Projekt 22521/01

Wiederherstellung des Bevergewässers durch Wiederanschluss von Altarmen

Projektträger

Naturfreunde Glandorf e. V.
Warendorfer Landweg 9
49219 Glandorf
Telefon: 05426/1931

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt soll die Durchgängigkeit der Bever für Fische und Wirbellose wieder herstellen. Dafür soll ein neuer (bzw. vorhandener alter) Bachverlauf von 500 - 600 m Länge einen Stau umgehen. Das Gewässer Bever soll geöffnet werden, durchfließt sodann einen vorhandenen Altarm von 100 m Länge. Der neue Bachlauf soll die Durchgängigkeit des Gewässers für die Bachbewohner erhöhen und zudem die Qualität des Lebensraumes Gewässer deutlich verbessern.
Durch die Extensivierung erfolgt eine ökologische Aufwertung einer vormals intensiv genutzten Fläche sowie eine Einbindung der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen in das Projekt. Eine Ackerfläche wird in Gründland umgewandelt (Ansaat, extensive Bewirtschaftung als Mähwiese; Erfahrungen lie-gen aus anderen Flächen vor).


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Jahr 2007 wurden abschließende Pflegearbeiten wie die Grünlandmahd und Pflege der Uferböschungen des Altarms, durchgeführt. Das Monitoring, begleitende wissenschaftliche Untersuchungen zur Wasserchemie, zur Vegetationsentwicklung, zur Avifauna, zu den Fischen und zu den Kleingewässerorganismen (Makrozoobenthos) wurde methodisch wie in den Vorjahren weitergeführt und in 2007 abgeschlossen.


Ergebnisse und Diskussion

ie chemisch-physikalischen Messungen ergaben insgesamt eine leichte Verbesserung der Werte gegenüber denen der Vorjahre. Allerdings liegen nicht alle Werte unten den empfohlenen Grenzwerten für sandgeprägte Tieflandbäche. Diese Abweichung bezieht sich auf die elektrische Leitfähigkeit sowie auf den Beschmutzungsanzeiger BSB5.Wert. Ursächlich kommen hier Auswaschungen von Mineraldünger oder Gülle in Frage; ebenfalls können nicht beseitigte Rückstände eines ehemaligen 3-Kammer-Systems des nahen Gutes als Ursache in Frage kommen.
Ein Vergleich der chemisch-physikalischen Werte über die Projektjahre zeigt keine eindeutige Tendenz. Es kam zu negativen Abweichungen in 2007 (s. o.), andere Werte zeigten Verbesserungen wie das Gesamtphosphat oder zeigten keine eindeutige Tendenz wie Nitrat. Ungeachtet der Qualität des renaturier-ten Altarms zeigen diese Ergebnisse den Einfluss der aktuellen Landbewirtschaftung in der Umgebung.
In der Entwicklung der Vegetation zeigen sich in 2007 Dauergesellschaften, die die Rohbodenstandorte unmittelbar nach Durchführung der Maßnahme großenteils geschlossen haben. Im Gewässeruferbereich formieren sich Röhrichte aus Schilf-, Rohrglanzgras und Sumpfsegge. Das Gewässer, gekennzeichnet durch einen hohen Trophiegrad und starker Besonnung, ist u. a. bestanden mit Rauhem Hornblatt und Kamm-Laichkraut. Mit dem Wachstum der uferständigen Erlen und Weiden wird sich durch zunehmende Beschattung auch diese Ausbreitung zurückentwickeln und einer größeren Artenvielfalt Raum geben. Hier wird zudem empfohlen, die Pflegemaßahmen an Böschung und im Gewässer auf ein Minimum zu reduzieren, um der natürlichen Eigendynamik Raum zu lassen. Diese Empfehlung könnte sich zudem auf die Bever ausdehnen. Die umschlossene Grünlandfläche, ursprünglich mit dem Entwicklungsziel Feuchtgrünland versehen, ist relativ artenarm und eignet sich nach den Untersuchungen eher als mesophiler Grünlandstandort mit der Möglichkeit, hochstämmige Obstbäume zu pflanzen.
Das Artenspektrum der Vögel umfasst - mit geringen Abweichungen in den Vorjahren - 42 Vogelarten, davon brüten im Gebiet 34 Arten. Mit sechs Arten der Roten Liste bzw. der Vorwarnliste ist das Gebiet relativ artenreich und offenbart seinen Wert durch eine hohe Vielfalt auf kleinem Raum. Der renaturierte Altarm ist von Wasservögeln genutzt worden, der Eisvogel nutzt das Gewässer zur Nahrungssuche, brütete jedoch noch nicht in den Untersuchungsjahren. Mit der Entwicklung einer höheren strukturellen Vielfalt auch auf dem Grünland werden sich auch weitere Vögel ansiedeln.
Die Ergebnisse der Elektrobefischung zeigen eine relativ schnelle Besiedlung des Altarms mit Tieflandbach typischen Arten, die zudem vor allem in 2007 in mehreren Jahrgängen vertreten waren. Durchgehend kommen auch Arten der Roten Liste vor, Bachschmerle, Steinbeißer und Hecht. Die Herbstvorkommen von bis zu elf Fischarten zeigen deutlich höhere Bestände und eine größere Artenvielfalt als die Frühjahrsvorkommen mit vier bis fünf Arten. Ein zusätzlich angelegter und an den Altarm angeschlossener Seitenarm birgt mit seinen Verkrautungen eine Bereicherung für die dort ablaichenden Arten. Insge-samt ist der Fischbestand im Altarm positiv zu bewerten, er bestätigt die Bedeutung der Renaturierungsmaßnahme für die Fischfauna auch als Laichhabitat vor allem auch unter Berücksichtigung einer sich entwickelnden Eigendynamik des Gewässers.
Die Untersuchung der Gewässerkleintiere (Makrozoobenthos) in den Untersuchungsjahren ergab in Abhängigkeit von der strukturellen Vielfalt des Gewässers ein heterogenes Bild sowohl in der Artenzahl als auch in ihrer Häufigkeit, obgleich die für ein sandgeprägtes Fließgewässer im Tiefland typischen Arten überwiegen. Im Artenspektrum spiegelt sich bereits eine Variierung in der Fließgewässerdynamik mit einem Wechsel von Bereichen mit starker und schwacher Strömung. Das Vorkommen von Rote Liste Ar-ten, vor allem der Fließgewässer-Libellenart Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens in relativ hohen Abundanzen offenbart die Reichhaltigkeit und Strukturvielfalt des renaturierten Gewässers. Andererseits sind auch und vor allem an den Kleintieren zum Teil massive Schlammablagerungen festzustellen, die die mindere Substratqualität zeigen. So gibt es Bereiche mit hohen Schlammauflagen von bis zu 40 cm, die auf Einflüsse aus der Landwirtschaftung (Gülle oder Mineraldüngerabfluss) oder häuslichen Abwässern (ehemaliges 3-Kammer-System) zurückzuführen sind. Mit der Entwicklung weiterer struktureller Vielfalt im und am Gewässer werden sich diese Ablagerungen, sofern sie vom 3-Kammer-System stammen, verbessern. Andernfalls ist von der umgebenden Landbewirtschaftung eine Verbesserung in Richtung ökologischer Denkweise zu fordern.
Zusammenfassend betrachtet, bedeutet die Renaturierung des Altarms eine Bereicherung der Fließgewässerlandschaft und auch der landwirtschaftlich geprägten Umgebung mit der Chance einer ökologisch orientierten Pflege bei gleichzeitiger Berücksichtigung eines Höchstmaßes an Eigendynamik.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mit Einleiten des Projektes in 2004 sind einige Berichte an die Presse gegangen, die den Beginn und das Fortschreiten des Projektes dokumentierten. In 2007 sind Führungen zum Tag des Naturschutzes veranstaltet worden, dazu ist ein Flyer für die Öffentlichkeit entwickelt und gedruckt worden. In Planung ist ein Artikel für die Fachpresse.


Fazit

In Deutschland besteht vor allem vor dem Hintergrund der Wasserrahmenrichtlinie Handlungsbedarf in Richtung der Renaturierung von Altarmen und Seitenarmen kanalartig ausgebauter und ökologisch verarmter Fließgewässer. Auch die Bever ist hier einzureihen, sie fließt über weite Strecken ohne Mäander und in einem ausgebauten Flussbett mit Stauwehren. Die Renaturierung eines Altarmes bietet hier den in Gewässern lebenden Organismen eine enorme ökologische Bereicherung, wenn nicht gar die einzige Überlebensmöglichkeit. Hier kann sich unter naturnahen Bedingungen eine höhere Artenvielfalt einstel-len, die sich in Bereichen hoher und niedriger Strömung, mit Bereichen unterschiedlicher Vegetation und Auskolkungen etc. ansiedeln kann.
Gerade vor dem Hintergrund der heutigen intensiven Landbewirtschaftung mit negativen Folgen für die Gewässerqualität sind naturnahe Fließgewässer(abschnitte) von besonderer Bedeutung für deren Regenerationsfähigkeit, da sich monotone und kanalartig ausgebaute Gewässer von Schadstoffeinleitungen besonders schlecht erholen.
Mit der Renaturierung des Bever-Altarmes ist eine Bereicherung für die Fließgewässerlandschaft ge-schaffen worden, die erheblich zur ökologischen Vielfalt im Gebiet beiträgt.

Übersicht

Fördersumme

50.700,00 €

Förderzeitraum

01.09.2004 - 31.08.2007

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik