Projekt 18697/01

Machbarkeitsstudie zum Aufbau eines Weiterbildungsprogramms zum Umwelt- und Kulturmanagement an gefährdeten Kulturgütern mit grenzübergreifender Ausrichtung nach Osten

Projektträger

Weiterbildungs- und Beratungszentrumfür Denkmalpflege und behutsameAltbauinstandsetzung, e. V.Villa Salzburg
Tiergartenstr. 8
01219 Dresden
Telefon: 0351/4724130

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Studie soll Mittel und Wege aufzeigen, wie die fachspezifische Aus- und Weiterbildung in der Denkmalpflege und Altbauinstandsetzung gezielt und konkret in den politischen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Kontext eingebunden werden kann. Sie ist grenzüberschreitend angelegt und soll die Grundlage bilden für den Aufbau eines Weiterbildungsprogramms, das im Zuge der Osterweiterung der EU auch den Nachbarstaaten, als Zugehörige unseres gemeinsamen europäischen Kulturraumes, angeboten werden soll. Das Weiterbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege und behutsame Alt-bauinstandsetzung, Villa Salzburg, besitzt mit seinen langjährigen Erfahrungen und seinem Standort in Dresden die geeigneten Voraussetzungen für den Anbau eines solchen Weiterbildungsprogramms.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenWährend der Projektlaufzeit wurde eine Bedarfs- und Machbarkeitsstudie erstellt. Sie erstreckt sich auf Institutionen in Ungarn, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakei, den Baltischen Staaten und in Deutschland. Mit ICCROM in Rom und der UNESCO wurden auch zwei große internationale Organisationen konsultiert, mit anderen wurde schriftlich Kontakt aufgenommen. 40 Personen aus 20 unterschied-lichen wissenschaftlichen Einrichtungen, staatlichen und privaten Institutionen wurden in die Studie einbezogen. Mit ihnen fand in ihren Ländern ein Gedanken- und Erfahrungsaustausch statt. 15 Personen aus Universitäten, Denkmalämtern und privaten Bildungszentren wurden eingeladen, an einer Round-Table-Diskussion in Dresden teilzunehmen. Allen Gesprächsteilnehmern wurde im Voraus ein Fragenka-talog zugesandt. Wichtige Punkte in den Fragebögen und Gesprächsrunden waren folgende: Wer soll weitergebildet werden und wo ist die Weiterbildung anzusiedeln? Welche Kursmodule sollen angeboten werden und welche Inhalte und Struktur sollen sie haben? Sollen die Kurse national oder international sein und welche Unterrichtssprache wird angestrebt? Wer werden die Lehrenden sein? Wie lange sollen die Kurse dauern und wie groß soll die Teilnehmerzahl sein?


Ergebnisse und Diskussion

Von Anfang an war klar, dass mit dem neuen Weiterbildungsprogramm nicht ein weiterer herkömmlicher Kurs in Denkmalpflege angeboten werden soll, sondern ein Netzwerk von Veranstaltungen, welches den Schutz von Kulturgütern breit in seinem Gesamtumfeld abdeckt. Einer der Grundgedanken des Konzeptes ist es, dass in Zukunft im Rahmen der Osterweiterung der EU Fachleute aus dem einen Land auch in einem benachbarten Land arbeiten können - auf der Grundlage enger kultureller Verbindungen und gemeinsamer Weiterbildung.
Ein wesentliches Element der Weiterbildung soll die Beschäftigung mit Managementplänen sein. Dabei bezieht sich der Begriff Management nicht oder nur zum geringsten Teil auf einen Verwaltungsvorgang. Vielmehr zielen Managementpläne im Bereich der Kulturgüter darauf ab, kulturelle Werte zu schützen und das uns anvertraute kulturelle Erbe gleichzeitig zum Wohle der ganzen Gesellschaft weiter zu entwickeln. Große internationale und nationale Organisationen haben damit angefangen, Managementpläne zu verlangen, wenn Kulturgüter in bestimmte Listen aufgenommen werden sollen. Die wichtigste hierbei ist sicherlich die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Hier ist der häufigste Grund für eine Verzögerung oder sogar Ablehnung der Aufnahme eines bestimmten Kulturgurtes in die Liste derjenige, dass kein Managementplan vorliegt.
In der Regel müssen in einem Managementplan folgende Punkte berücksichtigt werden: Festlegung der Bedeutung und Werte des Kulturgutes. Bestimmung aller an der Aufgabe Beteiligten und Definition ihrer Wertvorstellungen. Gesetzlicher Schutzzustand des Kulturgutes, Eigentumsfragen, Nutzungen, eventueller Sonderstatus. Zustandsaufnahme und umfassende Dokumentation. Verwaltungstechnische Bewertung. Finanzielle Beurteilung. Schutz- und Entwicklungspläne. Instandhaltungs- und Überwachungspläne. Überprüfungs- und Überarbeitungsverfahren.
Als Zielgruppe für das neue Weiterbildungsprogramm nennt die Studie Architekten, Bauingenieure, Ingenieure des technischen Ausbaus, Umweltfachleute und Ökologen, Landschaftsarchitekten, Stadtplaner, Denkmalpfleger und Archäologen. Daneben sollen auch Volks- und Betriebswirte, Juristen, Soziologen und Ethnologen an dem Programm partizipieren können. Alle Teilnehmer an den Kursen sollten bereits ein gewisses Vorwissen über Kulturgüter und den Schutz von Kulturgütern haben, entweder theoretischer Art oder auf Grund eigener Arbeit.
Mit Blick auf das große Spektrum möglicher Teilnehmer werden in der Studie weitere Kursinhalte angesprochen, wie Geschichte, Philosophie und Ethik des Kulturgüterschutzes, Kultureller Tourismus, Verhandlungsführung, Präsentation, Medien, Einsatz von Computern u.a.m.
Am Ende der Studie wird auf die finanziellen Probleme eingegangen, mit denen die Mehrzahl der Ausbildungsinstitute weltweit zu kämpfen hat, und es werden Finanzierungsstrategien für die vorgeschlagene Weiterbildung besprochen. Dabei gilt, was in einer Diskussion über die Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen im Europarat gesagt wurde: Heute lassen sich Weiterbildungsmaßnahmen nur noch mit Hilfe einer multiplen Finanzierung auf die Beine stellen, da Mittel für das Kulturerbe nicht mehr nur alleine vom Staat oder der Wirtschaft zur Verfügung gestellt werden können. Das gilt auch für die noch ungewisse Fortsetzung der mit der Studie begonnenen Arbeit.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Versand der Studie an alle Beteiligten. Veröffentlichungen über die Studie, z.B. im Mitteilungsheft der Marlis-Kressner-Stiftung. Vorträge auf Tagungen und Symposien im In- und Ausland. Weiterverfolgen des Themas zusammen mit in- und ausländischen Kollegen im Rahmen eines Netzwerkes.


Fazit

Aus der Studie und den darin wiedergegebenen Gesprächsergebnissen in Dresden und in den Nachbarländern geht eindeutig hervor, dass ein dringender Bedarf an einer Weiterbildung besteht, bei der die Denkmalpflege und der Kulturgüterschutz in einem Kontext von Umwelt und Natur, von Politik und Gesellschaft, von Wirtschaft und sozialem Umfeld gesehen und behandelt wird. Die Praxis wartet auf derart ausgebildete Fachleute.
Beide, die Studie und die Ergebnisse der Diskussionen, zeigen deutlich, dass ein über die Denkmalpflege und Altbauinstandsetzung hinausgehendes, die einzelnen Fächer im Rahmen einer Managementplanung verknüpfendes Weiterbildungsprogramm nicht allein dem Kulturgüterschutz selbst, sondern auch der Verbesserung des Lebensumfeldes und der Lebensbedingungen insgesamt dienen kann, und das nicht nur im Rahmen der Osterweiterung der Europäischen Union.

Übersicht

Fördersumme

93.114,94 €

Förderzeitraum

22.03.2001 - 22.10.2001

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter