Projekt 23656/01

Energieverbrauchskennwerte für Gebäude in der Bundesrepublik Deutschland – Fortschreibung 2005

Projektträger

ages Gesellschaft für Energieplanung und Systemanalyse mbH
Klosterstr. 3
48143 Münster
Telefon: 0251/4847810

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Energieverbrauchskennwerte stellen ein wichtiges Hilfsmittel dort dar, wo bei der Bewirtschaftung größerer Gebäudebestände eine rationelle Energieverwendung, Kostensenkungen und eine Verringerung der Umweltbelastung erreicht werden sollen. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind auch von Interesse bei der Umsetzung der Richtlinie 2002/91/EG zur Gesamteffizienz von Gebäuden. Im Rahmen dieser Arbeit sollen auf der Grundlage einer breiten empirischen Datenbasis aktuelle Energieverbrauchskennwerte von Gebäuden nach der Methode der VDI-Richtlinie 3807 Blatt 1 ermittelt werden. Zudem soll - über die Aufnahme von Strukturmerkmalen - eine genauere Analyse von Verbrauchskennwerten dort erfolgen, wo innerhalb einer Gebäudeart Ausstattung und Nutzung sehr unterschiedlich sein können. Für die Bundesrepublik Deutschland fehlen immer noch für viele Gebäudearten und Anwendungen belastbare Daten über Energieverbrauchskennwerte. Für die Praxis ist die Kenntnis empirisch gewonnener Kennwerte von großer Bedeutung, um die eigenen Gebäudebestände in ihrem energetischen Verhalten
beurteilen zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜber den Rahmen der Projekte 1996 und 1999 hinausgehend ist eine Ausweitung der Untersuchung auf bislang nicht berücksichtigte Verbraucher (z. B. Straßenbeleuchtung, Kläranlagen, Hotels) vorgesehen. Zudem soll - über die Aufnahme von Strukturmerkmalen - eine genauere Analyse von Verbrauchskennwerten dort erfolgen, wo innerhalb einer Gebäudeart Ausstattung und Nutzung sehr unterschiedlich sein können: Bei Verwaltungsgebäuden z. B. sind die Stromverbrauchskennwerte in starkem Maße vom Um-fang der Ausstattung abhängig (klimatisierte Fläche, Art der Klimatisierung, Zahl der EDV-Arbeitplätze, zentrale EDV, Kochküche/Aufwärmküche mit Gas/Strom). Bewertungen über Kennwerte sind hier teilweise nur bei genauerer Kenntnis der Ausstattung möglich. Bei der Bewertung von Heizenergieverbrauchskennwerten sind ggf. die Verbräuche für Prozesswärme, Warmwasserbereitung und Kühlzwecke durch geeignete Messungen oder Rechenverfahren zu isolieren. Ebenfalls ist der Einfluss besonderer Techniken der Wärmebereitstellung (Wärmepumpen, BHKW) zu berücksichtigen. Für die Bewertung von Was-serverbrauchskennwerten sind z. B. Außenzapfstellen sowie Umfang von Regenwassernutzung und Brunnenwassereinsatz zu berücksichtigen. Neu ist auch die vorgesehene mediale Aufbereitung der Daten in einer Weise, die Interessenten z. B. über das Internet einen Zugriff auf die anonymisierte Datenbasis ermöglicht, um individuelle Fragestellungen entwickeln und lösen zu können. Erweitert werden soll auch die Auswertung für die erhobenen Basisdaten. Hier sollen zusätzliche statistische Verfahren zur Anwendung kommen, die z.B. über die Bildung von Verteilungsfunktionen für linksschiefe Verteilungen eine weitergehende Interpretation der Daten erlauben, bzw. bei entsprechender Datenlage die Identifikation von Kenngrößen (z. B. Modalwerte) überhaupt erst ermöglichen. Diese Verfahren sollen als Freeware Interessenten zur Verfügung gestellt werden, die diese Verfahren z. B. auf eigene Liegenschaftsbe-stände anwenden wollen. Vorgesehen sind eine Datenaktualisierung, Erweiterung der Datenbasis auf 30.000 Objekte, verbesserte Datenbasis für Gebäudearten mit Kennwerten aus den Berichten 1996/1999, neue Kennwerte für weitere Gebäudearten laut Bauwerkszuordnungskatalog, neue Kennwerte für den öffentlichen Sektor (z. B. Straßenbeleuchtung, Kläranlagen), neue Kennwerte auch für Gebäudearten außerhalb des öffentlichen Sektors (Hotels, Banken...), Teil-/Bereichskennwerte mit Strukturdaten, Datenaufbereitung für den Zugriff auf die anonymisierte Datenbasis über das Internet, Bereitstellung einer Abfragemaske, die den Interessenten den gezielten selektiven Zugriff auf die anonymisierte Datenbasis über das Internet ermöglicht, neue statistische Verfahren.


Ergebnisse und Diskussion

Mit einem Datenbestand von 166.618 Verbrauchsdaten von 144.970 Liegenschaften konnte das Ziel der Kennwerteuntersuchung, die Datenbasis zu erweitern, mehr als erreicht werden. Für Nicht-Wohngebäude können Daten aus 175 Quellen mit insgesamt ca. 45.500 Verbrauchswerten der Medien Wärme, Strom und Wasser verwendet werden. Die Zahl der zur Verfügung gestellten Datensätze für Nicht-Wohngebäude hat sich damit im Vergleich zu 1999 verdoppelt. Mit der verbesserten Datenbasis konnten Kennwerte für weitere Gebäudearten laut Bauwerkszuordnungskatalog ermittelt werden. Für Kennwerte von Gebäudearten außerhalb des öffentlichen Sektors (Hotels und Gaststätten, Wohnheime, Krankenhäuser, Bäder und Verkaufsstätten) konnten in Zusammenarbeit mit Verbänden und Fachorganisationen Datenerhebungen gestartet und teilweise auch schon ausgewertet werden. Daten für die Bildung von Teilkennwerten stehen aufgrund einer fehlenden Messinfrastruktur nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung. Hier musste auf Daten aus abgeschlossenen und laufenden Forschungsprojekten und Ener-giekonzepten zurückgegriffen werden. Für die statistische Auswertung der Daten wurde wegen der bes-seren Anschaulichkeit und Transparenz mit klassifizierten Häufigkeitsverteilungen der Verbrauchskennwerte gearbeitet. Das bislang verwendete Verfahren mit festen Klassenzahlen wurde um eine dynami-sche Komponente erweitert, bei dem die Modalwerte über eine Variation der Klassenzahl ermittelt wur-den. Klassische statische Kenngrößen wie arithmetischer Mittelwert, Median, Standardabweichung und unterer Quartalsmittelwert wurden ebenfalls ermittelt und dokumentiert. Als relevanter mittlerer Vergleichskennwert wurde der arithmetische Mittelwert nicht verwendet, weil dieser u.a. wegen der Ausreißer zu überhöhten Vergleichskennwerten führt. Parallel zur Datensammlung und -aufbereitung wurde ein Internetportal aufgebaut, um die Ergebnisse der Untersuchung Dritten zugänglich zu machen (www.kennwerte-online.de). Dort können die Häufigkeitsverteilungen und statistischen Kenngrößen die-ser Untersuchung nach Gebäudearten differenziert aufgerufen und zu einem eigenen eingegebenen Liegenschaftsdatensatz in Bezug gesetzt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Untersuchung wird als Bericht veröffentlicht, der als Druckexemplar und als PDF Datei bei ages bestellt werden kann. Zusätzlich sind die statistischen Kenndaten und Häufigkeitsverteilungen als EXCEL Datei verfügbar, die als Expertensystem den Nutzern individuelle Benchmarks ermöglicht. Zudem sind die Daten über das ages-Benchmarkportal im Internet zugänglich. Die Ergebnisse der Untersuchung werden zudem über einen Presseverteiler, Fachartikel und Fachvorträge bekannt gemacht. Eine direkt Umsetzung ist für die VDI Richtlinie 3807 Blatt 2 vorgesehen.


Fazit

Steigende Energiepreise, politische Vorgaben und eine erhöhte Sensibilität gegenüber der Klimawirksamkeit von Energieumsätzen haben das Thema Energie in den beiden letzen Jahren wieder deutlich aufgewertet. Analysieren und Erschließen von Effizienzpotentialen wird nicht nur zunehmend zur Pflichtaufgabe, sondern auch zu einem attraktiven Geschäftsfeld. In diesem Umfeld besteht ein großes Interesse an einfachen Analyseverfahren und Daten für die Durchführung von Benchmarks. Ein ansonsten dem Ingenieur vorbehaltenes Thema wird gerade über Kennzahlen auch anderen Fachdisziplinen für Bewertungen zugänglich. Das ist gut, weil so Entscheidungsträger z. B. aus dem kaufmännischen Bereich leichter in den Umsetzungsprozess eingebunden werden können. Weiterhin fehlen empirische Daten für einfache Teilkennwerteverfahren. Die verfügbaren Teilkennwerte elektrischer Energie sind mehrheitlich hochgerechnete Werte. Die näher betrachteten Teilkennwerteverfahren sind für Grobanalysen zu komplex. Hier ist sicherlich noch Entwicklungsbedarf.

Übersicht

Fördersumme

35.000,00 €

Förderzeitraum

08.06.2005 - 31.08.2006

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik