rahmen des Vorhabens erfolgen. Da der RVR Interesse an der Weiterführung des hier verfolgten Ansatzes signalisiert hat, könnte dies jedoch nachgeholt werden. Mehrere Teilaspekte des Vorhabens sind zur Publikation vorgesehen (u. a. Diss. R. Finke).


Fazit

Das Forschungsvorhaben stellt für mehrere im Antrag genannte Themenbereiche innovative methodische Ansätze sowie planungsrelevante Ergebnisse dar. Als weiterer Forschungsbedarf ist vor allem die Validierung der Least-Cost-Analysen, aber auch die Integration weiterer freiraumbezogener Aspekte in das Gesamtkonzept zu nennen.

Übersicht

Fördersumme

123.944,00 €

Förderzeitraum

01.01.2007 - 28.02.2012

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz