Projekt 17400/43

Demonstration umweltgerechter Ver- und Entsorgungssysteme auf ausgewählten Berg- und Schutzhütten am Beispiel der Göppinger Hütte auf 2.245 m ü. NN im Lechquellengebirge in Vorarlberg/ Österreich

Projektträger

Deutscher Alpenverein (DAV) e. V. Sektion Hohenstaufen/Göppingen
Mittlere Karlstr. 124
73033 Göppingen
Telefon: 07161-69307

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Göppinger Hütte liegt in einem Karstgebiet. Die Quellhorizonte liegen ca. 300 Höhenmeter tiefer als die Hütte. Die Wasserversorgung erfolgt durch Schmelzwasser eines nahe gelegenen Schneefeldes bzw. durch Regenwasser. In Trockenperioden, wie z.B. im Sommer 2003, musste die Hütte zeitweise aus Wassermangel geschlossen werden. Durch den Einbau von Kompostklos mit Urinseparierung sollte der Wasserverbrauch erheblich verringert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt wurden im laufenden Jahr die Außenanlagen zum Reinigen des Grauwassers (Abwasser aus Waschräumen und Küche) erstellt. Das Abwasser aus den Waschräumen und die über einen Fettfang geleiteten Abwässer aus der Küche werden über eine Filtersackanlage geführt, in der alle festen Anteile durch die 2 x 4 Filtersäcke zurück gehalten werden. Die zurück gehaltenen Feststoffe werden gemeinsam mit den Reststoffen aus den Toiletten auf dem unten genannten Kompostplatz verrotten.
Das durch diese Vorklärung behandelte Grauwasser wird einem bewachsenen Bodenfilter zugeführt und anschließend über einen Kontrollschacht im Boden versickert. Bei diesem Wasser müssen die Grenzwerte der Extremlagenverordnung eingehalten werden. Der Bodenfilter ist ca. 150 m von der Hütte entfernt und wird von dem Wasser im natürlichen Gefälle erreicht. Er umfasst eine Fläche von 90 m² und besteht im Wesentlichen aus drei wirksamen Schichten (Drainschicht, Filterschicht, Deckschicht mit Verteilsystem). Die Kiesfraktionen umfassen Betonkies 8/16 mm Durchmesser und gebrochenen Sand in Korngrößen von 0 bis 4 mm. Nach Inbetriebnahme wird der Filter mit der Hainimse (Luzula Alpina) begrünt. Das Material aus den Komposttoiletten wird in voneinander getrennten und abgeschlossenen Behältern für 1 Jahr im Untergeschoss der Hütte gelagert und für weitere zwei Jahre auf einem einzurichtenden Kompostplatz nachkompostiert. Anschließend wird das vererdete Material (ca. 500 kg pro Saison) zu einer nahe gelegenen Deponie geflogen und dort gelagert. Der Urin aus den Separationstoiletten und den wasserlosen Urinalen wird gesammelt und in regelmäßigen Abständen mit der Materialseilbahn abgeführt. Er wird in den vorhandenen Güllebehälter einer Almgenossenschaft bei der Talstation gegeben und einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt. Es wird eine Urinmenge von 3 - 4 m³ pro Saison erwartet.


Ergebnisse und Diskussion

Trockentoiletten:
Da für die Göppinger Hütte sehr wenig Wasser zur Verfügung steht wurde entschieden, Trockentoiletten in der Hütte zu integrieren. Die Trockentoiletten wurden eigens für die Göppinger Hütte entwickelt und wurden somit auf die dortigen Randbedingungen angepasst. Die Toiletten bestehen aus einem Auffangkorb mit innen liegendem Filterflies, einem Deckel mit Abwurfrohr. Als Toilette wird eine schwedische Trenntoilette verwendet. Der Urin wird separat abgeleitet, gespeichert und abtransportiert. Die Feststoffe werden so weit wie möglich feuchtigkeitsfrei gesammelt und anschließend auf einer definierten Freifläche weiter getrocknet. Die Toiletten sind in der Saison 2009 in Betrieb gegangen. In diesem Jahr traten durch die Toilette keine nennenswerten Geruchsprobleme im Gästebereich der Hütte auf. Der separate Raum zur Feststoffsammlung muss über einen elektrisch angetriebenen Ventilator zwangsentlüftet werden. Weiterhin wurde festgestellt, dass die Besucher sehr viel Toilettenpapier nutzen, sodass die Zugabe von Sägespänen oder anderen Zuschlagsstoffen kaum notwendig ist. Im Vergleich zu Spültoiletten ist eine häufigere Kontrolle und Reinigung durch das Hüttenpersonal notwendig, da die Besucher die Nutzung und Reinigung von Trockentoiletten nicht gewohnt sind. In der Hütte wurde ein Urinal in der Herrentoilette eingebaut. Der Urin wurde in einem Tank gesammelt.

Grauwasserreinigung:
Die für die Reinigung des Grauwassers errichtete Pflanzenkläranlage wurde zwar schon sehr früh gebaut, ist aber ebenfalls erst in der Saison 2009 mit der vollen Belastung aus der Hütte beaufschlagt worden. Die Vorreinigung erfolgt in einer Filtersackanlage. Da es sich um Grauwasser handelt, mussten Säcke mit einer geringen Maschenweite eingesetzt werden. Es wurde festgestellt, dass bis zum August sehr wenige Feststoffe in den Säcken verblieben sind. Das Grauwasser der Göppinger Hütte scheint sehr feststoffarm zu sein. Der Bodenfilter wurde mit 4 unterschiedlichen gängigen Feuchtgebietspflanzen im Frühjahr 2008 bepflanzt. Es sollte hierbei getestet werden, welche der Sorten vor Ort überlebensfähig ist. In der ersten Saison konnte gesehen werden, dass alle Sorten gut angewachsen sind, trotz der Höhe und den extremen klimatischen Bedingungen auf einer Höhe von 2.245 m ü NN. Das gereinigte Abwasser aus dem Bodenfilter hat nach einer ersten Probenahme sehr niedrige Ablaufwerte gezeigt. Durch die Baumaßnahme wurde der umliegende Boden sehr stark gestört, sodass es im ersten Jahr Abschwemmungen von Kies, Geröll und Erde in den Bodenfilter gab. Diese Einschwemmung von Boden wurde im Folgejahr entfernt und ein Gerinne zur Ableitung des Regenwassers errichtet. Die Grauwasseranlage ist wartungs- und energiearm. Somit kann der Betriebsaufwand für den Hüttenwirt als gering bezeichnet werden. Weiterhin wird sehr wenig Energie für den Betrieb der Beschickungspumpe benötigt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Abwasser- und Energiekonzept wurde auf dem Symposium in Benediktbeuern im Februar 2009 präsentiert. Weiterhin wurden zwei Faltblätter für die Hüttenbesucher entwickelt und gedruckt. Eine Informationstafel für die Hütte ist in Planung und konnte bis zu diesem Zeitpunkt nicht realisiert werden. Jährlich erscheint ein Hinweis in der Lokalpresse auf den Stand der Baumaßnahmen und auf die DBU-Förderung.
In dem DBU-Handbuch Umwelttechnik für alpine Berg- und Schutzhütten sind die Anlagen und das Energiekonzept ausgiebig beschrieben. Die Informationen erhielt Frau Menz (Herausgeberin des Handbuchs) von Vertretern der Sektion Hohenstaufen Göppingen bei einem Termin vor Ort.


Fazit

Nach einer langen Umbauphase sind nun die Energieanlage, die Abwasseranlage und der Anbau der Hütte fertig gestellt worden. Bauen muss im Vorhinein gut geplant und begleitet werden. Randbedingungen wie Pächterwechsel bedeuten oft andere Bedürfnisse und Umplanungen. Weiterhin sind in den letzten Jahren viele Verordnungen, die den Hüttenbetrieb betreffen, novelliert worden. Hier haben sich die Baumaßnahmen mit den Vorgaben aus diesen Novellierungen überschnitten, sodass zusätzlicher Planungsaufwand und Verlängerungen der Bauphase die Folge waren, vor allem da die Bau- u. Bewirtschaftungsphase lediglich ca. 4 - 5 Monate beträgt. Dies ist im Vorhinein nicht absehbar, so dass die für die Tallagen in den Bewilligungen genannten Bauzeiten in der Regel nicht eingehalten werden können. In den nächsten Jahren können Betriebserfahrungen gesammelt und die Anlagen weiter auf die Bedürfnisse der Besucher, der Hüttenpächter und der Sektion abgestimmt werden.

Übersicht

Fördersumme

118.877,00 €

Förderzeitraum

14.07.2003 - 18.02.2006

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik