Projekt 20456/01

Aufbau einer Waldstation im Stadtwald Eilenriede

Projektträger

Landeshauptstadt HannoverFB Umwelt und Stadtgrün
Langensalzastr. 17
30169 Hannover
Telefon: 0511/168-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Eilenriede ist einer der größten Stadtwälder Europas. Am nordöstlichen Rand des Waldes liegt, zwischen dem Messeschnellweg und einer Kleingartenanlage, das sogenannte Vogelschutzgehölz. Es wurde 1959 als Schutz- und Lehrgehege für die Jägerschaft errichtet und entwickelte sich dann zu einer waldpädagogischen Einrichtung für Bürgerinnen und Bürger. Die Vernichtung seiner Gebäude durch einen Brand wurde zum Anlass genommen, für die Umweltbildungseinrichtung eine neue, zeitgemäße und innovative Gesamtkonzeption unter dem Titel Waldstation Eilenriede zu entwickeln: Durch die trockene Darbietung und Vermittlung von Informationen über Natur und Umwelt wird der Besucher heutzutage kaum mehr erreicht. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und die Neugierde der Besucher, vor allem der Kinder zu gewinnen. Das Mittel ist der Einsatz unkonventioneller Kommunikationsformen, die gezielt von dem Normalen abweichen und mit den gewohnten Wahrnehmungen der Besucher brechen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenStadt und Wald treffen im Bereich der Waldstation unmittelbar aufeinander (Stadtnähe, Schnellweg, Kleingärten), dieses führte zu der Leitideeidee: Stadt wird zum Wald - Wald wird zur Stadt. So wird aus dem Stadtwald eine Waldstation - eine Stadt aus Bäumen mit unterschiedlichsten Bewohnern und Lebensbereichen. Diese Umkehrung gelingt, indem Versatzstücke, die die Städte mitgestalten oder sogar ausmachen eingesetzt werden, um Inhalte zum Thema Wald zu vermitteln. Die Verwendung von Versatzstücken beinhaltet gleichzeitig ein Überraschungsmoment, das neugierig macht und einlädt, Parallelen und Unterschiede zwischen Stadt und Wald zu erkunden und Lernen zu initiieren. Die eingesetzten Versatzstücke beziehen sich auf die Alltagserfahrungen und Begegnungen vor allem von Kindern: Baustelle, Straßenname, Verkehrsschild, Mülltonnen, Einkaufswagen, usw. Das Ungewöhnliche, wie z. B. Fußgängerschild für Ameisen, macht neugierig. Skurrile Kombinationen - z. B. ein Einkaufswagen aus dem Supermarkt mit einem Rieseneichhörnchen dahinter sind witzig, Aufmerksamkeit wird geweckt. Lernen macht Spaß!


Ergebnisse und Diskussion

Der o. g. Leitidee folgend, sind die öffentlichen Räume im Gebäude der neuen Waldstation Eilenriede und sieben Stationen im Außenbereich gestaltet worden. Empfangen wird der Besucher auf dem Vorplatz und im Foyer des Gebäudes wie ein Gast in einer ihm fremden Stadt mit typischen Elementen, wie Ortsschild, Litfaßsäule und Touristeninformation. Hier wird er durch Einrichtungen aus seinem Alltagsle-ben in der Stadt auf das nicht alltägliche Thema Leben im Wald eingestimmt. In dem als Werkstatt eingerichteten Mehrzweckraum werden die Waldthemen durch Arbeiten z. B. an Fundstücken aus der Geländeerforschung vertieft. Auf dem Gelände der Waldstation wird anhand besonders auffällig hergerichteter Stationen das Thema Wald auf kindgerechte Weise dargestellt und erlebbar gemacht. Dabei wird immer der Bezug zum Alltagserleben mit entsprechenden Versatzelementen aus der Stadt als Vermittler verwendet. Die Idee des Rückgriffs auf Bekanntes aus dem Alltagsleben von Kindern ist jedoch nicht nur Thema für die Gestaltung der Waldstation, sondern zieht sich wie ein roter Faden auch durch die Aktions- und Bildungsprogramme der Waldstation. Die jungen Naturforscher werden auf dem Gelände laufen gelassen, um zu speziellen Themen auf eigene Faust den Wald zu entdecken. In kleinen Gruppen werden die Erlebnisse und Entdeckungen zusammengetragen, um sie anschließend in handwerklicher oder wissenschaftlicher Richtung weiter zu bearbeiten, z. B. Untersuchungen mit der Lupe und zeichnerisches Darstellen des Gesehenen. Sehr wertvoll war die pädagogische Begleitung des Projektes mit Beginn des Jahres 2004 während der gesamten Laufzeit bis Ende des Jahres durch die Leiterin der Waldstation: Mit einer ersten Grundausstattung konnte die Waldstation schon im Mai 2004 die Tore für die Bürgerinnen und Bürger wieder öffnen. Die laufenden Erfahrungen in der Anwendung der Kon-zeptidee konnten direkt in die Ausarbeitungen der Stationen einfließen. Entsprechend ist auch das pädagogische Konzept modifiziert worden. Das Gesamtprojekt kommt bei allen Besuchern gut an. Die einfache und spielerische Art der Übermittlung von Fachwissen in den Erlebnis-Stationen wie auch bei Führungen und Aktionen hat sich bei allen Altersgruppen bewährt. Deshalb werden derzeit über die ursprüngliche Ausrichtung auf Kinder im Vor- und Grundschulalter hinaus auch Angebote für ältere Schul-kinder ausgearbeitet. Positive Erfahrungen wurden auch mit Schülern von verschiedenen Sonderschulen gemacht, die in der Atmosphäre der Waldstation mit ganz eigenen bisher ungeahnten Begabungen und Fähigkeiten hervortraten. Es zeigten sich problematische Kinder plötzlich begeisterungsfähig und damit in der Lage, ausdauernd über mehrere Stunden bei einer Sache zu bleiben. Die generell sehr guten Er-fahrungen bewirkten, dass von Seiten der Lehrer- und Erzieherausbildungsgruppen Anfragen nach Multiplikatorenschulungen an die Betreuergruppe der Waldstation herangetragen wurden, die inzwischen auch angeboten werden und gut besucht sind. Das Spektrum der Angebote hat sich innerhalb kurzer Zeit stark erweitert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Anfang November 2004 wurde im Rahmen eines Herbstfestes das fertige Konzept der Waldstation der Öffentlichkeit vorgestellt und die neuen Stationen eingeweiht. Die Presse hat seit Eröffnung im Mai die Waldstation in ihrer Entwicklung im Laufe des Jahres aufmerksam begleitet und regelmäßig über Neuerungen berichtet. Plakate und Info-Faltblätter machen auf die neuen Angebote Waldstation aufmerksam. Unter www.waldstation-eilenriede.de können, neben allgemeinen Informationen, Anfahrtsbeschreibung und Ansprechpartnern, auch die aktuellen Programme und Sonderveranstaltungen abgerufen werden. Im Reisepavillon der hannoverschen Touristikmesse Auto Boot Freizeit Anfang Februar 2005 ist die Waldstation mit Infos und Kinderprogramm vertreten gewesen. Geplant sind demnächst Veröffentlichun-gen in forstlichen und landschaftsplanerischen Fachzeitschriften.


Fazit

Vor allem Schulgruppen äußern den Wunsch, die Waldstation Eilenriede häufiger als außerschulischen Lernort nutzen zu können. Das hat die Betreuergruppe der Waldstation darin bestärkt, mit ihrem Konzept einen Zugang zu den verschiedensten Menschen gefunden zu haben und Interesse am Thema Wald erstmalig oder wieder neu geweckt zu haben. Das veranlasst außerdem, eine langfristige Begleitung und Nutzung der Waldstation von der Vorschule bis zum Abitur zu überdenken und die Angebote entsprechend zu erweitern.

Übersicht

Fördersumme

90.000,00 €

Förderzeitraum

02.10.2003 - 02.10.2004

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation