Projekt 22061/01

Umweltausstellung: In der Spur des Menschen – Biologische Invasionen in aller Welt

Projektträger

Landeshauptstadt Potsdam
Friedrich-Ebert-Str. 79/81
14469 Potsdam
Telefon: 0331/289-6700

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In immer kürzeren Abständen werden weltweit Tiere und Pflanzen aus und von allen Erdteilen verschleppt, absichtlich oder zufällig eingebürgert. In Deutschland sind derzeit etwa 1.400 nicht einheimische Tierarten und 700 nicht einheimische Pflanzen als eingebürgert registriert. Die starke Ausbreitung einiger Arten gefährdet die biologische Vielfalt weltweit. Mit den heutigen globalen Verkehrsströmen können invasive Arten fast jeden Punkt der Erde erreichen. Jeder ist möglicher Akteur in diesem Geschehen. Biologische Invasionen sind in ihrem Bedrohungspotenzial dabei vergleichbar mit dem globalen Klimawandel sowie der Veränderung der Landnutzung durch den Menschen. Angesichts des weltweit zunehmenden Warenverkehrs und steigender Tourismuszahlen ist es unausweichlich, sich mit diesem Thema eingehend zu befassen und Vorsorge zu treffen. Als wesentlicher Teil der Vorsorgemaßnahmen wird derzeit die Aufklärung der Bevölkerung angesehen


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie gemeinsame Ausstellung des Naturkundemuseums (rund 250 m²) und Botanischen Gartens Potsdam zeigt an zwei Standorten die Probleme von biologischen Invasionen. Durch das Zusammenwirken beider Einrichtungen besteht die Möglichkeit, neben Texten und bildlichen Darstellungen eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen in der Ausstellung zu zeigen. So werden im Museum zoologische Originalpräparate und lebende Tiere gezeigt, im Botanischen Garten die Vielfalt der Neubürger aus dem Pflanzenreich an lebenden Objekten. Die Ausstellung wurde in fünf Abschnitte gegliedert, die von allgemeinen über spezifische Inhalte bis zu den Fragen der Beurteilung, der Bewertung und der Handlung in Bezug auf biologische Invasionen voranschreiten. Die fünf Abschnitte beider Ausstellungen werden jeweils durch eine Frage eingeleitet. Sie haben das Ziel, den Besucher für den jeweiligen Inhalt zu interessieren und ihn zum Eintauchen in die Komplexität des Themas zu motivieren. Der Ausstellungsteil im Naturkundemuse-um gibt einen Überblick über die Gesamtthematik, ist text- und bildgestützt und wird auf 47 Tafeln sowie in 14 Vitrinen und vier Freidarstellungen realisiert. Im Botanischen Garten gibt es 35 über die gesamte Anlage verteilte Stationen, davon 4 interaktive, mit Text-Bild-Tafeln und lebenden Pflanzen. Der Ausstellungsteil des Naturkundemuseums wurde als Wanderausstellung konzipiert, der im Botanischen Garten in den Freilandflächen und Gewächshäusern als Dauerausstellung angelegt.


Ergebnisse und Diskussion

Im Berichtszeitraum besuchten 38.000 Besucher die Ausstellung. Befragungen ergaben ein sehr positives Echo. Besondere Würdigung erfuhren die hochaktuellen Inhalte und die grafische sowie gestalterische Umsetzung. Eine derartig umfangreiche Aufarbeitung in einer Ausstellung ist zurzeit in Deutschland bisher nur im Naturkundemuseum Potsdam und Botanischen Garten Potsdam zu finden. Das Auftreten weiterer Neobiota in Deutschland wird im Naturkundemuseum verfolgt und dokumentiert. Im Botanischen Garten Potsdam wird die Lebendsammlung Invasive Pflanzenarten beständig erweitert. Für die Wanderausstellung des Naturkundemuseums liegen Voranmeldungen von verschiedenen Museen vor. Die Ausstellungsinhalte im Botanischen Garten, einschließlich der grafischen Vorgaben, werden 2008 über eine zentrale Sammelstelle anderen Botanischen Gärten in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugänglich gemacht. Das Thema Biologische Invasionen hat sich innerhalb der Laufzeit der Ausstellung weiter in den Biowissenschaften etabliert. Mehrere Forschungsprojekte zu diesem Thema laufen in unterschiedlichen Arbeitsgruppen des Instituts für Biochemie und Biologie der Universität Potsdam (eine Promotionsarbeit über die Invasion von Senecio inaequidens in Europa, eine Studie zu Bekämpfungsmöglichkeiten der Kastanien-Miniermotte sowie eine Diplomarbeit).
Der Verband Botanischer Gärten bereitet zur Zeit eine Erklärung vor, in der sich die Botanischen Gärten Deutschlands und Österreichs als mögliche Ausgangspunkte neuer biologischer Invasionen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dieser Problematik verpflichten werden. Der Botanische Garten Potsdam ist an der Ausarbeitung dieser Erklärung beteiligt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bereits mit Eröffnung der Ausstellung wurde großes Augenmerk auf eine breite Öffentlichkeitsarbeit gelegt. Die Einbindung regionaler Rundfunk- und Fernsehsender (Antenne Brandenburg, Potsdam TV, RBB) führte zu einem raschen Bekanntheitsgrad der Ausstellungen. Die Medienpartnerschaft mit der Märkischen Allgemeinen Zeitung - MAZ Spezial, eine enge Zusammenarbeit mit anderen Zeitungen wie den Potsdamer Neuesten Nachrichten, mit Bildungseinrichtungen wie der Urania, der Friedrich-Ebert-Stiftung und den Volkshochschulen ergänzten diese Strategie. Die Ausstellungen waren in sämtlichen Veranstaltungskalendern der Landeshauptstadt angezeigt. Um die Thematik in die Schulen zu tragen, wurden in Zusammenarbeit mit den Biologiefachberatern und Biologiefachlehrern der Potsdamer Schulen und des Kreises Potsdam-Mittelmark umfangreiche Arbeitsmaterialien für Schüler und Lehrer erarbeitet. Diese knüpfen eng an Lehrplaninhalte der Schulen an. Inzwischen werden diese Angebote zur selbständigen Arbeit im Museum intensiv genutzt.
Ein Novum ist das Videoprojekt für Schüler und mit Schülern. Schüler befassen sich mit den Ausstellungsinhalten, um danach im Heimatort auf neobiotische Spurensuche zu gehen. Mit der Videokamera werden invasive Organismen dokumentiert und Betroffene sowie Fachleute interviewt. Über die Brücke Technik-Dokumentation-Inhaltserfassung-Auseinandersetzung erarbeiten und verinnerlichen die Schüler das Thema selbständig. Der Film wird in der Ausstellung und in der Schule gezeigt. Diese Art der Be-schäftigung mit der Biologischen Invasion soll an den weiteren Ausstellungsorten aufgenommen und realisiert werden, so dass ein gesamtdeutsches Bild zur Neobiotaproblematik entsteht.
Die an der Ausstellung beteiligten Wissenschaftler (Naturkundemuseum, Botanischer Garten) trugen während der Projektlaufzeit mit vier Vorlesungen zur Ringvorlesung Umwelt- und Naturschutz der Universität Potsdam bei.
Zum Internationalen Museumstag, der Langen Nacht der Museen, Woche der Botanischen Gärten erarbeiteten Naturkundemuseum und Botanischer Garten spezielle Vortrags- und Führungsprogramme.
Führungen: 58 (NKM), 60 (BG) = 105; Presseartikel: 15 umfangreiche Artikel, über 40 kleinere Mitteilungen, 10 (BG) = 55; Fernsehbeiträge: 8 (NKM), 5 (BG) = 13; Radiobeiträge: 5 (NKM), 5 (BG) = 10
Vorträge: 8; Diplomarbeiten: 2 [Leaf herbivory and pathogen damage in the dicot system of the Potsdam botanical garden- a test of the enemy release hypothesis von Markus Zaplata und Die Ausbreitung von australischen Akazien im temperierten Regenwald von Süd-Chile. Standortparameter und Invasionsverlauf von André Terwei]
Ausstellungstafeln abrufbar unter: http://www.potsdam.de/cms/beitrag/10026979/387463/2#7
Standorte der Wanderausstellung
Museum der Natur und Umwelt Cottbus, September 2007 - Februar 2008
Naturkundemuseum Gera, 2008
Naturkundemuseum Magdeburg, 2008/2009
Naturkundemuseum Braunschweig, 2009


Fazit

Ausstellungen, sofern modern konzipiert und umgesetzt, sind ein probates Mittel, um aktuelle Problemfelder einer breiten Öffentlichkeit erfolgreich zugänglich zu machen.

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

07.04.2005 - 30.04.2007

Bundesland

Brandenburg

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation