Projekt 22133/01

Machbarkeits-Akzeptanzstudie für die Renaturierung und standortgerechte Nutzung von Feuchtgrünland auf ehemaligen Niedermoorstandorten im Grünen Band

Projektträger

Professor Hellriegel Institut e. V. an der Hochschule Anhalt
Strenzfelder Allee 28
06406 Bernburg
Telefon: 03471/355-1182

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Große Bruch ist ein ehemaliges Niedermoorgebiet im Grünen Band. Aufgrund seiner naturräumli-chen Ausstattung, seines Arteninventars und der Biotopverbundfunktion ist das Große Bruch von besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung. Das Ziel ist es, das Große Bruch in seinen naturnahen Bereichen und seiner bestehenden Artenvielfalt sowie als Rückzugsraum für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten zu erhalten. Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Umfeldes könnte es bei der Umsetzung der Extensivierungs- und Wiedervernässungsmaßnahmen zu Konflikten kommen. In dieser Studie werden die Bedingungen ermittelt, unter denen die Renaturierung und standortgerechte Nutzung von Feuchtgrünland auf ehemaligen Niedermoorstandorten umgesetzt werden kann.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenÜberprüfung und Konkretisierung der vorliegenden naturschutzfachlichen Bestandsaufnahmen mit einzelnen Erfassungen von Flora, Vegetation und Avifauna. Parallel dazu werden die Landeigentümer und Landnutzer der im Bundeseigentum befindlichen Flächen sowie die angrenzenden Nutzer ermittelt. Aus den Erfassungen ergeben sich detailliertere Bewertungen hinsichtlich der im Sinne des Naturschutzes optimalen Bewirtschaftung. Die Bewertungen dienen somit zur Überprüfung und Konkretisierung des vor-geschlagenen Maßnahmekatalogs hinsichtlich der künftigen Bewirtschaftung und zur Erstellung eines Dringlichkeitsranking zur Sicherung der Flächen durch Erwerb dieser. Nachfolgend werden die vorgeschlagenen Maßnahmen auf ihre Machbarkeit überprüft. Die ermittelten Landeigentümer und Nutzer sollen angeschrieben, informiert und zu Gesprächen eingeladen werden. Dabei sollen die potenziellen Konflikte aufgedeckt und mögliche Lösungskonzepte ermittelt werden. Im Rahmen dieser Gespräche sollen geeignete Akteure gefunden werden, die in der Lage sind, die naturschutzfachlichen Maßnahmen zu unterstützen bzw. durchzuführen. Dies betrifft insbesondere die Extensivierung der Landnutzung (Umwandlung von Acker in Grünland, extensive Beweidung, abgestimmte Mahdnutzung). Weiterhin sind erste Ansätze zur mittel- und langfristigen finanziellen Absicherung der Maßnahmen aufzuzeigen. Möglichkeiten wasserwirtschaftlicher Maßnahmen sind ein zweiter, eng mit der unmittelbaren Landnutzung verknüpfter Schwerpunkt der Machbarkeitsanalyse, bei dem auch wasserrechtliche Probleme, Hochwasserschutz, Außenwirkungen etc. detailliert zu prüfen sein werden.


Ergebnisse und Diskussion

Bei der Überprüfung und Konkretisierung der bestehenden Erfassungsergebnisse zeigte sich, dass die wertgebenden Biotoptypen in ihren Flächen geschrumpft sind. Des Weiteren konnte festgestellt werden, dass die wertgebenden Pflanzengesellschaften nur noch als Fragmentgesellschaften anzutreffen sind. So zeigte sich bspw. bei den Heuschrecken dass + Arten des mesophilen Grünlandes dominieren. Hygrophile Arten konnten nur vereinzelt verzeichnet werden. Unter den Tagfaltern fanden sich nur euryö-ke Vertreter des Offen- und Halboffenlandes. Die Libellenfauna war mit 18 Arten relativ reich an den Gräben des Untersuchungsgebietes vertreten. Während der Brutvogelkartierung konnten typische Brutvögel des Offen- bzw. Halboffenlandes nachgewiesen werden. Aus den ermittelten Kartierungsergebnissen wurden folgende Leit- und Zielarten ermittelt: Kiebitz, Braunkehlchen, Wiesenpieper, Feldlerche, Sumpf-Grashüpfer und Helm-Azurjungfer. Daraus leiten sich folgende Maßnahmenkomplexe ab: Kom-plex 1 ist die Veränderung der Grünlandbewirtschaftung. Hierbei wurden Beschränkungen für den Mahdtermin, zur Düngung sowie Verbote für den Umbruch und die Neueinsaat formuliert. Teilbereiche des Grünen Bandes sollen ganz aus der Bewirtschaftung genommen werden, wiederum andere Teilbereiche sollen mosaikartig in temporäre Brachen umgewandelt werden. Komplex 2 besteht aus der Neuanlage von Gehölzpflanzungen. Hierbei sollen weg- und grabenbegleitend Gebüsche neu angepflanzt werden und auf einigen Teilflächen sollen Gehölzriegel und Gehölzgruppen etabliert werden. Komplex 3 befasst sich vorwiegend mit dem Wasser. Einerseits sollen zwei oberflächliche relativ kleinflächige Wiederver-nässungen angelegt werden. Andererseits sollen zwei torfstichähnliche Gewässer geschafften werden, in denen der Oberboden stufenweise bis auf permanent wasserführende Schichten abgetragen wird. Über das Ausbringen von Mulchgut aus dem benachbarten NSG Großen Bruch soll die Ansiedlung von niedermoortypischen Pflanzen initiiert werden. Des Weiteren soll die Grabenpflege auf ein naturschutz-fachlich verträgliches Maß minimiert werden. Hierbei sollen die Gräben nur noch abschnittweise in einem Abstand von drei Jahren geräumt werden.
Nach Vorstellung der Maßnahmen bei allen beteiligten Behörden und Institutionen zeichnet sich eine breite Zustimmung bei diesen ab. Es wurde außerdem von allen Beteiligten eine Unterstützung bei einem Umsetzungsprojekt signalisiert. Derzeit bestehen keine Fördermöglichkeiten für die hier empfohlenen Maßnahmenkomplexe über Landesförderprogramme, es wurden andere Möglichkeiten der Finanzierung aufgezeigt. Die derzeit noch ungeklärten Eigentumsverhältnisse des Nationalen Naturerbes stellten ein großes Problem für die Machbarkeits- und Akzeptanzstudie dar, da gerade die im Bundeseigentum be-findlichen Flächen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung spielen. Die Umsetzung der Maßnahmen ist maßgeblich von der Zustimmung und der Unterstützung des künftigen Eigentümers abhängig. Ohne einen zumindest Teilverzicht auf Pachtzinseinnahmen sind die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht umsetzbar. Es wurde ein Flächenranking erarbeitet, in dem die Flächen geführt werden, die dringend für die Umsetzung der Maßnahmen noch erworben werden müssen. Im Rahmen der Planungen wurden für die einzelnen Maßnahmenkomplexe Kostenschätzungen angefertigt.
Es konnten im Rahmen des Projektes neue regional besonders wichtige Kooperationspartner gefunden werden. Hier ist zum Beispiel der Gewässerunterhaltungsverband Großer Graben zu nennen, der für die spätere Umsetzungsphase Unterstützung sowohl bei der Umsetzung der Maßnahmen als auch bei Verhandlungen mit Anliegern und Betroffenen zugesagt hat.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Zur Sensibilisierung der Bevölkerung wurde ein Flyer entwickelt, in dem auf die Besonderheiten und den besonderen Wert des Grünen Bandes und des Grünen Bandes/Großen Bruch aufmerksam gemacht wird. Außerdem wird kurz auf geplante Maßnahmen innerhalb des Großen Bruch hingewiesen.


Fazit

Es besteht großer Handlungsbedarf, um das Grüne Band im Großen Bruch weiter zu erhalten und eine zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft zu verhindern. Die in diesem Projekt entwickelten Maßnahmen finden bei allen beteiligten Gremien eine breite Zustimmung. Derzeit ist unklar, wie sich der künftige Eigentümer des Nationalen Naturerbes des Grünen Bandes im Großen Bruch dazu positioniert und ob dieser bereit ist, auf Einnahmen aus den Pachtzinserlösen zumindest teilweise zu verzichten. Somit ist es unerlässlich, vor Beginn eines Umsetzungsprojektes die Unterstützung und Zustimmung des künftigen Eigentümers einzuholen. Auch ist es im Rahmen eines Umsetzungsprojektes nötig, einige Flächen, die derzeit in Privatbesitz sind, zu erwerben. Aus Sicht der Bearbeiter ist eine Umsetzung der Maßnahmen unbedingt notwendig und wenn die oben erwähnten Bedingungen geklärt sind, auch umsetzbar

Übersicht

Fördersumme

50.000,00 €

Förderzeitraum

02.01.2006 - 02.04.2007

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz