Projekt 19734/01

Durchführbarkeitsstudie zur Gründung eines Verlags- und Beratungshauses zum Umgang mit komplexen Informationssystemen im Umweltschutz

Projektträger

Dieter Herold
95186 Höchstädt

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ob auf lokaler oder globaler Ebene - Fragen zur Nachhaltigkeit sind auch Fragen zur Sichtbarkeit, zur Einsehbarkeit in die komplexen Problemstellungen. Deshalb sollen elektronische Werkzeuge bereit gestellt werden, die diese Probleme sichtbar werden lassen, mit denen diese Probleme analysiert, mit denen die Folgen von Handlungen prognostiziert werden können. Werkzeuge, die dem Nutzer die Folgen seiner (virtuellen) Handlungen in den Grundzügen spiegeln sollen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenSchon um der Gefahr vorzubeugen, sich im schier unendlichem Feld der Möglichkeiten zu verlaufen, steht von Projektbeginn an die praktische Anwendung im Vordergrund. Deshalb sind
a) Praxis-Partner ausgesprochen erwünscht, die aufgrund ihrer spezifischen Fachkenntnis mithelfen, Problemfelder zu identifizieren, zu beschreiben und mit zu bearbeiten.
b) bereits vorhandenen Werkzeuge und Erkenntnisse der Boden, auf dem die Handlungsspiegel wachsen.
Denn Handlungsspiegel, schon in einfachster Ausprägung, können solche Werkzeuge nur sein, wenn das vorhandene Wissen um die Vernetzungen so repräsentiert wird, dass auch chaotische oder sprunghafte Prozess- oder Lebensabläufe möglich werden. Neue Programmiermethoden und Programmier-sprachen (etwa genetisches Programmieren oder die Sprache phyton) sind auf der technischen Seite notwendig. Und auf der inhaltlichen wird auf jene neuen Erkenntnisse gebaut, welche chaotische Prozessabläufe gut zu beschreiben versprechen, vor allem auf die Erkenntnisse der fraktalen Geometrie


Ergebnisse und Diskussion

Inhaltlich:
Die Untersuchungen ergaben, dass Nachhaltige Entwicklung und komplex-dynamische Prozesse Wesensverwandtschaften aufweisen: stabile Lösungsmuster und Optima kommen in Fließgleichgewichten, d. h. Balancen zwischen widerstrebenden Prozessen zum Ausdruck. Dies gilt gleichermaßen für ökologische, technologische oder kognitive Vorgänge höherer Komplexität. In derartigen Balance-Zuständen zeigen relativ einfache Systemeigenschaften wie Selbstorganisation, Chaosrand oder Fraktalität, in de-nen sowohl ganzheitliche als auch ineinander geschachtelte Muster (im Muster im Muster...) im Großen wie im Kleinen hervortreten. Das z. B. eher intuitiv gewählte Motto der Agenda21-Bewegung: Global denken, lokal handeln findet hier eine tiefe Begründung. Des weiteren sind Nachhaltige Entwicklung und Selbstorganisations- bzw. Chaosrand-Prozesse in den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales als umfassender Kommunikationsprozess zwischen Mensch, Natur und Technik zu verstehen. Ob zur Lösung ökologischer Probleme, zur Simulation komplexer Phänomene, zu transdisziplinären Lern/Pädagogik Programmen oder Innovationsmanagement in Unternehmen - Nachhaltigkeitsziele las-sen sich mit Hilfe evolutionärer Systemkonzepte modellieren und sinnvolle Ergebnisse daraus ableiten.
Bedeutung für die Umweltpädagogik:
Um in der pädagogischen Praxis die Inkonsistenz zwischen Umweltwissen und Handlungsrelevanz überbrücken zu können, wurde in diesem Teilprojekt das Konzept Ästhetische Balance herausgearbeitet. Grundlage dafür ist eben die Tatsache, dass die Natur für widerstrebende Prozesse Lösungsmuster in Balancen findet, die wir in der Regel als ästhetisch, als schön wahrnehmen, weil wir als Teil der Natur über entsprechend implizites Wissen verfügen. Über ästhetische Kriterien sollte es deshalb besser gelin-gen, die vielfältigen Bezüge menschlicher Natur mit der uns umgebenden Natur zu entziffern.
Bedeutung für Produkte:
Wenn elektronische Medien eine Lern- und Erfahrungsumgebung, wenn sie Handlungsspiegel sein sollen, dann sollten sie, auch nach ästhetischen Kriterien, beispielhaft:
- den hierarchisch ineinander geschachtelten, vielfach selbstähnlichen Aufbau von Ökologie, Ökonomie und Sozialem widerspiegeln und Gestaltungsgesetze durch kleine Simulations- oder Optimierungsprogramme erfahrbar machen,
- die Wechselwirkungsprozesse von Energie, Stoffen und Information sichtbar machen und Möglichkeiten anbieten, dass in diese Prozesse virtuell eingegriffen und erfahren werden kann, welche möglichen Folgen das hat.
Solche Produkte wären geeignet, das Erbe Alexander von Humboldts (1769 -1859) aufzugreifen und für das 21. Jh. nutzbar zu machen. Sowohl in Hinsicht auf sein transdisziplinäres Wissenschaftsverständnis wie auch auf seine Präsentations- und Repräsentationsformen von Wissen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ein erster Entwurf, wie so ein Produkt architektonisch strukturiert, gestaltet und eingesetzt werden kann, wurde realisiert und der Regionalinitiative Oberfranken Offensiv mit Erfolg präsentiert. Auf regionaler Ebene in Oberfranken, dem dritt dichtesten Industriegebiet Europas, könnte ein solches Produkt erstmals eingesetzt werden.


Fazit

Ein Verlags- und Beratungshaus für Nachhaltige Entwicklung, mit entsprechend technologischer Basis, ist erfolgversprechend - und notwendig. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Umbrüche, ausgelöst durch die Globalisierung und den Informationstechnologien, die viele Bürger und kleine und mittelständische Unternehmer zutiefst verunsichern. Viele Autoren sehen in den Informationstechnologien eine Basisinnovation, vergleichbar jenen von Eisenbahn oder Auto. Diese Technologien in den Dienst von Nachhaltiger Entwicklung zu stellen würde das Erbe Alexander von Humboldts aufgreifen und weiterentwickeln.

Übersicht

Fördersumme

69.088,00 €

Förderzeitraum

20.09.2002 - 31.05.2003

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Umweltkommunikation