Projekt 20904/06

Sofortprogramm Hochwasserschutz:Nikolaikirche Eilenburg

ProjekttrÀger

Ev. Pfarramt Martin Rinckart
Nikolaiplatz 3
04831 Eilenburg
Telefon: 03423/602056

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Eilenburger Nikolaikirche war durch das Augusthochwasser 2002 schwer geschĂ€digt. Es handelte sich um unmittelbare WasserschĂ€den, SchĂ€den durch die Aktivierung des enormen Salzgehaltes im historischen GemĂ€uer und um durch die permanente extrem hohe Luftfeuchtigkeit in den RĂ€umen hervor-gerufene SchĂ€den (z. B. plötzlich auftretender, großflĂ€chiger starker Schimmelbefall).
Ziel des Vorhabens war einerseits die unmittelbare Schadensbeseitigung und andererseits eine nachhaltige Verbesserung des GebĂ€udezustandes durch Reduzierung des Salzgehaltes im Mauerwerk im Zusammenspiel mit weiteren Maßnahmen zur Trockenlegung des GebĂ€udes.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Sanierung der hochwassergeschÀdigten Eilenburger Nikolaikirche erfolgte in den Jahren 2003 (Chor und Sakristei) und 2004 (Halle und Turm).
Nach einer Phase der Trocknung wurden Fußboden und Wandputz in Chor und Sakristei vollstĂ€ndig erneuert. Dabei kamen vornehmlich klassische Baustoffe wie Kalk und keramische Platten zum Einsatz. WĂ€hrend der Sanierungsarbeiten kam es zu dem o.g. plötzlichen und Ă€ußerst starken Schimmelbefall auf der gesamten RauminnenflĂ€che. Eine BekĂ€mpfung des Schimmels und eine vorbeugende Behandlung der Gewölbe- und WandflĂ€chen wurde unumgĂ€nglich. Dies geschah unter Einsatz umweltvertrĂ€glicher und fĂŒr den Menschen ungefĂ€hrlicher Mittel.
Wichtigstes Element der Gesamtsanierung der Kirche war die Reduzierung des Salzgehaltes in der Sockelzone der Kirche mittels Entsalzungskompressen im Verein mit dem Einbau einer neuen Vertikalsperrung (Tonpackung), realisiert aus Mitteln eines anderen Förderprogramms, im Jahr 2004. Dieses, auch durch glĂŒckliche UmstĂ€nde beförderte, Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen entspricht den Erkenntnissen aus dem derzeitigen wissenschaftlichen Diskurs im Bereich der GebĂ€udetrockenlegung insbesondere stark salzbelasteter historischer GemĂ€uer.


Ergebnisse und Diskussion

Die Sanierung der HochwasserschĂ€den an der Eilenburger Nikolaikirche konnte in der Hauptsache im Jahre 2004 abgeschlossen werden. 2005 kommt es noch zu einigen abschließenden Arbeiten im Bereich der TĂŒren und Tore. Alle Mauerwerks- und PutzschĂ€den sowie SchĂ€den im Bereich der Natursteinteile wurden nach den Re-geln des traditionellen Handwerks saniert. In Vorbereitung der Arbeiten fĂŒhrten verschiedene Baustofflabors im Auftrag der Kirchengemeinde Analysen an Mauerziegeln, Mörtel und Natursteinteilen durch, die in Planung und AusfĂŒhrung jeweils berĂŒcksichtigt wurden.
Beteiligt waren folgende Einrichtungen:
- Institut fĂŒr Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt, Dipl. Ing. Stefan Weise
- Materialforschungs- und PrĂŒfanstalt Leipzig, Dipl.-Ing. M. Becker und Dipl.-Min. E. Maul
- Landesamt fĂŒr Denkmalpflege Sachsen, Diplom-Restaurator Torsten Niemoth,
- IngenieurbĂŒro fĂŒr Bauwerkserhaltung Weimar, Dipl.-Ing. Toralf Schmidt
Eines der hauptsĂ€chlichen Probleme bei der Sanierung war die extrem hohe Salzbelastung des Mauerwerks. Diese Erscheinung ist typisch fĂŒr mehrere Jahrhunderte alte Bauwerke, die im Verlaufe der Geschichte einer hohen Belastung durch FĂ€kalien ausgesetzt waren. Die im Mauerwerk gespeicherten Salze können einen Feuchtetransport im Mauerwerk bis in betrĂ€chtliche Höhen verursachen. In der Nikolaikirche sind es fĂŒnf bis sechs Meter. Das Augusthochwasser hat die gesamte im Mauerwerk enthaltene Salzmenge aktiviert und den bekannten SchĂ€digungsmechanismus enorm beschleunigt.
Das beschriebene PhĂ€nomen kann nachhaltig nur durch eine Entsalzung des Mauerwerkes beseitigt oder zumindest gemildert werden. Gleichzeitig muss die Feuchtezufuhr zum Mauerwerk unterbunden oder entscheidend eingeschrĂ€nkt werden. Beides ist im Rahmen der Sanierung durch den großflĂ€chigen Einsatz von Entsalzungskompressen und den Einbau einer neuen Vertikalsperrung (Tonpackung) geschehen. Aus denkmalpflegerischen GrĂŒnden musste sich der Einbau neuer Sperrebenen auf die Vertikalsperrung beschrĂ€nken; nach dem heutigen Wissensstand ist dies jedoch der Hauptzugangsweg von Bodenfeuchte in das Mauerwerk, sodass mit einer starken Verbesserung der Gesamtsituation gerechnet werden kann. Die Entsalzungskompressen wurden in zwei Zyklen aufgebracht. Weitere Zyklen waren aus bauzeitlichen GrĂŒnden nicht möglich. Es ist zu empfehlen, bei kĂŒnftigen Sanierungsarbeiten an der Kirche weitere Entsalzungen vorzunehmen, da eine Entsalzung des Mauerwerkes nur schrittweise und mit zeitlichen ZwischenrĂ€umen sinnvoll ist. Wegen der InhomogenitĂ€t von Konzentration und Verteilung der Salze im Mauerwerk lassen sich praktisch keine umfassenden quantitativen Aussagen zur Salzbe-lastung des gesamten Mauerwerkes formulieren. Der Entzug eines gewissen Teiles der belastenden Salze ist jedoch durchaus ein qualitativer Erfolg.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Der Verlauf und die Ergebnisse der Sanierungsarbeiten sind in der Tagespresse veröffentlicht worden und werden in verschiedenen Publikationen der Gemeinde und der Evangelischen Kirche dargestellt. Öffentlich aufgestellte Baustellentafel.


Fazit

Im Zuge der Behebung der HochwasserschĂ€den an der Eilenburger Nikolaikirche wurde neben den ĂŒblichen handwerklichen Verfahren eine Entsalzung des Mauerwerkes durch Kompressen vorgenommen. Dieses verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig aufwendige Verfahren konnte auch dank der Förderung seitens der Deutschen Bundesstiftung Umwelt angewendet werden.
Zusammenfassend lĂ€sst sich der Schluss ziehen, dass der Einsatz von Entsalzungskompressen mit anschließendem Kalkputz und eine Wiederholung dessen in gewissen zeitlichen AbstĂ€nden auf lange Sicht dem Zustand historischer Bauwerke zutrĂ€glicher ist als der Einsatz der ebenfalls teuren Sanierputze, da bei dieser, empfohlenen, Vorgehensweise die Schadensursache nachhaltig verringert wird.

Übersicht

Fördersumme

97.000,00 €

Förderzeitraum

02.12.2002 - 31.12.2004

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

KulturgĂŒter
Umwelttechnik