Projekt 24246/01

Durchführung eines erlebnis- und handlungsorientierten Bildungsprogramms für Grundschulkinder zum Thema Umwelt und Ernährung

Projektträger

Fachhochschule Osnabrück Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur
Am Krümpel 31
49090 Osnabrück
Telefon: 0541/68 55 718

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zentrales Anliegen im Bildungswesen ist es, dass Schüler/innen über umfassende Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten, aber auch Bereitschaften, Haltungen und Einstellungen verfügen müssen, um Alltagsanforderungen gewachsen zu sein. Um der nachhaltigen Entwicklung im Sinne der Agenda-Prinzipien Rechnung zu tragen, sollen Grundschulkindern der 3. bzw. 4. Klassen am außerschulischen Lernstandort WABE-Zentrum über den Zeitraum von mehreren Monaten durch gemeinschaftliche Aktionserlebnisse am Lebenszyklus der Kartoffel Nachhaltigkeitswissen und Handlungskompetenzen erlangen, die als Basis für die Entwicklung eines eigenen nachhaltigkeitsorientierten Ernährungsverhaltens dienen. Schwerpunkte der Aktionen sind Ökologischer Landbau, Lebensmittel- und Speisekreislauf, ressourcenschonende Zubereitungstechniken und die damit verbundenen Kostenaspekte. Dieses Projekt wird als Modellprojekt zur Basis für eine fachliche und methodische Informationssammlung zur Kartoffel Lehrerinnen und Lehrern zur Verfügung gestellt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNachhaltige Ernährungsbildung wird am Lebensmittel Kartoffel in Theorie und Praxis auf kognitiver und affektiver Ebene konkretisiert. Hierfür wurden vier Schulen der Gemeinde Wallenhorst gewonnen, die an einem Aktionsprogramm des WABE-Zentrums zwischen Frühjahr und Herbst 2006 teilnahmen. Über mehrere Einheiten wurden der Vegetationszyklus der Kartoffeln vom Legen bis zum Ernten, entsprechende Erntetechnologien und die Eignung der Kartoffeln für die verschiedenen Verarbeitungsmöglich-keiten bis hin zum Verzehr des Lebensmittels erlebbar gemacht. Mit allen Sinnen konnten die Schülerinnen und Schüler Wissen aufnehmen und verarbeiten. Im Rahmen einer Posterpräsentation beim Kartof-felfest des Waldhofs und des WABE-Zentrums haben die Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke visualisiert.
Die einzelnen Veranstaltungseinheiten wurden durch Zielgruppe und Lehrerinnen mit Fragebogenaktionen und Diskussionsrunden evaluiert. Im Rahmen einer Tagung wurde das Gesamtergebnis präsentiert und mit der Fachöffentlichkeit diskutiert.
Der Arbeitskreis Anders Essen der Lokalen Agenda Osnabrück kann als Kooperationspartner die Projektergebnisse in die aktuelle und zukünftige Arbeit integrieren und kommunizieren. Die Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) unterstützte als Kooperationspartner das Projekt, da mit dieser hauswirtschaftlichen Bildungsmaßnahme auch Alltagskompetenzen von Familien erweitert werden.


Ergebnisse und Diskussion

Die aktuelle bildungspolitische Diskussion formuliert für Bildungsstandards den Aufbau von Kompetenzen, Qualifikationen, Wissensstrukturen, Einstellungen, Überzeugungen, Werthaltungen und damit von Persönlichkeitsmerkmalen der Schülerinnen und Schüler. Dieses Projekt mit der Zielgruppe Kinder im Grundschulalter hatte den Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit mit dem Fokus Ernährung (im engeren Sinne hier auf Essen bezogen). Damit stand dieses pädagogisch akzentuierte Projekt im Schnittpunkt mehrerer Bildungsbereiche sowohl auf der institutionellen als auch auf der inhaltlichen Ebene.
Grundschulkinder der 3. bzw. 4. Klassen haben über den Zeitraum von Mai bis Oktober 2006 durch vier gemeinschaftliche Aktionserlebnisse entlang am Lebenszyklus der Kartoffel Nachhaltigkeitswissen und haushälterische Handlungskompetenzen mit allen Sinnen erfahren. Die Evaluation des Projekts erfolgte zum einen mit einem Fragebogen und zum anderen in Form eines Evaluationsworkshops Blick zurück nach vorn Mitte November für die Lehrerinnen der Klassen. Darüber hinaus wurden die Kinder mit verschiedenen empirischen Instrumenten befragt.
Das Projekt umfasste neben dem handlungs- und erlebnisorientierten Anteil für die Schülerinnen und Schüler auch die Erarbeitung und Zusammenstellung einer Informationskiste zum Thema Kartoffel, die dann von Schulen als Materialsammlung zur Unterstützung des Unterrichts ausgeliehen werden kann. Sie beinhaltet neben umfangreichen Sachinformationen auch Arbeitsmaterialien für die Praxis als Unterstützung für die Lehrkräfte, wie Anweisungen für Experimente, Gedichte und Geschichten, Lieder, Spiele und Rezepte samt Zubehör.
Durch praxisorientierte Optimierung der Aktionsteilschritte sowie konkrete Handlungsanweisungen für die Umsetzung an Grundschulen hat das Projekt somit Modellcharakter und steht als Anleitung für Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung. Exemplarisch wurde das Thema Nachhaltigkeit für das Lebensmittel Kartoffel zielgruppenspezifisch aufbereitet und dokumentiert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Aktionen haben durch konsequente Öffentlichkeitsarbeit großes Interesse in der örtlichen und überregionalen Öffentlichkeit gefunden.
Über die Pressestelle der Fachhochschule Osnabrück wurde das Gesamtprojekt sowie einzelne Aktionseinheiten in regionalen und überregionalen Lokalzeitungen, Fachzeitschriften und Rundfunkanstalten vorgestellt und einer breiten Interessensgruppe über das Internet zur Verfügung gestellt. Die örtliche Presse hat mit zahlreichen Artikeln über den Fortgang des Projekts berichtet.
Am Niedersachsentag in Melle (Juli 2006) fand eine Präsentation in Form einer Messeausstellung statt. Die Kooperation mit dem Graslöwen, dem Umweltbotschafter des Zentrums für Umweltkommunikation (ZUK) hat dann auch für die Kinder beim Kartoffelfest des Waldhofs und des WABE-Zentrums einen spannenden Abschluss im Oktober ermöglicht.
Über die Ringvorlesung Umwelt - Entwicklung - Frieden der Universität Osnabrück erfolgte ein Fachvortrag mit dem Thema: Was sind uns die Lebensmittel wert? - Spielt Umwelt und Nachhaltigkeit eine Rolle?. In diesem Rahmen wurde das Gesamtprojekt vorgestellt und kommentiert.
In der projektabschließenden Fachtagung im WABE-Zentrum wurden Aspekte einer nachhaltigen Ernährungs- und Umweltbildung mit der Fachöffentlichkeit diskutiert. Diese Themenschwerpunkte werden in der Ökotrophologie-Schriftenreihe, einer Publikation der Fachhochschule Osnabrück, erneut aufgegriffen.


Fazit

Der umfassende Begriff der Bildung für nachhaltige Entwicklung, der mit vielen bildungspolitischen Beschlüssen und Empfehlungen verknüpft wurde, findet sich in den Rahmenrichtlinien der Schulen wieder. In den vergangenen Jahren hat sich durch vielfältige Aktivitäten von freien und institutionellen Bildungs-trägern ein reichhaltiges Angebot von Konzepten, Programmen und Kooperationsnetzen entwickelt. Die Auswahl und Entscheidung für Aktionen finden bei der Lehrerschaft aber auf einer verunsicherten Grundlage statt, da sie selbst oftmals zu wenig oder keine Fachkompetenzen für die qualitative Auswahl haben, und sich die Umsetzung im Schulalltag oft nicht einfach gestaltet. Organisatorische und finanzielle Gründe hemmen den Einsatz vorhandener Ideen und Konzepte.
Anzustreben wäre es, diese Defizite vermehrt und mit Nachdruck zu formulieren und in eine zukunftsfä-hige Umwelt- und Ernährungsbildung zu implementieren. Durch das Kerncurriculum für die Grundschule erhielten die Lehrkräfte bereits einen größeren Spielraum, um einzelne Themen aufzuarbeiten. Doch im bisherigen Ausbildungssystem fehlen für Studierende fachliche oder fachdidaktische Angebote zum Themenbereich Nachhaltigkeit. Das hier präsentierte Projekt liefert ein konkretes praxiserprobtes Beispiel für die Umsetzung in den Schulalltag und kann somit als erster Aktionsanreiz für Lehrkräfte auch motivationsfördernd wirken.

Übersicht

Fördersumme

26.250,00 €

Förderzeitraum

27.03.2006 - 27.03.2007

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation