Projekt 17400/54

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme auf ausgewählten Berg- und Schutzhütten am Beispiel des Niedersachsenhauses auf 2.471 m ü. NN in der Goldberggruppe der Hohen Tauern/ Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Hannover
Ellernstr. 16
30175 Hannover
Telefon: 0511/282131

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Projektes war es, die Energieversorgung (Heizung, Warmwasser, Strom) auf dem Niedersachsenhaus durchgängig zu verbessern bzw. überhaupt zu ermöglichen. Bis dato vorhanden waren ein Dieselaggregat, eine thermische Solaranlage und eine Fotovoltaikanlage. Das Dieselaggregat versorgte im Wesentlichen den Antrieb der Materialseilbahn sowie vorhandene Großverbraucher und auch die Batterieanlage. Die Solaranlage versorgte die Küche zum Teil mit Warmwasser über einen Speicher. Die Fotovoltaikanlage versorgte die Batterien für die Niederspannungsbeleuchtung. Kochgeräte wurden über Gas betrieben, ein Holzherd war die zentrale Warmwasserversorgung für den Küchengebrauch.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Warmwasserversorgung und die Heizkörper für Gäste waren nur äußerst eingeschränkt nutzbar und erfolgten nur bei ausreichendem Speicherangebot. Die Brauch- und Trinkwasserversorgung (UV-Anlage) erfolgt durch eine Quellfassung mit Pumpen und ausreichenden Speichervolumen außerhalb des Hauses. Die primäre Brauchwasserversorgung wird durch Zisternen im und am Haus sichergestellt. Mittels eines Abwasserkanals werden Küchen - und Sanitärwässer ins Tal geleitet. Ein Fettabscheider ist vorgeschaltet. Um eine ökologisch und vollständige Energieversorgung zu erreichen, erstellte in Absprache mit dem Hauptverein des DAV die Firma Siemens/Linz ein Energiekonzept als erweiterte Insellösung mit dem Schwerpunkt der umweltgerechten Energieversorgung (Rapsöl) und gleichzeitiger Optimierung der Energieverbraucher. Dieses Konzept war darauf ausgelegt, das vorhandene Dieselaggregat durch eine Rapsölmaschine zu ersetzen und nachgeschaltete Techniken (Wechselrichter und Steuerungen) und vorhandene Fotovoltaik- und Batterieanlage zu kombinieren und zu vervollständigen. Die Wärmeabgabe des BHKW war dabei für die Brauchwassererwärmung und die Heizungsanlage vorgesehen.
Größere Umbauten innerhalb des Hauses bestanden darin, die Elektroschaltzentrale im Erdgeschoss auszubauen und eine Wechselrichteranlage mit den Steuerungen und Verbindungen einzubauen. Fluchtwegbeleuchtungen in den Fluren und im Treppenhaus wurden gleichzeitig installiert. Eine Optimierung des gesamten Niederspannungsbereiches erfolgte ebenfalls. Für die Warmwasserbereitung und -speicherung wurden Pufferschichtenspeicher eingebaut, um den thermischen Tagesbedarf vorzuhalten. Hierzu musste im 1. OG ein Sanitärraum statisch angepasst werden. Zur Lastabtragung des Speichervolumens waren erhebliche Eingriffe (Stahlträgerinstallationen mit Stahlbeton) in das Tragwerk notwendig. Im Kellergeschoss wurden getrennte Sanitärraume geschaffen, hierfür musste ein Winterraum umgebaut werden. Auch die Toilettenanlagen wurden saniert (Lüftung, wasserloses Urinal etc.). Die vorhandenen zwei Duschen wurden mit Zeit- und Münzautomaten versehen.

Für das Rapsölaggregat mit dem dazugehörigen Lagerungsvolumen (2.000 l) musste ein separates Betriebsgebäude an dem vorhandenen Seilbahngebäude erstellt werden. Hierzu plante das Architekturbüro Aigner ein Gebäude mit flachem Satteldach im üblichen Baustil (Massivbau mit Lärchenholzverschindelung und Blechfalzdach). Das Gebäude hat drei von außen zugängliche Räume (BHKW, Rapsöllager, Abstellraum). Hierzu musste der Felskamm abgestemmt werden. Alle baubehördlichen und gewerbe-rechtlichen Genehmigungen wurden eingeholt und erteilt. Alle Einzelgewerkvergaben erfolgten nach be-schränkten Ausschreibungen an heimische Betriebe. Der Architekt war mit Planung und Bauleitung beauftragt. Großtransporte erfolgten mittels Hubschraubereinsatzes, Kleintransporte mit der sektionseigenen Materialseilbahn.


Ergebnisse und Diskussion

Nach Erteilung rechtlicher Genehmigungen, der Zustellung des Förderbescheides und der durchgeführten Ausschreibungen wurde im Juni 2005 mit den Maßnahmen begonnen. (Betriebsgebäude, BHKW, Elektrotechnik und Warmwasserbereitung). Die Hochbaumaßnahme konnte noch 2005 abgeschlossen werden, die Maschinentechnik etc. war Ende September 2006 fertig gestellt (reine Bauzeiten nur rund fünf Monate, Verzögerungen durch Witterungseinflüsse, Austausch der Batterieanlage und defekte Materialseilbahn).
Ab Juli 2007 mussten wiederholt Anpassungen der Technik vorgenommen worden. Es traten immer wieder Störungen auf, die vom Planer und dem ausführendem (Fa. Siemens) zögerlich untersucht und be-hoben wurden. Im September 2007 erfolgte eine Abnahme, die noch eine Anpassung der Rapsölzufuhr erforderlich machte. Der frühe Wintereinbruch 2007 verhinderte weitere Abnahmen durch den Hüttenreferenten. Die Probeläufe in 2007 zeigten aber, dass eine Optimierung der energetischen Hüttenversorgung eingetreten war. Die Probeläufe und die Betriebserfahrungen in 2008 und 2009 belegten die erzielte Optimierung der energetischen Hüttenversorgung. Die Verbrauchsanpassungen unter Austausch von Einrichtungen des Gastbetriebes in Bezug auf das umgesetzte Energiekonzept zeigten Wirkung in den Energieaufwendungen und im Ablauf des Hüttenbetriebes. Die Betriebsabläufe der Hütte und Küche wurden nicht mehr eingeschränkt oder gestört. Die Versorgung der Waschräume mit Warmwasser, der neuen Lüfter für den Betrieb des Trockenraumes und die ausreichende Beheizung der ganzen Hütte sind nun gleichzeitig gewährleistet. Bei geringerem Energieverbrauch ist eine deutlich bessere Nutzung der eingesetzten Energiezufuhr mit dem umweltfreundlichen Rapsöl, der Fotovoltaik- und thermische Solaranlage sowie der Nutzung der Abwärme möglich geworden. Bedingt durch den Wechsel der Hüttenwirte konnten genaue Verbrauchszahlen zu Rapsöl und KW-Leistung ab der Saison 2010 durchgängig aufge-zeichnet und weitergegeben werden. Die baubehördliche Abnahme fand im Jahr 2010 statt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Sektion bereitete für das 9. Internationale Fachseminar in Benediktbeuern am 28. Februar 2009 einen Vortrag zum Demonstrationsprojekt vor (siehe Tagungsband des ZUK auf den Seiten 179 - 185). Die Ergebnisse des Projektes wurden darüber hinaus im Rahmen des 10. Internationalen Fachseminars Umweltgerechte Ver- und Entsorgungskonzepte für Berg- und Schutzhütten am 19. Februar 2010 im ZUK Benediktbeuern von der Sektion Hannover präsentiert. Das Demonstrationsprojekt ist einschließlich Diskussion im Tagungsband des ZUK auf den Seiten 85 - 99 ausführlich dargestellt. Das am 11.08.2008 erschiene Begleitbuch Umwelttechnik für alpine Berg- und Schutzhütten der DBU zur Förderinitiative enthält das Hüttenportrait des Niedersachsenhauses auf den Seiten 267 - 271.


Fazit

Das vorhandene Dieselaggregat wurde 2007 verkauft und abgeflogen. Das Niedersachsenhaus wird nun mit einer innovativen und regenerativen Energieversorgungsanlage betrieben. Der herkömmliche Betrieb mit fossilen Dieselkraftstoffen oder Heizöl ist damit ausgeschlossen und der maximale Energieverbrauch durch die BHKW-Leistung auf viele Jahre sinnvoll auf ein vernünftiges Maß begrenzt.

Übersicht

Fördersumme

114.879,00 €

Förderzeitraum

23.02.2005 - 22.02.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik