Projekt 20443/01

Sport, Tourismus und Naturschutz: Drei in einem Boot – Die Entwicklung und Unterstützung eines naturverträglichen Wasser- und Freizeitsports an der Werra

Projektträger

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Landesverband Thüringen
Trommsdorffstr. 5
99084 Erfurt
Telefon: 0361/555-0312

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Werra ist als FFH-Gebiet 111 von der Quelle bis nach Treffurt ausgewiesen, einige ihrer Zuflüsse eingeschlossen. Außerdem gehören dazu weitere angrenzende landseitige Schutzgebiete. Außerdem ist das Werratal zwischen Breitungen und Creuzburg bereits ausgewiesenes EU-Vogelschutzgebiet. Es kann vor allem im Ober- und Mittellauf als relativ naturbelassen gelten. Die sich entwickelnde touristische Nutzung des Werratales stellt zunehmend ein Problem und eine Gefahr für das FFH-Gebiet Werra und die angrenzenden FFH-Gebiete dar. Projektziel war es, die Basis für eine langfristig umwelt- und naturverträgliche Nutzung der Werra und der angrenzenden Schutzgebiete durch Kanu-Sportler und touristische Anbieter zu schaffen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZur Umsetzung dieser Ziele wurde das Projektgebiet zwischen Meiningen und Treffurt in zwei Abschnitte geteilt (Meiningen-Bad Salzungen und Bad Salzungen-Treffurt). Für jeden der beiden Abschnitte wurden parallel die gleichen Veranstaltungen für die Kanu-Sportler und touristischen Anbieter durchgeführt. Die Veranstaltungen wurden vornehmlich an Sportvereinsstandorten in Mihla/ Hörschel und Meiningen durchgeführt. Neben je einer Auftakt- und Abschlussveranstaltung ging es in den beiden Workshops um die gemeinsame Erarbeitung von Verhaltensregeln für die Touristen und von Freiwilligen Selbstverpflichtungen für die Vereine und Tourismusbetriebe. In zwei Weiterbildungsveranstaltungen wurden naturschutzfachliche Kenntnisse zum Lebensraum Werra vermittelt und eine Einweisung in den Wasser-Untersuchungskoffer vorgenommen.
- Parallel dazu wurde ein laminierter Flyer zur Schnellbestimmung von Tieren und Pflanzen am Fluss, eine Karte der Schutzgebiete in der Werra-Aue und eine Broschüre mit naturschutzfachlichen Informationen erarbeitet und hergestellt, die den Nutzern in die Hand gegeben und von diesen an ihre Mitglieder bzw. Kunden weitergegeben werden können. Für jeden Abschnitt wurde ein Wasser-Untersuchungs-Koffer mit entsprechendem Material und Anleitungen zusammengestellt.


Ergebnisse und Diskussion

Das bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt beantragte Vorhaben konnte in allen Punkten erfolgreich durchgeführt werden.
Die beiden Auftakt-Flusskonferenzen dienten der Einstimmung in das Thema, der Vorstellung des Projektes und den Absprachen zum Projektablauf. Ein Referent der Bundesvereinigung Kanutouristik (BKT) gab einen Überblick über bundesweite Aktivitäten und Beispiele an anderen Flüssen. Gemeinsam wurden in den beiden Workshops konkrete Verhaltensregeln für das naturgemäße Paddeln auf der Werra erarbeitet. Diese sogenannten 10 Goldenen Regeln für das Kanufahren auf der Werra sollen durch die Vereine und Tourismusbetriebe im Rahmen der Einweisungen den Paddlern vermittelt und auf den eigenen Druckerzeugnissen und Websites dargestellt werden. Die ebenfalls gemeinsam erarbeiteten Regeln für eine Freiwillige Selbstverpflichtung wurden von 10 Touristikbetrieben und den 4 Sportvereinen unterzeichnet. Diese Regeln unterscheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen (Wasserstand, Salzgehalt, Struktur der Betriebe) in den beiden Projektabschnitten. Im Rahmen der Weiterbildungsveranstaltungen wurden durch verschiedene Referenten Kompetenzen zum Lebensraum Fluss und seiner Aue vermittelt, die eine Weitergabe von Wissen und praktischen Verhaltensregeln an Touristengruppen ermöglichen. Innerhalb des Projektes wurden Materialien erstellt, die den Gästen wichtiges naturschutzrelevantes Wissen vermitteln, den Erlebniswert für die Besucher steigern, die Qualität der touristischen Angebote verbessern und somit zur Erhöhung der Wertschöpfung im Tourismus an der Werra beitragen. Dazu gehört ein wasserfester Flyer zur Schnellbestimmung von häufigen Tieren und Pflanzen im Wasser und an Land. Außerdem eine Broschüre Naturführer Lebendige Werra - Mit dem Kanu unterwegs zwischen Meiningen und Treffurt mit einer Beschreibung der wichtigsten Naturschutzgebiete, einer Beschreibung wertvoller Arten und den Verhaltensempfehlungen für das naturgemäße Paddeln. In jedem Abschnitt wurde ein Wasser-Untersuchungs-Koffer an einen Sportverein übergeben, mit dem sich u.a. eine einfache Bestimmung der biologischen Gewässergüte durchführen lässt. Diese Koffer können für Veranstaltungen mit Besuchergruppen und Schulklassen ausgeliehen werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Gegenüber allen Projektteilnehmern und Partnern wurde auf die Förderung des Projektes durch die DBU hingewiesen. Im Schriftverkehr wurde ein Kopfbogen mit dem Logo der DBU verwendet.
Vornehmlich auf Grund eigener Pressenmitteilung erschienen in der lokalen Tagespresse 5 Artikel. Für die Zeitschriften Thüringensport, DUH-Welt und BUND-Magazin wurden Artikel verfasst und abgedruckt. Auf der Website des BUND Thüringen wird das Projekt vorgestellt und auf die Förderung durch die DBU hingewiesen. Der laminierte Flyer und die Broschüre zählen ebenfalls zur Öffentlichkeitsarbeit. Im Flyer Tourismus und Naturschutz des Vereins Ökologischer Tourismus in Europa wird das Projekt präsentiert. In zwei Vorträgen und einer Veranstaltung Dritter haben wir die Inhalte des Projektes und die Förderung durch die DBU öffentlich gemacht.


Fazit

Durch das Projekt wurden erstmals an der Werra in einem moderierten Prozess die teilweise divergierenden Ansprüche verschiedener Nutzer zur Sprache gebracht und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Das Ziel, die kommerziellen Kanutouristik-Anbieter für die Belange des Naturschutzes zu sensibilisieren, konnte durch die Diskussionsrunden und die Weiterbildungsveranstaltungen erreicht werden. Die Kanusportvereine an der Werra dienten dabei als Mittler zwischen den Anbietern auf der einen und den Naturschützern und Anglern auf der anderen Seite.
Die bei Anglern und Biologen vor allem in der Kritik stehende Nutzung der Werra oberhalb von Meiningen für den Kanutourismus wird durch den Naturführer in Zukunft eingeschränkt (entsprechender Textteil, Beginn des Naturführers erst in Meiningen). Klarheit über die Ansprüche des Naturschutzes und des Angelsports in diesem Bereich wurde geschaffen und gegenüber den Verleihern, dem Werratal-Touristik-Verein und den Behörden kommuniziert.
Insgesamt konnte aus unserer Sicht ein großer Schritt in Richtung einer naturverträglicheren Nutzung des FFH-Gebietes Werra gemacht werden. Die Touristen auf dem Fluss können künftig durch den Naturführer und den Flyer für die Werra als wertvollem Lebensraum von Pflanzen und Tieren sensibilisiert werden. Mit den 10 Goldenen Regeln kann ihnen eine Orientierung für ein naturschonendes Verhalten in die Hand gegeben werden.
Der Landessportbund Thüringen (LSB) als Projektpartner zeigte sich mit dem Verlauf des Projektes und seinen Ergebnissen sehr zufrieden und dankte für die gute Zusammenarbeit.
Der BUND Thüringen wird sich mit seinem Projekt Lebendige Werra natürlich auch in Zukunft mit dem Problem befassen. Vor allem sind nunmehr die Behörden (Naturschutzbehörden der Landkreise, Thüringer Landesanstalt für Geologie und Umwelt) gefragt, die bisher freiwilligen Vereinbarungen in rechtsverbindliche Befahrungsregeln zu überführen und in wiederkehrenden Abständen zahlenmäßige Erfassungen der Kanutouristen auf der Werra durchzuführen.

Übersicht

Fördersumme

27.948,00 €

Förderzeitraum

18.08.2009 - 31.12.2010

Bundesland

Thüringen

Schlagwörter

Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik