Projekt 24562/01

Grünlandbewirtschaftung und Landschaftspflege durch das Vollweidesystem mit Milchkühen

Projektträger

Fachhochschule SüdwestfalenFachbereich Agrarwirtschaft
Lübecker Ring 2
59494 Soest
Telefon: 02921/378-236

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass: Ausgehend von den positiven Erfahrungen mit dem Low-Cost-System (Vollweidesystem) in Neuseeland, Irland, Holland, Schweiz und Österreich soll diese nachhaltige Form der Grünlandnutzung zunächst in ausgewählten Milchviehbetrieben in typischen Grünlandregionen (Mittelgebirge) initiiert und schließlich in weitere Regionen Deutschlands übertragen werden.
Zielsetzung: Basierend auf dem Wissenszuwachs durch Praxiserfahrungen kann Milchviehbetrieben eine alternative Strategie für eine ökonomisch tragfähige und nachhaltige Grünlandnutzung angeboten werden. Dies wird zur Einkommenssicherung dieser Betriebe in typischen Grünlandregionen beitragen und gleichzeitig der Erhaltung der Kulturlandschaft dienen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen der Einführung des Vollweidesystems in vier Pionierbetrieben wurden die Leistungen und Kosten erfasst, um die betriebliche Entwicklung zu verfolgen. Parallel dazu wurden die erforderlichen Einrichtungen auf dem Grünland geschaffen werden. Zusätzlich erfolgten jährlich Arbeitstagungen um die Betriebsleiter und Berater bei der Einführung des Systems Vollweide zu begleiten.
Zu Beginn des Projektes werden auf den Grünlandflächen der Betriebe die Pflanzengesellschaften mit allen Arten und Ertragsanteilen festgestellt. Bei Bedarf werden die Mängel in der Qualität der Grünlandnarben durch geeignete Maßnahmen behoben. Mit Hilfe der regelmäßigen Beprobung von Weidekörben wurde der Grünlandertrag auf Weideflächen festgestellt und der Futterwert analysiert.
Durch die Erfassung der Menge und Qualität der erzeugten Milch unter Berücksichtigung zusätzlicher Futtermittel wurde der aus dem Weidegras erzeugte Anteil der Milch berechnet. Als Datenquelle werden vor allem die Ergebnisse der Mengen- und Qualitätskontrolle der Molkerei genutzt. Auswertungen zum Nährstoffstatus und der Wirtschaftlichkeit des Vollweidesystems werden mit zwei Hochleistungsbetrieben mit überwiegender Stallhaltung verglichen. Die ökonomischen Auswertungen wurden auf Basis der Betriebszweigabrechnungen in allen Untersuchungsjahren durchgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

Die Betriebe unterschieden sich deutlich in den Strategien der Grünlandbewirtschaftung. Bei optimalem Weidemanagement können bei stetigem Angebot von physiologisch jungem Futter während der ganzen Weidesaison durchgehend hohe Energiedichten erreicht werden. Die Produktionskosten für die Nettoenergie für die Erzeugung von Milch (MJ NEL) im Futter lagen bei Weideaufwüchsen um bis zu < 20% unter den Kosten für Grassilagen und waren auch wesentlich niedriger als für die Produktion von Mais-silage. Die Qualität der Grassilagen der Untersuchungsbetriebe war trotz gleicher Bedingungen starken Schwankungen unterlegen und vielfach genügte sie nicht den hohen Anforderungen in der Milchviehfütterung. Da auch Vollweidesysteme außerhalb der Weideperiode und gelegentlich zur Überbrückung von Futterengpässen im Sommer hochwertige Silagen benötigen, wurden die Kostenvorteile des Weidefutters zu Teil durch zu hohe Kosten für Energie aus Grassilage aufgehoben. Bei der Produktion von Futterkonserven besteht bei den Betrieben zum Teil Optimierungsbedarf.

Auch bezüglich des Weidemanagements bestehen noch nicht ausgeschöpfte Potentiale. Die Grobfutterleistung konnte aber in allen Betrieben innerhalb des Projektzeitraumes verbessert werden. Diese erlauben eine weitgehende Reduzierung des Kraftfuttereinsatzes oder sogar den vollständigen Verzicht auf kostenintensives Milchleistungsfutter in der Weideperiode Das Ziel die Kraftfuttergaben zu reduzieren wurde in allen Vollweidebetrieben erreicht. Die Michleistung pro Kuh lag in den Vollweidesystemen erwartungsgemäß bei drei Betrieben unter den Leistungen der Vergleichsbetriebe. Trotzdem ergeben sich dadurch in der Regel bezogen auf die Einheiten an ECM keine systembedingt höheren Produktionskosten. Bezogen auf die vom Betrieb erbrachten Leistungen im Verhältnis zu den entstandenen Kosten stellte sich selbst der Vollweidebetrieb mit der geringsten individuellen Milchleistung (im Mittel ca. 6000 kg ECM pro Kuh und Jahr) wirtschaftlicher dar als die Betriebe mit ganzjähriger Stallhaltung. Anhand eines ökologisch wirtschaftenden Betriebes konnte außerdem gezeigt werden, dass auch in Vollweidebetrieben Leistungen im Bereich von 8000 kg ECM möglich sind. Angesichts der im letzten Untersuchungsjahr sehr niedrigen Erzeugerpreise für Milch konnten weder die Vollweidebetriebe noch die Referenzbetriebe kostendeckend produzieren. Bei konsequenter Ausschöpfung weiterer Einsparungspotentiale im Bereich der Futterproduktion könnte eine Kostendeckung durch Vollweide auch bei niedrigen Milchpreisen erreicht werden.

Wirtschaftlich waren die Betriebe mit Vollweide (Stallhaltung nur in den kalten Monaten) absolut kon-kurrenzfähig zu Betrieben mit ganzjähriger Stallhaltung (höchstens gelegentlicher Weidegang und überwiegend Fütterung von Silagen und Milchleistungsfutter). Die Untersuchungen zeigen, dass Vollweidesysteme unter verschiedenen Rahmenbedingungen und mit unterschiedlichen unternehmerischen Konzepten nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich durchgeführt werden können. Sie können auch in Regionen mit einem hohen Anteil an naturschutzrelevantem Grünland funktionieren und bieten sich für ökologisch wirtschaftende Betriebe an. Sie sind für Betriebe, die bezüglich der Investitionen einen Low-Input-Ansatz verfolgen, genauso geeignet wie Betriebe, die Hochtechnologie einsetzen. In diesem Zusammenhang kann vor allem die in einem Untersuchungsbetrieb in Deutschland erstmalig auf Weiden eingesetzte Technik der mobilen Automatischen Melksysteme genannt werden, die erhebliche arbeitswirtschaftliche Vorteile in der Milchproduktion ermöglicht und systemspezifische logistische Nachteile der Vollweide mit Milchkühen aufhebt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projektes wurden in mehreren Vorträgen auf nationalen und internationalen Tagungen vorgestellt und diskutiert (Rindervortragsveranstaltung der Fa. Schaumann in Eslohe-Reiste, 15.01.2009, Fachtagung Milch aus Weidegras erzeugen, Monschau-Rohren, 09.09.2009, Internationaler Weideworkshop 2010, 05. und 06.05.2010 in Monschau und Aachen, Sauerländer Grünlandtag, 30.07.2010, Meschede-Remblinghausen.
Zusätzlich wurden Ergebnisse in diversen Fachzeitschriften (Topagrar, DLZ) veröffentlicht. Allgemeine Verwendung fanden die Ergebnisse in den Beratungsunterlagen der Landwirtschaftskammer NRW sowie in den Vorlesungen der Fachhochschule Südwestfalen.


Fazit

Vollweidesysteme können unter verschiedenen Rahmenbedingungen und mit unterschiedlichen unternehmerischen Konzepten nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich durchgeführt werden. Detailfragen werden noch in weiteren Forschungsprojekten untersucht.

Übersicht

Fördersumme

394.509,00 €

Förderzeitraum

01.08.2007 - 28.02.2011

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz