Projekt 23417/01

Sanierung eines barocken Hochparterre-Gartens unter Einsatz innovativer Methoden und unter besonderer Berücksichtigung der Artenvielfalt

Projektträger

Freundeskreis Schloss-Spiele Hohenlimburg e. V.
Am Berge 3
58119 Hagen

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes ist es, eine biotopische Situation zu schaffen, durch die Besuchern die Arten- und Pflanzenvielfalt an Trockenmauern in Höhenlagen eindrucksvoll veranschaulicht werden kann.
Rund um die Höhenburg Schloss Hohenlimburg ist die Anlage eines historischen Barockgartens erkennbar. Durch Bruch der einstmals 4 bis 6 Meter hohen Trockenmauern ist das Gelände abgerutscht. Das Gelände ist verwildert. Dabei sind Monokulturen entstanden, die die oft einzigartige Artenvielfalt, wie sie in Höhenlagen und bei historischen Trockenmauern typischerweise anzutreffen ist, verdrängt haben.
Durch die Förderung der DBU und der NRW-Stiftung kann gezeigt werden, wie Umweltschutz und Denkmalschutz Hand in Hand gehen und das eine das andere befördert. Die Gartensanierung erfolgt als Parkanlage mit Rundwegen und Informationstafeln


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSanierung der einsturzgefährdeten Unteren Mauern auf einer Länge von rund 90 Metern unter Einsatz von Gabionen. Das sind Drahtkörbe, die mit Steinbruch in unterschiedlicher Körnung befüllt werden. Als Füllmaterial werden Steine aus einem Hohenlimburger Steinbruch gewählt.
Durch die Verankerung mit dem Mauerhintergrund und durch Schaffung einer geeigneten Hintermauerdränage entstehen Trockenmauern, die sich harmonisch in die Landschaft einfügen und in denen zahlreiche Hohl- und Freiräume ideale Lebensnischen für unterschiedliche Tiere und Pflanzen bieten.
Weitgehend intakte Mauerpartien bleiben dabei unberührt. Dadurch entsteht eine behutsame Eingriffsintensität, die vorhandene Kulturen erhält und dennoch die Stabilität der gesamten Unteren Gartenmauern wiederherstellt. Zur Auswahl der Mauerpartien ist die Einholung eines statischen Gutachtens erforderlich.
Die Sanierung erfolgt in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und dem Westfälischen Amt für Denkmalpflege.


Ergebnisse und Diskussion

Die Gärten von Schloss Hohenlimburg und hier insbesondere der einstige barocke Höhengarten stellen historische Kulturlandschaftsteile von besonderer Eigenart und Seltenheit dar.
Da sich auf den ehemaligen Gartenflächen durch Aufforstungen in den 50er Jahren sowie durch die jahrzehntelange Aufgabe einer gärtnerischen Nutzung ein Wald entwickeln konnte, wurden die Flächen als Landschaftsschutzgebiet, zahlreiche Einzelbäume als Naturdenkmäler eingetragen. Gleichzeitig stehen die historischen Mauern, Treppen, Gartenreste unter Denkmalschutz.
Um diesem - für viele historische Gärten - charakteristischen Zusammenhang von Denkmalschutz und Naturschutz Rechnung zu tragen, wurden bei den Maßnahmen zur Teilrekonstruktion der historischen Gärten nicht nur gartenhistorische Aspekte berücksichtigt. Auch die Sicherung vorhandener und die Entwicklung neuer Lebensräume bildeten in dem Konzept zur Gartensanierung einen Schwerpunkt.
Durch die Umwandlung von Wald (hier vor allem Lärchenforst) in offene und damit stärker belichtete Wiesen- und Parkbereiche wurden die Flächenanteile für Saumbereiche deutlich erhöht, die mit ihren unterschiedlichen Standortbedingungen (Boden, Besonnung, Vergesellschaftung mit Baum- und Straucharten) auch eine deutlich höhere Artenvielfalt entwickeln können, als dies im Bestand vor der Baumaßnahme der Fall war (im Bestand vorherrschende, relativ artenarme Waldgesellschaften).
Während zum Beispiel auf dem ehemaligen Barockparterre vor Beginn der Waldumwandlung durch die Dichte des Lärchenbestandes und die daraus resultierende starke Beschattung des Waldbodens keine nennenswerte Krautschicht vorhanden war, können sich nach der Sanierung besonnte Wiesenflächen mit breiten Staudensäumen an der Basis der historischen Oberen Trockenmauern herausbilden. Gleiches gilt für die Neubepflanzung von Obstgehölzen auf den Flächen des ehemaligen Dienerschaftsgartens mit einem breiten umlaufenden Wildstaudensaum oder für die Wiederansiedlung von Wein und Maulbeerbäumen auf den sonnenexponierten so genannten Weinterrassen mit Trockenrasengesellschaften auf den mageren Flächen.
Vor allem die Lebensbedingungen für die Arten der Mauerfugengesellschaften gestalten sich durch die neu errichtete Gabionenwand vielfältiger, weil durch die Rodung des Waldes nunmehr neben beschatteten Mauerzonen auch gut belichtete Partien entstehen, die andere Arten begünstigen. Da im vorherigen Zustand große Teile der Mauern eingestürzt, teilweise abgetragen oder durch Waldboden überdeckt wa-ren, wurde mit der Instandsetzung der gesamten Mauerflächen der Lebensraum in den Mauerfugen massiv ausgeweitet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die sanierten Schlossgärten werden im Rahmen der Gesamtpräsentation der historischen Burg- und Schlossanlage für die Öffentlichkeit zugänglich. Gemeinsam mit bürgerschaftlichem Engagement, das sich in drei Vereinen manifestiert, hat das Fürstenhaus Bentheim - Tecklenburg als Eigentümer von Schloss Hohenlimburg eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet, die den Betrieb, die Pflege und Wartung der Anlage sicherstellt. Die sanierten Schlossgärten mit ihrer Arten- und Pflanzenvielfalt bilden eine besondere Attraktion der weithin sichtbaren, einzigen Höhenburg Westfalens.


Fazit

Schon im Planungs- und Bearbeitungszeitraum bis Herbst 2006 kann in den intakten Mauerpartien der Unteren Gabionenmauern eine deutliche Veränderung der Artenzusammensetzung verzeichnen werden.
Durch die starke Beschattung des darunter liegenden Waldes war die Mauervegetation auf den Unteren Gartenmauern vor Beginn der Baumaßnahme gering und der Bestand stark durch Efeu (Hedera helix) dominiert. Im Sommer 2006 hat sich die Artenvielfalt deutlich erhöht und die Mauern werden flächig be-siedelt von den charakteristischen Arten der Mauerfugengesellschaften.
Die Entwicklung kann in den Folgejahren intensiv beobachtet und kartiert werden.

Übersicht

Fördersumme

120.000,00 €

Förderzeitraum

02.01.2006 - 02.09.2006

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz