Projekt 24233/01

Umweltbildung im Spannungsfeld von Kunst und Natur: Skulpturenlandschaft Osnabrück 2007

Projektträger

TOP.OS - Verein für neue Kunst e. V.
Lotter Kirchweg 88
49078 Osnabrück
Telefon: 0541/414 62

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Kunstprojekt Skulpturenlandschaft 2007/2008 präsentierte orts- und themenspezifische Kunstwerke im Naturraum und wurde durch ein innovatives Vermittlungsprogramm begleitet. Kunst bildet und sensibilisiert. Sie führt über einen emotionalen und sinnlichen Zugang zu veränderter Wahrnehmung und regt zum Denken an. Das Vermittlungsprogramm der Skulpturenlandschaft schlug eine Brücke zum Publikum; anders als bei kognitiven Diskursformen luden Artefakte im Naturraum mit ihren sinnlich wahrnehmbaren Bezügen zur Umwelt zur aktiven, prozesshaften Auseinandersetzung ein.
Zielgruppen waren Kinder und Jugendliche, Erwachsene mit unterschiedlichen Freizeit- und Bildungsinteressen, Schulen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Die Betrachtung der Kunstwerke bildeten den Ausgangspunkt für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Fragestellungen:

Natur/Umwelt (Ideal/Schönheit der Natur, Klimawandel, Jahreszeiten/ Kreislauf, Tektonik,
Evolution und Genmanipulation/Züchtung etc.)
Gesellschaft/Soziales (Leben und Veränderung, Sicherheit, Paradies, Werbung, Kollektiv/
Individualität/ Beziehungen zueinander und zur Natur, Intervention/ Realität und Fiktion,
Sinnesschärfung etc.)
Kunst (Kunst im öffentlichen Raum, Skulptur, Plastik, Konzeptkunst, Pop-Art, Landart, Natur in
der Kunst etc.)


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Bildungsprogramm umfasste Führungen und Workshops, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen unter der Leitung teilnehmender Künstlerinnen und Künstler sowie erfahrener Vermittler aus der Kunst- und Umweltpädagogik. Methodisch orientierten sich alle Übungen an den ausgestellten Kunstwerken: In ausgedehnten Rundgängen wurden die ortspezifischen Arbeiten eingehend betrachtet und diskutiert, um für Natur- und Umweltwahrnehmung, wie sie den künstlerischen Arbeiten zugrunde liegen, zu sensibilisieren.

Zielgruppenorientierte Angebote: Für Schulen mussten Themen und Vermittlungsformen unterrichtsbegleitend und den jeweiligen Curricula angepasst gestaltet werden. Um außerschulische Angebote für Kinder und Jugendliche attraktiv zu machen, mussten besondere, altersspezifische Anreize geschaffen werden. Angebote für Erwachsenengruppen mussten so gestaltet werden, dass sie sowohl einem Bildungswert als auch Freizeitverhalten entsprechen konnten.


Ergebnisse und Diskussion

Erfolg der Skulpturenlandschaft in Kennziffern, Zahlen und Rückmeldungen

Insgesamt haben ca. 4.500 Besucher aktiv, d.h. die Kunstwerke wahrnehmend, an Aktionen des Kunstprojektes teilgenommen. Die Zahl beruht auf Schätzungen der Besucherzahlen am Hof Münsterjohann, dem zentralen Informationsstandort in der Nähe des Rubbenbruchsees.

25.000 Besucher haben die Skulpturenlandschaft am Westerberg bis zum Rubbenbruchsee
angesehen. (Schätzwert, der sich aus der Anzahl der in Umlauf befindlichen Flyer (20.000 Ex) und
einem im Tourismus- und Eventbereich gängigen Multiplikator von 3 Lesern/Nutzern je Flyer
und einer vorsichtigen von 1,5 Lesern ergibt. Schätzungen der Heger Laischaft über die
Besucher von Heger Holz bzw. Rubbenbruchsee liegen bei jeweils 6.000 an schönen
Wochenenden.
Schätzungsweise 4500 Besucher haben Hof Münsterjohann mit seinen drei Kunstwerken sowie
das Hofcafe zu den Öffnungszeiten an den Wochenenden von Freitag bis Sonntag aufgesucht.
Neben einem kulturinteressierten Publikum haben sich außerdem Spaziergänger und
besonders junge Familien eingefunden. Als gemeinsames Erlebnis der Annäherung und
Auseinandersetzung mit Kunst und Natur und einer Prise Abenteuer gab es unter den Kindern
sowohl diejenigen, die mit Spaß und Neugier teilgenommen haben, aber auch diejenigen, die
erst durch häufigeres Damit-in-Berührung-kommen einen Zugang zu den Kunstwerken
gefunden haben. Häufig wurden diese Besuche als Anlass genommen, sich mit dem Folder
auszustatten und alleine oder in Gruppen auf Entdeckertour durch die Skulpturenlandschaft zu
gehen. Bemerkenswert viele jüngere Leute haben in kleinen Gruppen den Kunstparcours
aufgesucht.
Es gab zahlreiche positive Rückmeldungen von Kulturtouristen in 2007, die sich sowohl die
Documenta in Kassel, die Skulpturprojekte in Münster, als auch die Skulpturenlandschaft in
Osnabrück angesehen haben.
An den Wochenenden im Herbst wurden häufig Kennzeichen aus dem Ruhrgebiet, dem
Norddeutschen Raum und den Niederlanden registriert.


Fazit

Fazit

Das Projekt hat alle Bevölkerungsschichten erreicht; hervorzuheben sind die Zielgruppe der 14-25 Jährigen, der Perfect Agers (Menschen ab 50 J.) sowie der Mitbürger aus anderen Kulturkreisen. An den unterschiedlichen Angeboten im Rahmenprogramm haben sowohl Kulturinteressierte als auch Naturverbundene, Freizeit- und Erholung suchende teilgenommen.

Allgemein zeigte sich, dass es keine Berührungsängste gegenüber Gegenwartskunst gibt, im Gegenteil, es wurde als angenehm empfunden, näher herantreten und berühren zu können, auszuprobieren oder mitzugestalten. Allein die Aktivierung des Publikums zeigt den Kommunikationserfolg der Kunstwerke, der Skulpturenlandschaft und damit der Umweltbildung durch die thematische Ausrichtung.

Es war zu beobachten, dass die Auseinandersetzung mit Umwelt- und Naturthemen im Rahmen des Vermittlungsprogramms über den künstlerisch-ästhetischen Zugang gut angenommen wurde. Die Kunstwerke wurden als Intervention wahrgenommen, denn sie provozierten die Wahrnehmung von ästhetischen und politischen Konnotationen. Durch die niedrig schwellige Platzierung der Kunst im Naturraum wurden Barrieren schnell abgebaut. Die Menschen reagierten auf die Werke spontan und wurden vielfach aktiv, indem sie sie berührten und verschiedene Blickwinkel einnahmen.

Kritisch ist zu bemerken, dass die Vermittlung des Kunstprojektes vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeitsdebatte die Kunstwerke zeitweilig instrumentalisiert erscheinen ließ. Dies galt insbesondere, als die Vermittlungsarbeit in den Vordergrund gerückt wurde. Insofern ist die Skulpturenlandschaft zeitweise auf dem schmalen Grat zwischen künstlerischer Integrität und Umweltbildungsanspruch gewandert.

Die Skulpturenlandschaft wurde von freien Künstlern initiiert und durchgeführt. Sie hat von jeher den Anspruch vertreten, den künstlerischen Diskurs in den Mittelpunkt zu stellen, um von dort aus Themen der Nachhaltigkeit und Umweltbildung zu reflektieren. Die Vielzahl der Mitwirkenden bedingt, dass die Beurteilung der realisierten Workshops im Vergleich zu den Ankündigungen vergleichsweise unübersichtlich ausfällt. Da kein Bewertungsraster vorgegeben war, kann eine Beurteilung (Evaluation) nur stichprobenartig erfolgen indem Eindrücke der Workshopleiter und Organisatoren weitergeben werden.

Die Skulpturenlandschaft als Veranstaltung hat in erster Linie das Ziel verfolgt, anspruchsvolle Themen auf originelle Art und Weise einem breiten Publikum anzubieten. Abgesehen von organisatorischen Fehleinschätzungen und Mängeln, die in der Unerfahrenheit der Verantwortlichen begründet sind, erweist sich das Projekt aus der Abschluss-Perspektive als voller Erfolg und verdient eine Weiterführung.

Übersicht

Fördersumme

86.000,00 €

Förderzeitraum

28.11.2006 - 30.11.2008

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation