Projekt 18730/01

Pilotprojekt zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Kliniken – Analyse der Umsetzungshemmnisse

Projektträger

Prof. Dr. Franz Daschner
79104 Freiburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel ist es, systematisch zu untersuchen, welche Bedingungen in Krankenhäusern geschaffen werden müssen, damit Umweltschutzmaßnahmen nachhaltig implementiert werden können.
Dieses Pilotprojektes soll, mittels einer systematischen, auf Verfahren der empirischen Sozialforschung begründeten Hemmnisanalyse in deutschen Krankenhäusern strukturelle, ökonomische, organisatorische und personelle (psychische, soziale) Faktoren für solche Hemmnisse eruieren, im Wirkzusammenhang analysieren und mögliche Konzepte und Maßnahmen zur Beseitigung entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenBedingungsanalyse mit halbstandardisiertem Fragebogen
Befragung aller im Krankenhaus relevanten Berufsgruppen mit einem halbstandardisierten Fragebogen, der postalisch einer statistisch relevanten Stichprobe der Beschäftigten zugesandt wird.
Aus der Teilmenge der Befragten wird mittels Telefoninterview um ausführlichere Stellungnahmen gebeten. In einem weiteren Schritt wird ein persönliches Experteninterview vor Ort durchgeführt. Diesen Kliniken wird gleichzeitig ein Fragebogen zur Situation des Umweltschutzes in ihrem Haus zugesandt.
Analyse der Hemmnisse
Aus den Ergebnissen der Befragungen werden die Hemmnisfaktoren herausgefiltert. Diese Ergebnisse bilden die Diskussionsgrundlage für den geplanten Workshop.
Workshop
Einladung aller Interessierten unter Einbeziehung relevanter Krankenhausorganisationen. Vorstellen der Ergebnisse aus den Befragungen. um Maßnahmen zur Beseitigung der Ergebnisse zu entwickeln.


Ergebnisse und Diskussion

Bisher werden in der Fachliteratur und auf Tagungen weitgehend nur subjektive Meinungen über die Hemmnisse zur Umsetzung des systematischen Umweltschutzes in Krankenhäusern geäußert. Eine objektivierende Analyse bzw. Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung der Hemmnisse stand bis jetzt noch aus.
Im Rahmen dieses Projektes wurde für das Gesundheitswesen eine systematische Hemmnisanalyse mit sozialwissenschaftlichen Methoden und Instrumenten durchgeführt. Sie ermöglicht zum einen eine quan-titative und qualitative Analyse und zum anderen die Entwicklung von Maßnahmen und Strategien zur Hemmnisbewältigung.
Die Ergebnisse der Analyse haben gezeigt, dass die am stärksten (statistisch signifikant) wahrgenommenen Hemmnisse im Bereich Management liegen. Es liegt nicht am fehlenden Umweltbewusstsein der Beschäftigten das eine ineffiziente Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen bewirkt, sondern an organisatorischen Defiziten.
Erst die Entscheidung der Unternehmensführung, dem Umweltschutz in der Organisationsstruktur und in der Unternehmensphilosophie fest zu verankern, erleichtert es den MitarbeiterInnen umweltbewusst zu handeln.
Dieses Ergebnis wurde sowohl bei der Expertenbefragung als auch in der Diskussion während des Workshops bestätigt. Beinhalten die Unternehmensziele ebenfalls Umweltziele, nimmt also die Umweltpolitik in der Unternehmenspolitik einen wichtigen Platz ein, so sind die Voraussetzungen gegeben, unter denen in einem Krankenhaus nachhaltiger Umweltschutz betrieben werden kann.
Ein weiterer, statistisch ermittelter Einflussfaktor ist die persönliche Einbeziehung in Umweltschutzmaßnahmen. Personen, die nicht persönlich involviert sind, beurteilen den Stand des Umweltschutzes am Krankenhaus schlechter als solche, die an Maßnahmen beteiligt waren. Dies zeigt sehr deutlich, dass Informationen über Umweltschutzrelevante Themen und über bereits umgesetzte Maßnahmen von großer Bedeutung sind. Informationen zu Umweltschutzthemen machen die einzelnen MitarbeiterInnen mit umweltbewusstem Denken vertraut. Mit Veranstaltungen und Seminaren, Broschüren, Info-Tafeln und Zeitungsberichten können die meisten Beschäftigten erreicht werden.
Auch strukturelle Gegebenheiten beeinflussen die Einschätzung des Stellenwertes der Umweltschutzmaßnahmen. Maßgeblich ist hierbei die Einrichtung eines Umweltmanagementsystems. Die Ernennung eines Umweltbeauftragten, die Einberufung einer Umweltkommission und Durchführung von Umweltaudits sind z. B. geeignete Lenkungsinstrumente. Die geschaffenen Strukturen bieten jedem/jeder Be-schäftigten die Möglichkeit, sich zu engagieren.
Statistisch gesehen ist auch die Betriebszugehörigkeit ein Parameter, der den Stand des Umweltschutzes am Krankenhaus positiv bewerten lässt. Langjährige MitarbeiterInnen identifizieren sich eher mit dem Arbeitgeber, sie besetzen meist eine höhere Position und sie überblicken einen gewissen Erfah-rungszeitraum. Ausschlaggebend ist dieser Faktor jedoch nicht.
Die Kernaussage, dass die Bereitschaft für Umweltschutz vom Krankenhausmanagement ausgehen muss, wurde in den vertiefenden Telefoninterviews, den Expertengesprächen und im abschließenden Workshop bestätigt.
Die Befragung der Auszubildenden und Studierenden machte deutlich, dass gerade im Medizinstudium, im Bereich Umweltschutz eine Informationslücke besteht. Hierin ist dann auch der entscheidende Ansatzpunkt zu sehen, will man zukünftig für Umweltschutzbelange sensibilisiertes Personal im Krankenhaus beschäftigt wissen.
Interessant war auch, dass das Einflusspotenzial auf Umweltschutzmaßnahmen im Krankenhaus vor allem im nicht medizinischen Bereich, Hauswirtschaft, Technik, Verwaltung, gesehen wurde. Dieser Trend findet sich auch im dem Ergebnis der vom Umweltbundesamt durchgeführten Befragung zum Umwelt-bewusstsein der Deutschen 2004 wieder: Nie war das Umweltwissen so groß wie heute, doch die Verantwortung sieht man nicht bei seinem eigenen Verhalten, sondern extern, z. B. bei technischen Lösun-gen. Umweltschutz ja bitte, aber nicht bei mir.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Verbreitung der Ergebnisse auf Tagungen/Fachkongressen mittels Poster bzw. Vorträge (sofern sie vom Veranstalter akzeptiert werden):
DGMS (Deutsche Gesellschaft für Med. Soziologie); 2. - 4. Juni in Bochum
Treffen der Länderarbeitskreise für Umweltschutz im Krankenhaus; 21. Juni in Leipzig
Europäische Medizin und Soziologen Tagung, 2. - 4. September in Bologna
18. Symposium für Arbeitsmedizin im Gesundheitsdienst; 15. - 17. September in Freiburg
Verbreitung über die Homepage des Institutes. Der Zwischenbericht ist dort bereits abgelegt. (http://www.iuk-freiburg.de/kh_oekologie/)
Verbreitung der Ergebnisse durch Einbeziehung der Kooperationspartner Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), Fachvereinigung Krankenhaustechnik e. V. (FKT), Ver.di
E-Mail-Information an die Umweltbeauftragten (über den Verteiler der Deutschen Krankenhausgesellschaft).
Versenden des Abschlussberichtes an die medizinischen Fakultäten, an den Verband der Krankenhausdirektoren und an den Verband der leitenden Krankenhausärzte.
Publikation der Endergebnisse in krankenhausrelevanten Fachzeitschriften, z. B. :
Klinikmanagement aktuell (Zielgruppe: Verwaltung und Technik) Die Schwester/Der Pfleger (Zielgruppe: Krankenpflege)Klinikarzt (Zielgruppe: Ärzte)
Verbreitung der Ergebnisse mittels Experten-Workshop


Fazit

Die beiden wichtigsten Punkte für Umweltschutz im Krankenhaus sind: Die Unterstützung durch das Management und das persönliche Engagement. Nach dem Ergebnis unserer Analyse sowie der Meinung der Experten ist ohne die Unterstützung durch die Krankenhausführung kein nachhaltiger systematischer Umweltschutz möglich. In all den Fällen, in denen es eine motivierte, hoch engagierte Person gibt, die den Umweltschutzgedanken im Krankenhaus aufgreift und fortführt, sind deutliche Erfolge der Umweltschutzmaßnahmen zu verzeichnen. Je höher diese Person in der Hierarchie angeordnet ist, umso erfolgreicher sind natürlich auch die entsprechenden Maßnahmen.
Die Ergebnisse dieses Projektes stellen eine gute Grundlage für das beantragte Projekt Kommunikationskonzept Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Krankenhaus dar.

Übersicht

Fördersumme

53.771,00 €

Förderzeitraum

10.01.2003 - 31.10.2004

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik