Projekt 17400/66

örderung von Planungsleistungen für das geplante Projekt Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Ostpreußenhütte auf 1.630 m ü. NN im Hochkönigmassiv des Salzburger Kalkalpenge[…]

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Königsberg/Pr.
Rolf-Pinegger-Str. 14
80689 München
Telefon: 0 89 - 700 654 72

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die technischen Ver- und Entsorgungssysteme auf der Ostpreußenhütte der DAV Sektion Königsberg entsprachen in ökologischer und ökonomischer Hinsicht nicht mehr dem Stand der Technik. Da die Hütte im Gebiet der Salzburger Kalkalpen liegt, konnten die Abwässer sehr schnell und unkontrolliert ablaufen. Im Karstgebiet erfolgt keine Selbstreinigung beim Abfließen. Durch die fehlende Entkeimung werden die Grenzwerte nicht eingehalten. Daher wurde von der Bezirkshauptmannschaft St. Johann eine Nachrüstung der Abwasserreinigung gefordert. Die DAV-Sektion Königsberg war daher gezwungen, das Ver- und Entsorgungssystem der Hütte zu überarbeiten und die dafür notwendigen Versorgungssysteme umbauen oder erneuern zu lassen. Der erste Schritt der durchzuführenden Planungsuntersuchung war, die verschiedenen Lösungsvarianten zu analysieren, zu prüfen und gegeneinander abzuwägen. Ziel der Untersuchung sollte die Darlegung der Lösungsvarianten sein, mit allen Vor- und Nachteilen, Bewertungen einschließlich einer Handlungsempfehlung. Diese sollten hinsichtlich Inhalt, Form und Umfang dem allgemein anerkannten Stand des Handelns entsprechen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls mögliche Varianten wurden untersucht:
A Belebungsanlage für biologische Abwässerreinigung unter Verwendung der bestehenden Abwasserklärbehälter einschl. Energieversorgung.
B Dezentrale Abwasserreinigungsanlage nach dem Tropfkörperverfahren mit Energieversorgung durch Blockheizkraftanlage
C Anschluss an das öffentliche Ver- und Entsorgungsnetz der Gemeinde Werfen (Dielalm).


Ergebnisse und Diskussion

Situation bis dato:
Die elektrische Installation war auf 230 Vac Wechselstrom und 400 Vac Drehstrom ausgelegt. Jeder Raum war beleuchtet. Die Versorgung der Verbraucher erfolgte über den direkten Betrieb eines der bei-den Dieselaggregate (zwei ‚Perkins Baujahr 1988; 27,5 kVA; 22 kW; 3.200 l Diesel pro Jahr). Auch die Materialseilbahn (7,5 kW) war mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Als Notstromeinrichtung war bis dahin eine kleine 24 Vdc Batterieanlage im Einsatz. Diese wurde über zwei kleine Solarmodule und über ein Autoladegerät übers Aggregat geladen. Die Batterien waren mit 250 Ah etwas zu groß für die kleinen Module. Auch waren vier Batterien im Einsatz, wobei lediglich zwei nur im Wechselbetrieb waren.
Ein Küchenherd einschließlich Backrohr wurde über eine außen angebrachte Flüssiggasanlage mit 33 kg Flaschen betrieben (Verbrauch 13.500 kWh/a). In der Küche war ein Gasdurchlauferhitzer eingebaut. Zusätzlich wurden ein Kühlschrank und zwei Tiefkühltruhen mit Gas betrieben. Geheizt wurde in der Hütte über insgesamt drei verschiedene Holzheizungen (zwei Öfen und Holzherd in der Küche). Warmwasser wurde in der Küche über den Holzherd und mittels eines Holzboilers im Privatbad erzeugt.
Eine nach dem Stand der Technik erforderliche Brandschutzanlage lag zur Genehmigung der Bezirks-hauptmannschaft St. Johann vor.

Künftige Situation:
Um die Hütte so weit wie möglich auf regenerative Energieträger umzustellen, war geplant, dass ein Blockheizkraftwerk mit 22 kWel auf Pflanzenölbasis die Grundversorgung (Batterien; Verbraucher, wie: Seilbahn, Geschirrspüler, Wasserpumpe, Waschmaschine) sicherstellt. Die Abwärme des BHKW sollte mit Hilfe eines Brauchwasserspeichers/Pufferspeichers für die Warmwasserversorgung, teilweise die Beheizung der Hütte sowie die schnelle Trockenraumbeheizung verwendet werden. Zudem sollte eine kleine Photovoltaikanlage (2,5 kWp) die elektrische Versorgung der Hütte unterstützen (Grundlast: Beleuchtung, kleinere Verbraucher, Abwasseranlage). Als Puffermedium für die elektrische Energie war eine Batterieanlage mit 24 Vdc Nennspannung geplant. Über diese sollte zudem ein bidirektionaler Wech-selrichter so betrieben werden, dass auch ohne Betrieb des BHKW das Wechselstromnetz mit 3,3 kWel Leistung der Hütte zur Verfügung stand. Des Weiteren erfolgte eine Umstellung auf neue sparsame elektrische Geräte. Die Warmwasserbereitung und die Beheizung einzelner Räume der Hütte konnte über die Abwärme des BHKW und über ein Heizungssystem mit 800 l Pufferspeicher und Frischwasseraufbereitung erfolgen. Für das Kochen und die schnelle Essensbereitung sollte weiterhin Flaschengas verwendet werden.

Die Abwasseranlage bestand bis dato aus einer 3-Kammeranlage (11 m3 Nutzvolumen). Diese sollte künftig als mechanische Vorreinigung genutzt (Vorklärung; Fettabscheidung; Puffer) und um eine biologische Stufe (zwei bewachsene Bodenfilter: 40 m2 Fläche vertikal durchströmt, 45 m2 horizontal) erweitert werden. Die Volumenreduzierung des Klärschlamms sollte durch eine solare Schlammtrocknungsanlage (Fa. Grammer Solar) erreicht werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des anschließenden Demonstrationsprojektes sollten die Projektergebnisse in Fachjournalen und sonstigen Printmedien (Handzettel/Flyer) veröffentlicht und auf Fachveranstaltungen, wie z. B. die Internationalen Fachseminare Umweltgerechte Ver- und Entsorgungskonzepte für Berg- und Schutzhütten im ZUK Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern präsentiert werden


Fazit

Im Ergebnis der Planungsphase war die Dimensionierung der auf der Ostpreußenhütte geplanten Energie- versorgungskomponenten insgesamt plausibel. Das Ziel der vermehrten Nutzung der regenerativen Energien, um damit die Primärenergieträger Gas, Benzin und Diesel soweit wie möglich zu reduzieren und neben der saubereren Energieerzeugung auch die Gefahren bei der Lagerung dieser Stoffe zu minimieren, konnte mit dem neuen Konzept erreicht werden.
Das Demonstrationsprojekt AZ 17400/79 wurde am 28.02.2006 als 24. Berg- und Schutzhütte, die durch die DBU im Rahmen der Ausschreibung AZ 17400 gefördert wurde, bewilligt. Das Bewilligungsschreiben wurde im Rahmen des sechsten Internationalen Fachseminars Umweltgerechte Ver- und Entsorgungskonzepte für Berg- und Schutzhütten am 03.03.2006 im ZUK Zentrum für Umwelt und Kultur Benedikt-beuern übergeben.

Übersicht

Fördersumme

4.664,00 €

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik