Projekt 20133/01

Erarbeitung und Umsetzung beispielhafter Lösungswege zum vorbeugenden Holzschutz an zwei national wertvollen Fachwerkhäusern des Heimatvereins Haselünne e. V. (einschließlich Schadensbekämpfung)

Projektträger

Heimatverein Haselünne e. V.Haus Hüntelhof
Ritterstr. 5
49740 Haselünne
Telefon: 05961/5616

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

An zwei aus bauhistorischer Sicht sehr wichtigen Fachhallenhäusern (Haus Klus und Tiding) im Freilichtmuseum Haselünne wurde an den inneren Hauptgefügen Befall durch den Gescheckten Nagekäfer (Xestobium rufovillosum = Xr), sowie Schäden durch andere Holzschädlinge festgestellt. Die für die Ent-wicklung des Gescheckten Nagekäfers notwendige, erhöhte Holzfeuchte resultiert aus hoher Luftfeuchtigkeit und aufsteigender Feuchtigkeit. Ein Wiederbefall durch holzzerstörende Insekten kann nur dann mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert werden, wenn Holzfeuchten mit bauphysikalisch sinnvollen Maßnahmen dauerhaft auf ein erforderliches Maß reduziert werden kann.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMaßnahmen zur Schädlingsbekämpfung: Zur Beseitigung des Befalls wurde das Heißluftverfahren ein-gesetzt, mit einer Gewährleistung einer Kerntemperatur von min. 55 °C für die Dauer von 60 min. in allen Holzbauteilen. Die zu behandelnden Gebäude wurden einschließlich der Dächer komplett mit wärmedämmender, Folie eingehüllt. Es wurde gezielt Feuchte in die eingeblasene Heißluft eingebracht, um strukturelle Schäden an den Holzbauteilen durch Objektfeuchteverluste zu vermeiden. Die Daten der ein-gesetzten Temperaturfühler im Kern der Hölzer und im Luftraum, sowie von den Feuchtigkeitssensoren (RH) wurden fortlaufend zentral erfasst und aufgezeichnet. So konnte die RH innerhalb der Hülle jederzeit kontrolliert und korrigiert werden. Als Erfolgskontrolle wurden Larven des (Xr) in Kontrollklötzen aus Eiche und Fichte in die Gebäudehülle vor dem Heizvorgang eingebracht. Die Abtötung der eingebrachten Organismen konnte dann überprüft werden.
Vorbeugender baulicher Holzschutz und begleitende Maßnahmen: Als Ersatz für die bisherige Warmluftheizung sollte der Einbau einer, in Abhängigkeit der relativen Luftfeuchte (RH) gesteuerten Fußleistenheizung erfolgen. Zur Vermeidung aufsteigender Feuchte sollten die Fußböden einen kapillarbrechenden Aufbau erhalten. Die durchgeführte Bekämpfung wurde über ein gezieltes, 2-jähriges Monitoring mit Papierabklebungen, dem Einsatz von Licht- und Klebefallen auf einen möglichen Rest- oder Wiederbefall hin beobachtet. Die BFH gab einen max. Schwellenwert der Holzfeuchte (14%) vor, der für die Larvenentwicklung ungünstig ist. Bauphysikalische Messungen sollten die veränderten raumklimatischen Bedingungen erfassen. Holzfeuchte, Holzoberflächentemperaturen und relative Luftfeuchte wurden erfasst, eine Abschätzung des Luftwechsels und eventuelle Feuchtelasten im Raum wurden vorgenommen. Unterstützend wurden thermografische Untersuchungen (IR-Kamera) durchgeführt. Die thermischen Effekte der Fußleistenheizung wurden untersucht, um Informationen über künftig anzustrebende, optimale Be-triebsbedingungen zu gewinnen. Extreme Klimasituationen wurden mit Hilfe des am IBP entwickelten hygrothermischen Raummodells rechnerisch abgeschätzt und hinsichtlich Heizlast, Luftwechsel und zu erwartender Sorptionsfeuchte der Hölzer sowie zweidimensionaler Effekte im Balken -Aufbau betrachtet.


Ergebnisse und Diskussion

Bauphysikalische Maßnahmen und Messtechnik: Eine Raumklimastabilisierung war infolge des hohen Luftwechsels in den Häusern Tiding, Klus und im Backhaus nur in den Wintermonaten möglich; thermische Behaglichkeitsanforderungen sind im Freilichtmuseum als sekundär zu betrachten. Hauptanforde-rungsgröße war die RH, die es zu begrenzen galt. Empfehlenswert erscheint daher der Einsatz von diversifizierten, dem jeweiligen Risiko- und Nutzungsbedarf angepassten stationären oder mobilen Heizungssystemen. Für einen Dauerbetrieb ist zur Energiekostenreduzierung der Einbau einer Wärmedäm-mung und einer differenzierten Sollwertsteuerung ratsam. Für die Holzfeuchtemessung nach der Leitwertmethode ist die Kenntnis der Geschichte des Holzes von Bedeutung, da durch Farbanstriche bzw. ionenhaltigen Einträge in das Holz der aktuelle Messwert stark verändert werden kann. Die sorptive Messmethode ist diesbezüglich zuverlässiger aber auch aufwendiger, da bislang für jede Messstelle an einer vor-Ort-Probe die Sorptionsisotherme bestimmt werden muss. Weiterhin gibt es möglicherweise auch Unsicherheiten hinsichtlich der Anforderungen an denjenigen Holzfeuchteschwellwert, der für einen Fortbestand der Fraßtätigkeit der Larven maßgeblich ist, da unklar ist, mit welchen messtechnischen Methoden und Materialien der Wert von 14 M.-% bestimmt worden ist. Grundsätzlich ist jedoch festzustellen, dass eine gesteuerte und überwachte Holzkonditionierung auf physikalischem Wege zur Unterbindung von Schädlingsbefall beitragen kann. Dies konnte hier - trotz noch vorhandener Unzulänglichkeiten - nachgewiesen werden.
Baulich konstruktive Maßnahmen: Das Ziel, die Holzfeuchte unter 14 M.% zu senken und zu halten, sollte durch baulich konstruktive Maßnahmen unterstützt werden. So weit bekannt, wurden im Vorfeld keine Holzfeuchte- oder Raumklimamessungen vorgenommen, die feuchtetechnische Ausgangslage war nicht bekannt. Eine Betrachtung des Einflusses der durchgeführten baulichen Maßnahmen auf den Feuchte-gehalt der Hölzer war daher nicht sinnvoll möglich und ließ eine quantitative Beurteilung der Wirksamkeit der Maßnahmen nicht zu. Dennoch ist der durchgeführten Veränderung ein nicht unerheblicher Einfluss auf die Holzfeuchtigkeit zuzusprechen. Für eine Übertragbarkeit auf andere Gebäude ist es daher wichtig, feuchtetechnische Betrachtungen im Vorfeld durchzuführen, um die Einflussnahme abschätzen zu können. Als Bewertungskriterien für die vorbeugenden Maßnahmen wurden die Parameter: (1) Art der Einflussnahme auf die Holzfeuchtigkeit (direkt: z.B. Heizung - indirekt: z. B. Bäume entfernen); (2) Verän-derungen an der Konstruktion / Umgebung (reversible Maßnahme - Denkmalschutz); (3) Größenordnung des Einflusses auf die Holzfeuchtigkeit als Maß für die Effizienz; (4) Kosten und Folgekosten der Maßnahme; zugrunde gelegt.
Insekten - Monitoring: Das Insekten - Monitoring hat sich auch hier als Methode zur Überwachung eines aktiven Befalls durch Holz zerstörende Insekten bewährt, dennoch sind dafür aus wissenschaftlicher Sicht hier in Zukunft ohne größeren instrumentellen, zeitlichen und damit finanziellem Aufwand keine weiteren und neuen Erkenntnisse zu erwarten. In den untersuchten Gebäuden hat es sich im Vergleich zu anderen, von der BFH bearbeiteten historischen Gebäuden nie um einen massiven Befall durch Xr gehandelt. Für das Jahr 2005 sollten die Maßnahmen: (1) Bekämpfung von Xr in der Kapelle und im Backhaus mittels Heißluft, Begasung oder Holzschutzmitteln (bekämpfend: Injektion durch Fachfirma); (2) Beobachtung der möglichen Aktivität von Xr im Haus Tiding durch Versiegelung (z.B. Einhausung mit Planen, auslegen von Klebepapieren in der Einhausung) eines Gefügeknotens, Deckenbalkens und Ständers; (3) Beobachtung der Aktivität des Gewöhnlichen Nagekäfers (Anobium punctatum = Ap) in der Zehntscheune und Garage, durchgeführt werden. Für die nachfolgenden Jahre sollte ein (Nach-) Monitoring mit wenig Aufwand und Personal fortgeführt werden. Als weitere vorbeugende Maßnahmen sind die Grundsätze der Gebäudehygiene (z.B. Entrümpelung von Dachräumen) zu beachten


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden am 24. Februar 2005 den Förderern des Gesamtprojektes, sowie dem Heimatverein Haselünne vorgestellt. Bereits kurz nach Projektabschluss wurde von Seiten der Niedersächsischen Denkmalpflege großes Interesse an den Projektergebnissen bekundet, Abschlussberichte mit den Ergebnissen werden zur Verfügung gestellt.
Neben einer Veröffentlichung der Ergebnisse über die Datenbank Hericare des Hornemann - Institutes Hildesheim, sind Einzelveröffentlichungen und Kurzberichte der Ergebnisse, bzw. Teilergebnisse, in Fachzeitschriften, wie Bautenschutz & Bausanierung, Monumente oder Bauphysik geplant.
Die Vorstellung der Projektergebnisse im Rahmen eines Symposiums im Freilichtmuseums Detmold 2006 steht ebenfalls zur Disposition.


Fazit

Die durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen mit einer fachkundig begleiteten Erfolgskontrolle waren erfolgreich. Das Ziel mit baulichen Veränderungen (Fußbodenaufbau) und geregelter Heizung das Raumklima und damit die Holzfeuchte so zu konditionieren, das ein Überleben von Larven des Gescheckten Nagekäfers (Xr) nicht mehr möglich ist, kann ebenfalls als gelungen bezeichnet werden und dient möglicherweise einer langfristigen Schadensfreiheit. Die hier gemachten Erfahrungen mit verschie-denen Maßnahmen der Raumklimakonditionierung und Messtechnik können als Ansatz für ähnliche Objekte betrachtet werden, müssen jedoch für den jeweiligen Einzelfall modifiziert und angepasst werden.

Übersicht

Fördersumme

90.194,00 €

Förderzeitraum

02.01.2003 - 02.01.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik