Projekt 23025/01

Entwicklung eines Pilotmoduls für ein praxisorientiertes Weiterbildungsangebot für kommunale Angestellte Umweltschutz und nachhaltige Regionalentwicklung in der Slowakei

Projektträger

Universität LüneburgInstitut für Umweltkommunikation
Scharnhorststr.1
21335 Lüneburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die für die Konzeption des Weiterbildungsangebots relevante Umweltsituation in der Slowakei war ge-prägt von einer Umstrukturierung hin zu einer offenen Marktwirtschaft nach westlichem Muster. So wurden in den Jahren 2002-2004 im Rahmen des politisch-administrativen Dezentralisationsprozesses mehr als 400 Kompetenzen der Staatsverwaltung auf Gemeinden und Höhere Gebietskörperschaften übertragen. Somit bestand die Chance, zu einem günstigen Zeitpunkt Steuerungsstrategien und Instrumente zur Entwicklung einer kommunalen Umweltpolitik zu implementieren, um die sich abzeichnenden Fehlentwicklungen - insbesondere in Kernbereichen wie der kommunalen Abfallwirtschaft, Industrie- und Sied-lungsentwicklung sowie der Raumplanung - zu verhindern.
Das Vorhaben zielte darauf ab, in Zusammenarbeit mit dem Department für Landschaftsökologie der Comenius Universität Bratislava und der Slowakischen Assoziation der Städte und Gemeinden (ZMOS) ein universitäres Weiterbildungsangebot für Angestellte von Kommunen, Regional- und Bezirksämtern in der Slowakei zu entwickeln und zu erproben. Auf diese Weise sollte ein praxisorientiertes Instrument zur Verfügung gestellt werden, das die zukunftsfähige Entwicklung im Rahmen vielfältiger Umweltschutzaktivitäten auf lokaler und regionaler Ebene unterstützt. Weiterhin war die Entwicklung einer bilateralen
Hochschulkooperation im Bereich anwendungsorientierter Nachhaltigkeitskommunikation auf europäischer Ebene intendiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür das Studienprogramm wurden Lehrmaterialien entwickelt, die dem Erwerb strategischer Kernkompe-tenzen für die Gestaltung einer nachhaltigen Umweltentwicklung dienten. Zusätzlich fanden je Kursdurchlauf zwei jeweils zweitägige Präsenzphasen in den Regionen der Ost-, Zentral- und Westslowakei statt, die von der Comenius Universität in Kooperation mit ZMOS organisiert wurden. Schließlich waren zwei mehrtägige Studienreisen, die die Teilnehmer nach Deutschland führte und die von Seiten des Instituts für Umweltkommunikation organisiert wurden, Bestandteil des Studienprogramms.
Als mittelfristiger Effekt wird erwartet, dass sich die Umweltsituation in der Slowakei aufgrund des erwei-terten Wissensstandes kommunaler Akteure und Entscheidungsträger deutlich verbessert. Für die Universität Lüneburg wurden durch die Kooperation mit den slowakischen Partnern Potenziale für ein inten-siveres Engagement im mittel- und südosteuropäischen Raum erschlossen.


Ergebnisse und Diskussion

Das Studienprogramm wurde während der Projektlaufzeit zweimal durchgeführt. Insgesamt nahmen 96 Teilnehmer an dem Weiterbildungsangebot teil. Zum überwiegenden Teil handelte es sich dabei um gewählte Repräsentanten von Kommunen, während ein gutes Drittel in verschiedenen Bereichen des kommunalen und regionalen Umweltschutzes als Angestellte arbeiteten. Frauen waren nur zu gut einem Viertel und damit deutlich seltener vertreten als männliche Teilnehmer. Bezüglich der regionalen Herkunft wurde das Ziel erreicht, Interessierte zu möglichst gleichen Teilen aus den verschiedenen Regionen der Ost-, West- und Zentral-Slowakei für eine Teilnahme zu gewinnen. Die Größe der Kommunen, aus denen die Teilnehmenden stammten, schwankte dabei zwischen 382 und ca. 93.000 Einwohnern.
Aus den insgesamt sehr positiven Reaktionen der Teilnehmer auf das Weiterbildungsangebot wird deutlich, dass mit der Entwicklung und Implementierung dieses berufsbegleitenden Fernstudiums ein nützliches und sinnvolles Instrument zur Entwicklung von Personalkapazitäten auf der lokalen und regionalen Ebene der Umweltverwaltungen in der Slowakei entstanden ist. Als sehr erfreuliche Tatsache ist zu werten, dass nahezu alle Teilnehmer dieses Studium ihren Freunden und Kollegen empfehlen würden (bzw. teilweise haben sie es schon gemacht). Zudem wären sie allesamt an einer Fortsetzung der Weiterbildung interessiert. Neben den intendierten formalen Projektzielen lassen sich eine Reihe weiterer informeller Lernprozesse nennen, die als willkommene Nebeneffekte zum Gelingen des Vorhabens beitrugen.
An der Erstellung der Studienmaterialien waren Experten von mehreren Institutionen aus der gesamten Slowakei beteiligt. Dies wird als großer Erfolg gewertet, weil es bisher nur äußerst selten gelang, Fachleute aus dem ganzen Land für ein gemeinsames Projekt zu gewinnen.
Im Rahmen des Projekts entstanden fachbezogene Partnerschaften sowohl unter den Teilnehmern der verschiedenen slowakischen Regionen als auch zwischen Teilnehmern und Dozenten.
An der Comenius Universität flossen die Ergebnisse des Projekts auch in andere Ausbildungsgänge ein - beispielsweise in den Studiengang Geographie in der öffentlichen Verwaltung sowie das Projekt Umweltbezogene Weiterbildung für Lehrer der Mittelschulen.
Wichtiger Bestandteil des Bildungsmodells waren die Studienreisen nach Deutschland. Die Teilnehmer der beiden Exkursionen schätzen daran vor allen Dingen, sich durch Anschauungsbeispiele vor Ort und den direkten Austausch mit Berufskollegen und praxisorientierten Experten mit Wegen zur Lösung von Umweltproblemen in Niedersachsen vertraut zu machen und diese vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen zu reflektieren. An diesem essentiellen Programmbestandteil manifestiert sich jedoch zugleich auch ein zentrales Problem. Da die Weiterführung auf Basis des bisher laufenden Modells nach gegen-wärtigem Stand der Dinge kaum zu realisieren sein wird, ist über alternative Formen der Fortsetzung nachzudenken. Auch selbsttragende Finanzierungsoptionen sind vor dem Hintergrund der gegenwärtigen desolaten finanziellen Situation der in den Kommunen Beschäftigten kaum denkbar.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

ZMOS hat über die ihr zur Verfügung stehenden Organisationsstrukturen und Informationskanäle (d.h. Umweltsektion, ZMOS-Präsidium, ZMOS-Rat, regionale Verbände der Städte und Gemeinden) seine Mitglieder über die Projektvorbereitung in Kenntnis gesetzt und bei seiner Klientel für die Teilnahme geworben. Die Projektbeteiligten der beiden beteiligten Universitäten stellten das Vorhaben in einer Reihe von Vorträgen und Publikationen vor. Das Umweltministerium wurde stetig über Projektvorbereitung und -verlauf auf dem Laufenden gehalten; vornehmliche Ansprechpartner waren dabei die Abteilungen für Umweltverträglichkeitsprüfung und für Landschaftsplanung. In ausführlicher Form wurde im Rahmen einer Sitzung der Kommission für Umweltausbildung (gemeinsames Gremium von Umwelt- und Schulwesenministerium) berichtet. Nicht zuletzt fand das Projekt auch im Fernsehen Erwähnung - im Januar 2006 sendete der Lokalsender der Stadt Moldava nad Bodvou einen Bericht.Schließlich wurde eine Kurzfassung der Studienmaterialien in Form eines Handbuchs erstellt, da eine derartige übersichtliche und in der alltäglichen Praxis der Selbstverwaltung nutzbare Publikation zur Umwelt- und Nachhaltigkeitsproblematik bis heute in der Slowakei fehlt. Dies Kompendium soll den Beschäftigten aller slowakischen Kommunalverwaltungen per Internet zugänglich gemacht werden und darüber hinaus auch als CD zur Verfügung stehen.


Fazit

Also positives Fazit lässt sich festhalten, dass die beiden slowakischen Partner (Comenius Universität und ZMOS) über die Projektlaufzeit hinaus eine Fortführung ihrer Zusammenarbeit auf dem Feld des kommunalen Umweltschutzes und der nachhaltigen Regionalentwicklung vereinbart haben, um gemein-sam nach zukunftsfähigen Wegen der Weiterbildung zu suchen. Optimistisch stimmt zudem die folgende Erkenntnis: Auch wenn wegen des gerade einmal drei Jahre zurückliegenden EU-Beitritts der Slowakei bestimmte zeitliche, technologische, rechtliche und vor allem finanzielle Vorerfahrungen auf Seiten der Bundesrepublik Deutschland bestehen, kann man auf der Basis der erzielten Projektergebnisse davon ausgehen, dass die erworbenen Erkenntnisse der Selbstverwaltung eine gutes Stück zur Verkleinerung dieses Abstands im Bereich des Umwelt- und Umweltschutzes beigetragen haben.

Übersicht

Fördersumme

124.950,00 €

Förderzeitraum

05.01.2005 - 30.06.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation