Projekt 18662/03

Dritte Phase des Projektes: Untersuchung und Optimierung der Verwertung bzw. Beseitigung von Abfällen aus der Abwasserbehandlung im Bereich alpiner Hütten des Deutschen Alpenvereins

Projektträger

Universität der Bundeswehr München Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen Institut für Wasserwesen DWA Präsidiumsmitglied
Werner-Heisenberg-Weg 39
85577 Neubiberg
Telefon: 089 / 6004-2156

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bei der Abwasserreinigung auf Berghütten fällt Klärschlamm an, der aufgrund fehlender Entsorgungswege häufig vor Ort im Hüttenumfeld aufgebracht wird. Das kann eine Veränderung der Vegetation bewirken, birgt ein örtliches hygienisches Gefährdungspotenzial und kann in sensiblen Lagen die Qualität vorhandener Wasserressourcen beeinträchtigen. Wegen dieser Vorbehalte und den verschärften gesetzlichen Bedingungen wird die Entsorgung ins Tal immer häufiger angeordnet. Der Abtransport anfallender, unbehandelter Reststoffe würde viele Hüttenbetreiber, aufgrund der fehlenden Transportwege, wirtschaftlich enorm belasten.
Ziel dieses Projektes ist es, Verfahren zur Behandlung von Reststoffen auf Berghütten zu entwickeln. Darüber hinaus sollen generelle Empfehlungen für Behandlungsverfahren in alpinen Regionen ausgearbeitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Phase 1 wurden die notwendigen Randbedingungen (rechtliche Grundlagen, klimatische Bedingungen, Hüttenmerkmale, usw.) kategorisiert. In Phase 2 wurden verschiedene Technologien zur Behandlung von Reststoffen im Hochgebirge untersucht; es wurden bestehende Verfahren optimiert, neue Systeme entwickelt und versucht, ihre jeweiligen idealen Einsatzbedingungen herauszufinden. Dabei wurden weitergehende Fragen und neue Lösungsansätze aufgeworfen. Um diese abschließend bewerten zu können, muss die Erprobung bestimmter Technologien fortführend untersucht werden, um dann generelle Empfehlungen für Behandlungsverfahren ausarbeiten zu können.
Im Rahmen dieser dritten Phase sollen folgende Verfahren untersucht werden: Solar-Komposter, Filtersackanlagen zur Entwässerung von Primärschlamm, Pflanzenbeetanlagen mit Grasbepflanzung, Membrantechnologie. Die Untersuchungen der Behandlungsverfahren finden auf Hütten des Deutschen Alpenvereines e.V. (DAV) statt. Die Leistungen der einzelnen Behandlungsverfahren sollen nicht nur hinsichtlich der Volumenreduzierung und dem Hygienisierungsgrad bewertet werden, sondern ebenso hinsichtlich der Schadstoffbelastung. Für den Vergleich der Verfahren müssen die jeweiligen örtlichen Rahmenbedingungen zwingend berücksichtigt werden.


Ergebnisse und Diskussion

In der zweiten Projektphase wurden verschieden Verfahren zur Behandlung von Reststoffen im Hochgebirge untersucht und optimiert. Es wurden neue Verfahren entwickelt, Systeme miteinander verglichen und ihre jeweiligen idealen Einsatzbedingungen herausgefunden. Diese Arbeit wurde zum Teil in dieser dritten Phase weitergeführt und abgeschlossen. Die untersuchten verfahren zeigen, dass eine Entwässerung und Mineralisierung der Reststoffe möglich ist und diese in ein transport- und ablagerungsfähiges Produkt überführt werden können. Vor allem bei fließfähigen Klärschlämmen kann eine deutliche Reduzierung des Volumens bis zu 90% erreicht werden; ebenso können faulfähige organische Substanzen gemindert werden. Der pro Hütte ermittelte Schlammanfall liegt zwischen 30 bis 65 gTS/Ew, ist abhängig vom Hüttenbetrieb und ist niedriger als bei kommunalen Anlagen.
Anhand der gewonnenen Erfahrungen konnten die Erkenntnisse über die Behandlung von Reststoffen zusammengefasst werden. Als komprimiertes Ergebnis entstand ein Empfehlungsleitfaden. Dieser soll als hilfreiches Werkzeug für die Anwendung von Reststoffbehandlungs-Technologien für Betreiber von Schutzhütten, Planer und Behörden verstanden werden. Die Praxistauglichkeit des Leitfadens wurde von verschiedenen Experten fachlich begutachtet und abgesichert.
Während einer Informationsveranstaltung wurde Vertretern bayerischer und tiroler Behörden die Projektergebnisse vorgestellt und mit ihnen die Verwertungs- bzw. Entsorgungsoptionen von Reststoffen unter Einhaltung gesetzlicher Vorschriften diskutiert. Während in Tirol die Ausbringung von Klärschlämmen auf landwirtschaftlichen Grundflächen verboten ist, ist in Bayern aufgrund der Bindung an Bundesrecht die landwirtschaftliche Verwertung zulässig. Hinsichtlich der Inhaltsstoffe (Schwermetalle, organische Schadstoffe, usw.) besteht bei Reststoffen von Berghütten ein geringeres Gefährdungspotenzial für Mensch, Tier und Boden als bei Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen. Als sinnvolle Sammel-Bezeichnung für die auf Berghütten anfallenden Klärschlämme, Siebrückstände, Filtersackgüter, usw. empfiehlt sich deshalb Reststoffe aus der Abwasserreinigung. Über den Verbleib der Reststoffe sollte im Einzelfall auf Basis genereller, einheitlicher Zielvorgaben entschieden werden. Kriterien für derartige Entscheidungen sollten die Qualität der Reststoffe (Schwermetalle, hygienische Parameter, organische Schadstoffe), die Quantität der Reststoffe (Masse, Volumen, Trockensubstanzgehalt) und Besonderheiten, die sich aus der Lage der Hütte (Untergrund, Höhenlage, Erreichbarkeit, usw.) ergeben, sein. Folglich sollten Wasserrechtsbescheide möglichst, unabhängig vom gewählten Behandlungsverfahren, Zielvorgaben für die Qualität des Restproduktes enthalten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während des Projektes hielten mehrere Projektpartner Vorträge über die Ergebnisse des Projektes und deren praktische Anwendung. Neben Veranstaltungen des Deutschen Alpenvereins (Hauptversammlung, Info-Tour) war dies das internationale DBU-Seminar in Benediktbeuern und siedlungswasserwirtschaftliche Fachveranstaltungen im In- und Ausland. Mehrere Veröffentlichungen sind bzw. werden in Fachzeitschriften publiziert, wie auszugsweise:
Becker, W.; Schön, M.; Wett, B.(2007): Solar-thermic sewage sludge treatment in extreme alpine environments. Water Science & Technology, Vol.56, No.11, pp 1-9.
Schönherr, Falk; Cyris, Thomas; Günthert, F. Wolfgang (2008): Belange des Bodenschutzes - Schwermetalle in Abwasser-Reststoffen. WasserwirtschaftWassertechnik, 10/2008, S.26-29.
Becker, W.; Schön, M.; Wett, B. (2008): Reststoffbehandlung und -entsorgung bei Kleinkläranlagen in Extremlagen. 2. Österreichischer Kleinkläranlagentag, ÖWAV-Seminar. Wiener Mitteilungen, Band 210, ISBN 978-3-85234-102-6, Wien.
Die Ergebnisse aus dem Forschungsvorhaben sind auch auf den Internetseiten der Universität der Bundeswehr München veröffentlicht: http://www.unibw.de/ifw/swa/Forschungsvorhaben/reststoffbehandlung


Fazit

Technologien zur Behandlung von Reststoffen zur Reduzierung des Volumens, Nährstoffen und pathogenen Keimen können dazu beitragen, Kosten zu sparen und Ressourcen zu schonen. Die Untersuchungen und die Dokumentation verschiedener -teilweise neu entwickelter- Technologien zeigt, dass mit diesen Techniken eine zielorientierte Behandlung möglich ist und die Reststoffe in ein transport- bzw. ablagerungsfähiges Produkt überführt werden können.
Bei der Auswahl eines Verfahrens sollten neben technischen und wirtschaftlichen Kriterien besonders standortspezifische Einflüsse und hüttentechnische Merkmale berücksichtigt werden. Der erarbeitete Empfehlungsleitfaden ist ein hilfreiches Werkzeug für die Planung und die Bemessung zur Reststoffbehandlung im Gebirge.

Übersicht

Fördersumme

50.000,00 €

Förderzeitraum

26.09.2007 - 26.09.2008

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik