Projekt 22726/01

Entwicklung von Strategien für eine naturschutzgerechte Nachnutzung ehemaliger Militärflächen unter besonderer Berücksichtigung der Übungsplätze Münsingen (Baden- Württemberg) und Wittstock-Ruppiner-Heide (Brandenburg)

Projektträger

Naturstiftung David Die Stiftung des BUND Thüringen
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Telefon: +49 361 710 129 0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Genutzte und ungenutzte Militärflächen stellen durch ihre Großflächigkeit und Störungsarmut einen besonders wichtigen Baustein bei der Sicherung des Nationalen Naturerbes dar. Da seit Anfang der 90er Jahre immer mehr dieser Flächen aus der Nutzung genommen werden, müssen langfristig tragbare Konzepte für eine naturschutzgerechte Nachnutzung entwickelt werden. Im Rahmen des Projektes sollen die bisherigen Lösungsansätze zusammengetragen, bewertet und weiterentwickelt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliedert sich in vier Teilprojekte

1. Teilprojekt Begleitung von zwei Beispielprojekten
2. Teilprojekt Zusammenstellung bisheriger Strategien für eine naturschutzgerechte Nachnutzung
3. Teilprojekt Vernetzung, Informationsaustausch und Diskussion
4. Teilprojekt Initiierung von Informations-Netzwerken auf Ebene der Bundesländer

Die Projektkoordination möchte im Rahmen des Projektes die langfristige Sicherung möglichst vieler Militärflächen für den Naturschutz unterstützen. Dies erfolgt einerseits durch die Begleitung konkreter Projekte (Wittstock-Ruppiner-Heide, Münsingen), andererseits durch die Vernetzung der verschiedenen Akteure (Naturschutzorganisationen, Bundeswehr, Naturschutzverwaltungen, Vermögensverwaltungen) auf Bundes- und Landesebene. Dabei werden u. a. die bestehenden Lösungsansätze überregional bekannt gemacht. Damit werden andere Akteure zur Nachahmung ermuntert. Der Schwerpunkt der Umsetzung liegt somit auf der konkreten Projektbegleitung und auf einer umfassenden Öffentlichkeitsarbeit für die interessierte Fachöffentlichkeit.


Ergebnisse und Diskussion

Die Projektförderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt hat wesentlich dazu beigetragen, dass im Herbst 2005 die Sicherung des Nationalen Naturerbes im Koalitionsvertrag von CDU / CSU und SPD verankert werden konnte. Der Verzicht auf die Privatisierung von 125.000 Hektar national bedeutsamer Naturschutzflächen war einer der größten Erfolge des Naturschutzes in den letzten Jahren. Die DBU-Projektförderung trug weiterhin dazu bei, dass die im November 2006 von Bund und Ländern verabschiedete Übertragungsliste für national bedeutsame Naturschutzflächen bis auf wenige Ausnahmen alle aus Naturschutzsicht besonders wichtigen ehemaligen Militärflächen beinhaltet. Nach der Übertragung dieser Flächen an die Länder, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt oder andere Naturschutzorganisationen sind damit die für den Naturschutz wichtigsten ehemaligen Militärflächen langfristig für den Naturschutz gesichert. Einen Überblick über alle naturschutzrelevanten Militärflächen in Deutschland gibt die im Rahmen des Projektes grundlegend aktualisierte Datenbank Naturschutz und Militär.
Weiterhin trug das Projekt dazu bei, für den Truppenübungsplatz Münsingen die Idee des Biosphärengebietes zu entwickeln, die nach einem längeren Diskussionsprozess nunmehr eine breite Zustimmung aus der Bevölkerung erfährt. Noch im Jahr 2007 soll das Biosphärengebiet offiziell ausgewiesen werden.
Das von der DBU unterstützte Projekt schuf weiterhin wichtige Grundlagen für eine langfristige naturschutzgerechte Nutzung der Gebiete Wittstock-Ruppin und Hohe Schrecke, die beide (ebenso wie der Übungsplatz Münsingen) nicht Bestandteil der Übertragungsliste des Nationalen Naturerbe sind. Bei der Begleitung des (während der Laufzeit zusätzlich in das Projekt mit aufgenommenen) Waldgebietes Hohe Schrecke konnte ein Privatinvestor gewonnen werden, der rund 25 Prozent des Buchenwaldgebietes komplett ungenutzt lässt und die restlichen Flächen nach sehr naturnahen Kriterien bewirtschaften will.
Das im Rahmen des Projektes aufgebaute Informationsnetzwerk zwischen haupt- und ehrenamtlichem Naturschutz, Bundeswehr und Bundesagentur für Immobilienaufgaben hat sich sehr bewährt. Insbesondere mit der Bundesagentur für Immobilienaufgaben konnte ein regelmäßiger und offener Austausch umgesetzt werden. Das Informationsnetzwerk bietet die Voraussetzung, zukünftig noch besser und schneller gemeinsame Lösungsansätze für die Sicherung naturschutzrelevanter Militärflächen voranzubringen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projektes werden insbesondere auf der im Jahr 2005 grundlegend überarbeiteten Projekt-Internetseite www.naturschutz-und-militaer.de dargestellt. Seit Anfang 2006 ist es möglich, von der Internetseite eine vereinfachte Version der Datenbank Naturschutz & Militär herunterzuladen. In der Internet-Version sind in der Datenbank die Felder gesperrt, welche nichtöffentliche Informationen enthalten. Es besteht jedoch die Möglichkeit, über ein Kontaktformular vertiefende Informationen von der Naturstiftung David begründet abzufragen. Davon wird regelmäßig Gebrauch gemacht - allein im Jahr 2006 hat die Naturstiftung David über 50 verschiedene Anfragen bearbeitet.
Die Ergebnisse des Projektes wurden im Magazin Gorilla der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt und im Mitgliedermagazin der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) ausführlich vorgestellt. Ein größerer Artikel zur Rolle ehemaliger Militärflächen für den Naturschutz wurde im Maga-zin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein veröffentlicht. Während der Projektlaufzeit wurde ein ausführlicher Artikel für die Zeitschrift Natur und Landschaft erstellt. Der Artikel wird wegen der langen redaktionellen Planungszeiträume bei Natur und Landschaft voraussichtlich Mitte 2008 erscheinen.
Die Ergebnisse des Projektes konnten in verschiedenen Vortragsveranstaltungen präsentiert werden - so in Münsingen (27.06.2005), in Klietz (25.07.2006 vor den Geländebetreuern des Bundeswehr) und in Schneverdingen (12.10.2006 Norddeutschen Naturschutzakademie). Auch vor einem internationalen Publikum wurden die Ergebnisse des Projektes präsentiert - so im Rahmen der EU-Life-Tagung nature in defence vom 20.09. - 22.09.2005 in Brüssel sowie auf der Bundeswehr-Tagung Konversion militärischer Liegenschaften unter Berücksichtigung von NATURA 2000 vom 04.09. - 08.09.2006 in Berlin.


Fazit

Das Projekt musste während der Projektlaufzeit mehrmals an die aktuellen politischen Entwicklungen bei der Sicherung des Nationalen Naturerbes angepasst werden. Dadurch war es jedoch möglich, wesentlich zum Erfolg der Sicherung von rund 60.000 Hektar naturschutzrelevanter Militärflächen beizutragen. Die Naturstiftung David wird den Prozess auch nach Auslaufen der DBU-Projektförderung weiterhin aktiv begleiten.

Übersicht

Fördersumme

64.300,00 €

Förderzeitraum

01.07.2004 - 28.02.2007

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz