Projekt 21514/01

Modellvorhaben: Rekonstruktion des Wandels einer historischen Kulturlandschaft am Beispiel der Dümmer-Region (Entwicklung und Bewusstwerdung)

Projektträger

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Referat Archäologie
Scharnhorststr. 1
30175 Hannover
Telefon: 0511/925-5301

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Überreste archäologischer Kulturen sind, von wenigen oberirdisch sichtbaren Denkmalgattungen abgesehen, in der Regel vor dem menschlichen Auge verborgen. Dennoch sind auch sie Bestandteile ehemali-ger Kulturlandschaft. Diese unterirdischen Relikte für die Bevölkerung nachvollziehbar und erlebbar zu machen, sie zusammen mit den noch sichtbaren Hinterlassenschaften früherer Epochen in die Entwicklung von Raumordnungs- und Flächennutzungskonzepten zu integrieren und gemeinsam mit diesen zu einem festen Bestandteil unseres Bewusstseins werden zu lassen stellt eine große Herausforderung für die Zukunft dar.
Die langjährigen Aktivitäten des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege (NLD) in der Dümmer Geestniederung und deren herausragende Stellung in Bezug auf die Besiedlung Nordwestdeutschlands waren der Anlass dafür, Aspekte eines verantwortungsvollen Umgangs mit Kulturlandschaft und ihren Bestandteilen nicht nur im Rahmen der eigenen Projektarbeiten zu berücksichtigen. Vielmehr sollten sie darüber hinaus auch im Zuge von Öffentlichkeitsarbeit sowie Fortbildungsmaßnahmen für die unteren Denkmal- und Naturschutzbehörden, Raum- und Regionalplaner, Touristiker und sonstige Interessierte im öffentlichen wie auch politisch-administrativen Raum vermehrt in das Bewusstsein gebracht werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt gliederte sich in zwei parallele Abläufe zur (A) Rekonstruktion des Wandels der Kulturlandschaft innerhalb des Projektgebietes und (B) der Vermittlung, Bewusstmachung und Intergration der aus den Untersuchungen resultierenden Ergebnisse im Rahmen touristischer, naturschutzfachlicher und raumplanungsrelevanter Vorhaben sowie von Vortrags- und Fortbildungsveranstaltungen. Verschiedene Kooperationen dienten dabei der Erweiterung des interdisziplinären Ansatzes.
Durch eine Vernetzung des Projektes mit dem z. Zt. ebenfalls am NLD angesiedelten trilateralen EU-Projekt LANCEWADPlan, dessen Gegenstand die Entwicklung einheitlicher Vorgehensweisen im Umgang mit der Kulturlandschaft des niederländisch-deutsch-dänischem Wattenmeerbereiches ist, konnten aus den jeweiligen Erfahrungen vielfältige Wiese Synergien erschlossen werden.


Ergebnisse und Diskussion

(A) Im Rahmen einer Kooperation mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Univ. Köln (Prof. Dr. A. Zimmermann) konnten die Ausgrabungsarbeiten in der Dümmer Geestniederung ausgedehnt werden und so in Ergänzung zu den Arbeiten des NLD ein unter siedlungs- und kulturhistorischen Gesichtspunk-ten bedeutender Bereich nördlich des Dümmers in die Untersuchungen zum Wandel der (prä )historischen Kulturlandschaft mit einbezogen werden.
Das Auffinden einer Moorleiche im Gro0en Moor bei Uchte, im Januar 2005, und die sich daraus auch für das Projekt ergebenden Möglichkeiten der Einsichtnahme in die Entwicklung der Kulturlandschaft der Moorregionen Nordwestdeutschlands und das Leben der in ihnen siedelnden Menschen erbrachte eine weitere Ergänzung des Vorhabens. Wenngleich etwa 30 km westlich des Projektgebietes gelegen, konnten die Koordination und Teilbereiche der mit dem Fund verbundenen Untersuchungen nach Absprache mit der DBU nachträglich in das Projekt mit integriert werden.
Im Zuge einer Zusammenarbeit mit dem Seminar für Volkskunde der Philosophischen Fakultät der Univ. Bonn (Dr. P. Genath) war es möglich, einen weiteren Fokus auf den Wandel der Kulturlandschaft unter volkskundlichen und historisch-geografischen Gesichtspunkten zu setzen. In enger Abstimmung mit dem Institut für Strukturforschung und Planung in agrarischen Intensivgebieten der Univ. Vechta (ISPA, Prof. Dr. W. Klohn) erfolgten im Rahmen studentischer Seminararbeiten sowie einer Magisterarbeit Untersuchungen zum Kulturlandschaftswandel in jüngerer Vergangenheit. Diese Arbeiten, wie auch die Zusam-menarbeit mit der Univ. Köln werden über das Projektende hinaus fortgeführt.
(B) Die Integration möglichst vieler Akteure aus der Region sowie an der Thematik interessierter Personen in das Projektvorhaben war ein Hauptanliegen und gleichzeitig die Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung des Vorhabens. In Absprache mit den im Untersuchungsgebiet ansässigen Landkreisen wurde das Projekt daher im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt und Interessierten die Möglichkeit geboten, sich an dem Vorhaben aktiv zu beteiligen.
In unterschiedlichen Arbeitskreisen wurden nachfolgend verschiedene Belange zum Schutz und der Entwicklung der Kulturlandschaft und deren enge Verzahnung mit dem Naturschutz diskutiert. Dabei hat es sich gezeigt, das insbesondere die Nutzung touristischer Infrastrukturen und Bildungseinrichtungen (insbesondere den in der Region ansässigen Museen) eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Bewusstmachung, Vermittlung und Inwertsetzung bieten. Neben dem Einsatz herkömmlicher Verfahren wie Ausschilderungen und Themenrouten für Wanderer und Radfahrer - exemplarisch wurden Faltblätter zu verschiedenen Themen erarbeitet - spielte dabei die Möglichkeit der Anwendung moderner Technologien eine besondere Rolle. Die Möglichkeiten des Internets sowie insbesondere die Verwendung einer GPS-gestützten, PDA-basierten digitalen Besucherführungen (MobiDENK) standen im Zentrum der Diskussion. Hier wurde ein Prozess angestoßen, der ebenso wie die gemeinsam mit den Tourismusorganisationen und den Museen entwickelten Maßnahmen (geführte Exkursionen zu kulturlandschaftshistorisch relevanten Orten, die Mitarbeit auf archäologischen Ausgrabungen im Rahmen von Ferienaktionen und Bildungsurlauben, der Betrieb einer Konservierungsanlage für Holz im Industriemuseum Lohne) auch nach Abschluss des Projektes fortgeführt wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen des Projektes gegliederte sich in zwei Teilbereiche. Zum einen die wissenschaftlichen Publikationen (vgl. Anhang) und die Presseberichterstattung. Dabei ermöglichte es der Fund der Moorleiche und das daran gekoppelte öffentliche Interesse, auch die Belange von Kulturlandschaftsschutz und -entwicklung einem breiteren Forum aufzuzeigen und mit seiner Komplexität ver-mehrt in das Bewusstsein zu bringen.
Den zweiten Bereich bildeten Fachvorträge, Führungen und Exkursionen sowie gemeinsame Veranstaltungen mit Volkshochschulen und im Zuge von touristischen Angeboten von Bildungsurlauben.


Fazit

Ein wesentlicher Bestandteil des Projektes war das Erstellen neuer Netzwerke und damit das hervorbrin-gen von Synergien. Dabei sollten sowohl geografisch-administrative als auch institutionelle Grenzen überschritten werden. Das dieses zumindest in Teilen gelungen ist belegt die umfangreiche Beteiligung in den Arbeitsgruppen und nicht zuletzt auch die internationale trans- und interdisziplinäre Beteiligung an der Tagung Kulturlandschaft administrativ - digital - touristisch, die zum Ende des Projektvorhabens vom 3.-5. Juli 2006 in Osnabrück stattfand.
Die Nachhaltigkeit der Projektarbeit, der von Anbeginn an große Bedeutung beigemessen wurde, wird durch die auch nach Projektende andauernden Fortführungen verschiedener Teilprojekte bestätigt. Dabei hat es sich einmal mehr gezeigt, dass der grenzübergreifenden trans- und interdisziplinären institutionen- und interessenübergreifenden Kommunikation eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Belangen des Kulturlandschaftsschutzes zukommt. Da die Entscheidungen zum Schutz und der Entwicklung der Kultur-landschaft aus der Region heraus erfolgen und von ihren Einwohnern getragen werden müssen, kann eine externe Moderation und das Einbringen fachlicher Kompetenz jedoch positiv katalysierend im Hinblick auf den Erfolg dieses Prozesses wirken.

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

13.07.2004 - 15.08.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung