Projekt 24194/01

Schülerpartnerschaft für den Denkmalschutz als modellhafte Möglichkeit des Erfahrens von Nachhaltigkeit in Denkmalschutz, Umweltschutz und bürgerschaftlichem Engagement

Projektträger

DENK-MAL-STIFTUNG
Tannenstr. 8
96120 Bischberg
Telefon: 0951/68037

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Schüler sollen motiviert werden, sich Gedanken um die aktuelle Situation zu Umwelt und Denkmal zu machen, sie sollen die Probleme und ihre Ursachen erkennen und über Lösungsmöglichkeiten nachdenken. Jungen und Mädchen werden angeregt, nach eigenen Wegen zu suchen, kreativ und praktisch zu handeln, indem sie das neu gewonnene Wissen umsetzen und verstehen, wie sehr es sich lohnt, ver-nünftig und verständnisvoll mit Umwelt und Kultur umzugehen
Neben dem pädagogischen Effekt ist ein wichtiges, ganz handfestes Ziel des Projekts, Denkmäler vor dem endgültigen Verlust zu retten, und die Bürger der Stadt Pirna zu motivieren, sich ebenfalls aktiv mit dem Thema zu beschäftigen.
Damit werden Schüler zu An-Stiftern und Zeit-Stiftern für eine wichtige, die Generationen übergreifende Umweltbildung. Engagement und Eigenverantwortung werden mit der Übernahme von Patenschaften für die Denkmäler gefördert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Schüler haben die Patenschaft für die Skulpturen Luther und Melanchthon vom Nordportal der Kirche St. Marien zu Pirna übernommen. Die Aktivitäten richten sich auf drei Punkte:
Die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Denkmal, die Finanzierung der Restaurierung der Skulpturen, die Motivation der Bürger Pirnas zum Engagement.
Die tatsächliche Durchführung der Maßnahme wird vom Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Dresden und einem Architekturbüro betreut und von den beauftragten Restaurierungsbetrieben ausgeführt.
Der modellhafte Charakter dieses Projekts bezieht sich nicht auf den technischen Bereich. Mit dem Projekt werden vielmehr neue Wege der bürgerlichen Mitverantwortung aufgezeigt, angeregt und initiiert. Umgesetzt wird die Idee durch den fächer- und klassenübergreifenden Unterricht des Herder-Gymnasium zu Fragen von Umwelt - Natur - Denkmal in der eigenen Stadt und die Übernahme von Patenschaften für gefährdete Denkmäler.
Durch unterschiedlichste Aktionen der Schüler werden die Mittel zur Restaurierung gewonnen.
(Konzerte, Musical, Theater, Weihnachts- und Kulturmärkte, Balladenabende, Sponsorenlauf, Verkäufe von Grafiken, Broschüren - alles aus dem Unterricht heraus entstanden - und Spenden zu bestimmten Anlässen)


Ergebnisse und Diskussion

Mit einem kleinen Festakt aus Anlass der Rückkehr der Skulpturen aus Bamberg wurde am 29. Januar 2008 das Schulprojekt offiziell abgeschlossen. Bis zum endgültigen Wiederversetzen auf den Sockeln außen am Nordportal haben die Figuren einen schönen und sicheren Platz im Kircheninneren gefunden.

Als Modellvorhaben zur Erfahrung von Nachhaltigkeit in Denkmalschutz, Umweltschutz und bürger-schaftlichem Engagement wirkt das Projekt mit großem Erfolg über die schulische Bildung und den ei-gentlichen Unterricht hinaus und gibt Anstöße zum Weiterdenken.
Den Schülern wurde deutlich, das sich Engagement lohnt und Freude macht.
Vor allen Dingen aber wurde die Bürgerschaft der Stadt Pirna verstärkt auf die Umweltprobleme und die Gefährdung von Denkmälern durch schädliche Umwelteinflüsse aufmerksam und nahm zum Teil ganz bewusst die Kirche St. Marien wieder als herausragendes Denkmal der eigenen Stadt wahr. Denkmäler wurden als unverzichtbarer Bestandteil unseres historischen Erbes und unserer Umwelt neu erlebt. Die Idee, sich gerade in Zeiten knapper Mittel durch ehrenamtliches Engagement für Kulturdenkmäler zu engagieren, überzeugte. In Pirna ist etwas in Bewegung geraten!
Die Schüler entdeckten mit dem Projekt Rettet das Nordportal Kultur als Teil der Umwelt. Sie wurden selbst mit großer Kreativität vielfältig kulturell aktiv, schulten ihre Ausdrucksfähigkeit auf unterschiedlichen Gebieten und lernten im Rahmen des Themas, sich selbst mit all ihren Möglichkeiten und Fähigkeiten kennen. So besteht Grund zur Hoffnung, dass die jungen Menschen ein besseres Verständnis für Umwelt und Denkmal entwickelt haben, so dass sich auch die nächste Generation mit Sachverstand und Liebe um den Erhalt von Umwelt und Natur, Denkmal und Heimat und historischem Erbe bemühen wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit spielte eine wichtige Rolle im Rahmen des Gesamtprojekts. Durch herausragende Benefizveranstaltungen und Aktionen und durch eine sehr interessierte Presse wurde das Patenpro-jekt in Pirna bekannt und zum Gesprächsstoff. Voller Anerkennung wurde das Engagement der Herder-Schüler wahrgenommen. So setzten von Beginn des Patenprojekts an Berichte in den Tageszeitungen, im Fernsehen (regional und überregional) wichtige Impulse zur Motivierung der Schüler - aber auch der Bürger Pirnas. Die Bildungsarbeit der Schule wurde im Internet unter www.herders.de und in den schulischen Jahrbüchern ausführlich dokumentiert.
Diese Öffentlichkeitsarbeit hat mit dazu beigetragen, dass das Nordportal, dessen Abriss schon im Ge-spräch war und tatsächlich in Erwägung gezogen wurde, nun doch erhalten bleibt und die Gesamtrestaurierung voraussichtlich im September 2008 abgeschlossen werden kann. Plötzlich bemühten sich Kirchengemeinde und Stadt um Mittel zur Gesamtrestaurierung beim Land, der Kirchenverwaltung, der Städtebauförderung und sonstigen Institutionen und sicherten damit die Restaurierung des Nordportals. Besser kann Öffentlichkeitsarbeit nicht wirken. Die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen plant eine Ausstellung zum Engagement von Schulen in Sachsen. Zu dieser Ausstellung soll das Herder-Gymnasium aus Pirna eingeladen werden.


Fazit

Das Projekt Schüler übernehmen Patenschaften für Denkmäler hat in Pirna etwas in Bewegung gesetzt. Das Projekt faszinierte die Schüler, weckte ihr Interesse auf ganz neuen Gebieten, verknüpfte Unterrichtswissen mit praktischer Anwendung im Alltag, motivierte sie zu unterschiedlichsten, auch unge-wohnten Aktionen. Das Projekt hat aber vor allen Dingen das Bewusstsein der Bürger von Pirna für Ihre Umwelt (Denkmal als Teil dieser Umwelt) geweckt. Dazu ist mit dem Nordportal ein Denkmal in den Blickpunkt gerückt, das bis dahin völlig übersehen wurde, und die Aufmerksamkeit wurde auf Probleme gelenkt, die bis zu diesem Engagement keinen interessierten.
Die Schüler haben mit Ihrem Patenprojekt und ihrem Einsatz nicht nur ein fast aufgegebenes Denkmal gerettet, persönlich sehr viel Neues über nachhaltigen Umwelt- und Denkmalschutz gelernt, sie haben auch für ihre Stadt (Heimat), ihre Mitbürger und für den Umweltgedanken einen nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet.

Übersicht

Fördersumme

20.000,00 €

Förderzeitraum

14.07.2006 - 26.06.2008

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung
Umwelttechnik