Projekt 18967/01

Modellhafte Konservierung des stark umweltgeschädigten kupfergetriebenen Reiterstandbildes Kurfürst Friedrich August I. in Dresden (Sachsen)

Projektträger

Landeshauptstadt DresdenLiegenschaftsamt
Dr. Külz-Ring 19
01067 Dresden
Telefon: 0351/4882590

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das als Goldener Reiter bekannt gewordene Reiterstandbild des Kurfürsten Friedrich August I., auch August der Starke genannt, ist eines der bekanntesten Wahrzeichen Dresdens und muss dringend saniert werden. Bei ersten Untersuchungen vor Ort wurden verschiedene Schäden, hauptsächlich Korrosionserscheinungen im Innern des Pferdes sowie auf der Oberfläche des Standbildes festgestellt. Am Postament sind Schäden durch Witterungseinflüsse, Salzausblühungen und mechanische Schäden erkennbar. Bei den Restaurierungsarbeiten an der Oberfläche und der statischen Sicherung ist so viel als möglich vom Original (so auch die Feuervergoldung) zu erhalten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür eine gesamtheitliche Restaurierung war es notwendig, vor Ort das Reiterstandbild in einzelne Figurenteile fachgerecht zu demontieren und in eine Restaurierungswerkstatt zu transportieren. Aufgabe der Restauratoren war es bisher, eine Restaurierungskonzeption und einen Maßnahmeplan für die Restaurierung und modellhafte Konservierung des stark umweltgeschädigten, kupfergetriebenen Reiterstandbildes zu erstellen. Kritisch erwiesen sich an den Hinterbeinen die Bereiche der beiden Unterschenkel bis über die Ferse, welche vollständig mit Blei ausgegossen sind. Durch Kondensatbildung korrodierte die in der Bleiumhüllung befindliche eiserne Armierung mit einem festgestellten Substanzverlust von 20 - 25 %, was die Standsicherheit der Figur beeinflussen kann. Es wird vorgeschlagen, diese beiden Beinbereiche im Inneren mit neuem Material zu bestücken. Zur Dimensionierung des neuen Stützgerüstes aus Edelstahl sind noch statische Untersuchungen und konstruktive Lösungen zur Ableitung von Kondenswasser erforderlich. Die übrigen originalen Stützgerüstteile sind zu demontieren, zu reinigen, mit einem langzeitwirkenden Korrosionsschutz zu versehen und mit etwas Abstand zur Kupferhaut wieder zu montieren. Fehlstellen, die auf mechanische Beanspruchung bzw. Korrosion zurückzuführen sind, sollen überwiegend hinterlötet werden, einschließlich der entsprechenden vor- und nachbereitenden Arbeiten. Um der inneren Korrosion vorzubeugen, sollen an ausgewählten Stellen Bohrungen zum Kon-denswasserabfluss gesetzt werden. Nach der Korrosionsschutzbehandlung der Kupferaußenhaut soll die Großplastik wieder auf den Sockel montiert werden und danach mit einer Doppelvergoldung versehen werden. Parallel zu den Metallarbeiten ist das Steinpostament zu entsalzen, zu reinigen und Instandzusetzen. Nach der Sandsteinkonservierung werden die Schriftzüge vergoldet.


Ergebnisse und Diskussion

Die Restaurierung des Reiterstandbildes war nach der Erfassung, Auswertung und Dokumentation des Iststandes (Analyse der Schäden, Darstellung des Zustandes, Kartierung) im Wesentlichen von der Lösung und Realisierung zweier Schwerpunkte bestimmt. Der eine Schwerpunkt bestand in der Wiederherstellung der Standsicherheit des Reiterstandbildes. Dabei wurden Untersuchungen des im Inneren des Reiters befindlichen Stützgerüstes notwendig. Der zweite Schwerpunkt bestand in der Konzipierung und Durchführung einer effektiven Technologie zur Wiederherstellung der Oberfläche von Ross und Reiter. Zur Realisierung der Standsicherheit war der Zustand des Stützgerüstes und vorrangig die in den Hinterbeinen des Rosses befindliche Eisenarmierung entscheidend. Zu diesem Zweck wurde das in den Hinterbeinen befindliche Blei ausgeschmolzen, Stützgerüst einschließlich Eisenarmierung von der Kup-ferhaut gelöst und der Zustand begutachtet. Die visuelle Prüfung ergab, dass die Eisenarmierung als tra-gendes Teil wegen der durchgehenden Verbleiung im Wesentlichen noch gut erhalten war. Die stärkste Querschnittsverengung wurde direkt über dem ursprünglichen Verbleiungsniveau festgestellt und vom Statiker nicht als kritisch bewertet. Die an diversen Teilen des Stützgerüstes durchgeführte Spektralana-lyse ergab einen Fe-Anteil zwischen 98,1% und 99,7%. Alle Proben waren bedingt schweißbar und wurden, soweit eine annähernde Bestimmung möglich war, der Stahlsorte S235 JR zugeordnet. Auf Grund der Ergebnisse beschloss man, das originale Stützgerüst weitgehend zu erhalten. Das Stützgerüst wurde elektrolytisch behandelt und diverse Flächen mit Bleimennige beschichtet. Die tragenden Eisen in den Hinterbeinen sind mit einer reversiblen Ummantelung aus Edelstahl versehen worden, welches ein Kanalsystem zur Ableitung von Kondenswasser enthält und bei Bedarf zur endoskopischen Untersuchung des Innenraumes genutzt werden kann. Gleichzeitig erfolgte eine Verstärkung im Fersenbereich der Hinterbeine, indem zur weiteren Stabilisierung über den dort befindlichen Teil der Eisenarmierung eine Art Schuh angebracht ist. Anschließend wurden die Hinterbeine des Pferdes wieder mit Blei vergossen, wobei besonders auf ein lunkerfreies Einfließen zu achten war. Die Befestigung des Reiterstandbildes mit dem steintechnischen Teil des Denkmales erfolgte unter Beibehaltung des Prinzips der bewährten Flanschverbindung. Die Flanschbefestigung wurde vom Statiker neu dimensioniert, Flanschplatten und Verbindungselemente in Edelstahl ausgeführt. Die Entscheidung zur Wiederherstellung der Oberfläche des Reiterstandbildes zum Schutz vor schädlichen Umweltbelastungen und zur Wahrung des Symbolwertes des Denkmals fiel nach Analyse und umfangreicher Diskussion zu Gunsten der Ölvergoldung. Es wurde einvernehmlich festgelegt, dass die Neuvergoldung wegen der erforderlichen Reversibilität und der Verträglichkeit mit den Resten von Altbeschichtungen in klassischer Manier mit Anlegeöl auf ölgebundenem Mennigegrund aufgebracht werden soll. Die Ölvergoldung erfolgte als Einfachvergoldung unter Verwendung eines besonders starken Blattgoldes (80g /1000 Blatt). Die vorhandene Ölvergoldung einschließlich die Vorbehandlungsbeschichtung wurde mit einem lösungsmit-telhaltigen Abbeizer entfernt, danach die Oberfläche neutralisiert und getrocknet. Risse und analoge Fehlstellen in der Kupferoberfläche sind durch Hinterlöten und anschließendem Vernieten mit Kupferblech unter Einsatz von Kupferniete instandgesetzt worden. Die Reparatur von Schäden aus Korrosion oder das Ausbessern von herstellungsbedingten dünnen Stellen wurde durch Hinterlöten der Fehlstellen mit Weichlot und Kupferblech erreicht. Danach erfolgte die erste Beschichtung der Kupferoberfläche mit Bleimennige sowie der Zusammenbau der einzelnen Teile vor Ort. Anschließend wurde nach entsprechender Trocknung der zweite und dritte Bleimennigeanstrich aufgebracht. Nach Freigabe dieser Anstriche durch beauftragte Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen war als letzter Anstrich vor der Ölvergoldung eine bewährte Ocker -Ölfarbenbeschichtung aufzubringen, die als Haftvermittler für die folgende Vergoldung mit Blattgold dient. Bei der anschließenden Ölvergoldung wurden ca. 500 Gramm Blattgold benötigt. Die aufgebrachte Goldbeschichtung wird eine Standzeit von 30 bis 40 Jahren haben. Es ist vorgesehen, die Oberfläche mindestens einmal im Jahr zu kontrollieren und dabei kleinere Schäden vor Ort auszubessern. Gleichzeitig wird auch eine Inspektion des Innenraumes mittels Endoskop durchgeführt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projektvorhaben wird als Publikation in Broschürenform veröffentlicht. Eine im Bereich des Denkmals angebrachte Informationstafel gibt Auskunft über die 2001 bis 2003 durchgeführten Restaurierung.


Fazit

In Zusammenarbeit mit einem internationalen Fachbeirat, Fachleuten des Denkmalschutzes und der Metallrestaurierung sowie mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ist es gelungen, das stark umweltgeschädigte kupfergetriebene Reiterstandbild modellhaft zu konservieren und die Standsicherheit wiederherzustellen.

Übersicht

Fördersumme

63.911,49 €

Förderzeitraum

07.11.2001 - 07.11.2003

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik