Projekt 22284/01

Geotope im Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung –Naturschutz und Besucherlenkung in ausgewählten Geotopen des Nationalen Geoparks Harz-Braunschweiger Land- Ostfalen

Projektträger

Freilicht- und Erlebnismuseum Ostfalen e. V. FEMO
An der Stadtkirche 2
38154 Königslutter
Telefon: 05353/913235

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch die Zertifizierung von Nationalen Geoparks in Deutschland gelangen Geotope in das vielschichtige Spannungsfeld zwischen Schutz und Nutzung. Hierbei handelt es sich um die Interessenlagen des Umwelt- und Geotopschutzes, des (Geo-)Tourismus und der unterschiedlichen Arten der Freizeitnutzung sowie der Rohstoffsicherung. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist die Entwicklung von Naturschutz- und Besucherlenkungskonzepten und deren Umsetzung an ausgewählten Geotopen im Geoparkgebiet, die eine herausragende naturschutzfachliche Bedeutung aufweisen. Dadurch soll eine nachhaltige Förderung des sanften Tourismus sowie des naturverträglichen Freizeitangebots erreicht werden. Dies ist von großer Bedeutung, da schon ohne die Geoparkentwicklung sehr sensible Bereiche von Geotopen große Probleme mit den Belastungen durch ein normales Besucheraufkommen hatten bzw. haben.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm ersten Schritt werden die zu bearbeitenden Geotope einer Neuaufnahme und Neubewertung unterzogen, die auf den klassischen Kriterien der Geotopausweisung (Ad-hoc-AG Geotopschutz, 1996) aufbaut, weiterhin aber auch Biotopkartierungen mit Artenlisten (Auftragsarbeiten) und die Ermittlung des geodidaktischen Werts des Geotops einschließt. Daraufhin werden die konkurrierenden Interessenlagen wie Natur-/Biotopschutz, Rohstoffnutzung/Nachnutzung, Umweltbildung und Geodidaktik, Freizeit und Tou-rismus, sowie Wissenschaft in je einer objektbezogenen Konfliktanalyse dargestellt. Als Ergebnis daraus ist jeweils eine Bewertung der Konfliktsituation vorzunehmen, in der die Interessenlagen abzuwägen sind und ein maßgeschneidertes und umsetzbares Konzept zur weiteren Bearbeitung erstellt wird. Inhalt der Konzepte werden unter anderem Vorschläge zur Besucherlenkung, zielgruppenorientierte Umweltbildung, Erstellung von Begleitschriften und Erlebnispfaden etc., Schulung von Personal und Evaluationen der Produkte sein.


Ergebnisse und Diskussion

Der im Projektantrag beschriebene Zeitrahmen erwies sich als realistisch und die gesetzten Arbeitsziele konnten erreicht werden. Durch eine Kooperation mit einem Projekt der ARGEn Salzgitter, Wolfenbüttel und Braunschweig (das 50Top!-Projekt für Arbeitslose über 50), konnten sogar noch weitere Geotope in das Projekt aufgenommen und somit eine höhere Anzahl an Geotopen bearbeitet werden, als dies ursprünglich geplant war. Konzepterstellung und Konzeptumsetzung: Im Rahmen des Projekts wurden neun Geotope bearbeitet. Die Konzepterstellung für die jeweiligen Geotope war mitunter problematisch, da sie von zahlreichen äußeren Faktoren abhängig war. Dies führte immer wieder zu Verzögerungen im Ablaufplan.
Planung und Aufbau von Erlebnispunkten: In etwa der Hälfte der Fälle konnten als ein Endergebnis der Projektarbeit geotouristische Produkte in Form von Geo-/Erlebnispfaden, Geopunkten und Broschüren installiert bzw. erstellt werden. Bei der anderen Hälfte kamen die Planungen aufgrund des Naturschutzes, der Eigentumsverhältnisse oder der wirtschaftlichen Nutzung in den Geotopen gar nicht erst bis zur Er-stellung von geotouristischen Produkten. Doch genau dieses Nichterreichen werten wir als ein wichtiges Ergebnis des Projekts, weil es zeigt, dass es bei weitem nicht möglich ist, überall dort Geotope zu nutzen, wo es aus geotouristischer Sicht wünschenswert bzw. sinnvoll wäre.
Kooperationspartner: Ein nicht zu unterschätzender Faktor eines Projektfortschritts ist die Kooperationsbereitschaft und das bereitgestellte zeitliche Arbeitsvolumen der Ämter und Behörden. Die Naturschutzbehörden zeigten sich dem gegenüber dem Projekt und den damit verbundenen Anforderungen in den meisten Fällen aufgeschlossen und kooperativ. Enttäuschend dagegen verlief die Zusammenarbeit mit dem offiziellen Kooperationspartner, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), zur Zeit der Antragsstellung noch das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung (NLfB).
Aus- und Fortbildung der Geoguides: Beabsichtigt war, neue Geoguides zu gewinnen und die bestehenden Naturguides weiter als solche zu beschäftigen. Es wurde angenommen, dass sich leicht Interessenten für die Geoguide-Ausbildung finden ließen. Dies stellte sich jedoch als Fehleinschätzung heraus. Den meisten fachfremden Interessenten war das Thema Geologie viel zu komplex und auch zu schwierig (Geologie hab ich schon in der Schule gemieden). Auch die schon in der Umweltbildung tätigen Mitarbeiter waren am Anfang sehr zögerlich, nahmen aber schließlich doch mit großer Begeisterung an der Ausbildung teil. Dadurch, dass der bestehende Mitarbeiterstamm sehr viel Erfahrungswissen in Naturerlebnispädagogik, Rhetorik und mitbrachte, konnte gemeinsam ein tragfähiges Fundament für ein Geodidaktik-Programm aufgebaut werden.
Um dieser erfolgreichen Arbeit einen adäquaten Rahmen zu verschaffen, plant FEMO ein weiterführendes dreijähriges Ausbildungsprogramm Geoguides
Vom Leitfaden Geotope zu einer Imagebroschüre für den Geotourismus/Geotopschutz: Anhand der Ergebnisse und Erfahrungen, die im Rahmen des Projekts gewonnen werden konnten, wurde eine Imagebroschüre Vom GeoPotenzial zum GeoErlebnis konzipiert, die die Begeisterung für den Umgang mit dem Naturerbe wecken, die wichtigsten Fakten vermitteln und die Interessierten dazu bringen soll, ihr Geotopprojekt in Kooperation mit dem Geopark umzusetzen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

o Präsentation auf Informationstafeln der Geopunkte
o Zeitungsartikel der regionalen Presse
o Posterpräsentationen auf Fachtagungen
o Veröffentlichungen in der Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften
o Veröffentlichungen in Tagungsbänden
o Fernsehberichte
o Bewerbung der Angebote über den Veranstaltungskalender von FEMO oder unter femo-online.de
o Bewerbung der Angebote über Messestände auf den deutschen und regionalen Tourismusmessen.
o Verbreitung des Projektinhalts über die im Projekt ausgebildeten Geoguides
o Verbreitung der Imagebroschüre Vom GEOpotential zum GEOerlebnis


Fazit

Das Geotopprojekt verlief sehr erfolgreich. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden, Umweltverbänden, Gemeinden und Städten konnte je nach Sachlage flexibel und im Sinne des Geotopprojektes, d. h. im Sinne von Schutz und Nutzung, entschieden werden. Die erfolgreiche Bearbeitung von neun Geotopen erbrachte einen deutlichen Wissenszuwachs für die zukünftige Abwägung, Planung und (eventuelle) Umsetzung von geotouristischen Produkten. Mit der Erstellung der Imagebroschüre Vom GeoPotential zum GeoErlebnis - Heimische Landschaften für den Naturtourismus nutzbar machen verfügt FEMO über ein ansprechendes Medium, um für die Geotoparbeit und den Geotourismus im Sinne des Naturschutzes zu werben. Die im Rahmen des Projekts entwickelten Umweltbildungsmodu-le waren so erfolgreich, dass FEMO zurzeit ein Folgeprojekt initiiert.

Übersicht

Fördersumme

112.250,00 €

Förderzeitraum

01.02.2005 - 01.02.2008

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz