Projekt 21525/01

Modellhafte Behebung extremer Umweltschäden an der wertvollen Glasmalerei in der Leipziger Peterskirche unter besonderer Berücksichtigung von Schwingungsauswirkungen (einschließlich Weiterbildungsmaßnahmen)

Projektträger

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung des CVMA
Am Neuen Markt 8
14467 Potsdam
Telefon: 0331/2796114

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In 24 großen Fenstern der Leipziger Peterskirche haben sich Reste wertvoller Glasmalereien von 1884/86 erhalten, die von großer Bedeutung für die Ausstattung des Kirchenraums waren.
Anlässlich des 1999 beendeten Projekts der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (AZ 10657) konnten von diesem Zyklus 8 farbige Fensterverglasungen im Westteil und im Chor der Kirche erfolgreich restauriert werden. Die restlichen Fenster zeigen weiterhin bestandsgefährdende Umweltschädn. Sie stören erheblich das Gesamtbild des Innenraums.
Ziel des vorliegenden Projektes ist es, mit der Sanierung von 3 Farbverglasungen einen wichtigen Beitrag zur vollständigen Wiederherstellung der Fensterverglasungen zu leisten. In diesem Zusammenhang sollen außerdem die Ergebnisse beendeter DBU-Projekte zur Sanierung historischer Glasmalereien überprüft und darüber hinaus Untersuchungen von umweltbedingten Schwingungen durchgeführt werden. Eine Veranstaltung zur Weiterbildung wird über die ausgeführten Arbeiten und gewonnenen Er-kenntnisse berichten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie formulierten Aufgaben und Ziele des Projektes sollen in mehreren parallel laufenden Arbeitsschritten bewältigt und erreicht werden.
1. erfolgen die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Glasmalereien aus 3 Fenstern (NVII; NVIII; NIX) auf der Nordseite des Langhauses der Kirche. Dabei werden die schon in vorangegangenen DBU-Projekten erarbeiteten und erfolgreich angewandten Methoden auf ihren Modellcharakter hin überprüft. Für diese praktischen Arbeiten bietet sich die 1. Hälfte der Projektzeit an.
2. werden die Untersuchungen und Messungen zur Klärung der materialschädigenden Schwingungen in der Kirche durch das Ingenieurbüro Prof. Dr. Elke Reuschel, Leipzig/Potsdam (Unterauftragnehmer) vorgenommen. Sie sollen schwerpunktmäßig am Anfang und Ende des Projektes ausge-führt werden. Die in der Zwischenzeit sich ergebenden Erkenntnisse zu den Schwingungsphänomenen sind bereits für die laufenden Arbeiten an den Fenstern zu nutzen
3. wird die praktische Weiterbildung der Glaswerkstätten schon zu Beginn des Projektes aufgenommen, indem nach einer beschränkten Ausschreibung (10 Glasmalerei-Werkstätten in 3 Gruppen), 3 geeignete Firmen (jeweils eine für ein Fenster) den Auftrag zur Restaurierung der Glasmalereien erhalten sollen.
Durch dieses Verfahren wird der Erfahrungsaustausch gefördert und das Fachwissen vermehrt weitergegeben. Außerdem bereitet das Fraunhofer Institut für Silikatforschung, Würzburg (Unterauftragnehmer) gegen Ende des Projektes eine umfassende Weiterbildungsveranstaltung für interessierte Fachleute der tangierten Arbeitsgebiete durch. Eine Veröffentlichung im Internet bietet sich an. Alle Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit der zuständigen Denkmalpflege durchgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

Die unter Zielsetzung und Darstellung der Arbeitsschritte vorgesehenen Aufgaben sowie Maßnahmen wurden innerhalb der Projektzeit gelöst und durchgeführt. Die erwarteten Ergebnisse sind erreicht worden.
Durch den sparsamen Einsatz der Fördermittel und dank zusätzlicher Eigenmittel war es möglich, im Rahmen einer kostenneutralen Verlängerung des Projekts über die drei Fenster (NVII - IX) hinaus, noch 2 weitere Fenster (NIV, V) zu sanieren, so dass am Ende alle Fenster auf der Nordseite des Langhauses vollständig wiederhergestellt und geschlossen sind.
Die Überprüfung der schon in den vorangegangenen DBU - Projekten (AZ 04281, 10657) entwickelten Modellmethoden hat ergeben, dass sich die damals ausgeführten Maßnahmen bewährt haben. Allein die Verschraubungen der Bolzen an den Quereisen bedurften im speziellen Fall der Peterskirche einer Korrektur. Die Ursachen für die bis jetzt nur hier festgestellte Lockerung der Bolzenschrauben und Bleilappen (0,5 mm) konnten durch eingehende Messungen des Ingenieurbüros Prof. Dr. E. Reuschel (Leip-zig/Potsdam) ermittelt sowie ausgewertet werden. Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem Schwingungen, die durch den starken Straßenverkehr rund um die Peterskirche entstehen, diesen Zustand her-beigeführt haben. Zur Minimierung der dynamischen Beanspruchung von Halterungssystemen bei Kirchenfenstern wurden für die Peterskirche von den 5 Möglichkeiten zur Schraubensicherung der Einsatz von 2 halbierten Kontermuttern für die Bolzen als besonders geeignet empfohlen. Die Maßnahme kam in der 2. Phase des Projekts zur Anwendung. Für die Verschraubungen bei den bereits sanierten Glasmalereien soll die entsprechende Sicherung nachträglich durchgeführt werden. Durch diese Festigung der Bolzenmuttern ist auch ein stabilerer Sitz der Bleibleche zu erwarten. (Einzelheiten vgl. Bericht Ingenieurbüro Reuschel bei CVMA Deutschland/Potsdam an der BBAW).
Die Stabilität und Sicherheit von VS - Schutzverglasungen wurden im Juni 2006 durch ein heftiges Unwetter mit faustgroßen Hagelkörnern auf die Probe gestellt. Während an einfachen Blankverglasungen der Kirche erhebliche Schäden entstanden, waren keine ernsten Zerstörungen an der mit 10 mm Bleiruten in Rechtecken aufgeteilten Doppelverglasungen aus 6 mm Verbundsicherheitsglas oder an den Hal-terungssystemen zu beobachten.
Der Einsatz von 3 Fachwerkstätten zur Wiederherstellung von 5 Farbverglasungen förderte den Erfahrungsaustausch und die Diskussion, z. B. auch über eine angemessene Behandlung von Krakeleebrüchen bei Gläsern des 19. Jahrhunderts. Das Schadensbild fand sich in unterschiedlich starker Ausprägung vor allem bei gelbem Glas. Im Hinblick auf einen möglichst vollständigen Erhalt der originalen Glassubstanz wurden für das Schadensbild drei Kategorien definiert, die jeweils unterschiedliche Maßnahmen erfordern. Die Methoden erlaubten einen möglichst großen Erhalt von Originalgläsern. Alle Sicherungsarbeiten dieser Art und andere Maßnahmen wurden sorgfältig dokumentiert (vgl. Dokumentation bei CVMA Deutschland/Potsdam an der BBAW). Die Dokumentationen wurden erstmals digital erstellt, wobei für die Gliederung und die Darstellung des Schadensbildes und der durchgeführten Maßnahmen ein Schema erarbeitet wurde, das Anspruch auf Modellcharakter erheben kann.
Im Zusammenhang mit den Sanierungsarbeiten führte das Fraunhofer Institut für Silicatforschung, Außenstelle Bronnbach, Untersuchungen zu den Schadensbildern an den vorhandenen Farbgläsern, insbesondere zur Krakeleebildung durch.
Das Projekt wurde am 11. August 2006 im praktischen Teil durch die Endabnahme der Farbverglasun-gen in den Fenstern NIV, V erfolgreich abgeschlossen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am 24./25. Oktober 2006 wurde vor Ort in der Leipziger Peterskirche zum Projekt ein Abschlusskolloquium zur Weiterbildung durchgeführt. Eingeladen waren alle interessierten Fachleute wie Restauratoren, Denkmalpfleger, Architekten, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Die Vorträge befassten sich z. B. mit der Verglasungsgeschichte der Leipziger Peterskirche, mit kunsthistorischen Bemerkungen zur Glasmalerei und zu Glasmalern, aber auch mit Fragen zur Schwingungsproblematik und Wirksamkeit von Außenschutzverglasungen oder von Umwelteinflüssen auf Glas und Bemalung. Neue Untersuchungsmethoden wurden ebenfalls vorgestellt. Das Kolloquium schloss am 2. Tag mit einem Praxiskurs. Im Mittelpunkt der Übungen standen Probleme der Reinigung von Gläsern und der Einsatz von Glassensoren im Außen- und Innenbereich von Gebäuden. (Vgl. Programm des Abschlusskolloquiums bei CVMA Deutschland/Potsdam an der BBAW).


Fazit

Am 24./25. Oktober 2006 wurde vor Ort in der Leipziger Peterskirche zum Projekt ein Abschlusskolloquium zur Weiterbildung durchgeführt. Eingeladen waren alle interessierten Fachleute wie Restauratoren, Denkmalpfleger, Architekten, Naturwissenschaftler und Kunsthistoriker. Die Vorträge befassten sich z. B. mit der Verglasungsgeschichte der Leipziger Peterskirche, mit kunsthistorischen Bemerkungen zur Glasmalerei und zu Glasmalern, aber auch mit Fragen zur Schwingungsproblematik und Wirksamkeit von Außenschutzverglasungen oder von Umwelteinflüssen auf Glas und Bemalung. Neue Untersuchungsmethoden wurden ebenfalls vorgestellt. Das Kolloquium schloss am 2. Tag mit einem Praxiskurs. Im Mittelpunkt der Übungen standen Probleme der Reinigung von Gläsern und der Einsatz von Glassen-soren im Außen- und Innenbereich von Gebäuden. (Vgl. Programm des Abschlusskolloquiums bei CVMA Deutschland/Potsdam an der BBAW).

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

25.08.2004 - 28.08.2006

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Umwelttechnik