Projekt 17648/01

Natürliche Wiederbewaldung nach Sturm? – Hilfen zur Entscheidungsfindung –

Projektträger

Fachhochschule WeihenstephanFachbereich Forstwirtschaft
Am Hofgarten 4
85354 Freising
Telefon: 08161/71-3693

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Sturmschäden im Wald werden wiederkehren und wieder vergessen werden. Die Frage Was kann nach Sturmschadensereignissen getan werden, um stabile und naturnahe Wälder entstehen zu lassen? ist für (private) Waldbesitzer bislang unbefriedigend oder gar nicht beantwortet worden. Um naturnahe, stabile und leistungsfähige Mischwälder verstärkt zu begründen, sind Lösungen aufzuzeigen und zu vermitteln. Folgende Ziele bestanden:
1. Herausarbeiten der Merkmale, die zur Abschätzung des natürlich vorhandenen Verjüngungspotenzi-als dienen können.
2. Feststellung, welche Zeithorizonte zum Handeln bestehen.
3. Prüfung, ob ein betont einfaches Inventurverfahren zur Beurteilung der ggf. vorhandenen Verjüngung besteht, bzw. erstellt werden kann.
4. Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse in einer möglichst leicht zu erfassenden und nachvollziehbaren Form.
5. Darstellung von Handlungsalternativen.
6. Verbreitung des Wissens an Waldbesitzer und Interessierte.
Die Ziele lassen sich am besten erreichen durch das Erstellen einer operationalen Entscheidungshilfe in Form eines Merkblattes für private Waldbesitzer, um die naturnahe Wiederbewaldung von Sturmflächen zu erleichtern. Die Kombination von ökologischen und ökonomischen Zielen soll gefördert werden.
Der Transfer von Handlungswissen von wissenschaftlich arbeitenden Einrichtungen direkt zum privaten Waldbesitzer, die konkrete Anwendung ökologischer Erkenntnisse und das grundsätzliche Zulassen natürlicher Prozesse bei der Wiederbewaldung von im Privateigentum stehenden Waldflächen, ist ein Novum. Vergleichbare Vorhaben existieren unserem Wissen nach nicht. Praktikabel umgesetztes Expertenwissen soll die Entwicklung naturnaher, mehreren Funktionen dienender Wälder beschleunigen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden7 Schritte sind erforderlich:
1. Definition einzelner Ziele der Adressaten;
2. Herleitung der Referenzgrößen: Baumartenzusammensetzung der wichtigen natürlichen Waldgesell-schaften sowie Darstellung standortsgerechter Baumarten;
3. Beurteilung der auf Sturmschadensflächen vorhandenen und zu erwartenden Verjüngung nach Qualität und Quantität;
4. Abschätzung biotischer und abiotischer Risiken;
5. Handlungsempfehlungen erarbeiten;
7. Verweise auf weitere Informationsquellen;

Die Methoden können in drei Gruppen klassifiziert werden:
1. Extraktion mit Herausarbeiten kardinaler Merkmale (Indikatorvariablen) der heute vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Sturmschadensforschung, die zu einem hohen Anteil aus eigenen Untersuchungen der Projektteilnehmer entstammen.
2. Simulationsrechnungen und Tests vorliegender Daten hinsichtlich eines für Waldbesitzer praktikablen und ausreichend zuverlässigen Stichprobenverfahrens zur Ermittlung der Baumverjüngung auf Sturmschadensflächen. Diese Fragestellung ist bislang weitgehend unbearbeitet, denn wissenschaftliche Untersuchungen erfordern i. d. R. komplexe Verfahren.
3. Entwicklung eines Entscheidungssystems durch Reduktion der komplexen Konstellationen auf ein allgemein verständliches und dennoch vertretbar vollständiges Maß, einschließlich der adäquaten Veranschaulichung.
4. Überprüfen der Akzeptanz der Entwürfe bei Vertretern der Zielgruppe (Waldbesitzer) und ggf. Anpassung.


Ergebnisse und Diskussion

Das Projekt schließt erfolgreich mit einem farbigen, 8-seitigen Merkblatt zur Natürlichen Wiederbewaldung von Sturmschadensflächen ab. Zahlreiche Abstimmungen mit Forstpraktikern gingen voraus.
Das Merkblatt setzt in hohem Maße auf visuelle Elemente zum Wecken des Interesses am Thema und zur Informationsvermittlung. Der interessierte Waldbesitzer kann sich nun selbst Informationen über die in dem für Ihn maßgebenden Gebiet denkbaren Baumarten erarbeiten. Für den konkreten Einzelfall vor Ort ist jedoch das Gespräch mit dem Förster unbedingt sinnvoll, da somit die Informationen der Standortkartierung eingesetzt werden können. Auf diese Weise wird Fehlentscheidungen bei der Baumartenwahl vorgebeugt. Durch ein vereinfachtes, leicht nachvollziehbares Aufnahmeverfahren der Verjüngung können nunmehr zu erwartende Entwicklungen erkannt, pauschale Überpflanzungen vermieden und voraussichtlich erforderliche Pflegemaßnahmen eingeschätzt werden. Im Dialog mit dem Förster können bei Bedarf Details festgelegt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Bei der Messe INTERFORST 2002 wurden bereits mehr als tausend Exemplare nachgefragt und verteilt. Das Merkblatt wird über die Bayerische Staatsforstverwaltung auch an Waldbesitzer verteilt und in der Beratung eingesetzt. Es wird im Internet mit weiterführenden Links versehen. Rückfragen sollen an den sachkundigen Förster gerichtet werden. Die Bearbeiter können ferner über die extra eingerichtete Mailadresse wiederbewaldung@forstzentrum.de angesprochen werden. Die Fachpresse wird entsprechend informiert.
(Als Fortführung ist eine interaktive Internetfassung mit umfassenden ökologischen und ökonomischen Hintergrundinformationen im Rahmen eines separaten Projektes angedacht.)


Fazit

Das Projekt zeigt, es ist im Waldbau möglich ist, Expertenwissen in vertretbar vereinfachter Form aufzubereiten, ansprechend darzustellen und in die Forstpraxis zu transferieren. Gezeigt hat sich jedoch auch, dass der Förster als Berater notwendig ist, da im konkreten Fall Entscheidungen besprochen werden sollten, um Fehleinschätzungen mit langfristigen Auswirkungen wirksam zu vermeiden.
Ein erstes Echo ist positiv ausgefallen. Hervorgehoben wurde die ansprechende Aufmachung des Merkblattes, die aktive Einbindung des Waldbesitzers in die Datenerhebung und die Beratung durch den Förster.

Übersicht

Fördersumme

15.486,01 €

Förderzeitraum

15.02.2001 - 31.10.2001

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation