Projekt 20903/01

Vorbeugender Hochwasserschutz: Nachhaltige Dorfentwicklung Krippen unter dem Gesichtspunkt des Wassermanagements nach der Hochwasserkatastrophe im August 2002

Projektträger

Stadt Bad Schandau im Landkreis Sächsische Schweiz Gebietskörperschaft
Dresdner Str. 3
01814 Bad Schandau
Telefon: 035022/5011-25

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass bzw. Auslöser für dieses Projekt war die Hochwasserkatastrophe im August 2002 mit ihren verheerenden Auswirkungen auch im Elbtal der Sächsischen Schweiz. Das Dorf Krippen als unmittelbarer Elbanlieger stand zur Hälfte unter Wasser; 80 Anwesen waren von der Überflutung betroffen, 60 davon schwer.
Ziel des Projektes war es, am Beispiel von Krippen ein komplexes nachhaltiges Wassermanagement auf der Ebene eines Dorfes zu demonstrieren. Dieses sollte anhand von modellhaften Planungs- und Moderationsprozessen sowie konkreten Maßnahmen erfolgen. Die wissenschaftliche Begleitung - durch die LfL - sollte die Durchführung beratend unterstützen, Prozesse und Ergebnisse dokumentieren und für ei-ne breite Öffentlichkeit zugänglich machen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas DBU-Projekt war integraler Bestandteil des kommunalen Entwicklungsprozesses von Krippen bzw. Bad Schandau nach der Flutkatastrophe von 2002 und vollzog sich in der Parallelität bzw. Verbindung von Maßnahmen
- zur unmittelbaren Beseitigung der Hochwasserschäden (überwiegend vor Projektbeginn bzw. in dessen Anfangsphase),
- im Rahmen der Fortführung der Dorfentwicklung sowie
- im eigentlichen Projektrahmen einschließlich der wissenschaftlichen Begleitung.
Mit vorbereitenden Beratungen (z. B. Wassermanagementkonferenz) und einer Reihe von Studien zu Teilaspekten (z. B. zur Sturzwasserproblematik) durch den Ortsplaner (Architekturbüro Knaller und Geis, Krippen, in Fortführung der Dorfentwicklung) wurden die Grundlagen für die Ausgestaltung der Maßnahmenkomplexe bzw. die entsprechenden Teilprojekte gelegt.
In Arbeitsgruppen auf Ortsebene (z. B. Sonnenuhrenweg) und übergreifenden Projektgruppen (z. B. Sturzwasserthematik, Hochwassertour) wurde bei der Projektvorbereitung und -umsetzung eine breite Mitwirkung von Akteuren erreicht.


Ergebnisse und Diskussion

Folgende Ergebnisse wurden erreicht:
Wasserabfluss- und Erosionsprognose auf der Reinhardtsdorfer Ebenheit
Zur Minimierung von Sturzwässern von der Reinhardtsdorfer Ebenheit wurden Gegenmaßnahmen zur Wasserretention sowie sicheren Ableitung erarbeitet. Im Ergebnis liegen fundierte Daten und Handlungs-optionen zur Sturzwasserprävention vor, ferner wurde ein Flutgraben zur Elbe errichtet. Darüber hinaus kann die Methode als beispielhaft gewertet werden. Die Anwendung des Prognosemodells E3D ermöglichte eine ganzheitliche Betrachtung, wodurch vorschnelle Entscheidungen und erheblicher Fehlaufwand (Untersuchungen zum Rückhaltebecken) vermieden werden konnten.
Lösungen für Neubau und Sanierung von Gebäuden und Anlagen
- Der weitgehend zerstörte Spiel- und Sportplatz wurde so wiederhergestellt, dass bei Überflutung die Zerstörungsgefahr minimiert wird (grundhafter Ausbau bzw. Demontierbarkeit von Anlagen).
- Beim Dorfgemeinschaftshaus wurde durch Aufständerung des Obergeschosses der Schutz von sensiblen Gebäudeteilen bei weitgehender Erhaltung des Hochwasserretentionsraums erreicht.
- Das Hauptabwasserpumpwerk wurde als hochwasserfeste Anlage ausgeführt und so gestaltet, dass der Ortseingangsbereich nicht beeinträchtigt wird.
Gestaltung Ortseingangs- sowie Marktplatz: durch die geringfügige Verlegung einer Straße wird die Erreichbarkeit des elbseitigen Siedlungsteils im Hochwasserfall gesichert und gleichzeitig durch Abriss- und Entsiegelungsmaßnahmen die Aufenthaltsqualität im Ortseingangsbereich verbessert.
Aktivierung des sanften Tourismus - Schwerpunkt in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz. Im Projekt wurden gezielt Verbindungen zur Nachhaltigkeits-/Hochwasser-Thematik hergestellt.
- Hochwassertour: an 17 Stationen (Tour mit Broschüre) wird über Hochwassermanagement informiert (Umweltkommunikation und ein touristisches Angebot mit Alleinstellungsqualität)
- Sonnenuhrenweg: Tour mit 20 technisch und künstlerisch einmaligen Sonnenuhren
- Terrainkurwege im Bad Schandauer Kurortkonzept wurden auch in den Stadtteilen ausgewiesen
- Vorschläge zu Radrundwanderwegen im Anschluss an den Elbradweg
- Optimierung des Fährbetriebssystems durch eine neue, regelmäßige Dreieckverbindung (bessere Erreichbarkeit von Stadt und -teilen)
- lokale Gastronomen bieten Produkte aus der Region an (z. B. LebensKultur im Elbland).

Die im Projektantrag enthaltenen Ziele wurden damit zum großen Teil erreicht, insbesondere hinsichtlich der Vielfalt der bearbeiteten Themen (Ganzheitlichkeit) und der Umwelteffekte:
- Vorsorge gegen Material- und Energieverlust bei Hochwasserereignissen (z. B. bei den Neubauten)
- Verminderung und Rückbau der Versiegelung (z. B. Ortseingangs- und Marktplatzgestaltung)
- Umweltbildungseffekte für die Bevölkerung und die Touristen (z. B. Hochwassertour)
- Förderung des sanften (ÖPNV-gebundenen) Tourismus (z. B. Radtourismus-Projekte, Fährsystem).
Der methodische Ansatz einer partizipativen Dorfentwicklung unter Einbeziehung externer Partner entsprach dem Ziel eines modellhaften Planungs- und Moderationsprozesses.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Intern: Bürgerversammlungen, Workshops und Ortschaftsratssitzungen sowie zwei Exkursionen
- Schwerpunkt Hochwassertour (www.hochwassertour.de): Information einer breiten Öffentlichkeit über Ziele und Inhalte des komplexen, nachhaltigen Hochwassermanagements in der Kommune
- Informationstafeln in einem Pavillon am Ortseingang mit Informationen zu Krippen einschl. Projekten, wie die Hochwassertour und der Sonnenuhrenweg
- Fachpublikum: Veröffentlichung auf Fachveranstaltungen sowie in einer Fachzeitschrift
- Veröffentlichung des Abschlussberichts im Rahmen der Schriftenreihe der LfL im Internet unter www.laendlicher-raum.sachsen.de vorgesehen


Fazit

- Realisierung sowie Vorbereitung wichtiger Projekte (Fortführung)
- Know-how-Transfer
- Sensibilisierung der Bevölkerung und Touristen
Die Einbettung in die Dorfentwicklung hat sich bewährt, da somit die Kontinuität laufender Entwicklungs-prozesse und eine umfassende Bürgermitwirkung gesichert ist. Die wissenschaftliche Begleitung ist sinn-voll, da dies für die Kommunen eine wirksame Ergänzung ihrer Kernkompetenzen darstellt.

Übersicht

Fördersumme

225.000,00 €

Förderzeitraum

01.01.2004 - 30.11.2007

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Umwelttechnik