Projekt 19694/01

Modellvorhaben: Erarbeitung spezifischer Pflegekriterien zur nachhaltigen Erhaltung national wertvoller Gartenanlagen für mittelständische Fachbetriebe in Zusammenarbeit mit dem Pückler-Park Muskau

Projektträger

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Am Grünen Gitter 7
14469 Potsdam

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Eine fachgerechte Pflege von Gartendenkmalen muss ständig gewährleistet sein, um sie in ihren Gestalt- und Aussagewerten verständlich vermitteln zu können. Schon nach wenigen Tagen unterlassener Pflege sind Defizite künstlerischer Qualitäten sichtbar. Wesentlich sind Kenntnisse der Gartengeschichte so-wie Akzeptanz und Beherrschung der Gartendenkmalpflege in Methodik und Durchführung.
Historische Gärten sind als Kulturdenkmale gestaltete Natur, lebende Werke der Bildenden Künste. Sie sind als solche in mancher Hinsicht schwieriger zu unterhalten als gleichrangige Kulturgüter wie Schlösser, Skulpturen, Möbel oder Gemälde. Das gilt für die nach Regeln der Architektur angelegte Barockgärten ebenso wie für die nach der Natur und Landschaftsmalerei geformten Parkanlagen.
Gärten sind im Gegensatz zu Bauwerken aus toter Materie besonders umweltabhängig. So reagieren Pflanzen je nach Alter sensibel auf klimatischen Wandel, auf Wassermangel oder -überschuss, auf Temperatur- und Windextreme oder auf veränderte Bodenverhältnisse. Gartenkunstwerke sind leicht veränderbar und bedürfen daher besonderen Schutz und aufmerksame Pflege.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Bezug auf die maßgeblichen Elemente historischer Gärten:
1. Auswertung der Fachliteratur vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (Entwicklung der Gartentechnik, Gestaltungsabsichten, Unterhaltungsmaßnahmen)
2. Dokumentation der heutigen Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen (von ca. 30 der berühmtesten Garten- und Parkanlagen in Deutschland, Exkursionen, kritische Wertung im Einzelfall)
3. Auswertung der Dokumentationen: Restaurierung, Pflege & Unterhaltung, Schädigungen/ Haltbarkeit, Materialien, Methoden Nutzungsanforderungen, Pflegeaufwand)
4. Ergebnisse & Empfehlungen zu Bau, Reparatur, Wiederherstellung, Pflege, Nutzung, gartendenkmalpflegerische Methodik.


Ergebnisse und Diskussion

Die abgeschlossene Forschung, vorgelegt durch ein Handbuch mit 560 Seiten, beleuchtet Anleitungen zu Gartentechniken, Bauweisen und Pflegemethoden in geschichtlicher Theorie und aktueller Praxis anhand der vier maßgeblichen Elemente historischer Gärten.
Gehölze, freiwachsend oder geometrisch geformt, als Solitäre, in Gruppen, in geschlossenen Partien o-der als Gehölzreihen, wirken in Gärten und Parks raumbildend. Entscheidend ist ihre Anordnung und äs-thetische Wirkung, vor allem durch die Artenwahl mit Ausprägung in Habitus, Laub, Stamm, Frucht und Farbgebung, also durch Formen, durch permanente Schnittmaßnahmen zu erhalten und zu lenken.
Blumen und Staudengewächse sind in Farben, Mustern und Düften die eigentliche Zierde des Gartens. Sie finden Verwendung vereinzelt oder in Gruppen, als Beete, Rabatten oder Parterres sowie als Blumengestelle oder in Verbindung mit Gehölzen oder Architekturen. Sie zählen aber auch zu den vergänglichsten Gartenelementen, denn sie müssen periodisch ausgewechselt werden.
Die Wege mit wassergebundenen Decken sind in Anlage, Unterhaltung und Wiederherstellung beson-ders anspruchsvoll. Die Materialwahl und Verbindung der sie tragenden und deckenden Schichten, ihre Einbautechniken und Arbeitsgänge haben sich seit Jahrhunderten ständig verbessert.
Wasseranlagen sind technisch-handwerklich schwierig zu unterhalten. Die Anlage und Erhaltung von Teichen, Seen oder Bachläufen in Verbindung mit künstlichen Inseln und Felspartien wie auch Wasser-fälle gehören seit dem 18. Jahrhundert zu den gärtnerischen Aufgaben.
Der erste Teil des Buches behandelt die Theorie der Verwendung, Gestaltung und Pflege dieser Gartenelemente. Spezifische Formen sind nach fünf Epochen, von der Renaissance bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts, definiert und dargestellt. Wichtig ist ihre ureigene Entwicklung von der Konzeption über die Fertigstellung bis zur steten Bewahrung. Finden Gartenelemente wie Alleen eine Verwendung über mehrere Jahrhunderte hindurch, so wird eine handwerkliche und methodische Entwicklung als Tradition und Fortschritt in Ausführung und Pflegemethodik besonders deutlich.
Der zweite Teil dokumentiert und wertet die Praxis heutiger Instandsetzungs- und Pflegepraktiken vieler Gartenelemente für die Jahre 2000 und 2003 am Beispiel von 30 bedeutenden Gärten und Parkanlagen Deutschlands. Eine derartige Übersicht wichtiger Maßnahmen der Gartenunterhaltung mit spezifischen Auskünften der jeweiligen Parkleitung und vergleichend vorgenommener Wertungen ist selten. Sie gibt Aufschluss über Pflegemethoden zu gleichen Gartenelementen, je nach Einzelfall bei allen eigenen Zwängen und Schwierigkeiten mit unterschiedlich denkmalpflegerischen Lösungen. Dies soll zugleich zu weiteren Dokumentationen und Forschungen über Spektrum und Methodik notwendiger Tätigkeiten in historischen Gärten anregen.
Die Empfehlungen im dritten Teil fassen die gartentechnischen und methodischen Praktiken und Wertungen zusammen. Sie reichen von unerlässlich durchzuführenden Unterhaltungsmaßnahmen bis zur Diskussion experimenteller, neuer Lösungen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das vorgelegte Buch wurde bereits von dem Vorstand der AG Deutsche Schlösserverwaltungen (vgl. Grußwort) auf deren Jahrestagung (18.-20. Sept. 2008) in Berlin den 100 Ressortchefs vorgestellt.


Fazit

: Das Thema soll im nächsten Jahr (in Bad Homburg) ein Hauptthema der Diskussion werden.
Das Buch wird Ende Sept. auf einer vollen Seite der Märkischen Allgemeine Zeitung (MAZ, Auflage 140.000 im Land Brandenburg) vorgestellt.
Das Buch wird auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt, soll vielfältig rezensiert werden und kann eine Grundlage für künftige Tagungen sein. Es wird am 17. Okt. 2008 zu einer Vorlesung Gartendenkmalpflege an der TU Berlin präsentiert. Beabsichtigt ist, das Buch bei den Garten- und Landschaftsverbän-den bekannt zu machen.


Fazit

Historische Gärten bedürfen verbesserten Schutz und Pflege: Etats und personelle Besetzungen sind für eine quantitativ notwendige Gartenpflege selten in ausreichenden Maßen gegeben. Tendenziell zunehmende Aufgaben behindern zudem die eigentliche Gartenunterhaltung, vor allem durch ansteigende Wünsche der Nutznießung versus denkmalgerechter Nutzungen oder aufgrund klimatischer Veränderungen. Das kann rasch wirtschaftliche Auswirkungen und irreversible Schädigungen zur Folge haben, wenn zum Beispiel der richtige Zeitpunkt regenerativer Maßnahmen im Gehölzbestand oder unverzügliches Eingreifen zur Wegepflege nicht eingehalten werden kann. Überwucherungen durch minderwertige Gehölze oder Verschlammungen von Gewässern führen zu Verlusten der früher gesetzten Arten, zur Reduzierung der Strukturvielfalt und damit auch zu ökologischer Instabilität. Die infolge bewusster Gestaltung und fachgerechter Pflege erreichte Originalität denkmalgeschützter Gärten soll jedoch nachhaltig stabil gehalten werden.

Übersicht

Fördersumme

97.698,00 €

Förderzeitraum

11.07.2002 - 31.10.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz