Projekt 21009/01

Entwicklung von Konzepten zum Schutz national wertvoller archäologischer Kulturdenkmäler auf ackerbaulich genutzten, erosionsgefährdeten Flächen in der Lommatzscher Pflege (Machbarkeitsstudie)

Projektträger

Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e. V.
Auterwitz 13
04720 Zschaitz
Telefon: 034325/55670

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der Lommatzscher Pflege, einem Teilgebiet des mittelsächsischen Lößhügellandes zwischen Döbeln, Meißen und Riesa, ist das Archiv im Boden seit Jahrzehnten einem schleichenden Zerstörungsprozess durch ackerbauliche Nutzung und Bodenerosion ausgesetzt. Ziel des Vorprojektes war es, beispielhaft neue Wege einer nachhaltigen archäologischen Substanzerhaltung in Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben und Behörden aufzuzeigen und Aussagen zur Durchführbarkeit eines Hauptprojekts zu gewinnen. Dafür sollten erstens adäquate Kommunikationsstränge zur Wissensvermittlung aufgebaut, zweitens der Aufwand für die Erhebung und Bewertung von Fachdaten abgeschätzt, drittens effiziente Verfahren zur Evaluierung archäologischer Denkmäler erprobt, viertens individuelle Besonderheiten der Partnerbetriebe ermittelt, fünftens gemeinsam erste Maßnahmenvorschläge erarbeitet und sechstens dafür die förderpolitischen Rahmenbedingungen geprüft werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt ist konsequenter Freiwilligkeit verpflichtet. In mehreren Einzelgesprächen wurden den Betrieben die Projektziele vorgestellt, gemeinsam Arbeitsfenster definiert sowie betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen ermittelt. Durch die Sichtung von Schlagkarteien konnte eine Datenbank mit flächenspezifischen Bewirtschaftungsbiographien und betriebsspezifischen Rahmendaten aufgebaut werden. Die Überlagerung von umwelt- und planungsrelevanten Fachdaten und archäologischen Kultur-denkmälern sowie landwirtschaftlichen Schlaggeometrien erfolgte in einem geographischen Informationssystem. Zur Erkundung des Erhaltungszustandes wurden bodenurkundliche Untersuchungen durchgeführt und zur Veranschaulichung des Gefährdungsgrades ergänzend Modellierungen der Wassererosionsprozesse vorgenommen. Der archäologische Kenntnisstand fußt auf Recherchen im Orts- und Luftbildarchiv, auf Begehungen und Grabungen. Auf dieser Grundlage konnten wiederum in Einzelgesprächen gemeinsam mit den Betrieben erste Maßnahmevorschläge diskutiert und bei Feldbege-hungen im Gelände vertieft werden.


Ergebnisse und Diskussion

Das Vorhaben wurde von den Kooperationspartnern mit großer Aufgeschlossenheit aufgenommen. Durch Vorortbegehungen konnte der Grad der Akzeptanz zusätzlich gesteigert werden. Die langjährige Beratungstätigkeit des LfL hat ein erhebliches Problembewußsein für unser Anliegen geschaffen. Haben sich die Verankerung im Raum und der individuelle Zugang als erfolgreich erwiesen, müssen Einzelgespräche künftig noch besser auf die saisonalen Betriebsabläufe abgestimmt werden. Durch die Bereit-stellung von Flächendaten und betriebsspezifische Kennziffern der Partnerbetriebe konnten gezielt Arbeitsfenster ausgewählt, Flächenbiographien rekonstruiert und Betriebsprofile erstellt werden, die den gewählten betriebsspezifischen Ansatz bestätigen. In sieben Arbeitsfenstern wurden auf einer Fläche von ca. 5000 ha elf archäologische Kulturdenkmäler exemplarisch bearbeitet. Fruchtfolgen und Bestellungen lassen sich in den Schlagkarteien bis zur Wende mit vertretbarem Aufwand sinnvoll zurückverfolgen und auswerten. Ebenso reibungslos verlief die Recherche und Überlagerung umweltrelevanter Fachdaten. Überraschend ist die hohe fachliche Durchdringung einzelner Teilgebiete mit Studien zum Bodenabtrag (Erosion 3D Studien), die für die Definition künftiger Tätigkeitskorridore und zur Feinabstimmung von Maßnahmen genutzt werden können. Der archäologische Kenntnisstand konnte durch die Bohrstocksondagen exemplarisch erheblich verdichtet werden, die eine Abschätzung des Bodenabtrags ermöglichen. Dieser erreicht in Extrempositionen Mächtigkeiten von bis zu 1 m und mehr. Neben Erosionserscheinungen wirken sich außerdem bearbeitungsbedingte Verschleppungen und künstliche Verlagerungen von Bodenmaterial negativ auf die Denkmälererhaltung aus. Die Kombination von schwach erodierten Plateaus und angegriffenen Hängen lässt erste Verallgemeinerungen für archäologische Kulturdenkmäler in vergleichbaren Positionen zu. In anderen Fällen macht die kleinräumige Heterogenität der Bodenprofile eine Einzelfallanalyse unausweichlich, die durch EROSION-Modellierungen unterstützt werden kann und in ersten Maßnahmevorschlägen mündete. Genügt auf Verebnungsflächen und flach geneigten Hängen eine konsequente Umsetzung bodenschonender Bewirtschaftungsmethoden bzw. eine Verringerung der Eingriffstiefen, sind für besonders anfällige Lagen landschaftsgestalterische Eingriffe in Erwägung zu ziehen. Dafür sind in Zukunft die Eigentümer unbedingt einzubeziehen. Reversible Maßnahmen lassen sich dagegen mit den Betrieben individuell vereinbaren. Das Vorprojekt gab Anstöße, archäologische Denk-mäler als Schutzziel in die Entscheidungsprozesse einzubringen und einen Katalog förderfähiger Maßnahmen (Bearbeitungsrichtung, Eingriffstiefen usw.) aufzustellen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorprojekt wurde einer breiten Öffentlichkeit durch Führungen (Tag des offenen Denkmals im September 2004, Ausgrabungen) und Vorträge, der Fachöffentlichkeit durch 4 Tagungsvorträge sowie einen Aufsatz (R.Göldner, K.Hartsch, J.Oexle und M. Strobel Wie lässt sich eine intensive landwirtschaftliche Flächennutzung mit dem Schutz archäologischer Kulturdenkmäler in Einklang bringen? Ein Ausblick nach der Hochwasserkatastrophe im August 2002 in Arch Inf. 27/1 2004, 1-12) vorgestellt. Des Weiteren informiert eine Internetseite des Landesamtes für Archäologie über Projektinhalt und Zielstellung. Der Fachbeirat des Projektes wurde anlässlich einer Projektvorstellung über die Ergebnisse informiert. Die Möglichkeiten einer förderpolitischen Einbeziehung des archäologischen Kulturdenkmalschutzes in die derzeit laufende Neuformulierung der Agrarumweltprogramme in Sachsen für 2007 bis 2013 wurden in ersten Gesprächen mit SMUL geprüft.


Fazit

Ohne die große Aufgeschlossenheit der Partnerbetriebe und die Kooperationsbereitschaft der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem Sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) hätten weder die Datenbeschaffung und -integration innerhalb des Berichtszeitraumes durchgeführt noch erste auf Betriebe und archäologische Kulturdenkmäler zugeschnittene Maßnahmevorschläge ausgearbeitet werden können.
Die Ergebnisse des Vorprojektes haben gezeigt, dass Wege und Methoden für die Umsetzung und damit Machbarkeit eines praktischen archäologischen Kulturdenkmalschutzes in intensiv genutzten Agrarräumen möglich und entwickelbar sind.
Durch das Vorprojekt konnten Kommunikations-, Abstimmungs- und Arbeitsstrukturen geschaffen werden, die nicht nur weiter ausbaufähig sind, sondern sich auch auf andere intensiv genutzte Agrarräume übertragen lassen. Das mit vorliegendem Bericht beantragte Hauptprojekt kann direkt auf einer vorhandenen Arbeits- und Vermittlungsplattform aufbauen.

Übersicht

Fördersumme

62.500,00 €

Förderzeitraum

02.07.2004 - 02.01.2006

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung