Projekt 17400/71

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Neuen Traunsteiner Hütte auf der Reiteralpe auf 1.560 m ü. NN in den Berchtesgadener Alpen/Deutschland

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Traunstein
Bahnhofstr. 18 A
83278 Traunstein
Telefon: 0861-69399

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Abwässer der Neuen Traunsteiner Hütte wurden bis zum Projekt über eine Dreikammergrube (Nutzinhalt 30 m³) mechanisch gereinigt und dann versickert. Diese Anlage entsprach nicht mehr dem Stand der Technik.
In der vorangegangenen Planungsphase AZ 17400/51 waren bereits die integralen Planungsleistungen für eine neue Abwasserentsorgungsanlage von der DBU gefördert worden.
Ziel des Demonstrationsprojektes war es, die Abwasserreinigung dem Stand der Technik anzupassen. Dazu war eine biologische Hauptreinigungsstufe notwendig. Als Ablaufgrenzwerte wurden aus den geltenden Verordnungen für BSB5 40 mg/l und für CSB 150 mg/l ermittelt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAufgrund der Ergebnisse des Evaluierungsprojektes erfolgte eine Umplanung der Abwasserreinigung vom ursprünglich geplanten Tropfkörper zum bepflanzten Bodenfilter. Durch den geringen Energieaufwand des errichteten Bodenfilterkörpers war die Errichtung einer eigenen Energieversorgung nicht notwendig. Weiter war kein Betriebsgebäude für die Tropfkörper und somit keine Solaranlage für die Heizung des Betriebsgebäudes erforderlich.
Folgende Anlage wurde ausgeführt: Die Küchenabwässer werden über einen Fettabscheider geleitet und im Folgenden mit den anderen Abwässern zusammengeführt. Zur Vorreinigung wurden 2 neue Kunststoff-Absetzbecken gesetzt, wobei eines zweigeteilt ist. Die bestehende 3-Kammer-Absetzanlage wird für die Abwasserreinigung nicht mehr benötigt und wird nunmehr als Regenauffangbecken verwendet. Als biologische Reinigungsstufe wurde ein bepflanzter Bodenkörper ca. 60 m westlich der Hütte errichtet. Die biologische Reinigungsstufe ist auf 65 Einwohnerwerte (EW60) dimensioniert und wurde daher mit einer Fläche von 130 m² ausgeführt (2 m²/EW). Die Beschickung erfolgt intermittierend über eine Abwasserpumpe. Die biologisch gereinigten Abwässer werden über eine neu errichtete Sickerstrecke flächig in den Untergrund verbracht. In einem Betriebsgebäude, welches unmittelbar unterhalb der Dreikammergrube errichtet wurde, ist die Filtersackanlage zur Entwässerung des Klärschlammes untergebracht. Der in der 3-Kammer Anlage anfallende Schlamm gelangt im freien Gefälle in die Filtersackanlage. Dort wird er zuerst entwässert, anschließend mineralisiert und letztendlich auf die bewilligte Fläche ausgebracht. Die geplanten Maßnahmen wurden wasserrechtlich bewilligt (Bescheid des Landratsamts Berchtesgadener Land vom 22.04.2009) und dann zur Ausführung ausgeschrieben. Das Leistungsverzeichnis wurde an sechs Firmen verschickt, wovon drei ein Angebot legten. Im Zuge der Verhandlungen kristallisierte sich die Fa. Beto Gaderer Tiefbau GmbH aus St. Lorenz, Oberösterreich, als Bestbieter heraus. Baubeginn war Mitte Juni 2009. Die Arbeiten konnten Anfang Oktober 2009 abgeschlossen werden.


Ergebnisse und Diskussion

Für den Bereich der Reinigung und Entsorgung der Abwässer konnte die Zielsetzung der vollbiologischen Reinigung voll und ganz realisiert werden. Zur ursprünglichen Zielsetzung konnte dahingehend sogar eine Verbesserung erreicht werden, dass das gereinigte Abwasser nicht mehr punktuell beim bestehenden Sickerschacht in den Untergrund verbracht, sondern über eine Sickerstrecke in einer Länge von 25 m in den aktiven Bodenkörper (Humusschicht) verrieselt wird und somit eine zusätzliche Filterung und Reinigung erfolgt.
Weiter konnte durch die Errichtung eines bepflanzten Bodenfilters und die Ausnützung der natürlichen Gefällesituationen (Ablauf im freien Gefälle zur Filtersackanlage, Errichtung des bepflanzten Bodenfilters in einer Geländemulde etwa. 3 m unter GOK des Pumpschachtes) der Energieverbrauch für die Abwassersammlung und Abwasserreinigung minimiert werden. Der Fettabscheider verbraucht keine Energie, die Beschickerpumpe zum Pflanzenbeet mit einer Leistung von 0,6 kW weist einen durchschnittlichen Tagesverbrauch von 0,15 kW/h pro Tag (0,15 x 100 Tage = Jahresverbrauch von 15 kW/h pro Jahr) auf.

Die Ablaufgrenzwerte lt. Verordnung für BSB5 40 mg/l und für CSB 150 mg/l werden eingehalten. Durch die Verwendung von Leka Blähtongranulat (spezifisches Gewicht von ca. 0,4) als Bodenkörper in der Pflanzenkläranlage konnte der Hubschraubertransport gegenüber Sand (spezifisches Gewicht von etwa 1,7) auf 1/5 reduziert werden.

Die Schlammlinie wurde sehr wartungsfreundlich mittels Filtersackanlage geplant und organisiert. Der Primärschlamm aus der 3-Kammer Faulanlage wird mittels Kanalrohre im freien Gefälle 1- bis 2-mal pro Jahr zur Filtersackanlage geleitet. Der Schlamm entwässert in den Filtersäcken, das abtropfende Filtratwasser wird mittels Tauchpumpe in die 1. bzw. 2. Kammer der mechanischen Stufe zurückgepumpt. Die Säcke verbleiben 1 Jahr in der Filtersackanlage, wo der Schlamm getrocknet und mineralisiert wird. Der Hüttenwirt kann mit dem Klein-LKW direkt zur Filtersackanlage zufahren, die Filtersäcke aufladen und zur rund 50 m entfernten bewilligten Ausbringungsstelle verfrachten. Der Energieaufwand der Filtersack-anlage beläuft sich auf etwa 1 kW/h pro Jahr für die Rückführung der Sickerwässer aus den Filtersäcken in die 3-Kammer-Absetzanlage.

Aus ökologischer Sicht (Reinigung der Abwässer und des Klärschlammes), aus ökonomischer Sicht (geringer Energieverbrauch) und aus Sicht der Wartung und des Betriebs (geringer Wartungsaufwand durch den Hüttenwirt bzw. dem Haustechniker Herr Schneeweiss) entspricht die errichtete Abwasseranlage den Zielsetzungen und kann für Hütten mit einem ähnlichen Charakter empfohlen werden.

Die Anlage wird mit voller Zufriedenheit des Hüttenwirtes und Hüttenwartes betrieben.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Schutzhütten und deren Umweltschutzprojekte stehen besonders in der Aufmerksamkeit des öffentlichen Interesses. Besonders bei Schutzhütten mit hohem Bekanntheitsgrad und zahlreichen naturbegeisterten Besuchern ist ein großer Multiplikatoreffekt gegeben.

Das Demonstrationsprojekt wurde und wird durch mehrere Plattformen bzw. Informationen und persönlichen Kontakt der Wirtsleute und Gäste vorgestellt und bekannt gemacht. Dem Projekt der Abwasserbe-handlung wurde ein ausführlicher Bericht in den Jahresmitteilungen der Sektion Traunstein gewidmet. Weiter wurde das Projekt in Benediktbeuern und bei der Solartagung von Grammar Solar auf der Neuen Traunsteiner Hütte präsentiert.


Fazit

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Projektziele in vollem Umfang erreicht wurden.
Zudem wurde eine Reduktion der Betriebskosten erzielt. Wie geplant ist ein automatischer Betrieb der Abwasserreinigung möglich; der Energieaufwand ist so gering, dass keine zusätzlichen Fotovoltaikflächen erforderlich sind. Für die Schlammtrocknung ist keine Beheizung notwendig, womit diese ohne Energieaufwand betrieben werden kann.

Die gesamte Abwasserreinigung und Entsorgung inklusive Schlammlinie stellt sich - damit wurde das ursprüngliche Projektziel erreicht - als sehr wartungsfreundlich heraus. Eine zusätzliche Kosteneinsparung gegenüber der ursprünglichen Antragstellung konnte bei der Realisierung durch optimale Abstimmung der Planung zu den räumlichen Gegebenheiten, durch die Gewichtseinsparung beim Bodenfilter und durch die Einsparung des Energieaufwandes erreicht werden.

Übersicht

Fördersumme

192.188,00 €

Förderzeitraum

01.03.2006 - 01.03.2008

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik