Projekt 17901/01

Entwicklung und Lernen in Lokalen Agenda-Prozessen durch grenzüberschreitende europäische Zusammenarbeit

Projektträger

Universität LüneburgInstitut für Umweltkommunikation
Scharnhorststr. 1
21335 Lüneburg
Telefon: 04131/781721

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Gegenstand des Projekts ist die Entwicklung von Umweltkommunikation und Partizipationsformen in Lokalen Agenda 21-Prozessen unter besonderer Berücksichtigung von Wirtschaft, Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) durch europäische Zusammenarbeit. Damit werden drei wichtige Akteursgruppen lokaler Agenda-Prozesse angesprochen, die bisher in unterschiedlicher Weise in LA 21-Prozesse involviert sind. Aufgabe des Projekts ist, durch konkrete Projekte und dabei zu entwickelnde Arbeits- und Kommunikationsformen ihre Beteiligung zu verbreitern, um damit in den beteiligten Kommunen und Regionen auch langfristig tragfähige Verbesserungen der Umweltsituation im Sinne nachhaltiger Entwicklung zu ermöglichen und Hinweise darauf erhalten, wie man diese Entwicklung fördern kann.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn vier Kommunen und ihren Regionen aus Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz werden zu den Handlungsfeldern Konsum und Nachhaltigkeit/ Dritte Welt länderübergreifend bestehende Probleme, Interessen und Arbeitsansätze der beteiligten Akteure hinsichtlich der damit verbundenen ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Fragen formuliert. Auf dieser Grundlage werden solche Projekte identifiziert, die sich in Kooperation und durch gegenseitigen Austausch der Partner entwickeln und realisieren lassen, die im Sinne nachhaltiger Entwicklung sind und zugleich Wirtschaft und Gewerkschaften (wie bisher schon NGOs) zu einer langfristigen Zusammenarbeit gewinnen. Eine qualifizierte Mitwirkung von Wissenschaft und Bildungsinstitutionen wird sich auf Bestandsaufnahmen, auf die Formulierung von Entwicklungspotentialen in den vier Kommunen, von Handlungsoptionen und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen sowie geeignete Formen der Kommunikation und Kooperation richten. Die länderübergreifende Zusammenarbeit wird durch gemeinsame Workshops und elektronische Medien realisiert.


Ergebnisse und Diskussion

Es wurden vier Workshops durchgeführt, an denen Akteure der Lokalen und Regionalen Agenda 21 aus den vier Partnerstädten/-regionen Graz (Österreich), Langenthal/ Bern (Schweiz), Modena/ Emilia-Romagna (Italien) und Lüneburg teilgenommen haben - VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Verbänden, Kammern, Bildungseinrichtungen und Universitäten. Dabei wurde auf der Grundlage eines Austausches über die jeweiligen Lokalen und Regionalen Agenda 21-Prozesse die gemeinsamen inhaltlichen Themenfelder identifiziert, die für alle Beteiligten von Bedeutung sind und deren grenzüberschreitende Bearbeitung den Nachhaltigkeitsgedanken verbreitern und konkrete Umweltveränderungen und zukunftsorientierte Innovationen anstoßen könnten. Dazu gehören insbesondere eine nachhaltigkeitsorientierte Stadt- und Regionalentwicklung und (auch im Zusammenhang damit) Fragen nachhaltiger Produkte, Technologien und Dienstleistungen auf den Gebieten des Bauens und Wohnens, inkl. von Energiefragen sowie Fragen der Textilen Kette. Als Arbeitsformen wurden solche herausgearbeitet, die einerseits Nachhaltigkeit breiter und verständlicher kommunizieren, andererseits den bereits nachhaltig Wirtschaftenden Marketingmöglichkeiten eröffnen und zudem - insbesondere auch durch die kulturellen Besonderheiten der vier Länder und der Entwicklungen in den vier Partnerstädten und -regionen Innovationen im Sinne nachhaltiger Entwicklung anstoßen. Die überregionalen Workshops wurden durch regionale und lokale Arbeitszusammenhänge vor- und nachbereitet, so dass in dem Entscheidungsfindungsprozess weit mehr Akteure als die TeilnehmerInnen der Workshops einbezogen waren und sind. Die beteiligten Gebietskörperschaften und die Wissenschaftler haben sich auf ein gemeinsames umfassendes Vorhaben verständigt, das diesen Ansprüchen gerecht wird: das Schaufenster für eine nachhaltige Entwicklung. Gegenwärtig sind die Vorbereitungen zu dessen Realisierung angelaufen; Wirtschaft, Kammern und Verbände sind daran beteiligt, ebenso Bildungseinrichtungen und Wissenschaft. Der gemeinsame Arbeitsprozess hat zudem dazu geführt, dass das Projekt ELLA - ein auch phonetisch in deutschsprachigen Ländern sehr wirksames Akronym - zu einem Bestandteil der jeweiligen Lokalen und Regionalen Nachhaltigkeitspolitik geworden ist - bis hin in die offiziellen Zielsetzungen der Kommunen. Die Arbeitsbeziehungen zwischen Politik und Verwaltung sowie insbesondere auch Betrieben, Verbänden und Kammern mit der Wissenschaft konnten auf eine verlässliche Grundlage gestellt werden. Als ein Ergebnis des Abschluss-Workshops wurde die Notwendigkeit wissenschaftlich begründeter und begleiteter Arbeitsprozesse für eine Verbesserung der Nachhaltigkeitsbilanz ausdrücklich hervorgehoben. Ein Ergebnis des Projekts sind somit auch in allen vier Ländern neue formalisierte Arbeitsbeziehungen zwischen den genannten Akteuren der Lokalen Agenda 21 einerseits und den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen andererseits auf lokaler/ regionaler Ebene. In Lüneburg haben sich - als Ergebnis der lokalen und regionalen Projektzusammenhänge - Bildungseinrichtungen zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Aufgabe im Rahmen der Lokalen Agenda 21 zu entwickeln und zu kommunizieren. Die Idee und Aufgabe von ELLA ist zudem in die Schwerpunktsetzung beteiligter wissenschaftlicher Institute aufgenommen worden; eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Hochschulen in Forschung, Entwicklung aber auch in der Lehre (z.B. durch themenbezogenen Studierendenaustausch) zeichnet sich ab. Im Rahmen des gemeinsamen transdisziplinären Arbeitsprozesses konnten Fragen und Projektskizzen generiert werden, die neue Perspektiven für die Forschung zu Nachhaltigkeit aufzeigen: insbesondere auf dem Gebiet von Umweltkommunikation zum Nachhaltigkeitsdiskurs, zu Fragen der Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen am Agenda-Prozess, zur Zusammenarbeit von Technikwissenschaft, Raumwissenschaften und Sozialwissenschaften zur Frage von Nachhaltigkeitskriterien, zur Beteiligung von Schulen am Lokalen Agenda 21-Prozess. Zwischen beteiligten Betrieben hat ein direkter Austausch über Produktion und Marketing von nachhaltigkeitsorientierten Produkten, Dienstleistungen und Technologien begonnen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt hat sich als Teil der Öffentlichkeit verstanden und seine Arbeit auch so organisiert und kommuniziert. Die Workshops im Rahmen des Projekts haben am Ort jeweils neue Akteure des Lokalen und Regionalen Agenda 21 einbezogen. Zu den überregionalen Workshops war zudem die Presse eingeladen; Berichte in lokalen, regionalen, in der Schweiz auch in überregionalen Zeitungen sind erschienen. Die Handwerkskammer Lüneburg-Stade hat das Projekt selbst in ihre eigene Pressearbeit zu Nachhaltigkeitsfragen aufgenommen. Das Projekt wurde in lokalen und regionalen Gremien der Kommunen und Regionen (Umweltpolitik, Bildungspolitik und Wirtschaftspolitik), der Handwerkskammer, der IHK, der Wirtschaftslandgemeinde (Schweiz) vorgestellt und diskutiert.


Fazit

Durch neue Kommunikations- und Partizipationsformen konnten die Akteure der Lokalen/ Regionalen Agenda 21 in einem gemeinsamen Arbeitsvorhaben zusammengeführt werden. Es ist ein Handlungsprogramm für die jeweiligen lokalen/ regionalen Agenda 21-Prozesse formuliert worden, das auch der grenzüberschreitend europäischen, aber auch der globalen Dimension nachhaltiger Entwicklung gerecht wird. Die grenzüberschreitende europäische Zusammenarbeit war zum einen ein die Einbeziehung wirtschaftlicher Akteure in das Gesamtprojekt förderndes Moment, zum anderen hat sie bereits zu ganz konkreten Austauschs- und Kooperationsbeziehungen geführt bzw. diese eingeleitet: auf dem Gebiet des Handwerks, zwischen Firmen, die Kooperationsinteressen in der Entwicklung und dem Vertrieb nachhaltigkeitsorientierter Produkte und Technologien haben, von Bildungseinrichtungen und nicht zuletzt wissenschaftlichen Einrichtungen. Das Schaufenster ist eine Kooperations- und Kommunikationsform für nachhaltige Entwicklung, die von allen Beteiligten als gemeinsame Arbeitsgrundlage verstanden wird. In ei-nem gemeinsamen, wissenschaftlich begleiteten und koordinierten Vorhaben werden Chancen für Marketing nachhaltigkeitsorientierter Produkte, der Verbreitung des Nachhaltigkeitsgedankens und für Anstöße von Innovationen im Sinne nachhaltiger Entwicklung gesehen.

Übersicht

Fördersumme

99.630,34 €

Förderzeitraum

01.02.2001 - 31.05.2002

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Umweltkommunikation