Projekt 24050/01

Grundlagenuntersuchungen für die Entwicklung eines Managementplanes für den Donau-Drau-Nationalpark, Teil Donau (Auwaldgebiet von Gemenc-Mohcs), in Ungarn

Projektträger

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Institut für Geographie und Geoökologie WWF-Auen-Institut
Josefstr. 1
76437 Rastatt
Telefon: 07222/3807-12

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Entlang der südungarischen Donau nahe der Städte Baja und Mohacs haben sich die größten zusammenhängenden Auwälder Europas erhalten. Sie sind Teil des Donau-Drau-Nationalparks. Trotz dieses Schutzstatus bestimmen Jagd und Forstwirtschaft die Entwicklung der Auen-Ökosysteme. Bis heute liegt kein Managementplan vor, wesentliche Grundlagenuntersuchungen zum Schutz und zur Entwicklung des Gebietes fehlen. Es ist nicht zu erwarten, dass von ungarischer Seite dieses Defizit in absehbarer Zeit behoben werden kann.
Das Institut für Wasser und Gewässerentwicklung, Bereich WWF-Auen-Institut, der Universität Karlsruhe und die Donauforschungsstation der Ungarischen Akademie der Wissenschaften – zwei Institutionen, die sich fachlich hervorragend ergänzen und durch einen Kooperationsvertrag miteinander verbunden sind – haben daher beschlossen, Grundlagenuntersuchungen für einen Managementplan durchzuführen und ein entsprechendes Projekt zur Förderung bei der DBU eingereicht.

Ziel ist es unter anderem
? die abiotische und biotische Naturausstattung (Biodiversität), die Besonderheiten sowie das Potential der Gemencer und Mohácser Auensysteme zu erfassen und darzustellen
? die Bedeutung und Wechselwirkungen der Überflutungen in den Auenökosystemen aufzuzeigen
? die Wechselwirkungen zwischen Donau und Auengewässern zu untersuchen und darzustellen
? ein ökologisches Leitbild für den Raum zu entwickeln
? Vorschläge für hydraulische Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation zu machen
? Vorschläge zur Erhaltung und naturnahen Entwicklung der Hartholzauenwälder zu machen
? Empfehlungen zur Harmonisierung der verschiedenen Nutzungen (Fischerei, Forstwirtschaft, Jagd, Erholung) zu geben
? Vorschläge zur eventuellen Revision bestehender Pläne (z. B. Waldfunktionspläne) und zur Zonierung des Nationalparks vorzulegen
? Vorschläge für die Ausarbeitung eines Monitoring-Programms zu machen
? Anregungen zur Weiterentwicklung des (Öko-) Tourismus zu geben
? Anregungen zur Bewusstseinsbildung für Naturschutz und Nationalparkförderung zu geben
? GIS für das Projektgebiet aufzubauen
? Ergebnisse in Seminaren und Publikationen zu veröffentlichen (ungarisch, deutsch, evtl. englisch)



Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden• Materialsammlungen und bewertende Beschreibung
• Ökologische Untersuchungen im Gelände
• Befragungen in den Behörden und Kommunen
• Auswertung und Aufbereitung der Daten in einem Geographischen Informationssystem
• Bewertung der Untersuchungsergebnisse und Umsetzung in konkrete Vorschläge
• Einbindung in die Lehre
• Veröffentlichung und Diskussion der Ergebnisse mit Betroffenen und Entscheidungsträgern
Die grundsätzliche Arbeitsaufteilung sieht vor, dass
• die terrestrischen ökologischen Untersuchungen, die hydraulische Begutachtung, die GIS-Erstellung und GIS-Auswertung sowie die Integration der Ergebnisse schwerpunktmäßig beim deutschen Partner liegen
• die Datenbeschaffung, die abiotischen, limnischen, zoologischen und ökosystemaren Untersuchungen sowie die Abstimmung und Darstellung vor Ort schwerpunktmäßig vom ungarischen Partner durchge-führt werden
• das Monitoring-Programm, die Leitbild-Entwicklung, die Handlungsempfehlungen sowie die Publikatio-nen gemeinsam ausgearbeitet werden.



Ergebnisse und Diskussion

Die vorliegende Studie identifiziert, beschreibt und bewertet naturschutzfachliche Grundlagen und Prob-leme in den Donau-Auen innerhalb des Donau-Drau-Nationalparks (DDNP) in Südungarn und leitet dar-aus Empfehlungen für das Management dieses Gebietes ab. Das Gebiet zählt aufgrund seiner Größe (insgesamt 25.000 ha), seiner weitgehend uneingeschränkten Überflutbarkeit, seiner relativen Ungestört-heit und auch seiner Naturausstattung zu den bedeutendsten Auengebieten innerhalb der Europäischen Union. Gleichwohl und ungeachtet seines Rechtsstatus ist der behandelte Teil des Donau Drau-Nationalparks direkt und indirekt durch menschliche Eingriffe und Versäumnisse akut gefährdet. Daraus ergab sich die dringende Notwendigkeit für diese Studie.
In einem interdisziplinären Team aus ungarischen und deutschen Wissenschaftlern wurden die aquati-schen, semiterrestrischen und terrestrischen Lebensräume untersucht. Einen besonderen Schwerunkt nahmen einerseits die Gewässer, andererseits die Auenwälder ein; die flächenmäßig gering ausgepräg-ten Auenwiesen konnten wegen eines Spitzenhochwassers nicht behandelt werden. Ergänzend zu diesen ökologischen Untersuchungen wurde die flussmorphologische und hydraulische Situation der Altwässer und der Donau selbst in einem weiteren Rahmen umrissen und bewertet. Auch aus dieser Teilun-tersuchung wurden Empfehlungen abgeleitet, die in einzelnen Aspekten Fragen der Behandlung der Wasserstraße Donau berühren. In einer umfangreichen Befragung in den Städten und Dörfern, die an den Nationalpark angrenzen, wurde die Haltung der Anwohner zum Nationalpark eruiert. Dem Aspekt der Umweltbildung und der Entwicklung des Ökotourismus sowie der Rolle der Nationalparkverwaltung in-nerhalb dieser Aufgaben wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. In einer umfangreichen rechtli-chen Expertise wurde das staatliche Handeln im Nationalpark mit den gesetzlichen Vorgaben abgegli-chen, die Defizite wurden aufgezeigt und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Schließlich wurden alle ge-ographischen Daten und räumlich darstellbare Befunde in einem GIS abgebildet und für die Akteure im Rahmen des Nationalparks verfügbar gemacht. Unter diesen sind besonders die auf der Basis eines digitalen Geländemodells entwickelten Überflutungskarten zu erwähnen.
Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass der untersuchte Teil des DDNP weder den rechtlichen Normen Ungarns noch den internationalen Vorgaben für die Schutzkategorie Nationalpark entspricht; das ungarische Rechtsgutachten, das Bestandteil dieser Studie ist, konstatiert sogar einen „verfassungswid-rigen Zustand“. Ebenso werden Richtlinien der EU (Wasserrahmenrichtlinie, Natura2000-Richtlinien) ver-letzt. Selbst die immer noch sehr beachtliche, faktische Naturausstattung (Fauna, Flora, Vegetation, morphologischer Formenschatz, Gewässer, Hydrodynamik usw.) bleibt deutlich hinter dem Potential zu-rück, ihr Fortbestand ist gefährdet und unterliegt schleichenden, aber permanenten Verlusten.
Nachfolgend aufgeführte Empfehlungen für die Lösung der Einzelprobleme werden solange Stückwerk bleiben, wie die Ungarische Regierung keine klaren politischen Entscheidungen für den Nationalpark, das heißt konkret für den absoluten Vorrang der Naturerhaltung und für die vom Menschen weitgehend ungestörten Naturentwicklung (Prozessschutz) vor allen wirtschaftlichen Nutzungen, vor allem vor der Forst- und Jagdwirtschaft, trifft. Das schließt den Menschen keineswegs aus dem Gebiet aus, im Gegenteil. Das Gebiet wird dann für einen durchdachten und nachhaltigen Ökotourismus weit attraktiver als bisher sein. Diese Entscheidungen sind bisher nicht gefallen. Der dort wirtschaftenden Gemenc AG ist kein Vorwurf zu machen. Sie handelt gemäß ihrem Auftrag und strebt daher den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens an; sie geht sogar über ihren Auftrag hinaus und versucht, Ziele des Naturschutzes soweit zu berücksichtigen, wie es die betriebswirtschaftlichen Erfordernisse erlauben.



Fazit

Unter der Voraussetzung, dass die notwendigen politischen Grundsatzentscheidungen fallen, muß das Untersuchungsgebiet als „Entwicklungsnationalpark“ eingestuft und behandelt werden. Ein nationalpark-konformer Zustand muss also erst erreicht werden. Dies ist ein langfristiger Prozess. Die folgenden Empfehlungen sind nicht nur Schritte auf diesem Weg, sondern werden nach unserer Überzeugung zu einer wesentlichen Verbesserung der Situation beitragen. Sie sind nur erste Schritte – weitere müssen folgen. Alle Vorschläge bedürfen der Konkretisierung und sollten in einen Managementplan eingearbeitet werden.

Übersicht

Fördersumme

437.690,00 €

Förderzeitraum

06.10.2006 - 31.03.2013

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik