Projekt 24082/01

Bankendialogprogramm

Projektträger

Urgewald e. V.
Von Galen Str. 4
48336 Sassenberg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Finanzinstitutionen tragen eine Mitverantwortung für die Nachhaltigkeit von Entwicklungsprozessen. Über internationale Bankeninitiativen wie die UNEP Financial Initiative oder die Equator Principles versuchen die wichtigsten international agierenden Player, dieser Verantwortung nachzukommen. Auch in Deutschland lässt sich bei vielen Banken eine zunehmende Sensibilisierung für Umweltfragen konstatieren. Im Gegensatz zum internationalen Trend des systematischen Risikomanagements verfügt noch keine der wichtigen deutschen Privatbanken bisher über eine entsprechende öffentliche Nachhaltigkeitspolicy. Mit dem Bankendialogprogramm will urgewald Bewegung in die deutsche Bankenlandschaft bringen und sie zur Verabschiedung modellhafter Nachhaltigkeitspolicies bewegen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenKernstück des Dialogprogrammes bildeten drei Runde Tische zu folgenden Themen:
1. Banken und Zellstoff (18.6.2007),
2. Auf dem Weg zu nachhaltigen Finanzierungsentscheidungen - neue Trends und Instrumente bei Banken (11.04.2008) und
3. Banken und der Biokraftstoffboom - Dialog über Regeln für einen schwierigen Sektor (19.06.2009).

Für alle drei Veranstaltungen wurden Hintergrundmaterialien erarbeitet, die in einer Vorversion auf den Dialogveranstaltungen vorgestellt und - um Anregungen aus den Runden Tischen ergänzt - im Nachhinein veröffentlicht wurden:
Zu 1.: Banks, Pulp and People sowie die Webpage: www.pulpmillwatch.org
Zu 2.: Neue Banken braucht das Land! Anregungen für eine ökologisch und sozial zukunftsfähige Finanzindustrie
Zu 3.: Banken und Biokraftstoffe - Empfehlungen für eine Modellpolicy

Veranstaltungen und Hintergrundmaterialien dienten dem Zweck, Banken ganz konkret über modellhaftes ökologisches Nachhaltigkeits- und Risikomanagement zu informieren, anhand von Fallbeispielen aus der Vergangenheit auf Probleme hinzuweisen und sowie konkrete Empfehlungen für vorbildliche Sektorstandards zu erarbeiten.
Ergänzend dazu fanden Beratungsgespräche mit einzelnen Banken zu problematischen Finanzierungen als auch zur Erarbeitung von Sektorstandards und Nachhaltigkeitspolicies statt.
Die Ergebnisse der im Rahmen des DBU-Projektes entwickelten Vorstellungen zu einem modellhaften ökologischen Risikomanagement stellten wir abschließend auf unterschiedlichen Veranstaltungen einer breiteren Öffentlichkeit vor.


Ergebnisse und Diskussion

Der Versuch, Banken über Runde Tische für Umweltthemen zu sensibilisieren, ist gelungen. An allen drei Veranstaltungen nahmen Vertreter/innen aller führenden deutschen Großbanken teil, ab der zweiten Dialogveranstaltung gesellten sich auch die beiden Schweizer Großbanken hinzu. Gerade die Tatsache, dass auf den Dialogveranstaltungen andere Bankenvertreter/innen zu Wort kamen, die modellhafte Umweltpolicies vorstellen konnten, ließ Hemmschwellen für ein Engagement einzelner deutscher Banken in diesem Bereich sinken. Auch die Vorträge von Fach-NRO zu ökologischen Risiken bestimmter Investitionen wurden für bankeninterne Schulungen nachgefragt.
Ein weiteres Projektziel, weitere NRO zu motivieren, sich mit der Rolle der heimischen Finanzindustrie kritisch zu beschäftigen, ist erreicht worden, wie entsprechende Studien sowie das im Lauf des Programmes stetig anwachsende NRO-Interesse zeigt.
Einzelne Banken konnten überzeugt werden, den Weg für mehr Umweltstandards zu beschreiten. Bei der Erarbeitung von Policies griffen sie dabei alle auch auf unsere und teilweise auch andere NRO-Expertise zurück. Konkret erarbeiteten folgende Banken im Projektzeitraum folgende Policies:
WestLB: Grundsätze für Umwelt und Soziales
Policy zu Klima (derzeit in Erarbeitung)
Policy zu Biokraftstoffen (noch in Erarbeitung)
HypoVereinsbank: Policy zu Atomkraft
Policy zu Waffen
Policy zu Bergbau (noch in Erarbeitung)
Commerzbank: Policy zu Waffen

Ein weiteres Novum im Ringen um mehr Umweltschutz zwischen Banken und NRO ist, dass auch Gespräche zu problematischen Finanzierungen und/oder Kunden in größerer Runde möglich und nicht mehr lapidar mit dem Verweis auf das Geschäftsgeheimnis abgelehnt werden. Ein Indiz dafür, dass beide Seiten sich als Verhandlungspartner zunehmend ernst nehmen.

Bei aller Zufriedenheit über das bisher Erreichte muss jedoch einschränkend hinzugefügt werden, dass das Gros deutscher Banken bisher noch keine Policies verankert oder diese bisher noch nicht veröffentlicht hat. Sie stehen jedoch vermehrt unter öffentlichem Rechtfertigungsdruck, da sie sich aufgrund der Finanzkrise keine weiteren Imageschäden leisten können. Die Finanzkrise bietet sich dabei nun als zusätzliche Chance, Veränderungen für mehr Nachhaltigkeit durchzusetzen, da auch Bankenvorstände auf der dringenden Suche nach positiven Profilierungsmöglichkeiten sind.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der urgewald-Bankenratgeber Neue Banken braucht das Land! Anregungen für eine ökologisch und sozial zukunftsfähige Finanzindustrie fasst die zentralen Ergebnisse und Empfehlungen des Dialogprogrammes zusammen. Die Ergebnisse dieser Studie stellten wir auf unterschiedlichen Veranstaltungen einer breiteren Öffentlichkeit vor. Besondere Höhepunkte bildeten dabei eine DGB-Fachtagung (Freiwillig in die Krise - reguliert wieder raus aus der Krise) im März 2009 in Berlin sowie der McPlanet-Kongress (organisiert von BUND, Greenpeace, ATTAC, EED und Heinrich-Böll-Stiftung) im April 2009, ebenfalls in Berlin.


Fazit

Der Weg, bei Banken ein nachhaltiges ökologisches Risikomanagement zu verankern, ist mühevoll und steinig. Jedoch haben wir es durch dieses Dialogprogramm geschafft, einzelne Banken zu überzeugen, ihr ökologisches Risikomanagement zu verbessern. Endlich sind auch einzelne deutsche Banken bereit, klare Richtlinien für mehr Umweltschutz zu verankern. Damit ist das zentrale Ziel des Dialogprogramms erreicht worden. Noch ist unklar, inwieweit und wie schnell eine umfangreiche Implementierung dieser neuen Umweltrichtlinien in die Praxis gelingt und ob sich im Angesicht der Finanz- und Imagekrise auch andere Banken zunehmend genötigt sehen, den Vorreitern in diesem Bereich zu folgen. Es ist daher dringend erforderlich, die Bemühungen der Banken in diesem Bereich in Zukunft weiter kritisch zu begleiten, um erreichte Erfolge zu konsolidieren und bei den Nachzüglern Handlungsdruck aufrechtzuerhalten.

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

18.10.2005 - 31.07.2009

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation