Projekt 17400/55

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme für ausgewählte Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Wolfratshauser Hütte auf 1.753 m ü. NN in den Lechtaler Alpen/Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Wolfratshausen
Am Bruckerfeld 19
82547 Eurasburg
Telefon: 08171 / 17116

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlass des Vorhabens waren Mängel bei der Energieversorgung für Heizung und Warmwasser und bei der Isolierung der Wolfratshauser Hütte gegen Wärmeverluste. Die Zielsetzung bei den Sanierungs-Maßnahmen lag schwerpunktmäßig
- bei der Minimierung des Wärmebedarfs der Hütte durch geeignete Dämmmaßnahmen und
- beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe für Heizung und Warmwasserbereitung.
Ein zeitgemäßer Brandschutz und die Reduzierung des Energieverbrauches bei den Küchengeräten waren weitere Punkte, die bei der Sanierung beachtet wurden. Die Verwendung der Holzständerbauweise mit entsprechenden Dämmmaßnahmen ist eine verhältnismäßig neue Technologie bei Bauten in dieser Höhe. Auch eine Pelletheizung wird in einer Berghütte heutzutage nur in äußerst wenigen Fällen eingesetzt. Daher haben diese Realisierungen
Demonstrations-Charakter für Berghütten in vergleichbarer Lage.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEin Energiekonzept für die Wolfratshauser Hütte war der Ausgangspunkt für die Bauplanung; es legte Mindestanforderungen für den Wärmedurchlass der verschiedenen Gebäudeteile fest und bewertete die beiden Varianten Gas und Holzpellets für die Erzeugung der Wärmeenergie. Das Energiekonzept war Basis für die Planungen der Fa. Holzbau Saurer für die Ausführung der Wand-, Decken-, Boden- und Dachstruktur und für die Auslegung der Heiz- und Warmwasserbereitungsanlage mit Holzpellets; durch diese Anlage entfällt die bisher für die Warmwasserbereitung benötigte elektrische Energie.
Bei der Bauausführung wurden im Bereich Betonbau (Keller und Vorratsraum) geeignete Dämmstoffe gemäß den Planungsberechnungen eingesetzt. Erd- und Obergeschoss wurden in Holzständerbauweise aufgeführt, wobei das Dämm-Material bei der Vorfertigung der Wände in der Fabrik eingebracht wurde; die Montage der vorgefertigten Wände erfolgte auf der Baustelle. Eine ähnliche Methode wurde bei Fertigung und Montage der Dachelemente eingesetzt. Das Rohrsystem für Heizung und Warmwasser wurde ebenfalls gegen Wärmeverluste entsprechend gedämmt.
Bei der Nutzung der sanierten Hütte sollte besonders auf qualifiziertes Betreiben der Heizung geachtet werden. Der Verbrauch der Energie sollte überwacht werden, um ggf. Schwachstellen in der Dämmung aufzudecken und zu beheben.


Ergebnisse und Diskussion

A. Sanierungsarbeiten
Bei Planung und Ausführung der Sanierungsarbeiten wurden die Vorgaben des Energiekonzeptes strikt berücksichtigt. Hauptziel war eine ausgeprägte Wärmedämmung. Eine typische Wand beinhaltet (vereinfacht) folgende Elemente (von außen nach innen): Holzschalung, Lattung, Windpapier, Holzwallplatte (60 mm), Gipsfaserplatte, Dämmung mit 160 mm Mineralwolle, Dampfbremse und eine weitere Gipsfaserplatte. Der Dachaufbau sieht wie folgt aus: beschichtetes Falzblechdach, Holzschalung, Unterdachbahn, Kasten mit darin enthaltener 240 mm Dämmung. Die im Untergeschoss installierte Pelletheizung ÖKOFEN PE32 mit einer Nennleistung von 31 kW dient sowohl zur Heizung der Räume als auch zur Bereitstellung des Warmwassers. Eine gute Wärmedämmung sollte den Pellet-Bedarf so gering wie möglich halten. Bei den Ersatzbeschaffungen von Küchengeräten wurde auf einen sparsamen Energieverbrauch geachtet.
B. Ergebnisse der Sanierung
1. WärmedämmungFür die Dämmung von Wänden, Dach, Fenster und Türen gab es einerseits Vorgaben aus dem Energie-Konzept der Fa. EST (VE) und andererseits Vorschriften der Tiroler Bauordnung (TO). Mit der von der Fa. Saurer gewählten Realisierung (IST) wurden in allen Fällen bessere Wärmedurchlässigkeits-Werte (W/m2K) erreicht.
VE TO IST
Außenwände (Beton od. Ziegel) 0,35-0,45 0,35 0,19
Außenwände (Holz + Dämmung) 0,40-0,50 0,35 0,19
Dach 0,30 0,20 0,18
Verglasungen (Fenster, Türen) 1,70 1,70 1,20
2. Pellet-Heizung
Diese starke Wärmedämmung hat sich vor allem beim Pellets-Verbrauch ausgewirkt. Im Energiekonzept war ein Jahresverbrauch von 12 t prognostiziert worden. Im ersten Betriebsjahr wurden aber nur 8 t verbraucht, Ersparnis 33 %. Selbst wenn man den CO2-Ausstoß für die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Pellets mit 0 ansetzen kann, ergibt sich durch einen solchen sparsamen Verbrauch eine weitere Schonung von Ressourcen, z. B. weniger Energieverbrauch für Herstellung und Transport der Pellets. Weil jetzt ausreichend Wärmeenergie zur Verfügung steht, wurde der vorhandene Kachelofen nicht mehr genutzt und damit ebenfalls die Umweltbelastung reduziert. Mit der verfügbaren Pelletheizung fiel auch der Strombedarf von 9077 kW/a für die Erzeugung von Warmwasser weg.
3. Küchengeräte
Die Auswahl energiesparender Küchengeräte führte im ersten Betriebsjahr, trotz gestiegener Zahlen für Übernachtungen und Tagesgäste, zu einer Reduzierung des Gasbedarfs um 10% von 1.700 kg auf 1.525 kg.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Auf dem 4. Internationalen Fachseminar Umweltgerechte Konzepte für Berg- und Schutzhütten 2004 in Benediktbeuern wurde eine Kurzdarstellung der Zielsetzung des Projektes präsentiert.
- Bei den Informationen für die örtliche Presse wurde auf die umweltrelevanten Zielsetzungen des Sa-nierungsprojektes und die Förderung durch die DBU entsprechend hingewiesen.
- Die Ergebnisse des Projektes bezüglich der umweltrelevanten Themen sind auf den Internetseiten unserer Sektion (www.dav-wolfratshausen.de; Hütte, Generalsanierung, umweltrelevante Maßnah-men) dokumentiert.
- Diese Informationen fanden auch Eingang in das Informationsblatt Umweltmaßnahmen bei der Generalsanierung der Wolfratshauser Hütte; es wurde an die umliegenden Gemeinden, DAV-Sektionen und weitere Interessierte verteilt. Außerdem werden die Flyer auf unserer Hütte und der Kletterhalle in Bad Tölz ausgelegt.


Fazit

Die bisherigen Erfahrungen auf der Wolfratshauser Hütte haben gezeigt, dass die verwendeten Lösungen für Berghütten in vergleichbaren Höhenlagen geeignet sind. Die Sektion Wolfratshausen verfügt jetzt mit den von der DBU geförderten Maßnahmen zur Wärmedämmung und der Pelletheizung über eine zukunftsfähige Lösung für die Energieversorgung der Wolfratshauser Hütte.

Übersicht

Fördersumme

60.822,00 €

Förderzeitraum

01.06.2004 - 30.09.2005

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik