Projekt 18811/02

Hochwasser- und naturschutzgerechte Behandlung umweltgeschädigter Wälder und Offenlandbereiche der Durchbruchstäler des Osterzgebirges (Hauptphase)

Projektträger

Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V.
Wilsdruffer Str. 11/13
01067 Dresden
Telefon: 03 52 03/38 31 28 8

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Hochwasserereignisse - zuletzt und besonders dramatisch in 2002 - belegen, dass die Auswirkungen einer intensiven, nicht naturschutzgerechten Landnutzung im Östlichen Osterzgebirge Hochwassergefahr und -folgen erhöhen. Mit der Umsetzung eines in der Vorphase entwickelten Handlungskonzeptes wird beispielhaft aufgezeigt, dass Maßnahmen der Forstwirtschaft und des Naturschutzes geeignet sind, zur Hochwasservorsorge und zur Minderung von Hochwasserschäden beizutragen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Vorhaben, das einer Hauptphase des ursprünglich geplanten Projektes entspricht, beginnt die praktische Umsetzung des Konzeptes, wobei das Spektrum der Maßnahmen Waldumbau und Waldpflege, Waldmehrung und Auengestaltung umfasst:
- in ausgewählten, als repräsentativ für die Zielsetzung des Vorhabens eingestuften Wald- bzw. Forstbeständen werden ökologisch und ökonomisch vertretbare Initial- und Pflegemaßnahmen zur Umsetzung der Konzeption, die naturschutzgerechte Waldbehandlung und Hochwasservorsorge integriert, durchgeführt,
- auf beispielhaften, aus Arten- und Biotopschutzgründen nicht zwingend offen zu haltenden Flächen wird durch Neuaufforstung eine dem Hochwasserrückhalt dienende Bewaldung eingeleitet,
- bachbegleitende, für Auen charakteristische Offenbiotope und strukturreiche Übergangsbereiche zum Wald (Mantel-/ Saumkomplexe) werden erhalten, gestaltet oder wiederhergestellt.
Um eine Übertragung des Handlungskonzeptes und der Einzelmaßnahmen auf vergleichbare Situationen, damit die Nutzung der Erkenntnisse und Erfahrungen über das Vorhaben hinaus, zu gewährleisten (Modellcharakter), erfolgt eine fachliche Begleitung und wird ein wissenschaftlichen Ansprüchen genügender und gleichzeitig praktikabler Kontrollmechanismus eingerichtet.


Ergebnisse und Diskussion

Der Erfolg eines derart komplexen Vorhabens, das bezweckt, wissenschaftlich erarbeitete Konzepte praktisch in verschiedenen Landnutzungsbereichen bzw. Ökosystemen umzusetzen, hängt wesentlich vom Projektmanagement ab. Dies erforderte eine Kooperation von Projektträger und -bearbeitern mit Forst-, Naturschutz- und Wasserbehörden ebenso wie mit den vor Ort Betroffenen und Tätigen. Konstruktive, während der Projektlaufzeit sich ergebenden neuen Situationen anzupassende, zunehmend effektive partnerschaftliche Zusammenarbeit der Akteure und Interessengruppen führte zum Erfolg. Dazu gehörten auch kritische Auseinandersetzungen mit Problemen, wofür sich eine Projekt begleitende Arbeitsgruppe als geeignete Plattform erwies. In folgenden Arbeitspaketen wurden Initialmaßnahmen zu Hochwasservorsorge und Naturschutz umgesetzt und wissenschaftlich begleitet:
Waldumbau und Waldpflege erfolgten auf über 83 ha Waldfläche im Privatwald, einschl. spezieller Artenschutzmaßnahmen. Die Auswahl der Bestände beruhte auf den Kriterien hoher bis sehr hoher Handlungsbedarfe bezüglich Hochwasserschutz- und Naturschutzerfordernissen, Flächenverfügbarkeit, Repräsentanz hinsichtlich naturräumlicher Bedingungen und aktueller Bestockungssituation. Die erstmals für das Projektgebiet definierten Waldentwicklungstypen bildeten die Grundlage für ein bestandesbezogenes Handlungskonzept. Die Forsteinrichtung erfolgte, anders als sonst im Privatwald üblich, nach Prämissen Hochwasserschutz und Naturschutz. Die Ergebnisse der die Maßnahmen begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen belegen eine Verbesserung der Naturschutz- und Hochwasserschutzsituation.
Waldmehrung im waldarmen Hochwasserenstehungsgebiet erwies sich als große Herausforderung.
Von den im Projektgebiet ermittelten 573 ha Potenzialflächen für die Waldmehrung (132 Flächen in 28 Gemarkungen von 158 Eigentümern) wurden für 102 ha Erstaufforstungsanträge gestellt und mit der Aufforstung von ca. 15 ha bisher landwirtschaftlich genutzter Fläche im Projektzeitraum begonnen. Die Untersuchungen zur Wirkungsanalyse belegen, dass die Waldmehrung ein unverzichtbares Instrument einer vor allem lokal begrenzten, aber effizienten dezentralen Abflussregulation ist. Bei entsprechender Ausführung kann Waldmehrung ebenfalls positive Effekte für die Verbesserung der Naturschutzsituation haben. Der im Rahmen des Projektes entwickelte Kriterienkatalog eignet sich für eine sachorientierte Güterabwägung einer weiterreichenden Waldmehrung mit anderen Schutzgütern von überregionaler Bedeutung.
Initialmaßnahmen zur Auenrenaturierung und -gestaltung waren vielfältig. Sie reichten von der Siche-rung von Flächen mit auentypischen Strukturen durch Grunderwerb über die Planung und Durchführung von Renaturierungsmaßnahmen an der oberen Gottleuba, der Entwicklung von Flussabschnitten durch naturschutzgerechte Wiesen- und Weidennutzung auf über 40 ha bis hin zu forstlichen Maßnahmen zur Entwicklung von Bachauenwäldern. So wurden u. a. Böschungen abgeflacht, Verrohrungen rückgebaut, natürliche Gewässersohlenstrukturen geschaffen, Gewässerbetten als Ausgleichsstrecke profiliert. Die Entwicklung von Bachauenwäldern durch Sukzession wurde initiiert, nachdem eine Komplettentnahme bachnaher Nadelbaumbestände erfolgte und ein Waldumbau von Altbeständen aus Gewöhnlicher Fichte und von Jungbeständen aus Stech-Fichte eingeleitet wurde. Nachgewiesen wurde durch die begleitenden Untersuchungen eine Verbesserung der Naturnähe der Auenvegetation, der Gewässerstrukturgüte und damit der Wirkungen für die Hochwasserprävention, die Gefahrenabwehr und den Naturschutz.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeit wurde durch jährlich geführte Wanderungen mit Projektbearbeitern, ehrenamtlichem Naturschutz und örtlicher Bevölkerung im Projektgebiet sowie durch eigens erarbeitete Schriften, Steckbriefe und spezielle Broschüren für Landnutzer und private Waldbesitzer informiert. Wichtige Projektergebnisse wurden u. a. am 17. April 2007 im SMUL im Beisein des damaligen Umweltministers und heutigen Ministerpräsidenten, Herrn S. Tillich und dem Generalsekretär der DBU, Herrn Dr. F. Brickwedde, sowie zur Jahreshauptversammlung des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 4.-6. Mai 2007, zur Jahrestagung Sächsischer Botaniker 8.-10. Juni 2007, zur Projektwoche Umwelt baut Brücken-Jugendliche im Europäischen Dialog am 14. April 2008 und zur Abschlussveranstaltung im Rahmen der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt als überregionale Fachtagung am 12. März 2008 präsentiert.
Der Abschlussbericht kann als Sonderveröffentlichung über den Landesverein Sächsischer Heimatschutz bezogen werden: SCHMIDT, P. A.; WILHELM, E.-G.; EISENHAUER, D.-R. (Red., 2008): Waldbehandlung, Waldmehrung und Auengestaltung unter Berücksichtigung von Hochwasservorsorge und Naturschutz im Osterzgebirge. Abschlussbericht zum DBU-Projekt. Dresden: Landesverein Sächsischer Heimatschutz. 176 S.


Fazit

Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt zeigen, dass
- Flächenverfügbarkeit und ein von allen Akteuren und Interessengruppen getragenes, wissenschaftlich erarbeitetes Handlungskonzept unabdingbare Voraussetzungen für die Umsetzung eines so komplexen Vorhabens sind,
- naturnahe, strukturreiche, stabile und elastische Waldbestände am besten die Anforderungen an eine wirksame Hochwasservorsorge und -minderung sowie den Naturschutz im Wald erfüllen,
- ökologischer Waldumbau, Waldmehrung und Auenrenaturierung einen wichtigen Beitrag innerhalb eines umfassenden Hochwasserschutzes mit Synergien für den Naturschutz leisten können,
- die Wirkung derartiger Maßnahmen zum vorbeugenden Hochwasserschutz zurzeit noch weitgehend unterschätzt wird und sowohl kurzfristige als auch langfristige Aufgaben beinhaltet,
- die Summenwirkung einer Vielzahl von Maßnahmen das Entscheidende im integrierten Hochwasserschutz ist, auch kleine Beiträge zur dezentralen Hochwasserminderung einschließend.

Übersicht

Fördersumme

420.682,00 €

Förderzeitraum

16.08.2004 - 31.12.2008

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umwelttechnik