Projekt 22430/01

Grundlagen zur bauaufsichtlichen Anerkennung der Strohballenbauweise – Weiterentwicklung der lasttragenden Konstruktionsart und Optimierung der bauphysikalischen Performance

ProjekttrÀger

Fachverband Strohballenbau Deutschland (FASBA) e. V.
In de Masch 6
21394 SĂŒdergellersen
Telefon: 04131/727804

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Trotz Vorliegens einer allg. bauaufsichtlichen Zulassung fĂŒr Strohballen als DĂ€mmstoff fehlen wissenschaftlich anerkannte Nachweise fĂŒr viele wĂŒnschenswerte und praktisch bereits erprobte Strohballenkonstruktionen. Mit Hilfe des vorliegenden Projekts soll ein möglichst großer Teil des anstehenden Untersuchungsbedarfs abgedeckt werden.
Schwerpunkte des Projektes bilden die Untersuchung der lasttragenden Bauweise, die Ermittlung der hygrothermischen Eigenschaften und der SchimmelbestĂ€ndigkeit von Strohballenbauteilen. DarĂŒber hin-aus soll mit Hilfe von normgerechten PrĂŒfungen in den Bereichen Brandschutz, WĂ€rmeschutz und Schallschutz die baurechtliche Anwendbarkeit der geprĂŒften Bauteile unter entsprechenden baurechtlichen An-forderungen dargestellt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUntersuchung der lasttragenden Strohballenbauweise: Mit Hilfe von verschiedenen Belastungstests wurden die elastomechanischen Kennwerte von kleinen und großen Strohballen/ -bauteilen ermittelt.
Untersuchung der hygrothermischen und mikrobiologischen Eigenschaften: Mit Hilfe von rechnerischen Simulationen wurde das hygrothermische Verhalten von Strohballenbauteilen und die mikrobielle Empfindlichkeit bestimmt. Mit Hilfe von realbewitterten StrohballenwĂ€nden wurde das reale hygrothermische und mikrobielle Verhalten von StrohballenwĂ€nden und deren Wetterfestigkeit am ungĂŒnstigen Standort Holzkirchen untersucht. Mit Hilfe der Lagerung von mikrobiell beimpften Strohproben in KlimaschrĂ€nken wurde labormĂ€ĂŸig die Schimmelresistenz von Stroh ermittelt. Mit Hilfe von Feuchte- Temperatur- Messtechnik wurde das reale hygrothermische Verhalten von gebauten StrohballenhĂ€usern an verschiedenen Klimastandorten untersucht.
Untersuchung verschiedener bauphysikalischer und bautechnischer Eigenschaften: Mit Hilfe von bauauf-sichtlich anerkannten NachweisprĂŒfungen wurden die Eigenschaften von Strohballen/ -bauteilen in den Bereichen Brandschutz, WĂ€rmeschutz und Schallschutz ermittelt: Die Feuerwiderstandsdauer, das Brandverhalten, die WĂ€rmeleitfĂ€higkeit, der WĂ€rmedurchlasswiderstand und das LuftschalldĂ€mmmaß.


Ergebnisse und Diskussion

Projektbereich Lasttragendes Bauen: Es konnte entsprechend der ursprĂŒnglichen Zielsetzungen nachgewiesen werden, dass Strohballen und Strohballenbauteile vertikalen Lasten in entsprechend konzipierten ein- bis eineinhalbgeschossigen GebĂ€uden standhalten können. Dabei wurde festgestellt, dass Kleinballen fĂŒr kleinere und leichtere GebĂ€ude geeignet sind und Großballen demgegenĂŒber etwas höheren Belastungen standhalten. Hierbei ist jedoch zu berĂŒcksichtigen, dass die Bauteil mindestens mit der 2-fachen Last der spĂ€teren Gebrauchslast vorzuspannen sind. Des Weiteren konnte innerhalb der Laufzeit des vorliegenden Projektes nicht das genaue Langezeitverhalten von Relaxation und Kriechen ermittelt werden. Nach den hier gewonnenen Erkenntnissen sind lasttragende Strohbauteile mit weiteren Hilfsbauteilen aus Holz oder Metall gegen Knicken und Beulen zu sichern. Eine Aussteifungsleistung der StrohballenwĂ€nde konnte auch nach Verputzen der WĂ€nde nicht ermittelt werden. Im Bereich lasttragendes Bauen besteht ein erheblicher weiterer Untersuchungsbedarf. Die QualitĂ€t der hier gewonnenen Erkenntnisse lĂ€sst es nicht, wie erhofft zu diese direkt als Grundlage fĂŒr die Verbesserung der bauaufsicht-lichen Anerkennung in diesem Bereich zu verwenden.
Projektbereich Hygrothermische Eigenschaften: Die grundsĂ€tzliche feuchtetechnische Eignung der Bauweise wurde bestĂ€tigt. Von den als tauglich erhofften Bauteilaufbauten konnten einige jedoch noch nicht nachgewiesen werden. Einige in der Praxis bislang als tauglich eingeschĂ€tzte Bauteilaufbauten mĂŒssten nach den gewonnenen Erkenntnissen als bedenklich eingestuft werden. Aufgrund der soliden Praxiserfahrungen sollten weiteren Untersuchungen insbesondere einerseits das Ziel verfolgen die im vorliegenden Projekt umgesetzte Untersuchungsmethodik weiterzuentwickeln andererseits das Verhalten der StrohballenwĂ€nde in Praxis wissenschaftlich und statistisch zuverlĂ€ssig zu beurteilen.
Projektbereich: Bautechnische Eigenschaften: Die Ergebnisse der Untersuchungen im Bereich Brandschutz erreichen im vollen Umfang das erhoffte Niveau. Eine mit 8mm Lehmputz verkleidete Strohballenwand kann als schwerentflammbar und feuerhemmend klassifiziert werden.
Die Ergebnisse im Bereich WĂ€rmeschutz erreichen ĂŒberwiegend das erhoffte Niveau. Die guten DĂ€mm-eigenschaften von Strohballen wurden bestĂ€tigt. Mit Hilfe der geringen Anzahl der möglichen WĂ€rmeleitfĂ€higkeitstests konnte jedoch kein einheitliches ErklĂ€rungsbild der Wertevarianz bei verschiedenen Rohdichten und höheren relativen Feuchten erreicht werden. Die direkte PrĂŒfung des WĂ€rmedurchlasswiderstands an einem Realbauteil zeigt keine vollstĂ€ndige Übereinstimmung mit der rechnerischen Ermittlung dieses Wertes aus der gemessenen WĂ€rmeleitfĂ€higkeit. Hier sind weitere PrĂŒfungen in grĂ¶ĂŸerer Anzahl erforderlich, des Weiteren muss untersucht werden, welche Einflussfaktoren bei der Herstellung der Ballen auf die DĂ€mmleistung einwirken.
Die Ergebnisse im Bereich Schallschutz liegen im erwarteten Bereich. Mit Strohballen lassen sich AußenwĂ€nde mit durchschnittlichen Anforderungen an das LuftschalldĂ€mmmaß erstellen. Mit Hilfe von weiteren Untersuchungen könnten an dieser Stelle Optimierungen erreicht werden.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Die Zielsetzungen, Inhalte und Ergebnisse des Vorhabens wurden auf diversen Veranstaltungen, Tagun-gen, Seminaren und einigen Fachveröffentlichungen einer breiten Öffentlichkeit prĂ€sentiert. Neben kleineren Seminaren wurden auch Tagungen teilweise mit internationalen Teilnehmern veranstaltet. Hervorzuheben ist hierbei insbesondere das europĂ€ische Strohballenbautreffen im August 2007 im Ökodorf Sieben Linden mit ĂŒber 150 Teilnehmern aus 16 Nationen. Nach Abschluss des Projektes sind weitere Veröffentlichungen geplant.


Fazit

Das vorliegende Projekt konnte im Wesentlichen wie erwartet durchgefĂŒhrt werden. Die QualitĂ€t der Ergebnisse hat nicht in allen Bereichen das erhoffte Niveau erreicht. Weiterer Untersuchungsbedarf ist im Laufe des Projektes deutlich geworden und soll in weiteren Vorhaben abgedeckt werden. Hierbei sind insbesondere die Bereiche lasttragendes Bauen und Hygrothermische Eigenschaften zu nennen. Neben weiteren Tests und PrĂŒfungen sollten die bauaufsichtliche Anerkennung an dieser Stelle weiterentwickelt werden. Im Zuge der zugenommenen Klimaschutzdiskussion sollten in zukĂŒnftigen Vorhaben die Bereich Ökobilanz, Passivhaustauglichkeit, DĂ€mmoptimierung ebenfalls BerĂŒcksichtigung finden.

Übersicht

Fördersumme

124.924,00 €

Förderzeitraum

15.07.2005 - 30.06.2008

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik