Projekt 22936/01

Prävention – Vermeidung von Schadstoffen in Museen

Projektträger

Dr. Arnulf von Ulmann
90451 Nürnberg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Schadstoffvermeidung im Museum, die ‚passive Konservierung, kann durch Mitarbeiter in Museen allein nicht mehr umgesetzt werden. Ein Großteil des hierfür notwendigen Fachwissens ist außerhalb der Museen angesiedelt (u.a. Architekten, Vitrinenbauer, Klima). Die Tagung sollte bei Museumspersonal und unterschiedlichen Berufsgruppen die Verantwortung in diesem Bereich bewusst machen und Kompetenzen erweitern helfen. Die Tagung zielte somit auf eine Sensibilisierung für die Anwendung museumsgerechter Techniken und Werkstoffe und sollte damit den umweltfreundlichen Bereich in Museen stärken.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie acht Referenten kamen aus Hochschulen, Museen und der Wirtschaft. Behandelt wurden neben Klima, Werkstoffbeurteilung auch Vitrinenbau. Breiter Raum war der Darstellung des Einflusses von Schadgasen auf Kulturgüter gegeben. Dargestellt wurde auch die Schwierigkeit, umweltfreundliche Werkstoffe im Museum einzusetzen sowie die planerischen und fachlichen Aspekte der Prävention bei Neueinrichtungen von Museen zu berücksichtigen.
Die Darstellung aus Wissenschaft und Praxis gab die aktuellen Probleme in der passiven Konservierung wieder. Die Tagungsteilnehmer nutzten die gebotenen Diskussionszeiten zum Informations- und Meinungsaustausch.
Die Podiumsdiskussion am Ende der Tagung bot sowohl den Referenten als auch den Tagungsteilnehmern im Rückblick auf die Veranstaltung Gelegenheit, Statements abzugeben oder gezielt Fragen zu stellen. Hieraus entwickelten sich Diskussionen, die Probleme der präventiven Konservierung sowohl in ihrer Zielrichtung als auch in ihrer Umsetzung mit der freien Wirtschaft unter neuen Aspekten erscheinen ließ.


Ergebnisse und Diskussion

Die Tagung hat bei allen Berufsgruppen mit 113 Teilnehmern Interesse gefunden und wurde als sehr erfolgreich bezeichnet. Die Enttäuschung einiger Teilnehmer, die sich präzise Informationen zu museumstauglichem Material erwartet hatten, ist kein Zeichen für eine Erfolglosigkeit der Tagung, sondern spiegelt die augenblickliche unbefriedigende Situation der präventive Konservierung in Museen wieder.
Gerade die nicht erfüllten Erwartungen sind das positive Ereignis der Tagung! Sie haben die Lücken, bzw. Richtungen aufgezeigt, die eine aktive Schadstoffvermeidung im Museum zukünftig gehen muss.

Die Verwirklichung stabiler Klimata als unausweichliche Voraussetzung der Prävention ist noch immer ein großes Problem. Mit großen Anstrengungen wird versucht, exogene und endogene Schadstoffe in Museen wirkungsvoll zu mindern. Trotz punktueller Erfolge stellen dieses Bemühen keine systematische Prävention dar. Beprobungen von Werkstoffen in Museen werden nach aktuellem Bedarf und finanziellen Möglichkeiten durchgeführt. Wegen der Kurzlebigkeit der Produkte lassen sich hieraus keine Positivlisten für museumstaugliche Werkstoffe erstellen, die Anspruch auf Nachhaltigkeit erheben können.

Ein weiteres Tagungsergebnis ist auch die Forderung nach Strategieänderungen, für die entscheidende Voraussetzungen zu erfüllen sind:
Die Aus-, bzw. Fortbildung der in der passiven Konservierung beschäftigten Personen muss sich ändern. Hier ist entschieden vertiefte naturwissenschaftliche Bildung mit gleichzeitigen Kenntnissen in Konservierung und Restaurierung erforderlich. Ausbildungsstruktur und Hochschulart, an der die Bildung angesiedelte werden kann, ist strittig. Gleichzeitig besteht Meinungsverschiedenheit über den zahlenmäßigen Bedarf solcher Fachleute.

Mit einer Veränderung des Vertragsrechtes für Planer und Lieferanten sollte die Beweislast für museumstaugliche Produkte an die Produzenten weitergegeben werden. Damit wird die Verantwortung verschoben, doch sieht man hier die einzige Möglichkeit, die musealen ‚Zulieferer in die Verantwortung einzubinden - eine Verantwortung, die selbstverständlich nur in einem Diskurs mit den Museen wahrgenommen werden kann.

Die von Museen und der freien Wirtschaft als dringlich angesehenen Positivlisten für Materialien lassen sich nicht realisieren. Die ständig wechselnde Qualität industrieller Produkte bedingt kontinuierliche Kosten für Materialbeprobungen. Diese lassen sich auch nicht durch Prüfung von Sicherheits-datenblättern oder durch Vertrauen auf Umweltgütesiegel umgehen: Umweltverträglichkeit und Mu-seumstauglichkeit entsprechen einander nicht.

Ein neuer Weg in der Prävention wird in der Entwicklung eines rechtlich abgesicherten ‚Museumsgütesiegels erkannt, doch wird an der Durchsetzung gezweifelt: Angesichts der Entwicklungskosten stellen Museen einen zu kleinen Markt dar. Es ist zu befürchten, dass sich an der derzeitigen Situation nichts ändert, wenn keine rechtlich einwandfreien Werkstoffbeurteilungen entwickelt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Tagung wurde auf den Web Seiten des Germanischen Nationalmuseums und der Fachhochschule Erfurt sowie verschiedenen Museumsvereinen neben ca. 500 Einladungen bekannt gemacht.


Fazit

Eine Verbesserung der Umweltsituation in den Museen kann nur durch Bereitstellung von geeigneten Werkstoffen erreicht werden. Dies ist der Grundtenor der Tagung. Alle Berufsbereiche sehen sich hier in der Verantwortung und wünschen sich weiterem Informations- und Meinungsaustausch. Es darf aber nicht die Erwartungshaltung der Wirtschaft übersehen werden, dass entscheidende Informationen und Richtlinien von den Museen zu erarbeiten seien. Die Umkehrung der Beweislast, nach der zukünftig der Planer oder Lieferant die Museumstauglichkeit der Produkte nachweisen muss, sehen die angesprochenen Gewerke mit Skepsis.

Übersicht

Fördersumme

14.311,00 €

Förderzeitraum

22.12.2004 - 22.08.2005

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung
Umweltkommunikation