Projekt 19321/01

Planungshilfen zur barrierefreien Umweltkommunikation und zum barrierefreien Naturerleben mit sieben Modulen

Projektträger

Lebenshilfe Wittmund e. V.
Brückstr. 7
26409 Wittmund
Telefon: 04462/9423-33

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bedürfnisse behinderter Naturliebhaber werden in Europa bislang kaum berücksichtigt. In den USA, Kanada, Australien und Neuseeland ist es bereits viel selbstverständlicher, auch diese zehn Prozent der Bevölkerung in Planungen für barrierefreie Umweltkommunikation und barrierefreies Naturerleben einzubeziehen. Die bisherigen Projekte der Lebenshilfe Wittmund e.V. seit 1999 haben gezeigt, dass es auch in Deutschland eine große Bereitschaft gibt, sich diesem Thema zu öffnen. Leider fehlt es bislang an geeigneten Standards und Planungshilfen, um Barrierefreiheit gerade im Naturbereich auch wirklich herstellen zu können.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGemeinsam mit dem Projektpartner, dem Umweltbildungszentrum (RUZ) Schortens e.V., werden innerhalb eines Jahres Planungshilfen zur barrierefreien Umweltkommunikation und zum barrierefreien Naturerleben mit vorerst sieben Planungsmodulen (Anforderungsprofil, Ausstellungsplanung, Naturbeo-bachtung, Wege, Wassererkundung, leichte Sprache, DIN-Normen) erstellt und als Medienmix aufbereitet: In Papierform inklusive Sammelordner, auf CD-ROM und im Internet als barrierefreies Angebot mit eigener Domain, z.B. www.naturerlebnis-barrierefrei.de. Kurz vor Abschluss des Projektes wird eine Multiplikatorentagung zur Darstellung der Ergebnisse und zur weiteren Vernetzung durchgeführt. Begleitend erfolgt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zur Bekanntmachung des Projektes und zur Gewinnung weiterer Partner zur Schaffung eines dauerhaften Netzwerkes von Interessierten. Durch die Verknüpfung der Bereiche Umweltschutz und Barrierefreiheit in den Planungshilfen können wesentliche Aspekte des Umweltschutzes realisiert werden. So dient die Planung (und Anlage) von Holzbohlenwegen in Gebieten mit empfindlicher Bodenvegetation (Hochmoor, Dünen, Salzwiesen, Seeufer etc.) neben der Besucherlenkung auch der Erschließung für behinderte Gäste. Durch die barrierefreie Planung und anschließende Gestaltung kann die Umweltbildung um eine neue Zielgruppe erweitert werden: Behinderte Menschen, die bislang von der Umweltbildung ausgeschlossen waren, können nun endlich auch gleichberechtigt an der Umweltkommunikation und am Naturerleben teilnehmen.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt wurde, wie im Zeit- und Kostenplan vorgesehen, innerhalb von 12 Monaten planmäßig durchgeführt. Es wurden sieben Planungshilfen zur Barrierefreiheit erarbeitet (PH 1: Basisinformationen, PH 2: Beobachtungs- und Aussichtspunkte, PH 3: Wassererkundung, PH 4: Wegegestaltung, PH 5: Ausstellungen, PH 6: Umweltvermittlung in leichter Sprache, PH 7: DIN-Normen). Die Planungshilfen selber wurden nach Barrierefrei-Kriterien gestaltet: große Schrift, gute Kontraste, leichte Sprache. Die Aufbereitung erfolgte in einem Medienmix, der ebenfalls unter Barrierefrei-Kriterien gestaltet wurde. Zunächst wurde jede Planungshilfe (Umfang ca. 12 - 20 Seiten) als Print-Version in einer Auflage von 1.000 Exemplaren gedruckt. Alle Planungshilfen zusammen sind auch in einem A4-Sammelordner erhältlich, der zusätzlich mit einem Rückmeldebogen zur Evaluation versehen ist.
Des Weiteren wurden alle Planungshilfen auf eine CD-ROM gepresst, die sowohl einzeln abgegeben werden oder auch in den Sammelordner integriert werden kann und dort auf einem Clip aufgebracht wird. Gemäß den Barrierefrei-Kriterien sind die Planungshilfen auf der CD in zwei alternativen Formaten gespeichert: Im pdf-Format mit Bildern und Grafiken und im Word-Format als Text-Version ohne Grafiken für blinde und sehbehinderte NutzerInnen. Ein Wörterbuch der leichten Sprache wurde zusätzlich auf der CD integriert. Außerdem wurden die Planungshilfen in der barrierefreien Homepage www.natur-fuer-alle.de zur Verfügung gestellt. Alle Planungshilfen sind im html-Format navigierbar, alle Bilder und Grafiken sind mit Text hinterlegt und die Schriftgröße ist individuell einstellbar. Zusätzlich können alle Planungshilfen auch von der Homepage im pdf-Format als Download abgerufen werden. Mit der Erstellung dieses Angebotes ist erstmalig in Deutschland ein Angebot zur Barrierefrei-Planung im Naturerlebnis und in der Umweltkommunikation geschaffen worden. Es wurde bei der Darstellung aller Naturerlebnis-Angebote darauf geachtet, dass sie unter Kriterien der Nachhaltigkeit erfolgen: Die Naturaktivitäten erfolgen per Muskel- oder Solarantrieb. Bei der Verwirklichung im Bereich der Wegegestaltung können weitere ökologische Aspekte durch effektive Besucherlenkung erreicht werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit war ein wichtiges Anliegen in diesem Projekt. So wurde zu Beginn und zum Abschluss des Projektes je eine Pressekonferenz am Sitz des Trägers organisiert Neben den Berichten in den lokalen Zeitungen (vgl. dazu den Pressespiegel) liefen die Pressemeldungen auch über die Agenturen dpa und epd. Beide Pressekonferenzen wurden auch nachbereitet, d.h. die Pressemeldung wurde an Mailinglisten sowie an einen Verteiler von rund 400 Medien und Organisationen aus den Bereichen Natur und Umwelt, Behinderung, Reise und Tourismus verschickt.
Im Februar 2003 führte das Projekt außerdem eine Fachtagung für Multiplikatoren im ZUK in Osnabrück durch. Dort wurden den über 60 Teilnehmern (vorwiegend aus dem Umweltbereich) die Planungshilfen und die zu Grunde liegende Philosophie der Barrierefreiheit präsentiert. In Kooperation mit der Presse-stelle der DBU wurde auch hier eine Pressemeldung erstellt. Durch die Zusammensetzung der Teilnehmer (aus Deutschland, den Niederlanden und Dänemark) wurde deutlich, dass es einen internationalen Trend in dieser Frage gibt.
Ende März 2003 wurde das Projekt auf der Mitgliederversammlung von EUROPARC-Deutschland in Angermünde präsentiert und mit großem Interesse aufgenommen.


Fazit

Mit der Realisierung des Projektes Natur für alle wurde in Deutschland ein wichtiger Schritt zur Verbindung der Bereiche Umweltschutz und Barrierefreiheit erreicht. Diese bislang oft getrennten Anliegen wurden im Projekt verknüpft und der Öffentlichkeit präsentiert. Die Offenheit der Naturverantwortlichen für die Anliegen der Barrierefreiheit konnte erstmals mit der Schaffung von Standards zur systematischen Planung und Einbeziehung behinderter Menschen unterfüttert werden. Dies führt langfristig dazu, dass eine neue Zielgruppe für die Umweltbildung erreicht wird, die bisher häufig von den Angeboten ausgeschlossen bleibt.

Übersicht

Fördersumme

49.749,00 €

Förderzeitraum

25.04.2002 - 25.05.2003

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation