Projekt 22515/01

Untersuchungen zum bauphysikalischen Verhalten eines sanierten Altbaus – Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse zum Transfer in die handwerkliche Praxis

ProjekttrÀger

Handwerkskammer (HWK) MĂŒnster
Bismarckallee 1
48151 MĂŒnster
Telefon: 0251/5203-

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Umfassende bauphysikalische Messdaten der unterschiedlichen Bauteile und der haustechnischen Anlagen des beispielhaft sanierten GebĂ€udes in Gelsenkirchen-Buer und des Demonstrationszentrums Bau+Energie in MĂŒnster sollten ĂŒber einen Zeitraum von 3 Jahren erfasst werden.
Erst durch die Langzeitbeobachtung der Bauteilfunktion durch die in allen relevanten Bauteilschichten gemessenen WÀrme- und Feuchtigkeitswerte wurde es möglich, die Praxisrelevanz der bauphysikalisch optimierten Baukonstruktionen direkt und nachvollziehbar objektiv und wissenschaftlich belastbar zu demonstrieren. Ein Vergleich der Ergebnisse mit den simulierten Eigenschaften sollte die Notwendigkeit beweisen, Baukonstruktionen ganzheitlich zu planen und korrekt umzusetzen.
Die handwerkliche QualitĂ€t ist entscheidend fĂŒr das nachhaltige und energiesparende Funktionieren des Gesamtsystems GebĂ€ude. Damit werden das Energieeinsparpotential und die CO2-Reduzierung optimiert und durch eine Reduzierung des Schadenpotentials wird deutlich zur Ressourcenschonung beigetragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Aufgabenstellung des Projektes sieht vor, die Messdaten der Demonstrationszentren fĂŒr eine kombinierte und vergleichende Auswertung und Aufbereitung zusammenzufĂŒhren und zentral zur VerfĂŒgung zu stellen. WĂ€hrend der Projektlaufzeit wurden die Daten kontinuierlich auf PlausibilitĂ€t geprĂŒft. In Workshops mit den Fachdozenten des Handwerkskammer Bildungszentrums wurden die Verwertungsmöglichkeiten der gesammelten Daten fĂŒr die in den laufenden Bildungsangeboten auftretenden Fragestellungen geprĂŒft und zusammengestellt. Die Fragestellungen wurden inhaltlich Seminarthemen zugeordnet. In Workshops mit Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts fĂŒr Bauphysik wurden die aus den Dozentenworkshops entwickelten Anforderungen an die Messtechnikauswertung ĂŒberprĂŒft und geeignete Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten ausgewĂ€hlt. Die Ergebnisse der Workshops wurden in einem iterativen Prozess zu den endgĂŒltigen Seminarthemen verdichtet. FĂŒr die Aufbereitung und Untersuchung der Messdaten standen die Softwareprodukte WuFi, WuFi+ und WUFImedas zur Darstellung instationĂ€rer VorgĂ€nge von WĂ€rme und Feuchte in Bauteilen und die Auswertungstools der Imedas-Datenbank zur VerfĂŒgung. Mit dem Programm LEGEP wurde die Ökobilanz erstellt. Simulationen des Energiehaushaltes erfolgten mit der Software TRNSYS.


Ergebnisse und Diskussion

Das Ziel, das bauphysikalische Verhalten eines sanierten Altbaus zu untersuchen und die ausgewerteten Ergebnisse zum Transfer in die handwerkliche Praxis aufzubereiten, wurde aus unserer Sicht und nach EinschĂ€tzung unserer Dozenten und Teilnehmer erfĂŒllt.
Wesentliches Ziel des Projektes war die Entwicklung von Seminarmodulen, mit denen Handwerkern die bau-physikalischen Erkenntnisse praxisgerecht vermittelt werden sollten. Dazu wurden die Messergebnisse der Demonstrationszentren und der angeschlossenen BestandsgebĂ€ude genutzt und die Untersuchungen zum bauphysikalischen Verhalten eines sanierten Altbaus ausgewertet und aufbereitet. Sie werden im Rahmen eines Seminarzyklus Handwerkszentrum Altbausanierung in das Angebot des Handwerkskammer Bildungszentrums aufgenommen. Die Seminarmodule wurden thematisch zu den typischen Bauteilgruppen Dach, Keller, Fassade, Innenausbau und Technischer Ausbau zusammengefasst und sind als Premium-Seminare konzipiert, die auf Weiterbildungsangebote wie dem GebĂ€udeenergieberater im Handwerk aufbauen. Flankiert werden die Angebote von einem einfĂŒhrenden Crashkurs Bauphysik und Kommunikations- und Beratungsmodulen, um die Seminare auf dem notwendigen hohen Niveau durchfĂŒhren und die Ergebnisse fĂŒr den Teilnehmer optimal in der Praxis nutzbar machen zu können.
Damit nachvollziehbar wird, was abseits der Theorie und der Simulation mit Planungstools (Black Box) tatsĂ€chlich passiert, musste fĂŒr jedes Thema zunĂ€chst genau definiert werden, was genau gezeigt werden soll. Dann wurde hinterfragt, inwiefern es sich um ein allgemeingĂŒltiges PhĂ€nomen handelt oder ob es um die Darstellung von EinzelfĂ€llen geht, die aber helfen, die Funktionsweise zu verstehen, denn es ist ebenfalls notwendig zu verstehen, wann eine individuelle Lösung entwickelt werden muss, um ein Einzelproblem lösen zu können. AbhĂ€ngig davon, ob eine bestimmte Detaillösung dargestellt werden sollte oder ob das Verhalten unterschiedlicher Konstruktionen im Vergleich zum gewĂŒnschten Ergebnis fĂŒhrte, mussten dann die Konstruktionen gefunden und die entscheidenden Zeitpunkte oder ZeitrĂ€ume identifiziert und herausgearbeitet werden. An dieser Stelle war ein intensiver Austausch mit den Wissen-schaftlern des Fraunhofer-Instituts fĂŒr Bauphysik erforderlich, um herauszufinden, ob der darzustellende Effekt tatsĂ€chlich hinter den beobachteten Messwerten vermutet werden kann, oder ob es sich um eine zufĂ€llige oder ggf. fehlinterpretierte Messung handelte. Von entscheidender Bedeutung war in dieser Diskussion auch, ob die zum Vergleich herangezogenen Messungen aufgrund ihrer Exposition oder aufgrund der differierenden Nutzung ĂŒberhaupt verglichen werden konnten und ob die Messungen nicht durch andere Effekte ĂŒberlagert oder ggf. sogar verfĂ€lscht wurden. Ergebnis dieser Diskussionen war ein tatsĂ€chlich intensiver Wissenstransfer von der Wissenschaft in das Bildungszentrum mit der Möglichkeit, Fachinhalte nun zielgruppengerecht aufbereitet an das Handwerk und damit an die Praxis weitergeben zu können.
Überzeugt von der Aussagekraft tatsĂ€chlich gemessener bauphysikalischer Effekte konnten wir im Projektverlauf die hilfsweise geplante vergleichende Simulation durch die Auswertung weiterer Messwerte aus anderen sanierten und nicht sanierten GebĂ€uden unterschiedlicher Nutzung, Konstruktion und Baujahre in MĂŒnster ersetzen. Damit konnten wir auch diese Betrachtung weiterer Konstruktionen in der gleichen Art aufbereiten und zum Vergleich heranziehen.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Die entwickelten Inhalte wurden in Seminarmodule eingebettet und in bestehende Seminare und LehrgĂ€nge integriert. Die aufbereiteten Messergebnisse wurden bereits erfolgreich in Bauherrenberatungen und VortrĂ€gen, FH-Vorlesungen, LehrgĂ€ngen, Seminaren und Fachtagungen fĂŒr Handwerker und Planer sowie im Bachelor-Studiengang Bauen im Bestand am HBZ in Kooperation mit der FH MĂŒnster verwendet. DarĂŒber hinaus werden die Ergebnisse in digitaler Form den Dozenten am HBZ zur VerfĂŒgung gestellt und werden Teil der Intra- und Internetdarstellungen zu den Demonstrations- und Kompetenzzentren der HWK MĂŒnster.


Fazit

Die Darstellung der in der RealitÀt gemessenen VorgÀnge in den Bauteilen und den technischen Anlagen vermittelt den Teilnehmern der Seminare einen tieferen und nachvollziehbaren Einblick in sonst nur schwer vorstellbare physikalische AblÀufe und ZusammenhÀnge. Die visualisierten Wirkungsweisen ermöglichen es, glaubhaft und sehr praxisnah die VorgÀnge begreifbarer zu machen und einen Zusammenhang herzustellen zwischen der im DemonstrationsgebÀude erlebbaren Konstruktion und der Funktionsweise unter den Belastungen von Innenraumklima und Bewitterung. Sie ermöglichen es aber auch, haustechnische Anlagen zu erleben und nachvollziehen zu können, wie sie sich unter realistischen Bedingungen verhalten. Die Teilnehmer können damit begreifen und genauer einschÀtzen, was die theoretische Auslegung einer Anlage in der Praxis bedeutet.

Übersicht

Fördersumme

267.235,00 €

Förderzeitraum

30.11.2005 - 31.03.2009

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik