Projekt 18383/01

Vorphase für ein Modellprojekt: Kooperative Ansätze des Naturschutzes in FFH-Gebieten – exemplarische Entwicklung und Umsetzung von Akzeptanzstrategien durch Landschaftspflegeverbände

Projektträger

Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e. V.
Feuchtwanger Str. 38
91522 Ansbach
Telefon: 0171 5836 921

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zentrale Herausforderung für den Naturschutz in Europa wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten die Umsetzung des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 sein. Aus Sicht des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege e.V. (DVL), des Dachverbandes der 134 Landschaftspflegeverbände in Deutschland, ist es hierbei zwingend, kooperative Strategien zur Umsetzung von Naturschutzzielen zusammen mit der Landnutzung zu entwickeln. Dies muss in sehr unterschiedlich strukturierten europäischen Schutzgebieten erfolgen, um so übertragbare Lösungsansätze für eine Kooperation von Naturschutz und Landnutzung in Natura 2000-Gebieten zu bekommen. Hierzu hat der DVL zusammen mit sechs auf regionaler Ebene tätigen Landschaftspflegeverbänden und vergleichbaren Organisationen nach intensiver Diskussion eine Projektskizze Kooperative Ansätze des Naturschutzes in FFH-Gebieten konzipiert, die grundlegende Aussagen zu Realisierungschancen, Perspektiven und Maßnahmen für ein derartiges Vorhaben aufzeigt.
In der von der DBU geförderten Vorphase wurde die vorliegende Projektskizze überarbeitet und konkretisiert, mit allen relevanten Akteuren abgestimmt sowie eine Zeit- und Projektplanung entwickelt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEine intensive Abstimmung mit allen relevanten örtlichen und regionalen Akteuren erfolgte in den folgenden sechs Gebieten:
o Mittleres Randowtal (Mecklenburg-Vorpommern)
o Landgraben-Dumme-Niederung (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt
o Mittlere Oder (Brandenburg)
o Medebacher Bucht (Nordrhein-Westfalen)
o Oberes Westerzgebirge (Sachsen)
o Bellheimer Wald und Queichtal (Rheinland-Pfalz)

Dabei wurde die Maßnahmen- und Zeitplanung deutlich konkretisiert. Die Vorphase diente auch derÜberprüfung der Tragfähigkeit der Vorhaben vor Ort. Schließlich hätte die fehlende Bereitschaft wichtiger Akteure zur Mitwirkung die Weiterarbeit im jeweils betroffenen Gebiet beendet.
Zu allen sechs Gebieten erfolgten von Seiten des DVL sowie der regionalen Partner (Landschaftspflegeverbände, Biologische Station) intensive Gespräche mit den Naturschutzbehörden, weiteren relevanten Verwaltungen, Kommunen, Naturschutzverbänden und Nutzergruppen. Hierbei zeigte sich sowohl das erhebliche Konfliktpotenzial als auch ein sehr geringer Kenntnisstand zum Thema FFH- und Vogelschutzrichtlinie bei den betroffenen Nutzern und Gemeinden. So konnte in der Vorphase das Wissen zu den europäischen Schutzgebieten verbessert und bereits konstruktive Gespräche zwischen Naturschutz, Nutzern und Kommunen vermittelt werden.
In allen sechs Gebieten konnte bei den geführten Abstimmungsgesprächen (im Durchschnitt erfolgten ca. 20 bis 30 Gespräche pro Gebiet) erfreulicherweise ein Konsens über jeweils naturschutzfachlich sinnvolle Maßnahmen, bei denen eine hohe Kooperationsbereitschaft von allen Seiten vorhanden ist, erzielt werden. Somit haben bei allen Gebieten die für die Projektumsetzung zwingend erforderliche Partner ihre Zustimmung zu den geplanten Maßnahmen gegeben. Neben diesen Maßnahmen stellte es sich in allen Gebieten heraus, dass dringend auf eine intensive Kommunikation und Information zwischen allen wesentlichen Akteuren bei der Durchführung von Maßnahmen ständig zu achten ist.
Auch die beteiligten Naturschutzministerien von Bund und Ländern haben das Projekt ausdrücklich begrüßt und intensiv bei der Konzeption mitgewirkt. Hierbei war nur in einem Bundesland anfangs erhebliche Skepsis vorhanden. In zahlreichen Gesprächen konnte jedoch in allen Ländern eine sehr konstruktive Mitarbeit der Naturschutzverwaltungen erzielt werden. Die Mitwirkung der Ministerien führte auch dazu, dass wichtige Unterlagen für das Projekt (z.B. Meldebögen, Kartierungen, vorhandene Pflegekonzepte, etc.) zur Verfügung gestellt wurden. Einige Ministerien haben auch eine finanzielle Unterstützung des Projektes bereits zugesagt.
Eine regional spezifische Modifikation von Agrarumweltprogrammen, wie dies für das Projekt wünschenswert wäre, wurde von allen Ländern wegen sehr massiver verwaltungstechnischer Schwierigkeiten abgelehnt. Als einzige, sehr sinnvolle Möglichkeit blieb ein Vorschlag des Ministeriums für Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz: Hier wurde eine Prämie vorgeschlagen, die Landwirte, die an Agrarumweltprogrammen teilnehmen, zusätzlich gewährt wird, sofern sie über die Agrarumweltprogramme hinaus spezifische Vogelschutzaspekte integrieren. Eine derartige Prämie wird deshalb in einem Projektgebiet erprobt.
Besonders erfreulich ist die Mitwirkung des Bundesumweltministeriums im Projekt. Hierbei besteht die Hoffnung, dass über ein F+E-Vorhaben des Bundesamtes für Naturschutz eine qualifizierte Betreuung des Projektes im Sinne einer Supervision und externen Beratung erfolgt, die zudem eine neutrale Evalu-ierung der Projektergebnisse sichert. Zu diesem Thema erfolgte eine kontinuierliche Abstimmung mit dem BfN.


Ergebnisse und Diskussion

Die geschilderten Arbeitschritte waren die Grundlage, um in der Vorphase einen Projektantrag an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt zu erarbeiten, in dem die angedachten Maßnahmen der Akzeptanzstrategien für FFH- und Vogelschutzgebiete umgesetzt und damit eine praktische Erprobung durchgeführt werden kann. Ziel ist es dabei, auf andere FFH- und Vogelschutzgebiete übertragbare Erfahrungen zu sammeln, um zusammen mit allen betroffenen Akteuren gemeinsam die hohen fachlichen Ansprüche der EU-Naturschutzgesetzgebung zu erfüllen.
Trotz sehr unterschiedlicher naturräumlicher Konstellationen und sehr unterschiedlicher Akteure vor Ort konnte dabei in allen sechs beteiligten Regionen eine sehr erfreuliche Entwicklung erreicht werden:
· Die jeweils wichtigsten Behörden und Schlüsselpersonen sind zu einer Projektmitarbeit bereit. Der Grad der Mitwirkungsbereitschaft ist dabei von der Akzeptanz des Projektes bis hin zur aktiven Unterstützung und der Übernahme von Aufgaben sehr unterschiedlich.
· In allen Regionen hat der Beteiligungsprozess deutlich länger als geplant benötigt. Dies ist nur teilweise mit dem Beginn des Projekts im Juni und der daran anschließenden Sommerpause begründet. Wichtiger scheint die Erfahrung, dass durch die Beteiligung zahlreicher unterschiedlicher Akteure diekritische Diskussion von geplanten Maßnahmen und die damit erforderlichen Rückkoppelungsschleifen ein erheblich größerer Zeitbedarf als anfangs kalkuliert erforderlich war. Andererseits hätte gerade angesichts der meist sehr konfliktbeladenen Naturschutzdiskussionen in den sechs Regionen ein Zeitdruck die Akzeptanz für das Projekt deutlich reduziert.
Eine sehr wichtige Erfahrung wurde in allen sechs Projektgebieten (einzig im Bereich Medebacher Bucht in deutlich abgeschwächter Form auf Grund der langen Vorgeschichte) gesammelt: Der Kenntnisstand über die Auswirkungen der Meldung von FFH- und Vogelschutzgebieten ist in allen betroffenen Regionen sehr gering. Bei beinahe allen Nutzern und Grundstückseigentümern bestehen erhebliche Unsicherheiten, die in massiven Widerstand gegen den Naturschutz umschlagen können und werden, sofern zukünftig nicht eine intensive Information und Kommunikation zwischen diesen Gruppen und dem Naturschutz betrieben wird. Es besteht die Gefahr, dass ähnlich wie bei der Meldung der Schutzgebiete an die EU auch bei der Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen in den Gebieten erhebliche Konflikte dadurch entstehen, dass die Integration der Nutzer durch die Naturschutzbehörden auf Grund unterschiedlicher Gründe (personelle Unterbesetzung, teilweise geringes Verständnis, Zeitdruck) vernachlässigt wird. Hier gilt es von Seiten des geplanten Projektes aufzuzeigen, dass ein kooperativer Naturschutzansatz nicht nur eine verstärkte Akzeptanz des Naturschutzes erfährt, sondern auch die naturschutzfachlichen Ergebnisse deutlich verbessert.
Insbesondere auch Vertreter aus den Naturschutzbehörden gaben bei zahlreichen Gesprächen an, dass der Projektschwerpunkt im Bereich von Kommunikation und Information gesetzt werden sollte. Es besteht bei den Behörden ein großes Interesse, erzielte Ergebnisse in diesem Bereich auf andere Europäische Schutzgebiete zu übertragen. Auf der anderen Seite wurde darauf hingewiesen, dass Kommunikation als quasi Trockenübung, d.h. ohne Umsetzung von konkreten Naturschutzmaßnahmen, keine Relevanz besitzt. Die Koppelung zwischen Kommunikation und Information auf der einen Seite mit der Umsetzung von fachlich dringlichen und von Nutzergruppen wenigstens einigermaßen akzeptablen Maßnahmen sollte deshalb im Vordergrund für das Projekt stehen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In allen sechs beteiligten Gebieten erfolgte eine intensive Informationsarbeit. Für den Projektforschritt war dabei die Öffentlichkeitsarbeit von relativ geringer Bedeutung, da diese eine erhebliche Gefahr beinhaltet hätte. Schließlich wollen in den Regionen die Schlüsselakteure im persönlichen Gespräch und nicht über die Zeitung von den geplanten Aktivitäten erfahren. Deshalb lag der Schwerpunkt jeweils auf intensiven Gesprächen mit einzelnen Akteuren sowie Gesprächen mit allen beteiligten Gruppen. Darauf aufbauend wurde das angedachte Projekt in einigen Regionen in der Presse vorgestellt. Auf mehreren Veranstaltungen und Fachtagungen wurde vom DVL der Projektansatz zur Diskussion gestellt.


Fazit

Mit der Vorphase konnte aus Sicht des DVL eine sehr gute und erfolgversprechende Grundlage für die praktische Erprobung von Akzeptanzstrategien für FFH- und Vogelschutzgebieten geschaffen werden.

Übersicht

Fördersumme

39.405,27 €

Förderzeitraum

08.06.2001 - 28.02.2002

Bundesland

Bundesrepublik Deutschland

Schlagwörter

Bundesrepublik Deutschland
Naturschutz
Umweltkommunikation