Projekt 24163/01

Einrichtung einer Umweltausstellung im Informationszentrum Nationalpark Kellerwald-Edersee

Projektträger

Nationalpark Kellerwald-Edersee
Laustr. 8
34537 Bad Wildungen
Telefon: 05621/752 49-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im 2004 ausgewiesenen Nationalpark Kellerwald-Edersee soll ein außergewöhnliches und innovatives Nationalpark-Informationszentrum entstehen, das auf emotionale Weise über den Nationalpark informiert und dabei die Vermittlung einer Wildnis von morgen in den Vordergrund stellt. Mithilfe eines Sinnekinos und einer Erlebnisausstellung sollen den Besuchern die Besonderheiten des Nationalparks gezeigt und der Nationalparkgedanke vermittelt werden. Die Ausstellung soll zum naturverträglichen Verhalten anre-gen, die regionalwirtschaftlichen Chancen eines Nationalparks aufzeigen und Bezüge zu globalen Aspek-ten herstellen. Das Infozentrum soll das Herzstück der Informations- und Bildungsarbeit des Nationalparks werden. Ebenso soll es ein Begegnungszentrum der Region werden, das neben der Ausstellung mithilfe eines Begleitprogramms aus Vorträgen, Führungen und vielen anderen Veranstaltungen sowie einem gastronomischen Bereich Besucher anzieht.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZunächst wurden die Eckpfeiler des Umweltbildungskonzepts für das Informationszentrum ausgearbeitet. Auf dieser Basis wurden die Grundzüge des Ausstellungskonzepts erarbeitet, ein Betriebs- und Wirt-schaftlichkeitskonzept erstellt und die architektonische Entwurfsplanung an die Anforderungen des Aus-stellungs- und Betriebskonzepts angepasst. Nach Durchführung eines Wettbewerbs wurde der Auftrag für die Konzeption und Herstellung einer Erlebnisausstellung vergeben. In Zusammenarbeit mit dem Na-tionalparkamt wird von dieser ein didaktisches und inhaltliches Feinkonzept erarbeitet, anhand dessen die Ausstellungsstücke hergestellt und mit Inhalten gefüllt werden, die sowohl auf den internationalen Fokus der Nationalparke als auch auf den hiesigen Nationalpark und dessen Umfeld abgestimmt sind. Im Rahmen einer formativen Evaluation wird im Prozess des Entstehens überprüft, ob die Ausstellung verständlich ist und Besucher anspricht. Die Projektlaufzeit ist in zwei Phasen aufgeteilt; nach der ersten wird ein ausführlicher Zwischenbericht vorgelegt. Ein Beirat wird während der gesamten Projektlaufzeit beratend zur Seite stehen. Das Zentrum und dessen Veranstaltungsprogramm werden sinnvoll in das bereits bestehende Veranstaltungsprogramm und die Aufgaben der Informations- und Bildungsarbeit des Nationalparks eingebunden.


Ergebnisse und Diskussion

Am 18. Januar 2008 wurde das NationalparkZentrum Kellerwald durch den Ministerpräsidenten des Lan-des Hessen eröffnet. Unter dem Motto Raum für Wildnis und Menschen erlebten in den ersten sechs Monaten über 30.000 Besucher aller Bevölkerungs- und Altersschichten das multimediale Erlebniszent-rum.
Die Ausstellung gliedert sich in drei Bereiche: zu Beginn wird der Besucher durch eine emotionale Einstimmung mit den Lebensräumen des Nationalparks vertraut gemacht. Im zweiten Teil können sich die Besucher an verschiedenen interaktiven Exponaten auf spielerische Art Informationen abrufen. Am Ende des Ausstellungsbesuchs steht als Highlight das 4D-Sinnekino.
Durch die enge und gute, sowie offene Zusammenarbeit zwischen Nationalparkamt, Ausstellungsfirma, Evaluationsagentur und wissenschaftlichem Projektbeirat gelang es, trotz kurzer Planungs- und Realisierungszeit schon vor Eröffnung eine hohe Besucher- und Benutzerfreundlichkeit herzustellen, ohne wissenschaftliche Genauigkeit und Informationstiefe zu vernachlässigen. Herauszuheben ist die während des Realisierungsprozesses durchgeführte formative Evaluation der Ausstellung. Mithilfe der einzelnen Evaluationsbausteine Expertenevaluation (Leiter anderer Zentren und Projektbeirat), Evaluation eines Prototyps (das Exponat SchatzSpeicher) sowie einer Evaluationswoche mit 90 Teilnehmern aus der lokalen Bevölkerung etwa fünf Wochen vor Eröffnung war es möglich, auf Expertenerfahrungen zurückzugreifen und Besucherwünsche zu berücksichtigen. Die Ergebnisse der Evaluationswoche wurden, so fern möglich, direkt umgesetzt. Neben der Herstellung einer weitestmöglichen Besucherfreundlichkeit ist der Marketingeffekt der Evaluationswoche im direkten Umfeld des NationalparkZentrums von großer Be-deutung. Deren positive Wirkung ist darauf zurückzuführen, dass die lokale Bevölkerung in die Fertigstellung der Ausstellung mit einbezogen wurde und gleichzeitig das NationalparkZentrum vor Eröffnung besuchen konnte.
Wildnis und die weltweite Nationalparkidee Natur Natur sein lassen stehen bei Ausstellung und beglei-tender Bildungsarbeit im Mittelpunkt. Die Besucher werden aufgefordert, eigene Wildnisvorstellungen zu reflektieren. Ausgehend von der Auffassung, dass Nationalparke Geschenke an die Menschheit sind, werden psychotopische Effekte von Wildnisgebieten in der Bildungsarbeit aufgegriffen. Im Rahmen von Führungen wird mit den Gruppen, insbesondere mit Schulklassen, intensiv über Wildnisvorstellungen und individuelle Bedeutungen von Wildnis diskutiert. Vorstellungen von Wildnis vor und nach dem Ausstellungsbesuch werden verglichen und mit Schulklassen visualisiert. Für Schulklassen wurden darüber hin-aus klassenstufenspezifische Fragebögen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten entwickelt.
Auch das Veranstaltungsprogramm vermittelt vielfältige Zugänge zum Thema Wildnis. Unter dem Stich-wort Wildniskultur werden Annäherungen an das Thema Wildnis durch Musik, Literatur und Kunst ermöglicht. Lagerfeuerabende und Diskussionsforen geben der Auseinandersetzung mit Wildnis Raum. Ziel ist, sowohl das Bildungs- als auch das Veranstaltungsprogramm auszubauen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Entstehung des NationalparkZentrums wurde von der Lokalpresse sowie hessischem Funk und Fernsehen intensiv begleitet, sodass eine regelmäßige Berichterstattung erfolgte. Im Juni 2007 war das Nationalparkamt mit dem Projekt NationalparkZentrum Kellerwald auf der Woche der Umwelt in Berlin vertreten. Nach Fertigstellung des Hauses öffnete das Zentrum vor Einbau der Ausstellung mit einem Baustellenfest seine Türen für die Öffentlichkeit, zur Eröffnung fand ein Tag der offenen Tür statt. Flyer, Broschüren, Internetseite und Plakat informieren umfangreich über das Angebot des NationalparkZentrums. Besondere Aktivitäten wie beispielsweise eine Promotiontour unterstützen die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses.


Fazit

Mit einer innovativen Ausstellung, die viele Informationen bietet und Spaß macht, werden ungewöhnliche Einblicke in die werdende Wildnis des Nationalparks Kellerwald-Edersee möglich. Durch eine Mischung aus fantasievoller Inszenierung und High Tech werden die Botschaften des Nationalparks emotional, spielerisch und kreativ vermittelt. Die Ausstellung zeigt weiterhin die globale Bedeutung des Nationalparks Kellerwald-Edersee.
Das begleitende zielgruppenspezifische Bildungsprogramm ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Wildnis. Unterstützt durch die regionale Ausrichtung der Gastronomie und des Shops werden Bezüge zwischen Nationalpark und Region anschaulich vernetzt. Nach einem halben Jahr hat sich das NationalparkZentrum als Besuchermagnet etabliert und zum integralen Bestandteil der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Nationalparks entwickelt. Die hohe Qualität von Ausstellung und Bil-dungsarbeit soll nun erhalten und gesteigert werden.

Übersicht

Fördersumme

1.041.250,00 €

Förderzeitraum

08.05.2006 - 08.06.2008

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation