Projekt 18973/01

Bau und Erprobung eines mit Weiden bewachsenen Beetes zur Nährstoffnutzung und Verdunstung von vorgereinigten Abwässern aus einem Backhaus auf dem Stadtteilbauernhof Hannover-Sahlkamp im Öko-Technik-Park Hannover

Projektträger

Stadtteilbauernhof e. V.
Rumpelstilzchenweg 5
30179 Hannover
Telefon: 0511/16848054

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Ziel war der Bau und Betrieb einer Anlage, mit der Abwasser aus dem Siedlungsbereich auf ökologische Weise lokal und kostengünstig dem globalen Wasserkreislauf wieder zugeführt werden konnte und in der die eingeleiteten Nährstoffe aus dem Abwasser zu 100 % verwertet werden konnten.
Die Nutzung der Anlage zur Verdeutlichung ökologischer Zusammenhänge im Rahmen der sozial- und umweltpädagogischen Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen stand ebenfalls im Fokus.
Anlass des Vorhabens war der Ausbau des Öko-Technik-Parks Hannover, in dem schon seit 7 Jahren Technologien zur Trennung, Reduzierung und zum Recycling von Abwasserströmen erprobt und dargestellt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf dem Gelände des Stadtteilbauernhofes Sahlkamp in Hannover im Öko-Technik-Park wurde im Jahr 2001/2002 ein etwa 36 m³ großes Backhaus errichtet. Neben zwei Holzbacköfen ist in diesem Gebäude auch eine Küche untergebracht, die an Wochenenden als Betriebsküche des Bauernhof-Cafés dient.
Die LEB der Landwirtschaftskammer hat mit einer Jugendlichengruppe im Jahr 2001/2002 die ausführenden Arbeiten am Weidenbeet im Rahmen einer Qualifizierungsmaßnahme übernommen. Angeleitet wurde diese Gruppe von Diplomingenieur Jürgen Weiler.
Das gesamte Abwasser aus der Küche wird über eine neben dem Backhaus liegende Weidenplantage verdunstet. Die Weidenplantage ist etwa 12 m lang und 3 m breit.
Der ebenerdige Bodenkörper der Anlage ist in einem Meter Tiefe durch eine Folie vom Grundwasser getrennt. Auf der Anlage sind rund 120 Weidenstecklinge gepflanzt.
Das frische Abwasser wird zuerst in einen außenliegenden Vorschacht abgeleitet, in dem das Wasser durch ein Sieb geführt wird und in dem sich Grobpartikel sammeln können. Von dort wird das Abwasser mit einer Pumpe in einen Pumpen- und Absetzschacht eingeleitet.
Über eine Tauchpumpe wird das Abwasser aus dem Absetzschacht durch eine Rohrleitung in die mittlere Schicht des Beetes in etwa 50 cm Tiefe gepumpt. Dort durchtränkt es den Wurzelraum der Weidenpflanzen.
Die tieferen Sand- und Kiesschichten stehen für die Wasserspeicherung im Winter zur Verfügung. Über ein Drainrohr im unteren Bereich des Bodenkörpers kann das Wasser zurück in den Absetzschacht fließen, von dem aus es zweimal am Tag über die Tauchpumpe zurück ins Weidenbeet gepumpt wird, um einer Fäulnisbildung entgegenzuwirken.
Die Verdunstungsleistung dieser Anlage beträgt rund 43 m³/Jahr (durchschnittlich ca. 110 Liter pro Tag, davon im Winter etwa 40 Liter pro Tag, im Sommer etwa 200 Liter pro Tag).
Für den Fall, dass die Anlage einmal zu viel Wasser erhalten sollte, ist ein weiterer Wasserspeicher als Überlaufschacht installiert, der überschüssiges Wasser aus dem Pumpenschacht übernimmt.


Ergebnisse und Diskussion

Bis heute hat die Verdunstungsanlage die in sie gesetzten abwassertechnischen Erwartungen im vollen Umfang erfüllt. Die berechnete Verdunstungsleistung hat sich eingestellt, das Pflanzenwachstum ist hervorragend und die Wasserqualität innerhalb der Anlage auch. Das gute Betriebsergebnis der Anlage liegt u.a. auch an der gewissenhaften Arbeit der Anlagenbetreiber begründet: Die Vorgaben des Planers über eine maximale Abwasserbelastung von 15 Liter pro Tag wurde geflissentlich beachtet und kontrolliert. Auch wurde Obacht gegeben, dass die Anlage im Sommer nicht austrocknete. Sie wurde bei Bedarf über einen Brunnen gewässert.
Problematischer waren im Projekt der Stromverbrauch sowie die Wartungs- und Instandhaltungskosten zu bewerten. Zum einen führte das Konzept mit der Vorschachtanlage und der vorhandenen Pumpensteuerung zu hohen Stromverbrauchswerten. Zum anderen war die Beauftragung von Fremdfirmen für Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen in einem solchen Projekt auch eine finanzielle Belastung für den Stadtteilbauernhof e.V.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorhaben ist eingebettet im Öko-Technik-Park Hannover. Der Öko-Technik-Park Hannover ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadtwerke Hannover AG, BauBeCon AG, Epiphanias Kirchengemeinde, Stadtteilbauernhof Sahlkamp, Grundschule Hägewiesen und Ingenieurbüro Aquaplaner.
Das Ingenieurbüro Aquaplaner führte die Öffentlichkeitsarbeit für den Öko-Technik-Park in den letzten zwei Jahren durch.
In rund 120 deutsch- und englischsprachigen Führungen wurden 1.500 Personen fachkundig durch die Anlage geführt, Broschüren versand und Pressemitteilungen verfasst. Das Projekt wurde in zwei internationale Kongresse eingebettet. In 20 weiteren Veranstaltungen mit insgesamt 2.500 Teilnehmern wurden Fachleute aus der ganzen Welt auf das Projekt hingewiesen.
Der Öko-Technik-Park ist unter www.Oeko-Technik-Park.de im Internet dargestellt. Insgesamt haben bisher rund 10.000 Menschen den Öko-Technik-Park virtuell besucht.


Fazit

Der Betrieb der Abwasserverdunstungsanlage am Stadtteilbauernhof hat gezeigt, dass diese Verfahrenstechnik funktioniert. Jedoch sind bei einer genaueren Betrachtung der Ergebnisse Sachverhalte (Energieeinsatz für die Pumpen; regelmäßige Wartung/Kontrolle der Anlage; Ernte des Holzes alle drei Jahre) aufgefallen, die für einen langfristig tragfähigen Betrieb, der insbesondere auch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens berücksichtigt, zu beachten wären. Die Untersuchungen am Abwasserverdunstungsbeet zeigten, dass die Belastungsgrenze, bis zu der eine vollständige Verdunstung der anfallenden Wassermengen ohne eine übermäßige Anreicherung von Nährstoffen im Beetkörper geleistet werden kann, nicht erreicht wurde. Die behandelten Wassermengen, die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen und der Zustand des Bodenkörpers belegen dies.

Übersicht

Fördersumme

8.622,43 €

Förderzeitraum

11.12.2001 - 11.12.2004

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik