Projekt 23849/01

Qualifizierungsmaßnahme zum Aufbau eines ökologischen Schwerpunkts an der Europäischen Akademie Banja Luka (Bosnien-Herzegowina)

Projektträger

Ludwig-Windthorst-Stiftung e. V.
Gerhard-Kues-Str. 16
49808 Lingen
Telefon: 0591/61 02-203

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Bistum Banja Luka beabsichtigt, am Sitz des Bischofs eine Europäische Akademie einzurichten. Diese soll in einer äußerst schwierigen politischen, gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage den Dialog über die Grenzen der verschiedenen, noch längst nicht miteinander versöhnten Völker in Bosnien-Herzegowina in Gang setzen mit dem Ziel einer demokratischen, nachhaltigen Entwicklung.
Für dieses Vorhaben gibt es keine Erfahrungen in der dortigen Gesellschaft. Insofern ist sie auf Erfahrungen anderer angewiesen.
Die Ludwig-Windthorst-Stiftung möchte in Zusammenarbeit mit der katholischen Akademie, dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen-Holthausen und anderen Akademien, insbesondere auch von Einrichtungen mit einem ausdrücklichen Umweltschwerpunkt, diese Erfahrungen einbringen und den Demokratisie-rungsprozess unterstützen.
Gelingende, zukunftsfähige gesellschaftliche Prozesse bedürfen demokratischer Kontrolle und Steuerung unter wertbestimmter,
d. h. ressourcenbewusster Orientierung. Zukunftsfähigkeit kann nur erreicht werden, wenn Demokratie und nachhaltiges, gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln verbunden werden zum Wohle aller Menschen im Lande, in Europa und in der Welt. Daher geht es bei dem vorliegenden Projekt um die Frage, wie es gelingen kann, die ökologischen Fragen nicht außen vor zu lassen, sondern sie offensiv in den demokratisierenden Gestaltungsprozess einzubringen.
Diesem Ziel diente eine vorbereitende Qualifizierungsmaßnahme des designierten Akademiedirektors, Dr. Anicic.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt bestand in einem umfänglichen Besuchs- und Gesprächsprogramm von Akademien und Bildungseinrichtungen und diente zugleich dem Aufbau internationaler Kontakte.
Durch das Kennen lernen der pädagogischen Arbeit an verschiedenen Standorten und dem sich Vertraut machen mit vielen, durch die Praxis bestätigten Modellen aus Bereichen der erneuerbaren Energie, der Umweltkommunikation und des Umweltschutzes konnte ein umfangreiches Basiswissen vermittelt wer-den, das für die Konzeptionierung der Aufbauphase als sehr hilfreich eingeschätzt wurde.
Die angewandte Methodik konzentrierte sich im wesentlichen auf das Hospitieren in Bildungseinrichtungen mit einem ausgeprägten Umweltbezug, wie z. B. in dem Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal, dem Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern und dem Zentrum für Familien, Umwelt und Kultur im Kloster Roggenburg. In diesen und auch in vielen anderen Bildungseinrichtungen wurden strukturierte Fachgespräche auf den verschiedenen Ebenen geführt. Die Gespräche waren sehr informa-tiv und beinhalteten viele Fragestellungen, z. B. wie bei der Bildungsarbeit vorzugehen ist, was besonders interessant und erfolgversprechend ist, welche Gefahren oder Fehlentwicklungen bei der Aufbauarbeit vorkommen können. Ergänzend wurden jeweils Reflexionsgespräche mit der Projektleiterin geführt, um den Wissenstransfer hinsichtlich der Homeback-Situation sicherzustellen.


Ergebnisse und Diskussion

In den Fachgesprächen der Bildungseinrichtungen mit ausgeprägtem Umweltschwerpunkt, aber auch in Bildungseinrichtungen mit wirtschaftlicher, sozial-gesellschaftspolitischer und ökologisch integrativer Schwerpunktsetzung wurden die inhaltlichen Schwerpunkte, Konzepte, Strukturen, aber auch einzelne Elemente der Bildungsarbeit oder Programmplanung dieser Institutionen kennen gelernt und vor allem auf der Leitungsebene ausführlich besprochen.
Dieses Projekt wurde mit einem viermonatigem DBU-Stipendium (Herr Igor Lukenda) kombiniert, wobei der Stipendiant an ausgesuchten Bildungseinrichtungen längere Zeit verbracht hat. Herr Lukenda sollte die konkrete pädagogische Arbeit in seiner täglichen Umsetzung kennen lernen, um diese Erfahrung demnächst als Referent in seine Arbeit an der Europäischen Akademie in Banja Luka einzubringen. Die längeren Hospitationen dienten der Vorbereitung bzw. der Vertiefung der Gespräche, die der designierte Akademieleiter, Dr. Anicic, jeweils geführt hat. So konnte man sich in relativ kurzer Zeit mit vielen verschiedenen Bildungseinrichtungen von Bayern über Berlin, Sachsen und Niedersachsen, vertraut machen und auch verstehen, wie vor Ort das konkrete pädagogische Vorhaben umgesetzt wird.
Vor Ort, d. h. in den Bildungseinrichtungen wurden die Geschichte und Entstehung der Einrichtung, die ersten Schritte, die Entwicklung über längere Zeit, die konkrete pädagogische Gestaltung oder die Zusammenarbeit mit der lokalen oder regionalen Politik und die Vernetzung mit anderen Umweltinstitutionen oder -aktionen kennen gelernt und diskutiert, und zwar immer unter dem Aspekt der Anwendbarkeit dieser Modelle in Banja Luka. Was sehr stark bewusst geworden ist, ist die Wichtigkeit der Verankerung der Institution in der Region. Nur durch Einbindung in die regionalen Strukturen, entweder durch einbeziehende Mitarbeit von Personen oder durch das Bildungsangebot für die Region, wird es möglich, auf Dauer die Existenz der Akademie abzusichern.
In Einrichtungen mit ausgeprägter Umweltbildung, wie dem IBZ St. Marienthal, dem Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern oder dem Zentrum für Familien, Umwelt und Kultur - Kloster Roggenburg) konzentrierten sich die Aufmerksamkeit und das Interesse an der Bildungsarbeit auf seine vielen methodischen Möglichkeiten, besonders auf das Anschaulichmachen von Modellen. Hier sind einige ökologische Aspekte zu erwähnen, deren Relevanz für die zukünftige Bildungsarbeit und für konkrete Umweltprojekte in Bosnien-Herzegowina als sehr bedeutsam angesehen wird.
- Umweltschutz: Überlebensschutz für alle
- Umweltmanagement/Umwelterklärung
- Energiemodelle, besonders die erneuerbaren Energien
- Umweltbaumaßnahmen: ökologische Haushaltstechnik und ökologische Gebäudestandards
- Vernetzung und Ressourceeinsparung
- Dreieck der nachhaltigen Bildung: sozial-kulturell + ökologisch + ökonomisch
- Weiterbildung zu nachhaltiger Regionalentwicklung
- Agenda 21: Lokal und Global


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Pressearbeit: siehe Artikel der Lingener Tagespost vom 05.09.2005 und der Ems-Zeitung vom 03.09.2005.


Fazit

Durch das Projekt wurden viele Informationen und Erfahrungen gewonnen, um mit dem Aufbau der ersten Akademie in Bosnien zu beginnen. Die Fachgespräche und Diskussionen waren sehr ausführlich und lehrreich. Es ist ein Konzept entstanden, das das Anliegen verfolgt, die nachhaltige Entwicklung und Umweltbildung in Bosnien zu fördern.
Durch Bereisen von verschiedenen Standorten und Kennen lernen von Bildungshäusern mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnte bewusst gemacht werden, wie groß der Bedarf in Bosnien/Herzegowina ist. Der Reichtum der Bildungsarbeit in Deutschland faszinierte, löste aber zugleich Sorgen und Ängste aus, was die Übertragbarkeit auf bosnische Verhältnisse beinhaltete. Gleichwohl konnte durch intensive Gespräche und praktische Hilfe durch die Projektleitung ein hohes Maß an Motivation aufgebaut werden, die konkreten Möglichkeiten vor Ort zu nutzen und erste Schritte zu initiieren.
Diese werden noch in diesem Jahr umgesetzt. Am 16.11.2005 wird die Gründung der Europäischen Akademie in Banja Luka öffentlich proklamiert und deren Konzeption vorgestellt. Die Aufnahme der konkreten Akademiearbeit mit ihrem ausdrücklichen Umweltschwerpunkt ist für März vorgesehen.
Auf dem weiteren Weg des Aufbaus der Akademie sind die Initiatoren in Bosnien/Herzegowina unbedingt auf begleitende, internationale Hilfe angewiesen. Die Ludwig-Windthorst-Stiftung und das Ludwig-Windthorst-Haus sind gern dazu bereit, in einer weiteren Phase dieses Projekt zu unterstützen.

Übersicht

Fördersumme

5.394,00 €

Förderzeitraum

11.07.2005 - 11.01.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation